– Selena –
E s waren nun schon fast drei Wochen vergangen, und ich hatte immer noch keine Nachricht von Avalon erhalten. Aber mittlerweile zerbrach ich mir nicht mehr den Kopf darüber. Was auch immer auf Avalon und der Erde geschah, es lag nicht in meiner Hand.
Stattdessen konzentrierte ich mich darauf, dafür zu sorgen, dass Julian und ich am Leben blieben. Das hatte ich zumindest weitgehend in der Hand …
Am Tag nach Cassias Tod war Julian Kaiser der Villa geworden. Er hatte Octavia, Pierce und Emmet in die Arena geschickt. Da Pierce und Emmet sich so nahe standen, hatten wir damit gerechnet, dass sie sich gegen Octavia zusammentun würden. Doch am Ende hatten sich Octavia und Emmet gegen Pierce verbündet. Octavia hatte den Todesstoß übernommen. Sie hatte dabei fast genauso lustvoll ausgesehen wie während Cassias Folter.
„Das ist die Rache dafür, dass du mir letzte Woche meine Beute weggenommen hast“, hatte sie geschrien, mit Pierce’ Herz in der ausgestreckten Hand. Sie hatte sein Blut als Kriegsbemalung getragen.
Als ich später Emmet fragte, warum er sich bei den Spielen gegen seinen vermeintlich besten Freund gewandt hatte, war seine Antwort überraschend pragmatisch gewesen: Er hätte sich nicht überwinden können, Pierce selbst zu töten. Also hatte er es für das Beste gehalten, Octavia das erledigen zu lassen.
Als Nächstes hatte Octavia den Kaiserkranz gewonnen – in einem Wettbewerb, der eindeutig zu ihren Gunsten gestaltet worden war. Außer Julian und mir standen zu diesem Zeitpunkt nur noch Emmet, Felix oder Antonia zur Auswahl. Emmet war ihr persönlicher Schläger, und Felix war keine physische Bedrohung. Außerdem reagierte Octavia jedes Mal gereizt, wenn Felix auch nur in Antonias Nähe kam. Also hatte sie Julian und mich mit Antonia in die Arena geschickt. Julian hatte Antonias Tod so kurz und schmerzlos wie möglich gemacht.
In der darauffolgenden Woche hatte ich den Kaiserkranz ergattert. Da nur noch vier andere Wettkämpfer übrig waren, Julian eingeschlossen, hatte meine Entscheidung von vornherein festgestanden: Octavia, Emmet und Felix.
Dann kam der Tag des Arenakampfes. Ein Teil von mir wollte, dass Emmet Octavia ausschaltete. Ein anderer Teil wollte, dass sie überlebte – damit ich es selber tun konnte.
Aber ich ging vom logischsten Ergebnis aus: Octavia und Emmet würden sich gegen Felix verbünden. Die beiden zusammen hätten eine viel bessere Chance gegen Julian und mich, wenn es nächste Woche in die Arena ging. Felix dagegen wäre keine große Hilfe.
Ich beobachtete den Kampf mit der gleichen Ungerührtheit wie Sorcha.
„Emmet, der auserwählte Wettkämpfer des Merkur, ist offiziell aus den Spielen ausgeschieden!“, verkündete Bacchus.
Den Rest bekam ich kaum noch mit. Denn Octavias Herz hatte über ihren Kopf gesiegt. Und ich konnte es kaum erwarten, mich endlich für Cassia zu rächen.