WESHALB DIÄTEN NICHT FUNKTIONIEREN

Wenn Diäten scheitern, liegt das nicht an Ihrer Willenskraft. Die folgende Aufzählung zeigt: Es gibt viele Ursachen, nicht alle lassen sich unmittelbar beeinflussen und jeder Mensch hat mit anderen Faktoren zu kämpfen.

Gene

Seit es Menschen gibt, ist unser Körper auf Überleben programmiert. Dem kann auch im 21. Jahrhundert niemand entfliehen. Eine Vielzahl automatischer Programme sorgt dafür, dass wir nicht verhungern und immer ausreichend Energie zur Verfügung haben. Besonders wenn sich der Körper wie während einer Diät in einer Hunger- oder Dürreperiode wähnt, speichert er Energie in Form von Körperfett und trennt sich nur sehr ungern wieder davon.

Aufwand

Viele Diäten sind sehr aufwendig. Damit sie ihr Versprechen, in kürzester Zeit maximale Gewichtsverluste zu erzielen, auch halten können, müssen sie mit drastischen Maßnahmen arbeiten: exzessiven Sporteinheiten, einer minimalen Aufnahme und einer starken Einschränkung der Lebensmittel, die oft mühsam zubereitet werden müssen. Dieser Aufwand lässt sich kaum mit einem aus Familie, Beruf und Freizeit bestehenden Alltag vereinbaren – erst recht nicht über längere Zeit.

Heißhunger

Apropos eingeschränkte Lebensmittelauswahl: Ein solcher Ansatz beschert auch deshalb Misserfolge, weil uns der Körper auf seiner verzweifelten Suche nach Speicherenergie letztlich zum Essen zwingt. Je weniger erlaubt ist, desto größer wird die Lust auf alles Verbotene. Dies lässt sich ein paar Tage oder Wochen aushalten, doch irgendwann setzt sich der Körper mit seinem Heißhunger durch. Die Diät ist gescheitert.

Gesellschaft

Frühstück um 7 Uhr, Mittagessen um 12 Uhr und Abendessen um 18 Uhr: Dieser Tagesablauf ist in der Vorstellung vieler Menschen im deutschsprachigen Raum fest verankert. Wir essen dann unabhängig vom tatsächlichen Hungergefühl. Weil es alle so machen. Weil es schon immer so ist. Weil es gut in unseren Tagesablauf passt. Essgewohnheiten, die wir über Jahre oder gar Jahrzehnte kultiviert haben, lassen sich nicht von heute auf morgen umprogrammieren.

Tatsächlicher Energieverbrauch

Körpergewicht lässt sich nur dadurch reduzieren, dass wir mehr Energie verbrauchen, als wir aufnehmen. An dieser einfachen Regel lässt sich nicht rütteln. Wenn wir nicht wissen, wie viel Energie unser Körper jeden Tag verbraucht, ist es deshalb schwierig, über die entsprechende Ernährung und Bewegung ein Energiedefizit herzustellen. Mit Diäten können wir zwar das Gewicht auf der Waage reduzieren, bauen aber neben dem Körperfett oft auch Muskulatur ab. Dadurch verbrauchen wir weniger Energie, und wenn wir weiter abnehmen möchten, müssen wir die Nahrungszufuhr noch weiter drosseln. Wird dies nicht berücksichtigt, ist die Gewichtsabnahme zum Scheitern verurteilt.

Nahrungsmittelangebot

In Westeuropa leben wir in einer Umgebung, in der Nahrung 24 Stunden am Tag und 365 Tage im Jahr verfügbar ist – und das in rauen Mengen. Wir sind selbst dann ständig von oft hochkalorischem Essen umgeben, wenn wir gar keinen Hunger haben. Und wenn etwas da ist, greifen wir leider auch zu. Schließlich sind wir – wie oben beschrieben – genetisch darauf programmiert, Energiereserven aufzubauen. Hinzu kommt die verführerische Vielfalt, aus der wir schöpfen können. Sie verleitet uns dazu, sogar dann öfter und mehr zu essen, als eigentlich nötig wäre, wenn wir gerade Diät halten.

Motivation

Viele Diäten scheitern bereits daran, dass wir nicht so recht davon überzeugt sind, Gewicht verlieren zu wollen. Wenn die Motivation für eine kurzfristige Ernährungsumstellung auf einen ärztlichen Rat (»Sie müssen jetzt aber wirklich auf Ihr Gewicht achten!«), auf den Wunsch der Partnerin oder des Partners (»Dünner hast du mir besser gefallen!«) oder auf die Angst vor der Meinung anderer zurückgeht (»Hast du gesehen? Sie ist wieder aus dem Leim gegangen! Wusste ich es doch, dass sie ihr Gewicht nicht halten kann!«), reicht sie meist nicht aus, um eine echte Veränderung zu bewirken. Extrinsisch, also von außen motivierte Diäten sind lange nicht so wirkungsvoll wie intrinsisch motivierte Diäten, nachdem vollkommen verstanden wurde, weshalb eine Gewichtsreduktion sinnvoll ist.

Unrealistische Ziele

Die meisten Menschen, die sich unrealistische Ziele stecken und beispielsweise innerhalb von sechs Wochen 8 Kilogramm abnehmen möchten, werden mit ihrem Vorhaben scheitern. Ein solcher Gewichtsverlust ist zwar durchaus möglich. Aber die Maßnahmen, die sie dazu ergreifen müssen, sind für die meisten Abnehmwilligen auf längere Sicht nicht durchzuhalten – nicht einmal sechs Wochen lang. So weit reicht ihre oft rein extrinsische Motivation nicht.

Individualität

Jeder Mensch ist anders und jeder Körper auch. Die eine Diät, die bei allen Menschen funktioniert, gibt es nicht. Während die einen gut damit fahren, Kohlenhydrate zu reduzieren, sind die anderen besser damit bedient, weniger Fett zu essen. Dies ist nur ein Beispiel für einige der vielen Faktoren, welche die Körperfettreduktion beeinflussen. Wenn die gewählte Diät nicht zum eigenen Körpertyp passt, wird sie auf lange Sicht auch dann keine Erfolge bescheren, wenn sie angeblich bei Millionen anderen funktioniert.

Stress

Dass eine drastische Diät Körper und Geist belastet, ist nicht verwunderlich. Wenn wir unter Termin- und Zeitdruck stehen, wie dies bei aufwendigen Diäten mitunter der Fall ist, können wir unser Essverhalten weniger gut kontrollieren. Diäten scheitern schneller, als uns lieb ist. Hinzu kommt, dass wir in längeren Stressphasen mehr Magnesium benötigen als sonst. Sind wir nicht ausreichend damit versorgt, kommt es zu Stoffwechselstörungen, die ihrerseits stille Entzündungen und die vermehrte Einlagerung von Fett begünstigen können.