Erfolgskreislauf

Ist Ihnen aus dem Stand schon einmal ein Überraschungserfolg gelungen, liebe Ladys?

Etwas, was man vielleicht mit »Anfängerglück« quittieren würde?

Möglicherweise bei etwas, was Sie noch nie vorher gemacht haben?

An das Sie völlig naiv herangegangen sind und es dann einfach so funktioniert hat?

Und wenn Ihnen das schon einmal passiert ist, haben Sie sich selbst dabei erwischt, wie Sie, »Ich weiß gar nicht, was die alle erzählen? Das ist doch voll easy!«, geträllert haben?

 

Die Frage ist, wie Sie danach weiter vorgegangen sind …

 

Ich habe diese Situationen schon häufig in meinem Leben erlebt, und das auf ganz anderen Ebenen als auf den Sport bezogen. Als Vertrieblerin beispielsweise hat bei mir eine neue Akquisephase (ich war Verkaufsleiterin für verschiedene Lifestylemagazine) immer, immer, aber wirklich immer gut angefangen. Meist kamen die ersten Aufträge ohne größeres Zutun meinerseits. Das beflügelt und spornt zu Höchstleistungen an.

Dass eine Phase aber so weitergeht, habe ich im Vertrieb nie erlebt. Meist folgt auf einen fulminanten Start eine Durststrecke, die mindestens doppelt so lang ist. Und erst als ich kurz davor war, an die Geschäftsführung zu schreiben, dass ich das Umsatzziel erstmalig nicht erreichen würde, zog es wieder an.

Ich habe mich damals häufig gefragt, woran es liegt, dass sich diese Phasen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit jedes Mal so ereignen.

Ist es meiner Vorgehensweise geschuldet, oder ist es eine Art automatischer Kreislauf?

Ich glaube an Letzteres.

Um genau zu sein, ich denke, es ist der Kreislauf des Erfolgs.

 

Diesen Kreislauf beobachte ich bei Ticketverkäufen für ein neues Seminar oder eine Tour und letztlich auch beim Schreiben. Ein neues Buch startet meist supergut. Es fließt aus mir heraus, es sprudelt nur so, und das ist die Bestätigung für mich, dass es mein Thema ist.

Als Frau, die zu Übersprunghandlungen neigt, muss ich achtgeben, dass ich in dieser Schreibphase nicht den Verlag anschreibe mit dem Versprechen: »Ich kann das Buch voraussichtlich sechs Monate früher abgeben!«

Weil ich den Kreislauf nach acht Büchern bereits kenne, weiß ich: So wird es nicht weitergehen. Nach dem locker-leichten Auftakt folgt eine Durststrecke, die mich manchmal an meiner gesamten beruflichen Existenz zweifeln lässt.

»Ich glaube, Schreiben ist nix für mich, Mama«, jammere ich bei meiner Mutter herum.

»Ja, natürlich. Es war ja noch nie Deins«, gibt sie mittlerweile spöttisch zurück.

Auch sie kennt den Kreislauf.

»Was ist nichts für dich, Mama?«, fragt der Große beim Reinkommen.

»Schreiben.«

»Ach, Mama, ist es wieder so weit? Willst du wieder aufhören?«

»Was heißt denn hier ›wieder‹?«

»Das hast du doch jedes Mal«, wirft jetzt auch der Kleine ein.

»Mal willst du schreiben, mal nicht«, wandelt meine Mutter den berühmten Loriot-Sketch ab.

Da meine sensible Künstlerseele in diesem Haushalt offensichtlich nicht allzu ernst genommen wird, schreibe ich halt einfach weiter.

Und das ist, wenn Sie mich fragen, die entscheidende Stelle des Kreislaufs. Hier stellt sich nämlich heraus, ob es überhaupt ein Kreis wird. Oder ob Sie schon vorher aussteigen.

Es ist keine Kunst, einer Sache treu zu bleiben, die gut klappt und die keinerlei Anstrengung bedarf. Die Frage ist, ob Sie es auch schaffen dabeizubleiben, wenn es nicht rundläuft. Wenn Erfolge auf sich warten lassen und es unsere Aufgabe ist, die Zufriedenheit im Machen zu finden.

Wenn ich immer dann, wenn ich einfach keine neuen Kunden gewinnen konnte, aufgehört hätte, den Kontakt zu ihnen zu halten, hätte es auch niemals eine Erntezeit gegeben.

Es ist ein Säen und Ernten. Und das Säen, das muss Spaß bringen. Bringt es aber nicht immer, weiß ich! Dann müssen Sie es sich so lange drehen, bis es eben Spaß bringt.

Und zwischen Ernten und Säen gilt: atmen! Und vertrauen! Und vielleicht, die Erfolge auf anderen Ebenen zu erkennen und sich darüber zu freuen.

In meiner Zeit als Vertrieblerin war das oftmals der gute Kontakt zum Kunden, den ich hielt, auch wenn ich keinen Auftrag bekam. Ich wusste, was den Kunden bewegt, was ihm wichtig ist und auch, wann ich mich zurückziehen sollte, um ihn stattdessen vier Monate später erst wieder zu kontaktieren.

Beim Buchschreiben packe ich in der Zeit, in der nichts aus mir herausfließt, Dinge oben hinein. Das heißt: Ich belese mich. Gern zu ganz anderen Themen als das, womit ich mich beschäftige. Ich schaffe so Kreuzverweise im Hirn. Erkenne, wie verschiedenste Themen zusammenhängen. Letztlich auch, damit solche Kapitel wie dieses hier entstehen können, die mit dem Laufen nur indirekt zu tun haben.

 

Auf das Thema »Laufen« bezogen, verhält sich der Kreislauf des Erfolgs meiner Meinung nach gern wie folgt:

Ich äußerte den Wunsch: »Ich möchte gern eine Stunde durchlaufen.« Den äußerte ich zuallererst mir gegenüber. Dann vielleicht der Familie oder Freunden und vielleicht sogar dem Universum gegenüber.

Und dann lief ich die Stunde aus dem Stand.

Das ging damals einfach so, ohne große Anstrengung. Ein fulminanter Start.

Im Irrglauben ist jetzt die, die glaubt, dass das immer so gut klappen wird.

Nix da! Jetzt kommt die Durststrecke.

Das zweite Mal schaffte ich es eben nicht. Ich brach nach 45 Minuten ab, und auch die nächsten Male kosteten mich derart viel Anstrengung, dass ich kurz geneigt war, wieder ganz mit dem Laufen aufzuhören. »Bringt ja nichts!« oder »Ich baue gar keine Kondition auf« oder »Dann bleibe ich eben bei der halben Stunde, ist mir doch egal«.

 

Ich glaube, dass der Körper nach diesen Anfangs-Überraschungserfolgen ruft: »Schau her, das steckt in dir!« Und dann fügt er etwas leiser hinzu: »Das ist aber nur ein kleiner Vorgeschmack. Glaub nicht, dass das immer so gut klappt. Um diesen Zustand dauerhaft zu erreichen, musst du hart arbeiten!«

Also säen.

Und wenn es allzu mühselig wird, dann holen Sie sich die Bestätigung auf einer anderen Ebene. Einer naheliegenden anderen Ebene.

Ich ging in dieser Phase in der Eifel wandern. Eine gute Zehn-Kilometer-Runde, die ich nur unternehme, wenn ich Zeit habe. Es ist eine anspruchsvolle Runde mit ordentlichen Steigungen. Und als ich oben war, merkte ich plötzlich, dass ich nicht aus der Puste war. Ich empfand die Strecke als nicht die Spur anstrengend, und die 1 :10 Stunden fühlten sich wie eine knappe halbe Stunde an.

Und da merkte ich: Ach, schau an, liebe Kondition, da bist du ja! Für dich mache ich das Ganze letztlich ja. Neben ganz vielen anderen Gründen. Und es klappt.

 

Das Einzige, was Sie für diesen Blickwinkel brauchen, ist:

Achtsamkeit. Und: Dankbarkeit.

Und mit diesem Schwung, da begeben Sie sich wieder auf die unvermeidliche Durststrecke, die vielleicht gar keine ist. Vielleicht ist diese Phase nämlich eine unausgesprochene Einladung zu: Jetzt nimm dir die Zeit und achte auf die Blumen!

Und irgendwann stellte ich mich wieder der Stunde, und schwups war sie da, wie das Umsatzziel, die Ticketverkaufszahlen und das fertige Buch!