Honigbienen sind unglaublich. Seit jeher wecken sie durch ihre besondere Lebensweise als staatenbildende Insekten unser Interesse und unsere Bewunderung.
Die Honigbienen besetzen seit Jahrtausenden in Mythen, Geschichten und Religionen unter den Insekten eine eigene Liga. Diese Sonderrolle scheinen sie auch in der modernen Forschung einzunehmen. Ob mit Brandschutzwänden, Chorgesängen, Schlafverhalten, Vetternwirtschaft oder als Schädlingsbekämpfer, Honigbienen faszinieren, denn den Honigbienen traut man (fast) alles zu. Bienen können zählen, die Malstile von Künstlern identifizieren, voneinander lernen, planen, menschliche Gesichter erkennen, ja sogar Denken, Träumen und ein emotionales Innenleben stehen auf der ihnen zugesprochenen erstaunlichen Haben-Liste. Würden wir uns wundern, wenn ihnen eines Tages durch ein geschickt angelegtes Experiment sogar telepathische Fähigkeiten nachgewiesen würden?
Unzweifelhaft ist es höchst eindrucksvoll und verblüffend, was die moderne Bienenforschung über diese Tiere zu sagen hat. Wenn man aber dazu neigt, die Bienen zu überhöhen, ist es auch wichtig, sich klarzumachen, dass die Evolution nur hervorbringt und verankert, was den jeweiligen Organismen in deren Leben und Überleben Vorteile bringt. Und es kann durch die Wissenschaft nur aufgedeckt werden, wozu es einen soliden methodischen Zugang gibt. Die Honigbienen sind dafür gut geeignet.
So gehört es zum „Alltag“ der Honigbienen, sich durch eine ausgeklügelte Kommunikation untereinander abzustimmen, für die Sammelbienen, sich im Gelände vom Nest weg und wieder nach Hause zu orientieren und sich durch ausgeprägte Lernfähigkeit die Blüten als optische und duftende Muster einzuprägen. Setzt der Experimentator als künstliche Futterquellen Gesichter und Kunstwerke ein, dann sind das die „Blüten“ für die Bienen. Würde man sie auf asiatische Kalligrafiezeichen trainieren, könnte man ihre Leistung sogar als Chinesisch-Kenntnisse deuten, wollte man ihnen eine weitere Höchstleistung zuweisen.
Nicht nur die einzelne Biene, auch das gesamte Bienenvolk als sogenannter Superorganismus leistet höchst Erstaunliches. Man betrachte nur den Wabenbau oder die Nestklimatisierung.
Allein die Neugier, noch mehr verborgene Geheimnisse der Honigbienen aufzudecken, wäre ein mehr als ausreichender Grund, sich auch künftig intensiv mit dem Leben der Bienen zu befassen. Auch eine andere Seite im Leben der Bienen, ihre überragende ökologische Bedeutung als der Workaholic unter allen Bestäubern der Blütenpflanzen, wäre ebenfalls für sich genommen Anlass genug, den Honigbienen hochverdiente Aufmerksamkeit zu widmen.
Alle diese Gesichtspunkte zusammengenommen machen die Bienen nun tatsächlich so aufregend und bedeutend wie kaum ein anderes Insekt. Die hier vorgelegte Zusammenstellung kurzer Kapitel zu Leben, Eigenschaften und Fähigkeiten der Honigbienen soll diese Sicht belegen.