Milena und Ava
Milenas Herz hatte vor freudiger Erleichterung über Avas Abreise nicht nur einen Sprung gemacht, sondern einen wahren Salto mortale geschlagen. Endlich fühlte sie sich sicher. Zum ersten Mal nach langer Zeit musste sie nicht einmal mehr fürchten, dass Max plötzlich auftauchte. Die Katzen waren abgefüttert; er würde frühestens am nächsten Tag wieder auftauchen.
Dafür war der Kühlschrank voll! Ava hatte die Sachen, die ihr Bruder für sie eingekauft hatte, kaum angerührt, aber für Gemüse und Salat gesorgt. Nicht alles davon hatte sie verbraucht.
Völlig ausgehungert verschlang Milena die Pizza aus dem Tiefkühlfach und kochte sich hinterher noch Reis und Brokkoli. Die Portion schaffte sie nicht mehr ganz, weshalb sie den Rest in eine der zahlreichen Tupperwareboxen packte und mit nach oben nahm, genauso wie die Tomaten, die Packung Tofu und die Tüte Karotten. Sie durfte nicht riskieren, dass Max am nächsten Tag alles einpackte oder gar wegwarf.
Sie stellte noch die Geschirrspülmaschine an, dann ging sie nach oben und ließ sich ein Bad ein. Nach vier Tagen eiliger Katzenwäsche in einer heißen Badewanne zu versinken, fühlte sich göttlich an! Milena, die der Spießrutenlauf der vergangenen Tage psychisch beinahe an die Grenzen gebracht hatte, schöpfte wieder Mut. Sie würde ihren Plan, in diesem Haus zu überwintern, durchziehen, selbst wenn sie irgendwann Schildkröten-Suppe aus der Büchse essen musste! Und im Frühling, wenn eine eventuelle Impfung und die steigenden Temperaturen Corona den Rückzug antreten ließen und der Arbeitsmarkt wieder lief, würde sie einen Job finden. Gerade nach dieser Dürrezeit würden viele Wirte nur allzu bereit sein, jemanden schwarz zu beschäftigen.
Voller Zuversicht stieg sie aus der Wanne. Da sie sich einen der Konvektoren ins Bad geschoben hatte, war es angenehm warm – so, wie auch in der Küche und Sophies Zimmer. Sie würde die ganze Nacht durchheizen, das Gerät erst am nächsten Tag in der Früh abschalten und sobald Max die Katzen gefüttert hatte, wieder andrehen. So kurz, wie er immer da war, fiel ihm sicher gar nicht auf, dass es im Haus verhältnismäßig warm war.
Sie schlüpfte in eines von Avas überdimensionierten altmodischen Kleidern. Ihre Jeans und ihr Shirt hatte sie gewaschen; beides hing zum Trocknen über der Vorhangstange in Sophies Zimmer.
In diesem Moment ist alles gut, erinnerte sie sich selbst an ihr Credo, nur von Augenblick zu Augenblick zu leben. Und sie konnte letztendlich nur von Moment zu Moment leben. Denn auch wenn sie sich gerade ausgemalt hatte, wie der Sommer oder das nächste Jahr werden würde – wissen konnte sie es nicht, und Wünsche gingen eben oft nicht in Erfüllung.
Mit einem Handtuchturban über dem nassen Haar trat sie aus dem Badezimmer in den Gang – und erstarrte, als sie das sich nähernde Motorengeräusch hörte.
Das konnte doch nicht wahr sein!
Hier kam niemand zufällig vorbei. Schon sah sie die Scheinwerfer.
Das Licht!
Sie spurtete zum Schalter und knipste die Flurlampe aus. Im selben Moment hörte sie unten auch schon eine Autotür zuschlagen und Stimmen. Ein Hund bellte.
Der schwarz-weiße Kater mit dem kaputten Ohr, der auf der alten Truhe im Gang gesessen und sich geputzt hatte, schaute sie verschreckt an, sprang von der Truhe und flüchtete zur Treppe.
Auf leisen Sohlen schlich Milena zum Fenster. Die Frau, die gerade ihren Koffer auslud, war unverkennbar Ava. Doch sie war nicht allein. Neben ihr stand ein Mädchen in einem roten Mantel. Ein wuscheliger Bobtail lief auf sie zu.
Was sollte das? Ava wollte doch nach Hause fliegen; sie hatte selbst gehört, wie sie mit dem Bruder am Telefon über ihren Rückflug nach Paris sprach! Wieso war sie wieder hier, und wer, zum Teufel, war dieses Kind?
Es blieb keine Zeit, sich mehr Gedanken zu machen, denn unten drehte sich bereits der Schlüssel im Schloss. Milena flüchtete die Stiege zum Speicher hinauf. Der Kater saß wie ein Häufchen Elend vor der Türe zum Dachboden. Als sie sie öffnete, schlüpfte er mit ihr hinein.
*
Ava schnupperte. Es roch eindeutig nach Pizza. Sie ging in die Küche. Stirnrunzelnd nahm sie zur Kenntnis, dass die Spülmaschine und der Konvektor liefen. Sie hatte die Maschine nicht eingeschaltet und den Heizkörper definitiv abgedreht.
»Was hast du?«
Felice war ihr in die Küche gefolgt und schien ihr die Irritation anzusehen.
»Nichts.«
Es bestand kein Grund, das Kind zu beunruhigen. Sicher gab es eine ganz logische, vernünftige Erklärung. Max hatte wohl doch entschieden, heute noch beim Haus vorbeizuschauen, Hunger bekommen und die Pizza aus dem Tiefkühlfach …
Das aufgeregte Gebell des Hundes ließ sie ihren Gedankengang nicht zu Ende führen. Bobo hatte eine der Katzen in die Ecke getrieben und versuchte, sie mit Gebell und tapsigen Pfotenbewegungen zum Spielen aufzufordern. Das gesträubte Fell und ihr Fauchen sprachen Bände, was sie davon hielt.
»Bobo, schschsch!« Felice zog den Hund am Halsband zurück. Die Katze flüchtete ins obere Stockwerk. Dann zog das Kind ihren Dufflecoat aus und sah sich suchend um.
»Wenn wir jetzt länger hier sind, müssen wir da mal freiräumen.« Ava nahm ihr den Mantel ab und warf ihn über den vollen Garderobenständer. Dass kein Haken mehr frei war, hatte sie schon in den vergangenen Tagen genervt. »Am besten, ich zeige dir erst mal dein Zimmer.«
Sie nahm Felices Koffer und ging mit ihr nach oben. Der Hund folgte ihnen, was drei weitere Katzen, die sich am Gang herumgetrieben hatten, so in Panik versetzte, dass sie die Stiege hinaufsprangen. Im ersten Stock öffnete Ava die Tür zum ehemaligen Zimmer ihres Bruders.
»Das ist jetzt dein Zimmer.«
Felice sagte nichts, doch ihr war anzusehen, wie wenig ihr der kahle Raum behagte.
»Ich werde noch einen Heizlüfter von unten holen, dann wird es gleich schön warm. Bettzeug müsste …« Ava öffnete den Schrank. Ihre Ahnung, dass sich Bettdecke und Kissen hier befinden mussten, bestätigte sich, als ihr beides entgegenfiel, gefolgt von einem Puzzle, drei Brettspielen, einer Box mit Bauklötzen und einem zerknautschten Fußball. Mit einem Seufzer stopfte sie alles bis auf das Bettzeug in den Schrank zurück. Auch hier würde sie räumen müssen, damit Felice ihre Kleidung verstauen konnte.
»Warum stehen da in der Ecke lauter leere Flaschen?«
Weil deine Großmutter ein versoffener Messie war.
Laut sagte Ava: »Weil deine Oma zu schwach war, um Glasflaschen zu entsorgen.«
Das Bettzeug war überzogen, was sie überraschte. Noch erstaunter war sie, als sie daran roch. Der typische Mottenkugel-Duft fehlte; es roch fast frisch gewaschen. Sie zog es dennoch ab und fand im Schrank zusammengelegte Bezüge. Im Gegensatz zum vorherigen Überzug roch dieser muffig, was Felice prompt bemängelte.
»Da kann ich dir leider nicht helfen«, erwiderte Ava unwirsch. Dieses ganze Haus mit seinem Schmutz, dem Krimskrams in jeder Ecke und den Erinnerungen an eine wenig glückliche Jugend widerte sie an! Wie sollte sie es nur weiter ertragen?
Sie bemerkte an Felices unglücklichem Gesicht, dass sie sich im Ton vergriffen hatte, und fügte versöhnlich hinzu: »Wir kümmern uns morgen darum, ja? Es gibt hier eine Waschmaschine; wir werden alles waschen. Aber heute musst du es noch aushalten.«
Felice nickte, sah aber weiterhin so unglücklich aus, dass Ava fürchtete, sie würde gleich zu weinen beginnen.
Bitte nicht.
Sie hatte das Bettzeug bereits in der Hand, als das Handy in ihrer Handtasche läutete. Ein Blick auf das Display bestätigte ihre Vermutung: Manou. Sie musste das Telefonat annehmen, es hinter sich bringen, auch wenn es unangenehm werden würde.
»Hallo.«
»Wo bist du, um Himmels willen? Du wolltest vor einer Stunde hier sein! Laut Flughafen-Website ist der Flug pünktlich gelandet!«
Manous Stimme brachte diese besondere Mischung aus Ärger, Verständnislosigkeit und Sorge zum Ausdruck, wobei letztere mit den Jahren abgenommen hatte. Ava wusste, dass das ihre eigene Schuld war. Sie war nie sehr zuverlässig gewesen, wenn es darum ging, vorab über ihre Pläne und ihr Tun zu informieren. Debatten im Vorfeld änderten ohnehin nichts an ihren Vorhaben und führten nur zu unnötigem Streit.
Diesmal würde Manou ausflippen. Das wusste sie jetzt schon.
»Attends un peu«, sagte sie in der Sprache, in der sie miteinander kommunizierten, und spürte Felices aufmerksamen Blick auf sich ruhen. Verstand sie, was sie sagte?
Was auch immer folgen würde, es war definitiv nicht für ihre Ohren bestimmt.
Sie ließ ihre Tochter auf dem Bett sitzen und ging die Treppe hinunter ins Wohnzimmer.
*
Zwischen Spinnweben und dick mit Staub bedecktem Krimskrams kauerte Milena auf dem kalten Dachboden. Um sie herum verharrten mittlerweile fünf Katzen, die vor dem Hund und den Eindringlingen geflüchtet waren, in derselben Schockstarre wie sie. Unten richtete man sich anscheinend gerade häuslich ein, wenn sie die Geräusche richtig interpretierte.
Sophies und Max’ ehemaliges Zimmer waren ab sofort definitiv belegt. Wo um alles in der Welt sollte sie nun hin?
Vor Alwines Zimmer graute ihr. Sie hatte dort nie aufgeräumt und es roch übel darin. Der unangenehme Eigengeruch der Frau hatte sich überall festgesetzt, in der Matratze, den Vorhängen, im abgewohnten Parkett. Sie war oft mit einer Flasche Wein zu Bett gegangen, hatte den Inhalt aber in ihrer Trunkenheit verschüttet und nur notdürftig aufgewischt. Nach ihrem Tod hatten die Katzen das Bett zur Schlafstätte auserkoren. Milena schauderte, wenn sie es sich nur vorstellte, in diesem Raum zu liegen.
Aber konnte sie es wagen, sich nachts in der Bibliothek einzurichten oder gar im Wohnzimmer?
Mit Wehmut dachte sie an Sophies weiches Bett im vorgeheizten Zimmer, als ihr erneut der Schreck in alle Glieder fuhr: Ihre Kleidung! Sie hing noch immer über der Vorhangstange!
Sie musste in Sophies Zimmer, ehe Ava es betrat. Ansonsten würde ihre Anwesenheit schneller auffliegen, als sie über Alternativen nachdenken konnte!
Täuschte sie sich, oder waren die beiden gerade die Treppe hinuntergegangen? Milena öffnete vorsichtig die Speichertüre und linste nach unten.
Im Gang unter ihr brannte Licht. Im Erdgeschoss hörte sie Ava gedämpft sprechen, konnte aber nicht verstehen, was sie sagte. Leise und mit klopfendem Herzen schlich sie Stufe für Stufe die Treppe hinunter. Als sie den Absatz erreicht hatte, atmete sie tief durch.
Die beiden waren in der Küche, ganz offensichtlich. Also schnell Jeans und Shirt holen und wieder zurück auf den Speicher, dem vorerst einzig sicheren Zufluchtsort!
Sie wollte sich gerade in Bewegung setzen, als die Tür von Max’ Zimmer aufflog und der Hund bellend in großen Sprüngen auf sie zu galoppierte. Milena hatte gerade noch Zeit, sich hinter dem Vorhang am Gangfenster zu flüchten, da folgte ihm auch schon die kleine Besitzerin.
»Bobo, lass die armen Katzen in Ruhe!« Energisch zog sie den Hund zurück. »Die haben Angst vor dir.«
Hinter dem dichten Stoff konnte Milena nicht erkennen, was das Mädchen tat. Sie spürte jedoch, dass es an Ort und Stelle verharrte und herüberstarrte. Schweiß brach ihr aus. Ihr Puls raste. Was sollte sie sagen, was erklären?
»Komm, Bobo. Wir müssen noch das Bett überziehen.«
Mädchen und Hund verschwanden in Max’ Zimmer, und Milena fiel ein Stein vom Herzen.
*
»Können wir noch irgendetwas essen?«
Ava, die eine ganze Weile nur am Küchentisch gesessen und ins Leere gestarrt hatte, hob den Kopf. Felice stand unschlüssig im Türrahmen. Ava hoffte, dass sie ihre roten Augen und das verwischte Make-up nicht bemerkte – oder zumindest nicht kommentierte.
Das Gespräch mit Manou hatte ihr erneut belegt, wie unfähig sie in zwischenmenschlichen Beziehungen war. Sie war nicht nur eine schlechte Mutter, sondern auch eine miserable Freundin.
Verlogen und egoistisch, hatte Manou sie genannt.
Gelogen hatte sie jedoch nie. Sie hatte nicht über die Existenz einer Tochter gesprochen, weil es für ihr Leben in Frankreich keine Rolle spielte. Und Manou hatte nie danach gefragt, ob sie Kinder hatte.
Egoistisch fand Manou ihr Verhalten, immer den eigenen Weg zu verfolgen und sie nie in die Pläne einzubeziehen. Als Lebenspartnerin hätte sie ein Recht darauf, mitzuentscheiden, hatte Manou durch die Leitung geschmettert. Sie habe es satt, immer vor vollendete Tatsachen gestellt zu werden, und dann auch noch mit einer solchen Schocknachricht!
Seither fragte Ava sich, was Manou da hätte mitentscheiden wollen. Ob sie trotz Ansteckungsrisiko in einen voll besetzten Flieger steigen sollte? Um Felice ihrem Schicksal zu überlassen, so, wie sie es letztendlich schon einmal getan hatte? Und weshalb? Damit Manou weiterhin in der Wohnung stundenlang mit Freundinnen über Zoom kicherte und gackerte, während sie nebenan arbeiten musste?
Essen. Richtig. Das war die Frage gewesen.
Ava selbst lag das Telefonat noch immer so schwer im Magen, dass sie keinen Appetit verspürte. Aber das Kind musste essen, natürlich.
Als sie den Kühlschrank öffnete, riss sie erstaunt die Augen auf. Er war fast leer.
»Joghurt?«
Sie drehte sich zu Felice um, die prompt das Gesicht verzog.
»Können wir nicht was Richtiges kochen?«
Ava machte eine Bestandsaufnahme. Viel war nicht mehr vorhanden. Sie verstand nicht, was ihren Bruder dazu bewogen hatte, zwar die Heizungen wieder einzuschalten – was gewiss sinnvoll war –, aber zugleich die Lebensmittel mitzunehmen. Hatte er selbst nichts mehr im Kühlschrank gehabt? Als Kontaktperson ersten Grades hatte er vermutlich dieselben Schwierigkeiten, sich zu verpflegen, wie sie selbst.
Allerdings war das wieder einmal ein astreiner Beleg für seinen Egoismus. Während er gewiss einen Freund hätte bitten können, ihm eine Tüte voller Grundnahrungsmittel vor die Tür zu stellen, zeichnete sich für sie und Felice jetzt ein ernsthafter Versorgungsengpass ab.
»Es gibt Reis mit Sardinen und Currysoße«, stellte sie ihre Tochter schließlich vor vollendete Tatsachen. »Mehr kann ich heute nicht bieten.«
»Papa bestellt immer Pizza oder Sushi, wenn wir nichts mehr da haben.«
Im Gegensatz zu mir ist Papa ja auch perfekt.
Ava biss sich auf die Lippen. Felice hatte den Satz sehr neutral ausgesprochen, ohne einen Vorwurf in der Stimme. Trotzdem fühlte er sich für sie so an.
»Wir sind hier nicht in Wien. Zu einem abgelegenen Haus im Wald liefert um diese Zeit niemand mehr Pizza.«
»Ach so. – Darf ich Bobo eine von den Katzenfutter-Dosen geben? Ich habe sein Hundefutter zu Hause vergessen.«
»Ja, natürlich, nimm so viel, wie du willst!«
Ein voller Magen würde den Hund hoffentlich darin einbremsen, ständig den Katzen hinterherzujagen und seine Haare im ganzen Haus zu verteilen.
Während Felice den Hund fütterte, setzte Ava Reis auf und öffnete die Dose mit den Sardinen in Curry. Sie fragte sich, was Felice über sie dachte. Was hatte Gabriel wohl über sie erzählt?
Deine Mutter hat dich nicht gewollt und ist nach deiner Geburt einfach abgehauen?
Das entsprach im Großen und Ganzen der Wahrheit.
Allerdings verhielt sich Felice so höflich ihr gegenüber, dass sie sich nicht recht vorstellen konnte, wie das mit einer solchen Aussage in Einklang zu bringen war.
Später, als das Kind im Bett lag, telefonierte sie nochmal mit Max. Er informierte sie darüber, was am nächsten Morgen zu tun war: Sie musste der Bezirksverwaltungsbehörde ihren und Felices Aufenthaltsort bekanntgeben, damit ihr ein sogenanntes Absonderungsschreiben zugestellt werden konnte. Auf der Website des Sozialministeriums fände sie außerdem Verhaltensvorschriften und Infos zur Quarantäne.
Ava rief die Website auf, sobald sie aufgelegt hatte, und versuchte aus dem verwirrenden Beamtendeutsch schlau zu werden. Was sie begriff, ließ sie den Kopf schütteln über die Unlogik und Realitätsferne so mancher Maßnahmen: Haushaltsmitglieder sollten sich voneinander absondern. Dass dies mit einem Kind wohl kaum ging, schien die Bürokratie wenig zu interessieren. Vor allem würden sie zehn Tage ans Haus gefesselt sein, und diese Quarantäne konnte auf bis zu einundzwanzig Tage verlängert werden, sollten gegen Ende der Absonderungsfrist doch noch Symptome auftreten. Was brachte also die Absonderung innerhalb des Haushalts?
Nach fünf Tagen sollten sie getestet werden. Aber auch ein Negativ-Ergebnis würde die zehntägige Quarantäne nicht verkürzen. Ava fragte sich daher, warum einem ein Stäbchen tief in die Nase oder den Rachen gesteckt werden sollte, wenn letztendlich dann doch alles beim Alten blieb.
Egal ob in Frankreich oder in Österreich – die Politik war mit dem Management dieser Pandemie offenbar überfordert. Mit dieser Feststellung und einer Tablette Somnaris ging Ava zu Bett.