Störungen des Stoffwechsels entwickeln sich nicht über Nacht. Es handelt sich um langfristige Prozesse, die nicht sofort Probleme, Schmerzen oder Symptome verursachen. Doch je früher man mögliche Störungen erkennt und aktiv wird, desto besser lässt sich dagegen angehen.
Die Früherkennung möglicher gesundheitlicher Probleme eröffnet bei einigen Erkrankungen wie Stoffwechselstörungen, geringfügig erhöhten Entzündungswerten oder einem leichten Bluthochdruck noch die Option, ohne die Einnahme von Medikamenten eine Besserung zu erzielen. Dies fordert vor allem ein tieferes Verständnis dafür, dass Übergewicht nicht nur ein Zuviel an Körperfett bedeutet, sondern zahlreiche Stoffwechselprozesse im Körper gestört sind. Es bedeutet aber auch: Der Stoffwechsel lässt sich leichter ins Gleichgewicht bringen, wenn man sich frühzeitig aktiv darum kümmert. Im Anfangsstadium kann dies durch eine Umstellung des Lebensstils geschehen (siehe >).
Hat man allerdings das Gefühl, dass Wohlbefinden und Gesundheit bereits beeinträchtigt sind, ist zunächst ein medizinischer Check-up zu empfehlen. Ab einem Alter von 35 Jahren sollte man ohnehin überlegen, mögliche Risikofaktoren abklären zu lassen. Das heißt im Hinblick auf den Stoffwechsel, dass noch keine manifeste Erkrankung vorliegen muss. Allerdings besteht eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass sich in der Folge eine Erkrankung entwickelt. Dies ist nicht unausweichlich, aber die Wahrscheinlichkeit dafür ist erhöht.
Diese Erkenntnisse leiten sich aus großen Bevölkerungsstudien ab, die eine überdurchschnittliche Erkrankungshäufigkeit bei Personen mit bestimmten Merkmalen zeigen konnten. Die Risikofaktoren Bluthochdruck, Diabetes-mellitus-Vorerkrankung, Fettstoffwechselstörungen im Sinne erhöhter oder fehlregulierter Blutfettwerte, starkes Übergewicht sowie ungesunde Verhaltensweisen wie Rauchen, körperliche Inaktivität und Fehlernährung sind mit einer höheren Wahrscheinlichkeit einer Herz-Kreislauf-Erkrankung verbunden. Meist ist es sogar so, dass sich das Risiko noch einmal deutlich erhöht, wenn gleich mehrere Risikofaktoren zusammenkommen, zum Beispiel Übergewicht in Kombination mit Rauchen.
In einem solchen Fall ist ein medizinischer Check-up besonders dringend angeraten. Werden solche Risiken frühzeitig erkannt, eröffnet dies auch die Möglichkeit, früh aktiv einzugreifen. Wird zum Beispiel ein leicht erhöhter Blutdruck diagnostiziert oder werden etwas erhöhte Blutfettwerte festgestellt, kann man mit dem Arzt zunächst über eine Veränderung der Lebensgewohnheiten sprechen, ohne gleich Medikamente nehmen zu müssen. Auf diese Weise werden Patientinnen und Patienten in die Lage versetzt, selbst etwas dafür zu tun, dass sie gesund bleiben. Viele Stoffwechselstörungen sind die Folge eines Lebensstils, den wir zu großen Teilen selbst bestimmen. Auch wenn die moderne Lebenswelt viele Verlockungen schafft, sich nur minimal zu bewegen und unausgewogen zu ernähren, haben wir viele Möglichkeiten, unseren Alltag gesünder zu gestalten. Je früher wir damit beginnen, desto mehr Erfolg werden wir haben. Aber auch ein bereits gestörter Stoffwechsel lässt sich mit diesen Maßnahmen optimieren.
Eine gründliche medizinische Untersuchung ist zunächst ein guter Ausgangspunkt. Auf diese Weise können wir einerseits den aktuellen Status quo ermitteln, andererseits auch mögliche akute gesundheitliche Probleme aufdecken und abklären lassen. Denn die intensive sportliche Betätigung kann durchaus ein gesundheitliches Risiko darstellen, wenn bereits eine fortgeschrittene Erkrankung vorliegt. In einem solchen Fall sollte eine Abklärung und gegebenenfalls auch eine medikamentöse Einstellung erfolgen, damit die Betreffenden risikofrei von sportlichen Übungen profitieren können, oder die Form der körperlichen Aktivität entsprechend eingegrenzt werden. Viele Allgemeinmediziner bieten umfassende präventivmedizinische Untersuchungen an, die sich aus verschiedenen Einzelbausteinen zusammensetzen.
Ein ausführliches Gespräch ist ein wichtiger Aspekt bei der Erhebung der Anamnese.
In der Anamnese wird mithilfe von Fragebögen und Gesprächen ermittelt, ob Risikofaktoren für die Entwicklung einer Stoffwechselstörung oder anderer Erkrankungen vorliegen. Dabei werden familiäre Häufungen bestimmter Erkrankungen erfasst, aber auch mögliche Symptome, über die eine Patientin oder ein Patient berichtet, sowie Informationen zum Ernährungsverhalten, zu Alkoholgenuss oder Nikotinkonsum, zu Schlaf- und Bewegungsgewohnheiten. Eine umfangreiche Analyse der Ernährungs- und Bewegungsgewohnheiten ist unerlässlich, um sinnvolle Maßnahmen zur Anpassung des Lebensstils ableiten zu können.
Auf die Anamnese folgt die Untersuchung. Hier wird mit einer Reihe von diagnostischen Hilfsmitteln vom Stethoskop bis zu aufwendigerer Geräten nach Anzeichen für Vorerkrankungen gesucht.
Der Taille-Hüft-Quotient oder Waist-to-Hip-Ratio (WHR) ist ein Maß für das Verhältnis des Taillenumfangs zum Hüftumfang und wird oft als Indikator für die Verteilung von Körperfett verwendet. Zur Berechnung des Taille-Hüft-Quotienten muss der Taillenumfang an der schmalsten Stelle der Taille, der Hüftumfang an der breitesten Stelle der Hüfte gemessen werden. Anschließend wird der Taillenumfang durch den Hüftumfang geteilt. Wenn der errechnete Taille-Hüft-Quotient bei Frauen über 0,85 und bei Männern über 1,0 liegt, deutet dies auf eine größere Ansammlung des gefährlichen viszeralen Fetts hin. Der Taille-Hüft-Quotient ist immer im Kontext der anderen Untersuchungen zu sehen, da er keine sehr präzisen Informationen zum Risikoprofil liefert.
Die Bioimpedanzanalyse (BIA) ist eine Methode zur Bestimmung der Körperzusammensetzung. Sie wird verwendet, um das Verhältnis zwischen Muskel- und Fettmasse zu ermitteln und so Rückmeldung über den Erfolg einer Ernährungs- und Sportintervention zu bekommen. Dies ist wichtig, da sportliches Training oft dazu führt, dass der Körper an Muskelmasse zulegt. Vor allem bei Übergewicht und Störungen des Stoffwechsels ist dieser Effekt wünschenswert. Für das Körpergewicht bedeutet es aber oft auch, dass die Waage mehr Gewicht anzeigt. Dies liegt daran, dass Muskeln eine höhere Dichte haben als Fett und somit bei gleichem Volumen mehr Masse haben. In diesem Fall sollte ein Zugewinn an Gewicht nicht als frustrierend, sondern als Anlass zur Freude betrachtet werden. Dieses Wissen kann helfen, nicht ausschließlich das Körpergewicht als Indikator für eine erfolgreiche Sporttherapie zu werten. Ein Zuwachs an Muskelmasse hat viele positive Auswirkungen auf die Gesundheit und kann die erfolgreiche Therapie von Stoffwechselstörungen sinnvoll unterstützen.
Die BIA kann helfen, Veränderungen im Verhältnis zwischen Muskel- und Fettmasse unabhängig vom Körpergewicht zu erfassen. Die Analyse basiert auf der Messung des elektrischen Widerstands des Körpers gegen einen schwachen elektrischen Strom, der hindurchgeleitet wird. Das Verfahren ist schnell und nicht invasiv. Es müssen lediglich Elektroden an verschiedenen Stellen des Körpers wie Handgelenken, Knöcheln und manchmal auch an den Fingerspitzen platziert werden.
Die Aussagekraft der BIA hängt von Faktoren wie der Qualität der verwendeten Geräte, der Erfahrung des Personals und der Einhaltung der Anweisungen durch den Patienten ab. Wird korrekt gemessen, kann die BIA eine große Hilfe sein, um einen Zugewinn an Muskelmasse und den Rückgang des Körperfetts zu dokumentieren.
Die Messung des Blutdrucks ist eine wichtige Methode zur Beurteilung der Gesundheit des Herzens und der Blutgefäße. Der Blutdruck ist der Druck, den das Blut auf die Wände der Blutgefäße ausübt. Er wird in der Einheit mmHg (Millimeter Quecksilbersäule) gemessen und besteht aus zwei Werten: dem systolischen und dem diastolischen Druck. Der systolische Blutdruck ist der höhere Wert und gibt den Druck des Bluts in den Arterien an, wenn sich das Herz zusammenzieht und das Blut in den Körper pumpt. Der diastolische Blutdruck ist der niedrigere Wert und gibt den Druck des Bluts in den Arterien an, wenn sich das Herz entspannt und das Blut wieder in die Herzkammern zurückfließt. Ein normaler Wert liegt bei etwa 120/80 mmHg.
Ein erhöhter Blutdruck, fachsprachlich Hypertonie, kann zu Gesundheitsproblemen wie Herzinsuffizienz, Schlaganfall, Herzinfarkt, Nierenerkrankungen und Augenschäden führen. Deshalb ist es gut, wenn man den Blutdruck ab und zu kontrollieren lässt, da es vor allem für das Herz ein Risiko darstellt, wenn man über Jahre mit einem unerkannt hohen Blutdruck lebt. Ein niedriger Blutdruck, fachsprachlich Hypotonie, kann Schwindel, Benommenheit, Ohnmacht verursachen. Der Blutdruck lässt sich relativ einfach feststellen. Medizinisches Fachpersonal kann ihn schnell und genau messen. Es gibt auch Geräte zum Selbstmessen. Sie sind in Apotheken oder online erhältlich. Ab dem 35. Lebensjahr oder bei kardiovaskulären Risikofaktoren sollte man regelmäßig Blutdruck messen – dies gilt besonders für Menschen mit einem erblich erhöhten Risiko.
Einer der wichtigsten Bausteine der präventivmedizinischen Untersuchung ist die Ermittlung der Blutwerte. Abhängig vom Ergebnis der Anamnese und der körperlichen Untersuchung können verschiedene Parameter untersucht werden.
Üblicherweise werden die Werte für HDL, LDL und Triglyceride gemessen. Hinter diesen Abkürzungen verbergen sich verschiedene Arten von Lipiden (Fetten), die im Blut zirkulieren. HDL (High-Density-Lipoprotein) wird oft als das »gute« Cholesterin bezeichnet, weil es hilft, das LDL (Low-Density-Lipoprotein) oder »schlechte« Cholesterin aus dem Blutkreislauf zu entfernen. Ein hoher HDL-Spiegel kann vor Herzkrankheiten und anderen kardiovaskulären Problemen schützen. Das LDL wird oft als das »schlechte« Cholesterin bezeichnet, weil es sich an den Wänden der Arterien ablagern kann, was zu Arteriosklerose, einer Verhärtung und Verengung der Arterien durch Ablagerungen, und einem erhöhten Risiko für Herzerkrankungen und Schlaganfall führen kann. Ein hoher Triglyceridspiegel kann ebenfalls zu Arteriosklerose beitragen und die Gefahr von Herzkrankheiten erhöhen. Daher ist es wichtig, die Werte für HDL, LDL und Triglyceride regelmäßig kontrollieren zu lassen. Bei erhöhten LDL-Werten sollte umgehend die Lebensweise angepasst werden, zum Beispiel durch gesunde Ernährung und Bewegung. Bleiben diese Maßnahmen langfristig ohne Wirkung, sollte über eine medikamentöse Behandlung gesprochen werden.
Bluthochdruck bei Belastung?
Für einige Personen ist es sinnvoll, den Blutdruckverlauf unter sportlicher Belastung zu erfassen. Dies empfiehlt sich besonders, wenn jemand bisher keinen Sport getrieben hat oder nach einiger Zeit wieder einsteigt. Unter sportlicher Aktivität geht vor allem der systolische Druck nach oben. Die Normwerte für den Anstieg, die nicht überschritten werden sollten, liegen bei Personen über 60 Jahren bei maximal 220/110 mmHg. Bei einem höheren Druck spricht man von Belastungshypertonie, die unbedingt ärztlich abgeklärt werden sollte.
Im Rahmen einer Blutuntersuchung werden meist auch die Blutzuckerwerte erfasst. Dabei wird neben der Glukosemenge auch der sogenannte HbA1c gemessen. Dieser Wert beschreibt, wie viel roter Blutfarbstoff (Hämoglobin) mit Zucker verknüpft ist. Zu einer Erhöhung kommt es, wenn die Glukosewerte im Blut über mehrere Wochen und Monate zu hoch waren. Auch der Urin kann Hinweise auf eine mögliche Störung des Zuckerstoffwechsels geben. Die Anreicherung von Zucker im Urin ist ein Alarmsignal für einen gestörten Glukosestoffwechsel. Darüber hinaus können Eiweiße und das Vorhandensein von roten oder weißen Blutkörperchen im Urin bedeuten, dass Stoffwechsel und Nieren nicht optimal arbeiten.
Die Messung von Entzündungsmarkern kann bei der Beurteilung des Gesundheitszustands hilfreich sein, da Entzündungen bei vielen Krankheiten und Gesundheitsproblemen eine Rolle spielen. Entzündungsmarker sind Substanzen, die bei einer Aktivierung des Immunsystems ins Blut ausgeschüttet werden. Bisher werden nur spezielle Entzündungsmarker vor allem zur Abklärung von Infektionen gemessen. Dabei handelt es sich um eher unspezifische Eiweiße wie das C-reaktive Protein (CRP), ein sogenanntes Akute-Phase-Protein, das im Fall einer akuten Entzündung im Blut auf das bis zu Hundertfache ansteigen kann. Es liefert allerdings keinen Hinweis darauf, welcher Art die Entzündung ist und wo sie sich im Körper befindet. Weitere diagnostische Entzündungsmarker sind Interleukin-6 (IL-6) und Tumornekrosefaktor-alpha (TNF-alpha).
Wird einmalig ein erhöhter Entzündungswert festgestellt, kann dies auf eine Verletzung, einen Infekt oder auf Entzündungen des Zahnfleischs zurückzuführen sein. Will man abklären lassen, ob eine Entzündung aufgrund einer Störung des Stoffwechsels vorliegt, muss man vor allem zwei Dinge beachten. Zum einen sind die Entzündungswerte bei »stillen« Entzündungen oft nur leicht erhöht. Der CRP-Wert liegt dann vielleicht nicht bei 10 bis 100 mg/l, sondern nur bei 5 bis 10 mg/l (0,5-1 mg/dl). Eine solche leichte Erhöhung wird in der Abwägung möglicher Konsequenzen leider oft ignoriert. Zum anderen kommt es darauf an, wie lange der Wert erhöht ist, weshalb eine wiederholte Messung empfehlenswert ist. Eine längerfristig leichte Erhöhung der Entzündungswerte sollte auf gar keinen Fall ignoriert werden. Man sollte ihr zumindest mit Lebensstilmaßnahmen begegnen, wie wir in unserem 8-Wochen-Programm empfehlen (siehe >). Chronische Entzündungen können das Risiko für viele schwerwiegende Erkrankungen wie Diabetes, Herzkrankheiten, Krebs und Arthritis erhöhen.
Die Messung der Entzündungsmarker findet normalerweise beim Arzt statt und verlangt eine Blutentnahme. Die Ergebnisse werden ärztlich beurteilt und in den Gesamtzusammenhang des Gesundheitszustands eines Patienten gestellt.
Wenn alle diese Werte vorliegen, sollte ein Beratungsgespräch folgen, in dem auf der Grundlage der Ergebnisse mögliche Präventionsempfehlungen ausgesprochen werden. Die behandelnde Ärztin könnte zum Beispiel zu einer Veränderung des Bewegungs-, Ernährungs- oder Schlafverhaltens raten, aber auch Anregungen geben, wie sich die Stressbewältigung verbessern lässt. Treten bei den Untersuchungen besondere Auffälligkeiten zutage, kann sie auch die Überweisung an einen Facharzt zur weiteren Diagnostik empfehlen.
Ein wichtiger Aspekt, der im Beratungsgespräch vermittelt werden sollte, ist die bereits angedeutete aktive Rolle der Patientinnen und Patienten. Bei vielen beschriebenen Auffälligkeiten kann im Frühstadium durch Anpassungen des Lebensstils entgegengewirkt werden. Den Anstoß dazu können der Arztbesuch und die Diagnostik geben, die Umsetzung aber sollte vom Patienten selbst kommen.
Das heißt: Nehmen Sie Ihre Gesundheit spätestens ab diesem Zeitpunkt selbst in die Hand. Wenn Sie bei möglichen Stoffwechselstörungen frühzeitig gegensteuern, können Sie in kurzer Zeit viel erreichen. Umgekehrt gilt auch: Je länger Sie bestimmte Bereiche schleifen lassen, desto aufwendiger und langwieriger sind notwendige Gegenmaßnahmen. Kurz gesagt: Beginnen Sie lieber früher als später damit, Ihr Leben in die richtigen Bahnen zu lenken.