Crapula alba

Lizzys Augen schmerzen, als sie erwacht.

Eine Weile ist ihr Körper taub.

Sie spürt ihn nicht und bleibt still liegen.

Dann bewegt sie den Kopf hin und her.

Mit einer Hand greift sie sich erst an die Stirn.

Danach reibt sie sich die Augen.

 

Sie befühlt den kalten Körper neben sich.

Auf ihrem Gesicht erscheint ein Lächeln.

Langsam erhebt sich Lizzy.

An der Wand entlang geht sie zur Tür.

Sie fühlt am unteren Türrand.

Ihre Hand verschwindet.

Hinter dem Metall.

Vorsichtig drückt sie mit dem Finger auf einen Knopf.

Die Tür öffnet sich.

 

Lizzy kneift die Augen zusammen.

Die Sonne blendet sie.

Lizzy holt tief Luft und betritt den Garten.

Eine Biene summt um sie herum.

In der Ferne hört sie den Ruf einer Taube.

Lizzy schaut kurz über die Schulter.

Der dunkle Keller ...

Dann geht sie hinüber zum Haus.

Beim Kräutergarten hält sie inne.

Lizzy greift nach einer hohen Pflanze.

Sie lacht auf.

„Crapula alba“, flüstert sie.

„Eine giftige Pflanze.

Die Haut wird bleich.

Der Körper wird kalt.

Eine Weile ist man bewusstlos.“

Sie lächelt jetzt.

Und erinnert sich.

Vor ein paar Tagen saß sie in ihrem Atelier.

Dort hatte sie die Pillen hergestellt.

Eine für sich selbst, mit Crapula alba.

Und die tödliche Pille für Bert.

 

Sie war früher aus Dänemark zurückgekommen.

Da entdeckte sie, was Bert im Garten machte.

Er merkte nicht, dass sie schon wieder zu Hause war.

Sie hatte sofort erkannt, dass etwas nicht stimmte.

Sie versteckte sich im Atelier.

Hinter all den Pflanzen.

Niemand hatte sie gesehen.

Aber von hier aus konnte sie alles beobachten.

 

Sie sah Bert zu.

Wie er die Kabel verlegte.

Wie er die Lautsprecher versteckte.

Sie erschrak von dem gewaltigen Lärm.

Beim ersten Mal. Und beim zweiten Mal.

Obwohl sie wusste, dass Bert auf den Knopf drücken würde.

Dass er sie überlisten wollte.

Sie sollte glauben, es herrsche Krieg.

 

Sie lässt die Pflanze los.

Und wendet sich dem Haus zu.

Auf der Terrasse wartet Annette.

Lizzy lacht auf und rennt zu ihr hin.