Zwei Stunden später saßen die beiden in der Suite von Cecilia Volpi beim Abendessen – sie hatten beschlossen, sämtliche Mahlzeiten auf dem Zimmer einzunehmen, um die Gefahr, durch Zufall entdeckt zu werden, zu minimieren – und Cavelli teilte ihr das Ergebnis seiner Überlegungen mit. »Bisher wissen wir nur, dass die andere Seite entweder zur Vatikanbank gehört oder mit ihr Geschäfte macht. Allerdings haben wir beide keine Ahnung von Bankangelegenheiten und auch keinen Zugriff auf die Daten und Papiere des IOR. Ich sehe daher überhaupt keinen Punkt, an dem wir anfangen könnten. Und was tut man, wenn man keine Ahnung von einer Sache hat?«
»Aufgeben?« Es klang eher wie ein Vorschlag als eine Frage.
»Nein, man holt sich Hilfe.«
»Und wo? Bei der Polizei? Ich hab Ihnen doch schon erklärt ...«
»Ich hab vorhin unten im Businessraum ein bisschen im Internet recherchiert. Hier in Venedig ist die Detektei Pesaro ansässig, eine der renommiertesten Detekteien Italiens, wenn es um Wirtschaftskriminalität geht. Deren Referenzen scheinen wirklich erstklassig zu sein. Ich denke, die sollten wir beauftragen.«
Cecilia Volpi verzog skeptisch das Gesicht. »Detektive? Ich weiß nicht recht. Ich hab ein ungutes Gefühl dabei, weitere Personen da mit reinzuziehen, es muss doch eine andere Möglichkeit geben. Es muss einfach.«
»Haben Sie eine bessere Idee? Oder auch eine schlechtere?«
»Im Moment nicht, aber ...«
»Dann sollten wir es versuchen. Wir haben nichts zu verlieren. Und was deren Honorar angeht, das übernehme ich.«
Sie dachte einige Momente nach, bevor sie antwortete. »Wahrscheinlich haben Sie recht. Machen wir’s so. Und was die Hotelkosten angeht, die kann ich mir wirklich nicht leisten, aber den Detektiv übernehme ich zur Hälfte, darauf bestehe ich.«
»Ganz wie Sie wünschen, aber ich sagte ja schon, diese Detektei ist die Oberliga, es wird mit Sicherheit sehr teuer. Also warten wir erstmal die Rechnung ab und entscheiden Sie dann, Signora Volpi.«
»Danke, das ist sehr großzügig. Und ich heiße Cecilia.«
»Don.«
Sie stießen mit den kostbaren Kristallgläsern an. Cavelli empfand es als seltsam. Sie kannten sich erst ein paar Tage, aber in diesen wenigen Tagen hatten sie bereits mehr durchgestanden als viele andere in Jahren. Er wusste, dass seine Emotionen ihm etwas vorgaukelten, aber er hatte das Gefühl, Cecilia Volpi schon eine Ewigkeit zu kennen.