KAPITEL 32

– Selena –

W as?“ Felix starrte mich an, als ob ich verrückt geworden wäre. „Ich würde mich nie freiwillig für die Arena melden.“

„Du lügst.“ Meine Elektrizität knisterte und knackte so stark, dass ein paar Funken auf dem Teppich landeten.

„So etwas Dummes würde ich niemals tun.“

„Du bist ein Lügner“, sagte ich zu ihm und konzentrierte mich wieder auf Octavia. „In der zweiten Woche, als du Kaiserin der Villa warst, hat er mit mir, Julian und Cassia einen Deal gemacht: Wir würden uns gegenseitig schützen, bis wir die letzten vier wären. Es war seine Idee, mit dir und Cillian in die Arena zu gehen. Um dich auszuschalten.“

„Du glaubst ernsthaft, ich würde freiwillig mit einem Verrückten in die Arena gehen?“, fragte Felix. „Er hätte mich umbringen können! Und er hätte mich auch umgebracht – wenn er es geschafft hätte, sich aus diesen Lianen zu befreien.“

„Falsch“, sagte Julian. „Octavia hätte nicht gegen dich gekämpft. Sie hätte Cillian angegriffen. Cillian hätte sich verteidigt und Octavia getötet.“

„Das waren genau deine Worte“, sagte ich. „Als du uns das Geschäft angeboten hast.“

Felix’ Augen verengten sich. „Eure Lügen ergeben nicht einmal Sinn.“

„Das sind keine Lügen“, sagte ich wütend.

„Natürlich sind sie das! Wenn ich gewollt hätte, dass Cillian Octavia ausschaltet, hätte ich ihm gesagt, wie er den Ranken entkommen kann. Aber das habe ich nicht. Weil ich wollte, dass Octavia ihn tötet.“

„Du hast es nicht getan, weil es nicht Teil unserer Abmachung war!“ Julian schlug mit der Faust auf den Beistelltisch neben ihm. Er zersprang in seine Einzelteile. „Du durftest nicht zeigen, dass du mit uns zusammenarbeitest.“

„Weil ich nicht mit euch zusammengearbeitet habe .“ Felix’ Gesicht wurde knallrot. „Und ich bin nie freiwillig in die Arena gegangen!“

„Doch. Das bist du.“ Julian machte ein paar Schritte auf Felix zu. Am marmornen Spieltisch machte er halt, hob ihn auf und schmetterte ihn gegen die Wand. Marmorstücke flogen durch die Luft, und ich musste zur Seite ausweichen, um nicht getroffen zu werden. In der Wand befand sich nun eine tiefe Delle.

Ich eilte zu Julian und legte meine Hand auf seinen Unterarm. Er war so wütend, dass ich das Blut in seinen Adern pochen spürte.

„Felix lügt“, sagte ich zu Octavia. „Und du bist zu geblendet von ihm, um es zu sehen.“

Ihr lügt“, sagte Felix mit so viel Überzeugung, dass ich mich fragte, ob er tatsächlich selber daran glaubte.

Er widerte mich so sehr an, dass ich ihm nicht einmal ins Gesicht schauen konnte.

„Willst du gar nichts dazu sagen?“, fragte ich Octavia. „Er lügt. Wenn ihr euch so nahe wärt, wie du behauptest, müsstest du es sehen können.“

Octavia beäugte Julian und mich, immer noch stumm. Dann kuschelte sie sich näher an Felix.

„Felix würde nie freiwillig in die Arena gehen“, sagte sie. „Er kennt seine Stärken und Schwächen. Er würde sich nicht so in Gefahr bringen.“

„Das würde er“, sagte ich. „Und das hat er.“

„Lügen.“ Felix ließ Octavia los und gestikulierte wild. „Lügen, Lügen, Lügen. Das sind alles Lügen ! Ich weiß es, Octavia weiß es, und die ganze Anderswelt weiß es.“

Ich schoss einen Blitz wenige Zentimeter vor Felix’ Füße. Er sprang direkt in Octavias Arme.

Schwächling .

„Du wusstest, dass Felix sich aus diesen Lianen befreien konnte“, sagte ich zu Octavia. „Du hast es gesehen. Warum hat er es dann nicht getan? Warum hat er dir nicht geholfen, gegen Cillian zu kämpfen?“

„Weil ich die Hilfe nicht gebraucht habe.“ Sie grinste selbstbewusst. „Hätte er sich fallen lassen, hätte ich uns beide vor diesen wilden Bestien schützen müssen. Das wäre nur hinderlich gewesen. Indem er oben blieb, hat er mir geholfen.“

„Weil er schwach ist“, spottete ich. „Das wundert mich, Octavia. Ausgerechnet jemand, der so stark ist wie du … man sollte meinen, dass du dir einen Besseren nehmen würdest als einen Trottel wie ihn.“

Eiskristalle breiteten sich von ihren Handflächen bis zu ihren Ellbogen aus. „Felix mag in der Arena nicht besonders stark sein“, sagte sie mit einem schiefen Grinsen. „Aber glaub mir – er ist auf weitaus wichtigeren Gebieten hervorragend.“ Sie griff nach unten und streichelte die Innenseite von Felix’ Oberschenkel. Er erschauderte vor Vergnügen.

Julian starrte Felix durchdringend an. „Er ist auf alle Fälle ein hervorragender Lügner.“

„Wie oft noch? Ihr seid diejenigen, die lügen!“, sagte Felix und fixierte Octavias Hand. „Ihr erfindet Geschichten, die nicht einmal Sinn ergeben!“

„Du wolltest, dass Cillian Octavia tötet“, sagte ich düster. „Und als dieser Plan nicht aufging, bist du schnell zu ihr rüber gehuscht wie die Ratte, die du bist.“

„Ich war von Anfang an bei ihr!“

Ich ließ Julians Arm los und schoss einen weiteren Blitz in die Nähe von Felix’ Füßen. „Gib es einfach zu!“ Ich schoss einen weiteren Blitz, und dann noch einen, bis er schließlich hinter Octavia kauerte. Sie zuckte nicht einmal mit der Wimper. „Du benutzt sie. Genauso wie du Cassia benutzt hast. So wie du jeden benutzt.“

Ich wollte einen weiteren Blitz abfeuern, aber Julian griff nach meinem Arm. „Selena“, warnte er. „Tu es nicht.“

Ich wollte ihn wegstoßen, so wütend war ich. Stattdessen zügelte ich meine Magie. Denn Julian hatte recht. Wir mussten weg von hier, bevor einer von uns etwas tat, was wir später bereuen würden.

Felix entspannte sich und lächelte süffisant. „Wir haben euch beide ausgetrickst und wir haben Cassia ausgetrickst“, sagte er. „Schluckt euren Stolz runter und gebt es einfach zu.“

„Du bist ein schleimiges Miststück“, zischte Julian. „Ich kann es kaum erwarten, dich zu töten.“ Jeder Muskel in seinem Körper war angespannt.

„Es hat keinen Sinn.“ Ich drängte Julian in Richtung der Türen. „Lass uns gehen.“

Julian blieb stehen und ballte seine Fäuste. „Die ganze Anderswelt lacht über dich, Octavia“, sagte er. „Du wirst die Spiele nicht gewinnen. Aber ich hoffe, du kannst dir die Aufnahmen im Elysium anschauen, damit du siehst, wie einfach du zu manipulieren warst.“

Er warf Felix einen letzten feurigen Blick zu, dann zog er mich aus dem Zimmer und zerrte mich geradezu in die Kaisersuite.