Erinnern Sie sich an das Kapitel über den »Flow« im Glücksbuch?
Dieser Glückszustand, der erreicht wird, wenn man so vertieft in eine Sache ist, dass sie einem fast wie von selbst von der Hand geht. Der Zustand, der gern auch mit »Der Welt entrückt sein« beschrieben wird.
Läufer und Läuferinnen kennen diesen Zustand und nennen ihn das »Runner’s High«. Nicht alle erreichen ihn, das muss man an dieser Stelle gleich dazusagen.
Die Wissenschaft ist ihm schon lange auf der Spur, denn viele LäuferInnen berichten von Gefühlen, die darauf schließen lassen, dass im Körper Dinge passieren, die wir als »Rausch« bezeichnen, wenn Drogen konsumiert werden.
»Joggen schüttet Glückshormone aus«, ist die gängige Bezeichnung für dieses Phänomen. Die Forschung kann dies sogar im Blut nachweisen, allerdings nicht im Hirn. Die Blut-Hirn-Schranke scheint dem Glücksrausch standzuhalten. Und dennoch werden diese rauschähnlichen Zustände von LäuferInnen immer wieder geschildert.
Endgültig geklärt ist das Phänomen also noch nicht, man geht jedoch davon aus, dass der Körper in der Lage ist, Stoffe zu produzieren, die Morphium sehr ähnlich sind. Und die führen dann dazu, dass Menschen nach einem Lauf berauscht, aber auch angst- und schmerzfrei sind.
Da die Hormonausschüttung bei Menschen ein individueller Prozess ist, lässt sich nicht vorhersagen, wer wann in diesen tranceähnlichen Zustand gelangt – und vor allem nicht, wie.
Ich habe Ihnen in diesem Buch an zwei Stellen davon berichtet, in welche Stimmung mich das Laufen getragen hat. Einmal bin ich fast eingeschlafen, und nach dem Halbmarathon fühlte ich mich tagelang wie berauscht. Beide Male erwischte mich dieser Zustand mehr oder weniger spontan. Sprich: Ich habe ihn nicht provoziert, geschweige denn mir morgens vorgenommen: »So, heute laufe ich mal in das Runner’s High!«
Es kam von selbst.
Beim Halbmarathon musste ich dafür über eine kleine Schmerzebene laufen. Ob das aber die Voraussetzung für das Hochgefühl danach war, weiß ich nicht.
Was die Forschung wohl sagen kann, ist, dass man das Runner’s High beim Joggen, aber leider nicht beim Walken erreicht und dass man dafür eine ganze Zeit lang gelaufen sein muss: mindestens 45 Minuten.
Für mich war es beide Male ein Erlebnis der besonderen Art, weil ich diesen Zustand mein Leben lang für Blabla gehalten und schlicht nicht daran geglaubt habe. Und erst recht nicht daran, dass ich ihn je erreichen würde.
Aber es ist passiert, und es war wundervoll!
Das Runner’s High ist nicht mein Hauptgrund zu laufen, aber ich finde es wahnsinnig interessant, wozu der Körper aus eigener Kraft fähig ist.
Unabhängig vom Runner’s High, möchte ich folgende Punkte festhalten, die für mich zu einem guten Lauf dazugehören.
Ich bin schnell reingekommen.
Ich habe eine gleichmäßige Atmung.
Ich nehme meine Umgebung positiv (!) wahr.
Ich möchte niemanden umbringen.
Ich höre auf, weil ich daheim bin,
und nicht, weil ich kaputt bin.
Und um das zu erreichen, helfen mir folgende Punkte: