Die Pillen

Im Keller stinkt es.

Es riecht nach Schimmel.

Und nach Zement und Teer.

„Gibt es hier Licht?“, fragt er.

„Ja“, bringt Lizzy schluchzend heraus.

Sie weint immer noch.

Er hört ihre Schritte.

Aber er sieht nichts.

Kurz darauf springt das Licht an.

 

Zum ersten Mal sieht Bert den Keller von innen.

Es ist ein quadratischer Raum.

Kahl und dunkel.

An der Wand sind Schränke aufgestellt.

Er geht auf Lizzy zu.

Er umarmt sie.

Stumm.

Lizzy schaut ihn an.

Mit Tränen in den Augen.

 

„Das ist das Ende“, sagt Lizzy leise.

Sie wischt sich die roten Augen.

Dann schaltet sie das Radio ein.

Im Keller ist ein leises Rauschen zu hören.

Lizzy nickt traurig mit dem Kopf.

Das Radio funktioniert nicht.

Es hat prima geklappt, denkt Bert.

Es war einfach gewesen.

Draußen am Keller war eine Antenne befestigt.

Eine Funkantenne.

Er hat sie weggeworfen.

 

Nach einer Weile öffnet Lizzy einen Schrank.

„Was machst du?“, fragt er.

Lizzy hält eine kleine Dose in der Hand.

„Da sind die Pillen drin“, erklärt sie.

„Man hat keine Schmerzen.

Du spürst nichts davon.

Und es dauert nur ein paar Sekunden, bis du …“

Bert schüttelt den Kopf.

 

Er schaut sie voller Angst an.

Das hat er tagelang geübt.

Vor dem Spiegel.

„Tu das nicht, Lizzy.

Wir kommen hier raus. Wir können …“

 

Doch Lizzy öffnet die Pillendose.

„Hier“, sagt sie.

Er streckt den Arm aus.

Ihn schaudert.

Sie legt eine grüne Pille in seine Hand.

„Du musst sie zerkauen“, erklärt ihm Lizzy.

„Gut kauen und dann runterschlucken.“

Er schließt die Augen.

Und denkt an Rosalind.

Kurz darauf öffnet er die Augen wieder.

Er sieht zu, wie sich Lizzy eine grüne Pille in den Mund schiebt.

Lizzy kaut und lächelt dabei.

Er küsst Lizzy auf die Stirn.

Dann bringt er seine Hand zum Gesicht.

Er tut so, als würde er sich die Pille in den Mund stecken.

Er fängt an zu kauen.

Aber es gibt nichts zu kauen.

Er hat die Pille noch in der Hand.