Kapitel neunundzwanzig - Kylie
Ich verstand nicht recht, wieso genau mir Alec ausgerechnet das teuerste Schmuckstück im ganzen Laden gekauft hatte, aber ich war mir der Veränderungen in unserem Verhältnis bewusst, mit allen Privilegien und … einem Baby. Er war auf unserem Ausflug zum Haus am See viel verspielter und ich erkannte eine Seite an ihm, die mir sehr gefiel. Ich machte es mir zur Mission, diese Seite öfter aus ihm herauszubringen.
Auf der langen Fahrt zurück nach Manhattan schlief ich ein. Obwohl er mich bestimmt am liebsten hinauf ins Penthouse getragen hätte, ging ich selbst, obwohl ich es kaum schaffte. Ich war gerade noch dazu in der Lage, meine Sachen auszuziehen, sie in den Wäschekorb zu schmeißen und splitternackt ins Bett zu fallen mit nichts weiter mehr am Körper als meiner wunderschönen Diamanthalskette. Alec zog die Decke hoch und strich sie um meine Schultern fest.
„Ich wollte dich doch blöde ficken“, murmelte ich schläfrig.
„Das sparen wir uns für später auf.“ Er küsste meine Stirn und ich schloss die Augen, um in den Schlaf zu driften. „Außerdem ficke ich nicht mehr.“ Er schaltete das Licht aus und schon war ich weg.
Am nächsten Morgen erwachte ich davon, dass er mein Gesicht streichelte. „Tut mir leid, Liebling, aber es ist Zeit zum Aufstehen. Wir haben einen großen Tag vor uns.“
„Ach ja, das“, grummelte ich und reckte meine schweren Gliedmaßen.
„Ein Haufen Leute sind unterwegs zu uns. Wir haben nur noch Zeit für eine schnelle Dusche.“ Er zog mir die Decke weg und schaute hinab auf meinen nackten Körper.
„Vielleicht sollte ich das abnehmen“, meinte ich leise und entfernte das Collier, um es behutsam auf den Nachttisch zu legen. „Hast du einen Safe oder irgend so etwas, wo ich es aufbewahren kann?“ Die Frage fühlte sich seltsam an.
„Nein. Ich möchte, dass du es trägst.“ Ich erschrak kurz und dachte, dass das alles womöglich nach wie vor nur Teil der Rollen war, die wir spielten.
„Ah ja. Ich sollte mich heute wohl damit sehen lassen, zumal es ja sicher längst überall in den Medien ist, dass du’s gekauft hast.“ Ich versuchte dabei nicht allzu verbittert zu klingen.
Er nahm sanft mein Gesicht, als ich aufstand, und küsste meine Lippen. „Das ist nicht der Grund. Mir gefällt einfach nur, wie es an deinem herrlichen Hals aussieht.“ Er küsste mich noch einmal und hob mich wieder mal in die Arme. „Zeit für eine Dusche, wir kriegen bald Besuch.“
Ich konnte nur lachen. Er befahl der Dusche sich einzuschalten und wir badeten im Regenraum. Sobald er mich auf die Füße gestellt hatte, war sein Mund auch gleich auf mir und küsste mich leidenschaftlich. Er war weder grob noch wild, sondern sogar eher behutsam, zart und verführerisch. Ich hob mein Bein für seine Erektion, die während des Kusses in Windeseile emporgestiegen war. Ohne jede Mühe richtete sie sich stolz auf und füllte die Lücke zwischen uns. Ich wanderte mit der Hand hinab und streichelte ihn sanft, dann führte ich ihn mir ein.
„Das schulde ich dir ja noch“, zwinkerte ich und bewegte mich auf und nieder.
Er packte mein anderes Bein, sodass beide um seine Hüfte geschlungen waren, und sein Schwanz vergrub sich in mir. Er schob uns an die Wand, um einen besseren Hebel zu bekommen und noch tiefer einzudringen.
„Du schuldest mir gar nichts.“ Er küsste mein Schulterblatt, mein Kinn, meine Lippen.
Er bewegte sich langsam in mir und ich spürte, wie seine Größe mein Inneres weitete, jeden Nerv aufzureizen begann. Ich bewunderte seine Kraft, wie er mich einfach so halten konnte und dabei in mich stieß, mit seinem Mund nun auf meinem Nippel, den er in den Mund nahm, sog und meine Sinne damit entfachte. Obwohl das Wasser um uns plätscherte, wuschen wir uns nicht, sondern badeten viel mehr ineinander, während ich mit den Fingern durch sein nasses Haar fuhr und von innen mit weißglühender Leidenschaft übermannt wurde.
In seinem Armen hängend, nur mit seinen Küssen, seinem Schwanz und seiner Umarmung, kam ich heftig, schauderte unter dem warmen Strahl des Wassers. Als ich zum Höhepunkt kam, grunzte er und schob sich noch tiefer hinein, als ich es je für möglich gehalten hätte, und als er bis zum Anschlag in mir steckte, entlud er seinen Samen ins Zentrum meines Universums und sagte dabei jene Worte, die ich niemals zu hören erwartet hätte:
„Ich liebe dich!“
Es war in der Hitze der Leidenschaft, krächzend und ungestüm, aber es lag Wahrheit darin. Er kam von seinem Höhenflug herab und streifte mir Strähnen nassen Haares aus dem Gesicht. „Und es wird für immer so bleiben.“
Er küsste meine Lippen noch einmal und begann langsam, Seife über meinen Körper und sich selbst zu verteilen.
„Danke“, war alles, wofür meine Energie noch reichte.
Er wusch meine Haare und ich spülte sie aus, während er seine ebenfalls wusch. Als wir aus der Dusche getreten waren und uns angezogen hatten, gingen wir in den Wohnbereich und plötzlich pochte es heftig an der Tür. Alec knackte mit dem Hals und schaute mich an.
„Bereit?” Er war es, der eher nicht bereit wirkte, für mich war das nur ein ganz normaler Arbeitstag.
„Jap. Tun wir’s!“ Ich schnappte seine Hand und drückte sie ganz fest.
Alec öffnete die Tür und ein großer, schlaksiger Mann mit einem goldenen Wuschelschopf kam hereingewirbelt.
„Was denn, gehst du nicht mehr ans Telefon?“ Er betrat Alecs Wohnung setzte sich direkt an die Bar gegenüber der Küche. „Ich brauche deine Unterschrift auf diesen Unterlagen, bevor wir rüber zum Gebäude gehen. Da drüben ist der volle Medienzirkus, also werden wir da keine Gelegenheit mehr haben, das unbeobachtet zu machen.“ Dann hielt er inne und schaute mich an. „Moment. Sorry.“ Er stand auf und ging auf mich zu. „Ich bin Christian, Alecs einziger Freund. Freut mich, dich kennenzulernen, Kylie.“ Er streckte mir seine Hand hin. „Ich bin froh, dass Alec sich endlich hinter eine Wohltätigkeitsorganisation stellt. Wir versuchen schon lange, den alten Miesepeter dazu zu bringen, für irgendwas anderes zu spenden als politische Kampagnen.“ Wow, das war ein Detail, von dem ich noch nichts gewusst hatte. „Diesen Typen zu überzeugen, sich von seinem Geld zu trennen, ist keine leichte Aufgabe.“
Seltsam, dachte ich bei mir selbst, gerade hatte er noch hundertfünfzig Riesen hingelegt, als wäre es ein Münzstück für den Kaugummiautomaten.
„Ich bin froh, dass er es uns gibt.“ Ich schenkte Christian ein breites Lächeln und versuchte möglichst leicht und fröhlich zu wirken. „Es freut mich auch, dich kennenzulernen.“
„Oh, apropos Verträge. Kylie, ich brauche noch deine …“, setzte Alec an, bevor er mich ansah mit meinen nassen Haaren, die mir ins Gesicht tropften. „Vergiss es.“ Er küsste meine Schläfe und ließ den Gedanken los. „Lass uns diese Zettel unterschreiben und rüber zur Baustelle fahren.“
Da klingelte Alecs Handy. „Super“, murrte er leise.
„Was ist los?“, fragte ich und sah die Beunruhigung in seinem Gesicht.
„Deine Leute sind hinter mir her. Maralis ist unten mit einem Team Stylisten, die dich für den heutigen Tag herrichten sollen, und deine Mitbewohnerinnen wollen mich demnächst wegen Entführung festnehmen lassen. Anscheinend stehen alle unten und streiten sich mit dem Portier. Sir, lassen Sie sie einfach alle rauf“, sagte er ins Telefon und legte auf.
„Wow, wer bist du?“, fragte Christian, der die Papiere für uns zur Unterschrift säuberlich nebeneinander aufreihte.
„Schnauze“, sagte Alec nur.
Ein paar Augenblicke später fielen gefühlte hundert Leute in Alecs Heiligtum ein. Ich fühlte mit ihm mit, das war so gar nicht sein Ding.
„Kylie!“ Avery wetzte auf mich zu und warf ihre Arme um mich. „Oh mein Gott! Oh mein Gott! Was zur Hölle? Ich dachte schon, er lässt dich gar nicht mehr aus dem Käfig. Was ist passiert? Madison und ich haben uns große Sorgen gemacht.” Ich geriet in Panik, ich hatte gedacht, Alec hätte das Wochenende mit ihnen abgesprochen.
„Hat Alec euch denn nicht angerufen?“ Besorgnis kroch mir in die Knochen.
„Schon, aber ich meine, das tun Kidnapper doch immer.“ Manchmal war sie so daneben.
„Normalerweise selten bei zwei berühmten Leuten, die überall hin von Paparazzi verfolgt werden, aber wenn du dich dann besser fühlst, chille ich kommendes Wochenende zu Hause.“
Averys Gesicht begann zu strahlen. „Hallo! Ja!“
Ich lugte hinüber in Alecs Richtung und sah, dass sein Gesicht düster geworden war.
Bestimmt würde er mir doch wohl das Wochenende lassen.
Der ganze Vormittag verschwamm zu einem einzigen Brei. Wir schnitten das Band vor dem Gebäude für Every Dream durch, wo jede Menge Presseleute waren und eifrig gehupt und gerufen wurde, weil wir durch unseren Auflauf einen Verkehrsstau verursachten. Avery wachte mit Adlersauge über alles, Maralis beantwortete gekonnt alle Fragen über Alec und mich. Christian tat offizielles Zeug für Alecs Firma und zerrte ihn deshalb hierhin und dahin, und puff, war es vorbei und alle verschwunden.
„Du rufst mich am Abend besser an“, drohte Avery, als sie ging. „Und du bist dir wirklich sicher, dass das alles okay ist für dich?“
„Ich bin mir sicher“, log ich.
Sobald das große Tamtam mit den Presseleuten zu Ende war, kam Alec zu mir und schob mich etwas abseits der Menge. Ich hatte eine Rede gehalten, Alec hatte eine Rede gehalten. Ich hatte einem Straßenjungen, den ich noch nie zuvor gesehen hatte, einen Preis unserer Stiftung überreicht, von dessen Existenz ich erst jetzt erfuhr, in die Kameras gelächelt, eine riesige Plastikschere benutzt, um eine rote Schleife am Gebäude zu durchschneiden, und wir hatten uns dann vom Acker gemacht, bevor das Buffet auf dem Rasen angerichtet wurde.
Wie geplant waren Alec und ich an einen Ort etwas abseits ‚geflüchtet‘, was eigentlich ein Picknick im Central Park war, das bereits für uns hergerichtet worden war, komplett mit Sicherheitsleuten hinter den Bäumen und allem drum und dran. Alec und ich hatten so viel gelächelt, dass wir beide Muskelkater im Gesicht hatten. Ich hatte Hunger, nachdem das Frühstück weggefallen war, und ich spürte die Wirkung meiner allmorgendlichen Übelkeit, also machte ich mich mit Eifer über das Essen her.
„Ist es bei dir immer so?“, fragte er angesichts meiner entspannten Haltung.
Er wirkte ein bisschen durch den Wind.
„Das kommt schon vor. Solche Tage sind nicht ungewöhnlich. Haben wir am Abend nicht auch noch was?“ Ich hatte das Musical am Broadway schon ganz vergessen.
„Ja.“ Er verdrehte die Augen und legte sich ins Gras. „Dein Leben stinkt. Wenn ich mal in den Medien bin, ist es bei einer Pressekonferenz oder einem Geschäftsessen … Aber das hier ist Wahnsinn.“
„Ja, mein Leben ist verrückt.“ Ich aß und kam mir seltsam vor.
„Und gefällt dir all das?“ Er hatte sich zu mir gewandt.
„Nein. Aber so ist das eben, manchmal.“
„Würdest du es hinter dir lassen?“ Plötzlich war er sehr ernst.
„Das werde ich müssen, wenn ich zu dick werde. Wenigstens für eine Weile, und dann muss ich meinen Körper zurückbekommen, was vielleicht nie passieren wird, also …“ Ich dachte ungern so weit in die Zukunft, denn es machte mir ziemliche Angst.
„Was würdest du tun, wenn du kein Model wärst?“
„Mich auf meine Stiftung konzentrieren und zum Beispiel Preise vergeben, über die ich auch Bescheid weiß, klein Junior großziehen, mich mit Leuten treffen. Avery mit ihrer Modemarke helfen. In einem großen Haus am See leben, abgeschieden von der Welt.“ Ich zwinkerte ihm zu und grinste.
Und da war wieder sein bescheuertes Handy. Er war ja eh relativ normal gerade, abgesehen von seinem neuen Fotografenhobby.
„Keine Fotos mehr, Alec. Du hast genug“, bat ich.
„Also“, begann er, während er noch ins Telefon schaute. „‚Hat Kylie nun endlich Mr. Right gefunden nach den Dutzenden Mr. Wrongs?‘ Das ist die Schlagzeile: ‚Berüchtigtes Playgirl Kylie Morgan in Toronto mit Zweihunderttausend-Dollar-Halskette gesichtet.‘ Wow, ich muss ja ganz schön abgestaubt haben.“ Er zwinkerte mir zu. „‚Kylie quetscht Blair zwischen Dane Wynters und Rapper XRX? Sie hatte ja schon immer einen vollen Terminkalender, aber so voll dann auch wieder nicht. Fotos vom Ontariosee zeigen, dass sie außergewöhnlich dehnbar ist. Bald dürften wir auch schon die Hochzeitsglocken läuten hören neben dem Tapsen winziger Babyfüßchen, denn ihr Bäuchlein lässt sich allmählich nicht mehr verbergen. Endet diese Märchenromanze im Himmel oder in der Hölle? Wer weiß?‘ Und … das ist nur eine von vielen, die gerade online gehen. Es gibt noch Hunderte davon.“ Er legte das Handy weg
„Normalerweise lese ich nichts von dem Zeug. Das solltest du auch nicht, ist Gift.“ Ich gab es ungern zu, aber die vielen Gerüchte und Lügen schmerzten sehr wohl, war ich doch schließlich selbst dafür verantwortlich. Ich hatte das ganze Ding ja mitgetragen.
„Willst du nie einfach davonlaufen vor all dem?“
„Jeden Tag“, seufzte ich und hatte plötzlich keinen Hunger mehr.
„Bald schon wird das alles sein, was mir von dir bleibt. Die Schmierereien in der Zeitung, mit Glück mal ein privates Abendessen zwischen deinen Terminen. Ich will echte Bilder von dir, damit ich nicht in Versuchung komme dich zu hassen, wenn ich diese Dinge sehe und lese.“
„Was ist mit mir? Was bekomme ich? Du wirst wieder mit der halben Welt schlafen und du weißt ja, dass die Geschichten über mich Lügen sind. Aber bei dir, Alec? Das sind keine Lügen, oder doch? Das bist du. Was hab ich, um mich an dich zu erinnern? Ein Kind und eine schöne Halskette und die Abendessen und Dates, aber was bleibt mir als Erinnerung? Wie sich deine Haut auf meiner anfühlt und wie du neben mir schnarchst?“
„Und mein unglaublicher Schwanz?“ Er schmunzelte, was gut war, denn die Unterhaltung ging in keine schöne Richtung.
„Den werd ich wohl kaum vergessen.“ Ich setzte mich rittlings auf ihn und kuschelte mich an, er lehnte sich dabei gegen einen Baum.
„Das werden wir wohl dann sehen müssen, wenn es soweit ist, aber fürs Erste möchte ich einfach nur Erinnerungen an dich schaffen.“ Er stützte seinen Kopf auf meinen und wir blieben so, mitten im Central Park, und bemerkten nicht einmal, dass sich Leute um uns zu sammeln begonnen hatten. Doch auch das dauerte nicht ewig und irgendwann war es Zeit zu gehen.
Anstatt alle in seinem Penthouse zu empfangen, was ihm echt an die Nieren gegangen war, gab er nun die Adresse zu seiner anderen Stadtwohnung an. Ein Fahrer holte uns im Park ab und wir wurden in seine zweite Bleibe gebracht. Es handelte sich um ein riesiges Apartment, das den gesamten dritten Stock des Gebäudes einnahm. Ich hatte nicht viel Zeit, es mir anzusehen, denn es warteten bereits die Make-up- und Garderobeleute, und natürlich war auch Maralis da, um mich für die Show vorzubereiten.
Sobald wir eintraten, zog jemand Alec mit sich fort, und ich wurde zur Ankleide gebracht, um mein Umstandskleid anzupassen. Man sah mir zwar ein bisschen was an und mein Körper hatte sich definitiv verändert, aber viel war es nicht, also schnallte man mir kurzerhand einen Babybauch um.
„Ernsthaft, Maralis, ist das nicht vielleicht doch ein bisschen übertrieben?“ Das verfluchte Ding war so was von schräg und unbequem.
„Alec und ich haben das so vereinbart. Wir zeigen der Welt, dass du schwanger bist, er hängt alles an die große Glocke und dann machen wir nächsten Monat die Hochzeit. Ich habe eine Menge Termine für euch beiden bis dahin. Ihr geht dann luxuriös in die Flitterwochen, bekommt das Kind, lebt euch auseinander, lasst euch scheiden und zack … bist du eine reiche Frau, die aus ihrem jugendlichen Leichtsinn rausgewachsen ist und zur tollsten Singlemutter auf Erden avanciert. Vielleicht bist du dann ja auch bereit für jemand Echtes.“ Sie schloss den Reißverschluss des Kleides, als sie so sprach, und ich hätte mich beinahe übergeben. Ich hatte doch schon jemand Echtes.