DUFTENDE HINWEISE:
GERANIOL MARKIERT, WO’S LANGGEHT

Honigbienen leben in einer Welt der Düfte. Vor allem für die kleinen Bestäuber, allen voran die Honigbienen, haben sich die Blütenpflanzen im Laufe der Evolution die Bouquets zugelegt, die wir Menschen als so attraktiv empfinden.

Die Bedeutung des Geruchssinnes für die Bienen lässt sich an den Insekten ganz direkt ablesen: Ihre Fühler sind vollgestopft mit Zehntausenden Geruchs-Sinneszellen, die höchst empfindlich auf Düfte ansprechen. Schaut man den Bienen ins Gehirn, ist es der Geruchssinn, der dort am komplexesten und voluminösesten abgebildet ist. Es darf also nicht überraschen, dass eine solche Sinnes-Maschinerie auch für die Kommunikation unter den Bienen eingesetzt wird. In der Tat werden zur Orientierung und Kommunikation innerhalb und außerhalb des Stockes Duftstoffe benutzt. Methodisch schwierig ist das Erfassen von Duftstoffen in deren zeitlich-räumlicher Dynamik vor allem im Freiland, weshalb wir auf diesem Gebiet auch erst ganz am Anfang stehen.

DIE HILFREICHE ANZIEHUNGSKRAFT VON GERANIOL

Ein Duft, dem im Freiland eine hohe Bedeutung zur Orientierung zukommt, ist das Geraniol. Es wird in einer Drüse am Ende des Hinterleibs der Bienen, der sogenannten Nasanov-Drüse, gebildet. Damit weisen Bienen, die diese Drüse im Stand öffnen und dabei mit den Flügeln einen Luftstrom erzeugen, heimkehrenden Nestgenossinnen den Weg zum Eingang des Stockes. An neuen Nistplätzen und an Futterplätzen führen Bienen Brauseflüge auf, für uns Menschen hörbar, aber für ihre Nestgenossinnen Geraniol verbreitend. Erstaunlicherweise gibt es bisher keine einzige Studie über die Empfindlichkeit der Bienen für dieses in deren Kommunikation überragend bedeutende Pheromon.

Ein Experiment zeigte, dass die Duftspur des Geraniols derart anziehend auf die Bienen wirkt, dass sie sogar durch eine dünne Angelschnur, deren Ende in Geraniol getaucht wurde, während ihres Fluges abgelenkt und geleitet werden können. Das ist sehr hilfreich für die Bienen, auch wenn sie vom Tanz im Stock schon grob über eine Ziel-Region informiert wurden, da sie sich ohne Anschlussreize verirren würden. Derartige sehr einfache Experimente helfen zu verstehen, was dahinterstecken kann, wenn rekrutierte Bienen aus ungezielten Suchflügen heraus schlagartig über die richtige Spur zum Ziel kommen. Dort können sie sogar, anstatt auf den Blüten, auf den erfahrenen Bienen landen, die Geraniol in die Luft entlassen. Wie hoch die Konzentration an Geraniol in der Luft sein muss, um von den Bienen wahrgenommen zu werden, ist bisher unbekannt. In ähnlichen Fällen genügen wenige Duftmoleküle.

Erfahrene Bienen locken und leiten Sammelbienen, die ein Ziel – hier eine Goldraute – noch nicht kennen.