ACHTZEHN

(Josh)

 

Die Scheinwerfer meines eMotorrads erlöschen, als ich die Maschine hinter dem Red Moon parke. Ich steige ab, entferne den Helm und fahre mir mit einer Hand durch meine blonden Haare. Schnell verstaue ich ihn und drehe mich zum Red Moon . Mein Herz schlägt aufgeregt, doch im Gegensatz zum letzten Mal verspüre ich keine Angst vor dem, was mich im Inneren des Clubs erwartet.

Ich bin mit Matt verabredet, um mich auf den neuesten Stand der Ermittlungen bringen zu lassen. Außerdem hoffe ich darauf, dass Alec da ist und vielleicht Zeit für mich hat. In seinen Armen einzuschlafen, war wundervoll und der Sex erst … Tatsächlich kann ich es kaum erwarten, den Vampir wiederzusehen.

Ich grinse.

Krass, wie schnell sich Dinge ändern können …

Als ich mich dem bulligen Türsteher nähere, wirft der nur einen Blick auf mich und nickt mir kurz zu, bevor er mir wortlos Zugang gewährt.

O-ha. Alecs Geruch haftet mir wohl doch noch sehr deutlich an.

Es ist wirklich amüsant, zu beobachten, wie die Xenos auf mich reagieren. Niemand wagt es, mich begehrlich zu mustern oder auch nur anzusprechen, als ich mich durch die Menge Richtung Loungebereich schlängle. Diesmal gibt es keine Käfige mit halbnackten Menschen. Die Wahl des Blutwirtes und Sexpartners läuft heute offenbar diskreter ab. Trotzdem ist der Club gut besucht und ich frage mich, wie ich Matt hier finden soll.

»Josh!«, ruft plötzlich jemand hinter mir.

Erfreut drehe ich mich zu dem Inkubus um, der mich breit grinsend zu sich an einen Tisch winkt. Ich begrüße den Xeno mit einem Handschlag und lasse mich neben ihm auf einem erstaunlich bequemen Sessel nieder.

»Schön, dich wieder gesund und munter zu sehen«, sagt er. »Was willst du trinken?«

»Ich würde ja ein Bier nehmen, aber da beschwert sich jemand«, antworte ich.

Matt zwinkert mir zu. »Du bist in einem Club für Xenos, Josh. Die alkoholfreie Variante ist geschmacklich deutlich besser als das, was du kennst.«

»Na dann.«

Über ein Holo-Menü tätigt Matt die Bestellung und kurz darauf wird mein Getränk gebracht. Wir stoßen an und unterhalten uns über den Fortschritt der Ermittlungen.

Tatsächlich ist es gelungen, die Entführer den ‚Priests‘ zuzuordnen und ein paar Hintermänner ausfindig zu machen. Obwohl ich wieder genesen bin, hatten wir beschlossen, dass ich eine Woche aussetze, um die Gerüchteküche nicht zum Überkochen zu bringen. Geschickt wie sie sind, haben die Xenos im Dezernat nur berichtet, dass ich verletzt worden war, nicht wie schwer. Gänzlich verheimlichen konnten wir es jedoch nicht.

Matt bringt mich gerade auf den neusten Stand, als ein Raunen durch die Anwesenden geht. Überrascht sehe ich auf und entdecke Alec, der den Arm um die Taille einer sehr attraktiven dunkelhaarigen Frau geschlungen hat und zielstrebig in meine Richtung läuft. Ganz offensichtlich sind sie beiden sehr vertraut miteinander, was mir einen kleinen Stich versetzt.

»Das ist Maeve, sein Zögling«, erklärt Matt und grinst wissend. »Obwohl sie in der Vampirwelt so etwas wie seine Tochter ist, haben sie eher ein geschwisterliches Verhältnis zueinander.«

Erleichtert trinke ich einen Schluck von meinem Bier und mustere die zwei Vampire. Jetzt fällt mir auch auf, dass in ihrer ganzen Haltung nichts Anzügliches ist. Sie sind unleugbar ein hübsches Paar, beide dunkelhaarig, wobei Maeves dunkle Haut einen deutlichen Kontrast zu Alecs hellem Teint bildet. Die Vampirin trägt einen blutroten, enganliegenden Jumpsuit, der ihre Kurven zeigt und trotzdem sehr elegant ist. Alecs schwarzer Maßanzug betont seine Schultern und die schmalen Hüften. Sein weißes Hemd ist am Kragen geöffnet und durch den Stoff kann man das Spiel seiner Muskeln erahnen.

Ein erwartungsvolles Prickeln erfüllt mich, als sich unsere Blicke treffen. Selbst aus der Entfernung kann ich den hungrigen Ausdruck in Alecs blauen Augen sehen. Ein leises Lachen lässt mich zur Seite sehen.

»Wow. Zwischen euch knistert es aber gewaltig«, sagt Matt und grinst.

»Meinst du?« Zur Ablenkung nippe ich an meinem Bier, das erstaunlich gut schmeckt.

»Ich kenne Alec schon lange, aber so hat er noch niemanden angesehen.«

Freude erfüllt mich, auch wenn ich mir Mühe gebe, mir das nicht anmerken zu lassen. »Aha.«

Ich plaudere mit Matt, doch mein Blick geht immer wieder zu dem Vampir, von dem ich rein von der Vernunft her die Finger lassen sollte. Schlagartig wird mir klar, dass mir das niemals gelingen würde. Dazu übt Alec eine viel zu große Anziehungskraft auf mich aus.

»Guten Abend, die Herren«, grüßt er, als sie schließlich bei uns angekommen sind.

»Guten Abend«, antworte ich automatisch und erhebe mich, um sie zu begrüßen.

»Maeve, das ist Joshua McGee. Josh, das ist Maeve Black.«

Die Vampirin mustert mich eindringlich, bevor sie zufrieden nickt und mich anlächelt. »Sehr erfreut.«

»Gleichfalls«, antworte ich erleichtert.

Maeve schwebt davon und lässt sich auf meinem nun freien Sessel links von Matt nieder, den sie sogleich in ein Gespräch verwickelt. Unschlüssig stehe ich einen Moment vor Alec. Die Spannung zwischen uns ist beinahe greifbar und es fühlt sich an, als würde er mich mit seinem Blick ausziehen.

»Komm, Josh. Wir haben einiges zu besprechen«, sagt der Vampir betont neutral.

»Geht klar«, antworte ich so locker wie möglich und nehme meine Bierflasche vom Tisch. »Bis später, Matt. Maeve«, verabschiede ich mich, bevor ich Alec in sein Büro folge.

Sobald die Tür hinter uns ins Schloss gefallen ist, entwendet er mir die Flasche und fällt im wahrsten Sinne des Wortes über mich her.

»Endlich!«, knurrt er und reißt mir die Kleider fast vom Leib.

Mich stört es nicht, denn ich zerre ebenso ungeduldig an seinem edlen Hemd. Das Sakko landet mit einem leisen Rascheln auf dem Boden. Meine Lederjacke und unsere restlichen Sachen leisten ihm kurz darauf Gesellschaft.

Ineinander verschlungen stolpern wir Richtung Sofa, auf dem wir schließlich schwungvoll landen. Ausgehungert als hätten wir uns statt ein paar Tagen monatelang nicht gesehen, fallen wir übereinander her.

Ich vergrabe meine Fingernägel in Alecs Rücken, als er mit seinen spitzen Eckzähnen über meinen Hals und meine Brust kratzt. Seine Zunge folgt der Spur, bis er schließlich in meiner Leistengegend ankommt. Erwartungsvoll halte ich den Atem an und stöhne, als der Vampir sich über mein bestes Stück hermacht.

Wir verwöhnen und reizen uns gegenseitig, bis ich es kaum noch aushalte. Ich zittere vor Verlangen und strecke Alec auffordernd mein Becken entgegen. Das lässt er sich nicht zweimal sagen. So schnell, dass ich es kaum mitbekomme, hat er uns vorbereitet und füllt mich endlich aus.

Stöhnend schließe ich die Augen und lege den Kopf in den Nacken. Alecs tiefes Knurren beschert mir eine wohlige Gänsehaut. Der Vampir weiß genau, was er tun muss, um mich wahnsinnig vor Verlangen zu machen. Kurz darauf erreiche ich meinen Höhepunkt. Mit einem leisen Fauchen vergräbt der Vampir seine Fänge in meinem Hals. Mein Verstand schaltet sich aus und ich versinke in einem Strudel der Lust.

Wohlig seufzend kuschle ich mich hinterher in Alecs Arme.

Warum nur fühlt es sich an, als wäre ich nach Hause gekommen?

Ich bin befriedigt und glücklich, obwohl mein Leben seit der ersten Begegnung mit Alec deutlich chaotischer und gefährlicher geworden ist.

In diesem Moment bin ich mir sicher, dass wir die anstehenden Schwierigkeiten gemeinsam meistern können. Und da wird noch einiges auf uns zukommen.