herzlich willkommen in Südfrankreich!
Kennen Sie die ersten beiden Bände dieser Trilogie »Große Träume, kleine Siege« und »Alte Hoffnung, neue Wege«? Falls nicht, erzähle ich Ihnen kurz, was bisher geschah.
Die Geschichte begann elf Jahre zuvor im Jahr 1880. Fabienne war damals sechzehn und lebte am Canal du Midi, wo ihr Vater Schleusenwärter war. Als ihre Mutter starb, brannte die damals erst siebzehnjährige Fabienne mit ihrem damaligen Geliebten durch. Die Liebelei mit dem Bootsmann hielt nur kurz, er ließ Fabienne schwanger im Stich. Zum Glück fand sie eine Stelle als Küchenhilfe im renommierten Weingut von Chevalier Albert Morel, wo sie sich mit Stéphanie, der charismatischen Tochter des Hauses, anfreundete. Ein schwerer Schicksalsschlag setzte Fabiennes kleinem Glück ein abruptes Ende: Ihr drei Monate alter Sohn Victor wurde entführt. Bei einer aufwendigen Suchaktion fand man jedoch weder den Säugling noch Hinweise auf denjenigen, der für die Tat verantwortlich war.
Fabienne gab nie die Hoffnung auf, ihren Sohn eines Tages wiederzubekommen. Die Kraft, bis dahin weiterzuleben, schöpfte Fabienne aus ihrem großen Lebenstraum, Köchin in einem Restaurant zu werden. Denn nur wenn sie am Herd stand und frisches Gemüse zu köstlichen Speisen verarbeitete, konnte sie all ihre Sorgen vergessen.
Fabiennes Weg führte sie nach Lyon, wo sie die berühmten Mères Lyonnaises, die Mütter von Lyon, kennenlernte – Frauen, die es damals schon wagten, ein eigenes Restaurant zu führen. In Lyon lernte Fabienne auch ihren späteren Mann Yves kennen. Gemeinsam zogen sie in den Süden zurück, denn Fabienne hatte nicht nur Heimweh, sie wollte auch die Suche nach ihrem Sohn fortsetzen.
Fabiennes Traum, in einem Restaurant kochen zu dürfen, wurde zum ersten Mal im Jahr 1889 wahr und zwar im Le Miroir in Narbonne. Dort begann sie eine Affäre mit dem begnadeten Küchenchef Noé Sousa. Als ihr Mann Yves davon erfuhr, verließ er Fabienne.
Nachdem Noé Sousa einige Zeit später unter ungeklärten Umständen ums Leben kam, hielt Fabienne es nicht länger im Le Miroir aus – die vielen Erinnerungen an Noé quälten sie. Fortan arbeitete sie in einem Feinkostgeschäft und stellte bald fest, dass sie schwanger war.
Eines Abends stand ihre alte Freundin Stéphanie vor der Tür. Auch sie hatte kurz zuvor ihren Mann verloren. Die Trauer vereinte die beiden Frauen.
Stéphanie schlug einen gemeinsamen Neuanfang vor und zwar in Marseille, wo ihr ein heruntergekommenes Bistro gehörte, das ihr Mann einst beim Pokerspiel gewonnen hatte. Fabienne sagte nach kurzer Überlegung zu.
Nachdem die Frauen das Bistro renoviert hatten, erfreute es sich dank Fabiennes Kochkünsten bald eines regen Zulaufs an Gästen. Doch das allein reichte Stéphanie nicht. Sie organisierte allabendliche Tanzaufführungen, bei denen sie als Flamencotänzerin auftrat – das war schon immer ihr heimlicher Traum gewesen!
Doch das Zusatzangebot brachte eine äußerst zweifelhafte Klientel ins Bistro – trunksüchtige Matrosen, Spieler und die Marseiller Unterwelt. Fabienne betrachtete diese Entwicklung mit großer Sorge, aber sie konnte nichts dagegen machen – das Bistro gehörte schließlich allein Stéphanie.
Eines Tages tauchte wie aus dem Nichts Yves auf, der Mann, mit dem Fabienne immer noch verheiratet war. Nach dem Bruch mit Fabienne hatte er sich als Steward auf Passagierschiffen verdingt und war viel herumgekommen. Mit Fabiennes Bruder Noah stand er jedoch die ganze Zeit in Briefkontakt – und so hatte er auch vom Tod von Fabiennes Geliebten erfahren. Auch wenn ihre Ehe nur noch auf dem Papier existierte, war es Yves nun ein Bedürfnis, zu schauen, wie es Fabienne ging.
Zu ihrer beider Erstaunen näherten sich die Eheleute in Marseille vorsichtig wieder an. Dass Fabienne eine Tochter hatte, benannt nach ihrer Mutter Violaine, freute Yves. Das Bistro hingegen betrachtete er sehr skeptisch.
Eines Tages erfuhr Fabienne durch einen Brief ihres Bruders Noah, dass sich ihre Schwester Lily, zu der sie einst ein enges Verhältnis hatte, in einer schlimmen Notlage befand. Eilig packte sie ihre Sachen und reiste mit Yves und ihrer kleinen Tochter in die alte Heimat, um Lily zu helfen. Danach wollte sie wieder zurück nach Marseille, zu Stéphanie und dem gemeinsamen Bistro. Doch dann kam alles anders …
Ich wünsche Ihnen viel Freude mit Fabienne, Yves und allen andern. Schenken Sie sich ein Glas kühlen Rosé ein und genießen Sie die Reise nach Südfrankreich in vollen Zügen!
Herzlichst, Ihre Petra Durst-Benning