Da sind zunächst die vaskulären, also gefäßbedingten Ursachen. Normalerweise hören wir nicht, wie unser Blut durch die Adern fließt, es sei denn, wir befinden uns in einem absolut ruhigen Raum und stehen unter innerer Anspannung oder haben uns unmittelbar zuvor körperlicher Belastung ausgesetzt. Dies sind Situationen, in denen unsere Herztätigkeit und unser Kreislauf verstärkt beansprucht werden: Die Herzleistung wird erhöht, das Blut wird in schnelleren Stößen in das Gefäßsystem gepumpt. Dabei verstärken sich die Strömungsgeräusche des Blutes, die wir dann als Pochen oder Pulsieren wahrnehmen können. Wenn sich die Kreislauftätigkeit wieder beruhigt hat, verschwinden diese Erscheinungen von selbst.
Wenn aber unter normalen Umständen, also wenn man keiner erhöhten Belastung irgendwelcher Art ausgesetzt ist, solche pulsierenden, klopfenden Geräusche zu hören sind, dann deutet das auf eine Erkrankung. Es ist ein Zeichen dafür, dass das Blut nicht ungehindert durch die Gefäße fließen kann.
Wenn Sie unter normalen Umständen pulsierende, klopfende Geräusche hören, deutet das auf eine Erkrankung.
In erster Linie resultiert dies aus Verengungen der Blutgefäße. Diese können im Inneren der Gefäße entstehen, nämlich durch arteriosklerotische Ablagerungen oder krankhafte Auswölbungen der Gefäßinnenwände, oder aber durch äußeren Druck, am häufigsten verursacht durch eine Geschwulst der umliegenden Strukturen. Dabei drückt das unkontrolliert wachsende Gewebe von außen auf das Gefäß und verengt so dessen Lumen (Innenraum). Wenn das Lumen eingeengt ist, entstehen beim Fließen des Blutes, das ja immer noch in gleicher Menge das Gefäß passieren muss, um die entsprechenden Gewebe zu versorgen, Turbulenzen. Diese sind vergleichbar mit den Stromschnellen eines Flusses, die ja auch an verengten Stellen entstehen und rauschen. Solche Veränderungen im Bereich der Gefäße, die das Ohr versorgen, verursachen Ohrgeräusche. Diese haben in den meisten Fällen einen klopfenden Charakter und sind synchron mit dem Herzschlag.
Macht man ein paar Kniebeugen, so beschleunigt sich der Herzschlag und damit auch der Tinnitus. Diese Ohrgeräusche kann Ihr Arzt mit seinem Stethoskop als Rauschen wahrnehmen, wenn er z.B. Ihre Halsschlagader abhört oder Ihre Schädeldecke, je nachdem wo sich eine solche Verengung, fachlich ausgedrückt Stenose, befindet. Die Adern, die das Ohr versorgen, verlaufen nämlich zum einen Teil innerhalb und zum anderen Teil außerhalb des Ohres.
Auch zu hoher Blutdruck und ein Herzfehler können zu solchen objektiven Ohrgeräuschen führen, die einen strömungsartigen Charakter haben. Im weitesten Sinne gehören zu den gefäßbedingten Ursachen auch diejenigen, die zu veränderten Fließeigenschaften des Blutes führen – zum Beispiel ein Zuviel oder Zuwenig an roten Blutkörperchen.
In den meisten Fällen ist das Hörvermögen bei objektiven Ohrgeräuschen nicht beeinträchtigt. Was aber gestört sein kann, ist das Sprachverständnis bei der zwischenmenschlichen Kommunikation, da das Rauschen, das wellenartig stärker wird, vereinzelte Silben übertönen kann, sodass diese dann nicht verstanden werden.
Gefäßbedingte Störungen sind verhältnismäßig selten.
Diese gefäßbedingten Störungen sind verhältnismäßig selten. Sie können schleichend beginnen oder sich auch ganz plötzlich einstellen. Auf jeden Fall bedürfen sie einer sehr genauen abklärenden Diagnostik, da ihre Ursachen nicht ganz ungefährlich sind. Objektive Ohrgeräusche haben einen hohen objektiven Krankheitswert. Sie sind also immer sehr ernst zu nehmen.
Wenn Sie ein pulsierendes Ohrgeräusch feststellen, lassen Sie sich bitte auf keinen Fall nur rein symptomatisch behandeln, bevor Sie nicht sehr gründlich und fachkundig untersucht worden sind! Bei Gefäßanomalien ist in der Regel ein chirurgischer Eingriff nötig, um das betreffende verengte Gefäß wieder völlig durchgängig und somit auch voll funktionstüchtig zu machen.