Cavelli hatte Cecilia Volpi Geld gegeben, damit sie einen Hotelangestellten losschicken konnte, um etwas Kleidung und andere Notwendigkeiten zu besorgen. Dann hatten sie ihre Suiten bezogen, die nicht nebeneinander, ja nicht einmal im selben Stockwerk lagen. Cavelli hatte schon seit langem einmal im legendären Danieli, diesem jahrhundertealten Hotel absteigen wollen, in dem schon Goethe, Byron und zahllose andere illustre Gäste genächtigt hatten, aber bisher hatte es sich nie ergeben. Insofern hatte diese ganze Angelegenheit zumindest einen positiven Aspekt. Seine Suite war eingerichtet wie ein Renaissanceschloss – und kaum kleiner – und der Blick auf die Lagune und darin die herrliche Barockkirche Santa Maria della Salute mit ihren zwei Kuppeln und dem Kampanile war von fast unwirklicher Schönheit.
Da sein Gepäck nur aus einer Tasche bestand, hatte er sich in wenigen Minuten eingerichtet. Er nahm einen Brunello di Montalcono aus der Minibar, setzte sich mit einem Glas davon ans Fenster, blickte auf die Lagune und dachte nach.
War das hier die richtige Vorgehensweise? Oder hatte Cecilia Volpi recht und es war besser, nach Rom zurückzukehren? Er grübelte einige Minuten darauf herum, aber er fand keinen Grund, seine Meinung zu revidieren. Die Gegenseite hatte bisher einen Vorteil auf ihrer Seite gehabt: Cavelli und die Volpi wussten nicht, wo sich diese Leute aufhielten. In diesem Punkt war nun Gleichstand geschaffen worden. Das war ein beruhigendes Gefühl. Völlig von der Bildfläche zu verschwinden, war ein guter erster Zug gewesen. Dann fiel Cavelli ein, dass die Gegenseite ihnen gegenüber aus noch drei weiteren Gründen im Vorteil war: Sie wussten, um was es ging, sie wussten, wer Cecilia Volpi und Cavelli waren und wie sie aussahen. Und sie gingen, wenn nötig, über Leichen, um ihre Ziele zu erreichen. Es kam darauf an, zumindest bei den ersten beiden dieser unfairen Vorteile ebenfalls einen Ausgleich herbeizuführen. Dann kam ihm ein simpler Gedanke.