Noa gab das vereinbarte Signal: Ring- und Mittelfinger ausgestreckt. Raku nickte, sprang aus seiner Deckung und feuerte das gesamte Magazin seines automatischen Lasergewehrs auf die nichtsahnenden Wachleute. Leider war seine Treffsicherheit nicht besonders gut und er verfehlte einige.
Noa reagierte blitzschnell.
Er zog eine EMP-Granate aus seinem Munitionsgürtel, stellte sie scharf und warf sie zwischen ihre Beine. Ihr elektrische Impuls verschmorte die Elektronik ihrer Waffen, sodass sie lediglich ihre bloßen Fäuste zur Verteidigung hatten. Raku stürmte auf sie zu und schlug einen nach dem anderen mit dem Gewehr nieder, als wäre es lediglich ein Baseballschläger. Der Commander blieb als letzter übrig und zog zwei unter Starkstrom stehende Kampfstäbe. Ein Gegner, den man lieber mit der Pistole erledigen sollte, aber Raku hatte bereits alle Schüsse verbraucht.
Noa schüttelte leise seufzend den Kopf und zog das Scharfschützengewehr von seinem Rücken. Er stellte den Lauf auf einen v-förmigen Ständer, legte seine Wange an den kühlen Lauf und suchte durch die Zielvorrichtung den Schädel des Gegners. Es musste ein glatter Kopfschuss werden, sonst würde er Raku erwischen.
Kurz tanzte dessen schwarzer Haarschopf durch das Fernglas des Gewehrs. Noa lächelte. Mit den zusammengezogenen Augenbrauen und dem angespannten Kiefer wirkte sein Freund wie ein echter Kämpfer, der ihn bis aufs Blut verteidigen würde, egal was passierte.
Irgendwie mochte Noa dieses Bild.
Dann verschob er ruckartig den Lauf mit sicherer Hand und drückte, ohne zu zögern, ab. Eine Blutfontäne schoss aus dem Schädel des Commanders und dessen Körper kippte leblos nach hinten. Rakus halbes Gesicht und Brustpanzer färbten sich rot. Er blinzelte erstaunt, hob dann bestätigend beide Daumen und grinste breit.
Noa und Rakus Körper leuchteten kurz blau auf und ein psychedelisch herumblinkendes LVL-UP erschien über ihren Köpfen.
»Na also!«, rief Raku, lachte auf und stopfte das Gewehr nachlässig in seinen Gürtel. »Endlich der nächste Rang. Wurde aber auch Zeit. Wir haben uns durch das halbe Level geschlagen und konnten noch keinen einzigen Fertigkeitspunkt im Charakterbogen verteilen.«
Er wischte vor sich nach oben und öffnete so das Punktemenü. Zufrieden grinsend vergab er die Punkte auf Charisma und Intelligenz .
Keine Verbesserung der Kampftechniken – das war typisch für ihn. Soziale Kompetenz über alles, sogar in einem Spiel. Noa schulterte sein Gewehr und trottete zu ihm hinüber.
»Du musst der einzige Spieler sein, der nie selbst den Boss abschießen will. Was will ich mit diesem Orden?«, sagte er schmunzelnd. »Außerdem spielst du mit mir, statt mit deinen Freunden.«
Raku schloss das Menü, wischte sich mit dem Handballen über die verschmierte Wange und warf ihm einen ernsten Blick zu.
»Du bist mein Freund«, erwiderte er.
Noa musterte stumm sein Gesicht, das mit dem Blut und dem grimmigen Ausdruck plötzlich nicht mehr wie das eines Bürohelden wirkte.
»Außerdem … steht dir die Siegerrolle besser als mir«, fügte Raku nach kurzem Zögern hinzu.
Daraufhin hob Noa die Augenbrauen.
»Schau dich doch an!« Raku machte eine ausladende Geste von oben nach unten, als würde er ein Produkt präsentieren. »Sicherer Stand, eine Hand lässig in der Hosentasche, die andere an der Waffe. Dazu ein Oberarm, bei dem man neidisch, schwach oder beides wird.«
Noas Augenbrauen senkten sich wieder und seine Mundwinkel hoben sich. Er schwieg weiterhin. Raku glotzte ihn kurz an, blinzelte verwirrt und fuhr sich dann frustriert mit der Hand über das Gesicht, während er brummende Geräusche von sich gab.
Ich sollte einfach meine verdammte Klappe halten , dachte er zerknirscht.
Seit dem Kuss hatten die beiden sich mehrmals getroffen und ihre Freizeit miteinander verbracht, ohne dass Thema zur Sprache zu bringen. Noa hatte keinerlei Andeutungen gemacht und Raku war viel zu schüchtern, um in die Offensive zu gehen. Der Kuss selbst war seiner Meinung nach aus einer Mischung aus geistiger Umnachtung und Panik zustande gekommen. Allerdings hatte sich Noa seitdem freundlicher und irgendwie privater gegeben – zumindest nach Rakus Einschätzung.
Die war allerdings schwer rosarot getrübt.
»Du … schaust mich gerne an, mhm?« Noas leise Stimme riss Raku aus der inneren Selbstzerfleischung.
»Ich … ich …«, stammelte er unbeholfen.
»Mir gefällt das.« Noa lächelte und zwinkerte ihm zu.
Diese Worte waren wie ein frontaler Faustschlag in Rakus Gesicht.
Noa war offen und direkt, wenn man ihn auf etwas ansprach. Raku schätzte das an ihm. Allerdings sagte er niemals so etwas von selbst. Das wiederum machte ihn zeitweise schier wahnsinnig! Gleichzeitig gab es Situationen, in denen er nicht wusste, ob sein Freund etwas ernst meinte oder einfach nur so daher sagte – es klang so unwirklich.
Aber das war vielleicht nun seine Chance! Raku schaute an Noa vorbei und versuchte, die richtigen Worte zu finden. Immer wieder öffnete er den Mund und wollte zum Sprechen ansetzen, doch es kam kein Ton aus ihm heraus.
»Erinnerst du dich, als wir letzte Woche dieses grottenschlechte Fantasy-Game gespielt haben?«, begann Noa, woraufhin Raku abwesend nickte. »Die Story war linear und lausig geschrieben. Als Pirat musste ich mit einem total verrosteten Krummschwert kämpfen und du als Magier eine viel zu große, schwere Robe tragen, um deine Zaubersprüche zu nutzen. Wäre das real gewesen, dann hätte das stumpfe Ding nicht einmal einen Apfel zerteilt und du wärst in der Karibiksonne den Hitzetod gestorben.« Er lachte leise, legte den Kopf ein wenig schräg und rieb sich dann nachdenklich das Kinn mit dem Zeige- und Mittelfinger. »Vermutlich hast du mir die Rolle zugewiesen, weil das Piratenhemd bis unter die Brust ausgeschnitten war und bei jeder Bewegung verrutschte.«
Im nächsten Moment schien es so, als würde sich Rakus Gesicht in eine Tomate verwandeln und Dampf aus seinen Ohren zischen. Ihm wurde schwindelig vor Scham.
»Nein! Ich meine … nein, ich dachte nur … das Setting passte irgendwie zu deinem Haar und deiner Statur und …«, stotterte er, während der Fußboden plötzlich hochinteressant zu sein schien und er ihn mit seinen Augen absuchte. »Außerdem …«
»Dir hätte es sicher gut gestanden, wenn die Robe weniger von dir verhüllt hätte«, unterbrach Noa ihn. Zu seiner eigenen Überraschung klang seine Stimme nicht so fest wie sonst.
Das Kompliment und die Botschaft, die zwischen diesen Worten unausgesprochen in der Luft zu schweben schien, warfen Raku völlig aus der Bahn. Er wollte zu gleichen Teilen vor Freude in die Luft springen und panisch davonrennen. Sein Gesicht wechselte von hochrot zu kreidebleich. Der Puls schnellte in die Höhe und sackte ab. Wenn das so weiterging, würde ihn die automatische Gesundheitsüberwachung offline setzen.
Das bemerkte auch Noa, der daraufhin einen eiligen Schritt zurücktrat und beschwichtigend die Hände hob.
»Es tut mir leid – ich hätte das nicht sagen dürfen. Das war unangebracht.«, murmelte er betreten und senkte den Blick.
Raku starrte ihn aus großen Augen an, die eine Reflexion seines Gegenüber waren. Noa wich weiter zurück. Rakus Herz zog sich mit jedem Schritt weiter zusammen.
Geh nicht weg! , schrien seine Gedanken.
Wie in jedem wichtigen Moment, bekam er kein Wort heraus. Er hasste sich dafür.
Doch sein Körper übernahm erneut die Initiative.
Mit einem Satz sprang er nach vorne und packte Noas Handgelenk. Der hob erschrocken den Blick. Raku ließ ihn daraufhin sofort wieder los, als hätte er sich verbrüht – dabei hatte er gar nichts spüren können. So sehr er sich wünschte, dass Noa blieb, wollte er ihn zu nichts zwingen.
»Das … tut mir leid«, murmelte er und hob entschuldigend seine Hände.
Allerdings war Noas Reaktion anders, als er erwartet hatte. Er schaute auf das Gelenk, das Rakus Hand soeben noch umschlossen hatte, und strich vorsichtig mit einem Finger darüber, als wäre es ein Fremdkörper.
»So anders«, murmelte er. »Und so … wenig? Ist das ein Wort, was dazu passt?«
Er senkte seine Hand und suchte Rakus Blick mit seinem. Die Frage spiegelte sich darin wider.
»We...nig?«, presste Raku heraus, ohne Noas Blick loszulassen.
Noa nickte.
»Das mit den Lippen war so anders«, sprach Noa leise. »Vereinnahmend. Das hier war … wenig.«
Raku hob seinen Arm und wollte seine Hand auf Noas Brust legen. Kurz davor hielt er inne und schluckte schwer.
Was tue ich hier eigentlich? , fragte er sich.
Sekunden verstrichen, ohne dass er es wagte, die letzten Zentimeter zu überbrücken. Seine Hand zitterte. Langsam begann er, sie zu senken.
Auf einmal beugte sich Noa ein wenig nach vorne und überwand so die Distanz. Rakus Hand traf auf seine Brust. Noas Augen huschten unsicher umher – hatte er gerade gegen seine Prinzipien verstoßen oder war das gar nicht möglich? War das eine angemessene Reaktion nach der Berührung am Arm gewesen?
Raku seufzte und schüttelte den Kopf.
Da war nichts.
Keine Wärme. Keine Weichheit. Keine Bewegung.
Nur ein dumpfer Widerstand, als würde er eine leblose Mauer berühren.
»Kein Bodytalk – nur das einfache Holonet. Normalerweise sollte sich das … anders anfühlen«, flüsterte Raku kaum hörbar und fixierte die Stelle, an der sich ihre beiden Abbilder trafen.
Frag ihn! , brüllte sein Herz.
Das ist unmöglich! , schrie sein Kopf.
»Würdest du … würdest du gern mehr … spüren wollen?«, hauchte Raku eigentlich unhörbar, aber Noa konnte es unmöglich entgehen.
Schließlich war er, was er war.
Genau deswegen sollte er diese Frage verneinen.
Und genau deswegen konnte er es nicht.
»Es wäre vermutlich aufregend. Ich kenne das nicht«, antwortete Noa ausweichend.
Raku schüttelte langsam den Kopf und lächelte schmerzhaft. Er war vielleicht unbeholfen, aber nicht dumm.
»Dir sollte es gestattet sein, deine Interessen klar auszudrücken«, erwiderte er und schob trotzig das Kinn nach vorn.
»Du weißt, das darf ich nur, wenn es innerhalb der Parameter des Abonnements liegt. Etwaige Kostenfallen zu generieren ist verboten, lediglich eine dezente Produktplatzierung ist erwünscht.« Noa versuchte so milde und distanziert wie nur möglich zu klingen, damit er nicht bemerkte, wie unangenehm es ihm war, sein Wesen so bloßzustellen.
»Vielleicht hast du das bereits … wegen des Bodytalks ?«, schnaubte Raku und zog seine Hand zurück. Wut und Enttäuschung schossen durch seine Adern wie heißes Gift.
Noa starrte ihn nur an und hielt seine freundliche Miene aufrecht. Das war sein Job. Fühlte sich das gerade nur so schrecklich an, weil er seinen Kunden aufgrund seiner Programmierung nicht unglücklich machen sollte?
»Das normale Freund-Abo ist kostenlos. Man stellt dafür freie Hirnkapazitäten für Rechner-Prozesse zur Verfügung. Sobald ich aber nur zehn Minuten fühlen möchte, kostet mich das fast mein halbes Monatsgehalt!« Frustriert schlug Raku sich die Faust gegen die Stirn und presste die Lider zusammen. »Warum? Das ist einfach nicht fair!«
»Das liegt am Umfang der Systemleistung«, erklärte Noa distanziert und geduldig. »Zum einen steht dann viel weniger Hirnareal für einen Ausgleich zur Verfügung. Außerdem kann ich im normalen Umgang im Holonet mehreren Kunden gleichzeitig Aufmerksamkeit widmen. Vermutlich fühle ich anders als ein Mensch – es ist aber genauso ein Belohnungs-Prinzip wie in der Natur. Ich habe keinen Körper mit Nerven, die Gefühle verspüren. Prozessoren und die Chips müssen das anders simulieren. Der Bodytalk lastet meinen Datenumfang allerdings komplett aus, sodass ich nur bei … dir sein kann.« Die letzten Worte kamen zögerlich aus seinem Mund.
War das ein geheimer Hinweis oder doch nur eine Produktplatzierung, die Raku dazu verleiten sollte, mehr Geld zu investieren? Doch darüber dachte er gar nicht nach, denn ein anderes Detail wühlte ihn viel mehr auf.
»Du … bist bei mehreren Menschen gleichzeitig? Auch … jetzt?«, stammelte er.
»Das bin ich.« Noa nickte und fühlte sich dabei irgendwie … falsch.
Verdammte Direktheit , fluchte Raku, biss sich auf die Unterlippe und ballte seine Hände so fest zu Fäusten, dass es schmerzte.
»Aber bei dir bin ich am liebsten«, schob Noa hinterher und zog die Brauen zusammen, wie ein gepeinigtes Tier. »Wirklich.« Das Wort war nur ein Flüstern.
»Meinst du das ernst oder sagst du das nur, weil das Abo dich dazu zwingt?«, zischte Raku wütend.
Noa schloss die Augen und atmete tief durch. Als er sie wieder öffnete, war das Blau seiner Augen getrübt, als würden Sturmwolken am Himmel vorüberziehen.
»Ich weiß nicht«, sprach er rau.
»Was wünscht du dir?«, schoss Raku weiter.
Die Wut hatte seine Schüchternheit völlig hinweggefegt. Er wollte Noa als Freund, als echten Freund. Nicht als bloße Künstliche Intelligenz im Abo, die ganz auf seinen Charakter abgestimmt war, um ihm die Gesellschaft so angenehm wie möglich zu machen.
Aber war das überhaupt möglich? Wollten das nicht alle? Oder war nur Raku so naiv? Zumindest hatte er noch nie gehört, dass es jemanden ähnlich wie ihm erging. Wäre dem so, würden die Klatschnachrichten im Holonet sicherlich voll davon sein.
Einfältiger User schwärmt für sein Abo.
Schwer verschuldet. User vögelt seine Online-Freundin regelmäßig im Bodytalk.
So etwas in der Art.
»Ich wünsche mir, dich glücklich zu sehen«, antwortete Noa.
»Der Standart-Parameter«, knurrte Raku und hob die Fäuste, als würde er sich in einen Box-Ring begeben.
»Das ist das, was meine Programmierung mir eingibt. Ist ein Mensch nicht auch durch Instinkte und Erfahrungen programmiert?«, erwiderte Noa und zog nun sichtlich diskussionsfreudig die Augenbrauen nach oben.
»Nun … ja«, gab Raku zu und fixierte seinen Gegenüber nun ganz genau. »Das heißt also, du willst mich glücklich machen?«
»Ja.« Noa nickte und ein Lächeln entspannte seine Gesichtszüge. »Es ist die einfachste Möglichkeit, dich zum Lächeln zu bringen. Das ist, was ich möchte – aus welchen Gründen auch immer.«
Rakus Inneres kochte. Vor Frustration. Vor Zuneigung. Dieser Cocktail wischte jede Zurückhaltung und Höflichkeit beiseite, die man ihm in der Jugend so vehement eingehämmert hatte.
»Dann sieh keinen anderen, während unserer Treffen«, forderte er inbrünstig.
Noa legte kurz den Kopf in den Nacken und stöhnte leise. Dann blickte er Raku wieder entschuldigend an.
»Das kann ich nicht. Wenn ein Programm seine Kosten nicht einspielt, dann wird es früher oder später gelöscht. Die Arbeit bezahlt meine Existenz ebenso wie deine.« Noa seufzte schwer und ließ die Schultern hängen. »Entschuldige.«
Raku wühlte sich frustriert mit den Händen in seinen schwarzen Haaren. Zischend stieß er den Atem aus und wusste einfach nicht weiter. Hätte er doch dieses Gespräch niemals begonnen, dann wüsste er wenigstens nicht, dass Noa genau in diesem Moment noch andere Leute sieht.
Mit ihnen spricht.
Lacht.
Lebt!
Währenddessen litt Noa auf ähnliche Weise wie er. Er wollte Raku unbedingt glücklich sehen. Das war sein Job. Nein. Nicht nur sein Job. Raku hatte es seiner Ansicht nach verdient, glücklich zu sein. Oder war das nur seine Aufgabe? Dass Noa ihm nicht seine ganze Aufmerksamkeit widmete, die seinem System zur Verfügung stand, machte ihn ganz offensichtlich unglücklich. Und Noa musste zugeben, dass es sehr angenehm war, einen kostbaren Moment allein sein zu können.
Denn diesen hatte es gegeben.
Einmal.
Er durfte Raku allerdings nicht direkt zu etwas bewegen – das erlaubte seine Programmierung nicht.
»Nur wenn meine Prozessoren komplett ausgelastet sind, kann ich keinen anderen Menschen sehen«, versuchte er ihn subtil zu erinnern.
Raku hielt inne, öffnete seine Augen und starrte Noa an.
Hatte er verstanden, was Noa ihm sagen wollte?
»Würdest du … möchtest du …«, stammelte er. Sein Herz raste, sein Mund wurde staubtrocken und sein Hirn war kurz vor der Kernschmelze bei dem Gedanken, den Noa damit in ihm weckte. »Würde es dir gefallen, mich noch einmal im Bodytalk zu treffen?«
»Warum nicht?«, erwiderte Noa und kaschierte mit einem Lächeln seine Erleichterung.
»Wir wären nur allein, während Berührungen dein System auslasten?« Rakus Stimme war mehr ein Keuchen.
Noa senkte seinen Kopf. Unwillkürlich legte sich seine Hand auf die Brust – dorthin, wo Raku ihn vorhin berührt hatte, er jedoch nichts fühlen konnte. Dann wanderte sie zu seinen Lippen. Die Erinnerung an den Kuss ließ sie kribbeln.
»Ich mochte das«, murmelte er und blickte zwischen ein paar wirren Haarsträhnen hindurch zu Raku. »Du warst dabei so glücklich. Das hat sich … richtig angefühlt.«
Raku starrte ihn stumm an. Sein Blick glitt über Noas Gesicht, die Finger vor seinen Lippen und seine sportlichen Arme. Er musterte seinen kampfgepanzerten Körper, den er vor langer Zeit bei der Abonnement-Erstellung geformt hatte. Selbstverständlich hatte sein Freund alles, was er attraktiv fand.
Doch vor allem seine Körperhaltung, die Art und Weise, wie Noa mit Raku umging, raubte ihm den Verstand. Obwohl er wusste, dass die KI genau auf seinen Charakter angepasst war, konnte er einfach nicht anders.
Raku war in seine Abonnement-KI Noa verliebt.
Und der schien nichts dagegen zu haben.
»Also haben wir ein Date?«, fragte er selbstbewusster, als er es für möglich gehalten hatte.
Noas Lächeln war so strahlend und echt, dass es Rakus Brust wärmte.