Yamada Yuuto verließ den Friedhof und ging weiter stadtauswärts in ein Wohngebiet, in dem dicht an dicht viele kleine Häuschen standen. Die meisten Gärten waren liebevoll gepflegt und mit Zäunen begrenzt. Vor einem auffällig verwilderten Garten blieb der Meister stehen, schaute sich wieder geheimnisvoll um und betrat schließlich das Gelände durch ein morsches Gartentor. Versteckt hinter meterhohen Tannen stand ein altes Haus.
Irgendwie konnte sich Linh gar nicht vorstellen, dass jemand darin wohnte. Es sah leer aus, aber sie konnte von ihrer Position aus nur die obere Etage erkennen. Sie huschte bis fast vors Gartentor, langte über den Zaun und schob einige Tannenzweige auseinander, durch die sie jetzt die Eingangstür des Hauses sehen konnte.
In dem Moment piepte Michaels Handy in ihrer Hand. Linh erschrak, zog sich schnell zurück, um nicht entdeckt zu werden, und las die SMS, die Jabali ihr gesendet hatte: »Wo steckst du?«
Gute Frage!, dachte Linh und suchte nach einem Straßenschild. Lange Straße, tippte sie zurück. Sie wagte noch einen Blick durch die Tannen, um die Hausnummer erkennen zu können: 35.
Gern hätte sie noch ein Foto von dem Haus gemacht und es per MMS versendet, damit die anderen es leichter finden konnten, aber vor der Haustür tat sich etwas. Die Tür war offensichtlich nur angelehnt gewesen. Der Großmeister betrat das Haus zögerlich und mit leisem Schritt.
Woher kennt er das Haus?, fragte sich Linh. Hatte es nicht geheißen, er wäre das erste Mal in Deutschland? Linh merkte, wie ihr Puls immer schneller ging. Irgendwie war ihr die ganze Geschichte nicht geheuer. Außerdem fühlte sie sich überhaupt nicht wohl dabei, den Großmeister Yamada Yuuto gemeinsam mit ihren Freunden wie einen Schwerverbrecher zu beschatten.
Andererseits benahm er sich ja wirklich mehr als geheimnisvoll.
»Und?«, fragte plötzlich eine Stimme hinter ihr.
Linh hätte fast aufgeschrien vor Schreck. Aber es war nur Michael, der sie auf die Schulter tippte.
»Mensch, kannst du nicht Bescheid sagen, dass du hinter mir stehst?«, fuhr sie ihn an.
»Ich hätte mir ja ein Blaulicht auf den Kopf schnallen können, damit die ganze Gegend mich sieht!«, verteidigte sich Michael.
Hinter Michael standen Ilka, Lennart und Jabali.
»Er ist gerade reingegangen«, flüsterte Linh ihnen zu.
»Und wer wohnt da?«, fragte Lennart.
»Das würde ich auch gern wissen«, antwortete Linh. »In so einem desolaten Haus wohnt doch keiner.«
»Was für’n Salat?«, fragte Michael nach.
»Sie meint abbruchreif!«, erklärte Lennart.
»Sag das doch«, moserte Michael. »Aber da hast du recht. Totale Schrottbude.«
»Irgendetwas interessiert Yamada Yuuto dort drinnen. Irgendetwas Geheimnisvolles«, glaubte Linh. »Sonst wäre er ja nicht hier. Also, was ist: Wer geht nachgucken?«
Michael, Lennart und Jabali sahen sich an.
»Wieso eigentlich immer wir Jungs?«, fragte Jabali. »Ständig heißt es ›Förderung der Mädchen‹, aber wenn’s brenzlig wird, verzieht ihr euch.«
»Red nicht solchen Quatsch!«, wies Ilka ihn zurecht. »Ich gehe. Kommst du mit, du Angsthase?«
Die beiden kletterten über den Zaun und liefen geduckt bis unter eines der seitlichen Fenster. Kaum hatten sie es erreicht, öffnete vorn jemand die Haustür.
Jabali und Ilka erschraken und warfen sich flach auf den moosbewachsenen Boden. Er war kalt und glitschig. Ilka machte das nichts aus, aber Jabali stieß voller Ekel ein kurzes »Uähhh!« aus.
Yamada Yuuto verließ das Haus und ließ die Tür ins Schloss fallen. Linh, Michael und Lennart sprangen blitzschnell über den Zaun und versteckten sich zwischen den Tannen, die entsetzlich pikten. Aber sie ließen den Großmeister nicht aus den Augen.
»Wir gehen ihm nach«, flüsterte Linh Lennart zu und wandte sich dann an Michael. »In der Zeit könnt ihr ins Haus gehen und nachsehen, was dort drinnen so interessant ist.«
»Wir können was?«, rief Michael entsetzt zurück.
Aber da waren Linh und Lennart schon losgelaufen.
Ilka und Jabali klopften sich das Moos von der Kleidung, als Michael auf sie zukam.
»Linh will, dass wir ins Haus gehen!«, rief er immer noch empört. »Die spinnt doch! Wie sollen wir das denn machen? Der hat die Tür zufallen lassen, und wir können sie wohl schlecht aufbrechen.«
Jabali schaute auf ein offenes Fenster im Obergeschoss und grinste Michael ins Gesicht.
Michael begriff. »Du meinst doch nicht etwa, dass ich da hochklettere?!« Die Hauswand war bis auf wenige Vorsprünge, Fensterbänke und eine Regenrinne glatt, ganz anders als die Boulderwände in der Schule, die Michael im Halbschlaf in Rekordzeit erklimmen konnte. Aber hier einen Weg nach oben zu finden, das forderte seine ganze Fantasie und seinen ganzen Mut.
»Wenn du nicht kletterst, mach ich’s«, stachelte Ilka Michael an.
»Viel Vergnügen!«, gab Michael keck zurück, der genau wusste, dass Ilka weder vorhatte, an der Hauswand hochzuklettern, noch es gekonnt hätte. Genauso wenig wie Jabali. Sie wollte ihn nur überreden, es zu tun.
»Ich geh ja schon«, gab Michael nach. »Aber wenn ich stürze, erklärt ihr es meinen Eltern!«
»Versprochen!« Ilka hob die rechte Hand zum Schwur.
Michael tastete die Hauswand mit flachen Händen ab. »Ziemlich bröckeliger Putz!«, stellte er fest. »Selbst wenn ich einen Vorsprung finde, kann der leicht abbrechen.«
»Zuerst auf den Sims des unteren Fensters«, schlug Jabali vor.
Michael verzog das Gesicht. »So schlau bin ich auch, du Dschungelkasper.«
»O sorry, du Fast-Food-Baby!«
»Na super!«, applaudierte Ilka. »Ein dummer Spruch gegen Afrika, gekontert mit ’nem dummen Spruch gegen die USA. Seid ihr nun so weit, dass es mal vorangeht, oder wollt ihr noch was gegen die Kängurus in Australien loswerden?«
»Schon gut«, lenkte Michael ein. Mit einem Satz sprang er auf den Sims des unteren Fensters, hielt sich am Rahmen fest, hangelte sich hoch und stand im Nu auf dem minimalen Vorsprung, den der Rahmen in der Hauswand bot.
Jabali bibberte schon beim Zuschauen und bedauerte, dass er Michael diesen halsbrecherischen Vorschlag gemacht hatte.
Michael reckte den rechten Arm. Um den Sims vom oberen Fenster zu erreichen, fehlten ihm zehn Zentimeter. Sosehr er die Hauswand auch absuchte, er fand keinen geeigneten Halt.
»Da hilft nur eines: Ich muss springen!«, rief er hinunter.
»Springen?«, wiederholte Ilka entsetzt.
»Das . . . das kann er doch nicht machen«, stotterte Jabali. »Der bricht sich das Genick!«
Aber Michael sprang, verfehlte den Sims des oberen Fensters und rutschte mit einem durchdringenden Schmerzensschrei einen guten halben Meter die raue Fassade entlang hinab. Doch bevor er endgültig abstürzte, fand er Halt an der zerbrechlichen Fassung einer Außenlampe, die zum Glück nicht mehr unter Strom stand.
»O Scheiße!«, fluchte er.
»Hast du dir was getan?«, fragte Jabali besorgt.
»Ja, natürlich hab ich mir was getan!«, schimpfte Michael laut. »Was dachtest du denn? Dass ich mich an der Hauswand sauber schrubbe?«
Ilka sah sich ängstlich um. Was, wenn sie ein Nachbar hörte oder sogar sah? Sie mussten endlich in dieses Haus rein.
Michael unternahm einen zweiten Versuch: auf den Fenstersims, von dort auf den Rahmen des unteren Fensters, dann der Sprung.
Jabali schaute lieber nicht hin. Ilka hielt den Atem an. Und Michael rief: »Geschafft!«
Er baumelte mit ausgestreckten Armen am Sims des oberen Fensters, zog sich mit einem Klimmzug daran hoch. Durch die Anspannung sah man deutlich Michaels starke Muskeln. Er gelangte mit dem Knie auf den Sims und erkannte, dass Jabali recht gehabt hatte: »Das Fenster steht offen!«
»Super!«, rief Jabali ihm zu. »Dann geh doch rein!«
Michael stieß das Fenster auf und steckte erst einmal vorsichtig den Kopf ins Haus.
»Mach schon!«, drängelte Jabali. »Bevor uns jemand entdeckt.«
Michael sprang ins Haus hinein.
Jabali und Ilka warteten ungeduldig vor der Haustür. Kein Namensschild gab Auskunft über den Bewohner. Nicht mal am Briefkasten, der aufgebrochen worden war, stand etwas.
Plötzlich erschrak Jabali. Hinter ihnen bellte ein Hund. Ein großer, schwarzer Hund am Zaun! Wo ein Hund war, da war meistens auch ein Besitzer. Jabali versuchte nicht zu atmen. Er hoffte, so von dem neugierigen Hund unentdeckt zu bleiben. Der kam aufgeregt schnuppernd und mit wedelndem Schwanz Meter für Meter näher. Ein gelb-schwarzes Tuch um seinen Hals verriet, dass er irgendwo ein Zuhause hatte. Warum schlief er jetzt nicht dort auf einem gemütlichen Hundekissen, sondern streunte stattdessen hier herum? Er kam durch das Tor und lief direkt auf Jabali zu. Warum öffnete Michael nicht endlich? Jabali hatte Angst. Der Hund spürte das und begann erneut zu bellen.
»Hau ab!«, schimpfte Jabali. Aber er jammerte eher, als dass er es befahl, worauf der Hund auch noch zu knurren anfing.
Jetzt hatte Ilka genug. »Aus!«, fauchte sie den Hund an, packte ihn beherzt am Halstuch und zog ihn Richtung Gartentor. »Verschwinde! Zack!«
Der Hund gehorchte und zog ab.
Nach ein paar Schritten schien er es sich aber anders zu überlegen, blieb stehen, drehte sich um und schaute Jabali und Ilka an. Ganz offenbar wusste er nicht so recht, wozu er sich entscheiden sollte: Ilka zu gehorchen oder Jabali zu ärgern. Ilka fiel eine dritte Möglichkeit ein. Sie nahm ein Stöckchen, das neben der Treppe im Beet lag, und zeigte es dem Hund. Der fing sofort an, freudig mit dem Schwanz zu wedeln. Ilka suchte sich ein Ziel und warf das Stöckchen. Es landete genau hinter dem Abfalleimer, der neben dem Gartentor stand. Der Hund sauste hinterher, knallte mit dem Kopf gegen die Mülltonne, lief um sie herum und suchte verzweifelt das Stöckchen.
Da öffnete sich endlich die Haustür hinter Ilka und Jabali.
»Na, wie habe ich das gemacht?«, wollte Michael gerade prahlen.
»Zu langsam«, antwortete Jabali, schob Michael beiseite und rannte ins Haus.
»Was hat der denn?«, fragte Michael Ilka.
»Angst vor Hunden!«, grinste Ilka und zeigte auf den Hund, der immer noch wild um die Mülltonne herumlief und das Stöckchen suchte.
»Wo bleibt ihr denn?«, rief Jabali von drinnen. »Wir sollten so schnell wie möglich Informationen sammeln und dann nichts wie raus hier, bevor der Hund noch jemanden auf unsere Spur lockt!«
Im Haus sah es schlimmer aus als in Michaels Zimmer, wenn er gerade etwas suchte: ein einziges Chaos. Ausgekippte Schubladen, umgestoßene Regale, offene Schränke und auf dem Boden verstreut lagen Kleider, Briefe, Ordner und jede Menge Kleinkram. Hier hatte jemand etwas gesucht. Yamada Yuuto konnte es nicht gewesen sein. Er war zwar einige Zeit in dem Haus gewesen, aber nicht lange genug, um ein solches Durcheinander anzurichten. Sogar die Matratze war aufgeschnitten worden. Das Laken lag lose daneben. Hatte bisher niemand den Einbruch bemerkt und gemeldet? Außerdem stank es im ganzen Haus nach modrigem Keller. Unerträglich! In der Küche mischte sich der Kellergestank mit dem Geruch von verwesenden Lebensmitteln. Die Spüle quoll über mit schmutzigem Geschirr, auf dem sich schon dicke Schimmelschichten gebildet hatten.
«IIIIIIIhhhhh . . .«, quiekte Michael beim Anblick einer großen Madenfamilie, die am Tellerrand spazieren ging. »Schnell wieder raus hier. Das halt ich nicht aus!«
»Moment noch!«, bat Ilka. Sie hatte im Flur auf dem Boden verstreute Briefe, Prospekte und Rechnungen entdeckt, die wohl mal durch den Briefkastenschlitz in den Flur geworfen worden waren. Ilka hob einen der Briefe auf und las vor, an wen er adressiert war: »Gustav Bruhn – den gleichen Namen haben wir doch vorhin auf dem Holzkreuz gelesen!«
Gustav Bruhn war tot? Aber irgendjemand hatte ihn doch beerdigt. Wieso hatte sich dieser Jemand nicht um das Haus gekümmert? Wieso schickte man dem Toten noch Rechnungen?
Ilka, Michael und Jabali konnten sich keinen Reim auf das machen, was sie gefunden hatten.
»Erst mal raus hier«, schlug Michael erneut vor. »Ich muss mich sonst gleich übergeben bei dem Gestank.«
Jabali schaute ängstlich aus dem Fenster. Der Hund schnüffelte noch immer an der Mülltonne herum.
»Ich gehe vor und lenke ihn ab«, versprach Ilka. »Und ihr gebt Dampf.«
So schnell sie konnten, liefen sie ins Freie. Der Hund hob kurz den Kopf, wollte den Kindern hinterherlaufen, doch Ilka befahl ihm: »Such! Such das Stöckchen!«
Sofort machte der Hund sich wieder an die Arbeit und die Kinder konnten unbemerkt verschwinden.
Als Ilka, Michael und Jabali in der Schule ankamen, waren auch Linh und Lennart schon da.
»Und?«, fragte Michael.
»Wir haben gewonnen!«, berichtete Lennart.
Michael wusste erst gar nicht, wovon Lennart sprach, bis der ihn an den Judowettkampf erinnerte. Michael schlug sich vor die Stirn. Er und auch Ilka und Jabali hatten tatsächlich nicht mehr an den laufenden Wettkampf gedacht, der am Morgen noch so wichtig gewesen war.
»Ach so, ja. Schön«, kommentierte Michael nur. Aber seine Gedanken waren, wie die der anderen, bei Yamada Yuuto. »Wo ist er?«
»Dort!«, zeigte Linh.
Der Großmeister saß im Foyer in einer Ecke und sah sehr niedergeschlagen aus.
Versehentlich stieß Linh gegen Michaels Bein.
»Autsch!«, schrie er kurz auf und zuckte zusammen.
Linh schaute ihn verwundert an und entdeckte dann seine Schürfwunden.
»Oje, was ist denn mit deinem Bein los?«, fragte sie.
Michaels Schürfwunde blutete und sah wirklich gar nicht gut aus.
»Wie ist das denn passiert?«
Während Michael ihr erzählte, was sie erlebt hatten, rannte Ilka los, besorgte Salbe und Verband aus dem Hausmeisterbüro, und war gerade zurück, als Michael seine Erzählung beendete. Ausgerechnet heute hatte sie in der Aufregung ihr Notfalltäschchen vergessen, das sie sonst immer um die Hüfte gebunden hatte.
»Und bei euch?«, fragte Michael, während Ilka begann, sich um seine Verletzung zu kümmern: mit desinfizierender Salbe, einer Wundauflage und einem Spezialverband, den sie gekonnt um sein Bein wickelte. Sie stellte damit wieder mal ihre Fähigkeiten als Rettungshelferin unter Beweis. Sie kannte die wichtigsten Handgriffe für viele Notfälle. Und Michaels Wunde war zumindest ein kleiner Notfall.
Linh erzählte, dass Yamada Yuuto von dem Haus direkt zu einer nahe gelegenen Bank und von dort in eine Bibliothek gegangen war. Was er dort jeweils genau getan hatte, konnten sie nicht sagen.
In der Bank hatte er mit einem Angestellten gesprochen, das hatten sie noch gesehen. Dann war er mit dem Bankangestellten über eine Treppe ins Kellergeschoss verschwunden und kurz darauf wieder aufgetaucht. Soweit Lennart wusste, befanden sich in den Kellergeschossen der Banken meistens die Schließfächer, in denen Bankkunden wertvolle Dinge aufbewahren konnten. Aber wie konnte Yamada Yuuto hier in einer Bank ein Schließfach haben?
Ähnlich mysteriös hatte er sich in der Bibliothek verhalten. Kaum hineingegangen, war er auch schon wieder herausgekommen. Ohne ein Buch in der Hand. Dann war der Großmeister zur Schule zurückgekehrt.
Jabali schaute hinüber zu Yamada Yuuto. »Der sieht wirklich mies aus«, fand er.
Ilka stimmte ihm zu. »Warum fragst du ihn nicht, was los ist?«, schlug sie Linh vor. »Du kannst dich doch als Betreuerin erkundigen, wie es deinem Gast geht.«
Linh nickte. Zögerlich ging sie auf den Großmeister zu. Er wirkte ungewohnt zerstreut. Wo war er bloß in seinen Gedanken? Linh traute sich und fragte: »Geht es Ihnen gut?«
»Ja.«
»Kann ich Ihnen irgendwie behilflich sein?«
»Nein.«
»Wie fühlen Sie sich bei uns?«
»Gut.«
Drei Antworten auf ihre Fragen, wie sie knapper nicht sein konnten. Linh fand sein Verhalten unheimlich.
»Wirklich, alles okay?«, hakte sie noch mal nach.
»Jaja, danke, es geht mir gut. Eure Stadt ist schön, eure Schule auch. Bleibt es bei dem bisherigen Plan für morgen?«
Linh ahnte la¨ngst, dass sein Besuch an der Schule nur als Vorwand für alle anderen Unternehmungen diente. Sie beschloss, das zu testen.
»Gut, dass Sie fragen«, antwortete sie. »Könnten Sie Ihre Vorführung eine Stunde nach hinten verlegen?« Eine spontane Idee von Linh. Wenn er bestimmte Pläne für den darauffolgenden Tag hatte, dann hätte er jetzt Probleme, flexibel auf ihren neuen Terminwunsch zu reagieren.
Der alte Mann überlegte nicht lang und antwortete: »Ich richte mich da ganz nach den Plänen der Schule. Mein Lehr-Programm steht. Wann soll ich denn morgen anfangen?«
Yamada Yuutos Antwort beruhigte Linh ein wenig. Zumindest verfolgte er keinen ausgefeilten, geheimen eigenen Zeitplan. »Ich hole Sie um acht Uhr ab und wir setzen die Vorführung auf neun Uhr«, schlug Linh vor. Sie vertraute darauf, dass sie einen guten Grund finden würde, dem Direktor diese kurzfristige Verschiebung um eine Stunde zu erklären.
»Einverstanden?«, fragte sie noch mal nach.
»Yorochii«, nickte der Großmeister. »Abgemacht!«
Linh hatte trotzdem das Gefühl, dass irgendetwas nicht stimmte.