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Der Spatz von Rostow
»Was meinst du, sieht das gut aus?« Siggi drehte sich vor Torsten, der noch im Bett lag und versuchte, auf seinem Handy eine Nachrichtenseite zu lesen. Neben ihm auf der Matratze stapelten sich schon eine Reihe Outfits, die Siggi verworfen hatte. Jetzt trug sie eine helle Röhrenjeans, die sie am Saum über den Knöchel hochgerollt hatte, so wie Denise es immer machte. Dazu leuchtend pinkfarbene Peeptoe-Pumps, ein weißes T-Shirt mit einem überdimensionalen, strassbesetzten Minnie-Mouse-Gesicht und einen taillierten Blazer im selben leuchtenden Pink wie die Schuhe.
»Siggi, du willst bei der Frau putzen gehen, nicht vortanzen«, sagte Torsten, ohne den Blick vom Handy-Display zu lösen. Er würde seinen neuen Job erst in der nächsten Woche antreten und war offenbar wild entschlossen, die freie Zeit noch zu genießen.
Siggi hatte die vergangenen Tage genutzt, sich häuslich einzurichten und mit Inges Hilfe den nötigen Behörden- und Papierkram zu erledigen. Gestern hatte Udo Karstens, Lenkas Manager, sie angerufen und einen Termin für ein Bewerbungsgespräch vereinbart. Udo Karstens! Der hatte viele bekannte Schlagerstars unter Vertrag. Er hatte eben ein Auge für Talente, so wie er auch Lenka entdeckt hatte. Siggi war unglaublich aufgekratzt. Torsten konnte einfach nicht verstehen, was dieser Job für sie bedeutete. Candy lag auf ihrem Kissen in der Ecke des Schlafzimmers, gähnte in diesem Augenblick herzhaft und steckte die Nase unter die Pfoten, als wollte sie sagen, dass sie sich aus dieser Diskussion herauszuhalten gedachte.
»Erst mal soll ich mich nur vorstellen. Und da will ich doch einen guten Eindruck machen. Es soll ordentlich aussehen, aber auch nicht langweilig. Es soll zeigen, dass ich eine bin, auf die man sich verlassen kann und mit der man reden kann, wenn man mal jemanden braucht, weißte?«
Törtchen ließ das Handy nun doch sinken. »Hömma, warum hab ich nur den Eindruck, dass du dich da eher um ‘ne Stelle als neue beste Freundin bewirbst? Komm mal wieder runter. Das Mädel sucht eine Putzhilfe.«
»Haushaltshilfe«, korrigierte Siggi pikiert.
»Dann eben Haushaltshilfe«, fuhr Torsten fort. »Jedenfalls ist ihr wahrscheinlich egal, wie du aussiehst, solange du nicht nackt rumläufst. Die wird wissen wollen, ob du die Bude sauber halten kannst und deine Arbeit zügig geschafft kriegst. Wenn de die jetzt wer weiß wie vollquasselst, wird sie dich garantiert nicht einstellen.«
»Pfft«, machte Siggi, griff sich mit gekrümmten Fingern in die Haare und schob die platinblonde Mähne am Ansatz hoch, um ihr mehr Volumen zu verleihen. Insgeheim fürchtete sie allerdings, dass Torsten recht haben könnte. Lenka suchte schließlich keine neue Vertraute, sondern jemanden, der ihr den Haushalt in Ordnung hielt. Vermutlich legte sie keinen gesteigerten Wert auf ein wie auch immer geartetes engeres Verhältnis zu ihrem Personal. Allerdings war Siggi nun mal ein Fan der ersten Stunde. Sie besaß alle ihre Alben und las alles, was sie über den »Spatz von Rostow« in die Finger bekommen konnte, wie Lenka in Anspielung auf ihre zierliche Figur und geringe Körpergröße und auf Mireille Mathieu, den »Spatz von Avignon « , von der einschlägigen Klatschpresse genannt wurde. Wieder mal ein Beispiel dafür, dass Größe nicht alles ist, dachte Siggi. Denn diese kleine blonde Frau mit der kristallklaren Stimme war zu einer echten Gigantin des Musikgeschäfts, speziell der Schlagerszene, herangewachsen und hatte bekannte Stars wie Alina Bühl oder Yvette längst weit hinter sich gelassen. Das musste ihr erst mal einer nachmachen. Da konnte Torsten noch so über ihre Musik lästern, darüber, dass angeblich die Texte doof wären und der Beat immer der gleiche. Lenka war mit ihren Songs eben unglaublich erfolgreich. Die Aussicht, ihr gleich persönlich gegenüberzustehen und für sie arbeiten zu dürfen, war für Siggi, als fielen Ostern, Weihnachten, ihr Geburtstag und der Black Friday Sale auf einen Tag, als zeigte die Waage fünf Kilo weniger und außerdem hätte sie noch im Lotto gewonnen. Nach einem weiteren kritischen Blick in den Spiegel und einem beherzten Griff in die Wuschelmähne für noch mehr Root Lift, den sie rasch noch mit ein paar Sprühstößen aus der Haarspraydose zementierte, verließ Siggi das Haus.
Als sie Hildes altes Hollandrad aus dem Schuppen holte, das Torsten dankbarerweise bereits in einen fahrtüchtigen Zustand versetzt hatte, fiel ihr ein, dass Pumps vielleicht nicht die ideale Wahl gewesen waren. Egal, es war nicht weit bis zu der Adresse, die Karstens ihr genannt hatte. Dafür würde es schon gehen.
Siggi schwang sich in den Sattel und radelte durch hübsche Sträßchen mit echten und nachgemachten Friesenhäusern, die heimelige Inselromantik verbreiteten, vorbei an der alten Kirche St. Severin, in der sich diverse Stars, Sternchen und Größen aus Wirtschaft und Politik das Jawort gegeben hatten, in Richtung Munkmarsch. Schließlich erreichte sie die Zufahrt zum Anwesen. Es lag in der zweiten Reihe, direkt am Watt, und war von der Straßenseite her durch einen mit dichten Hecken bepflanzten Wall vor Blicken geschützt. Siggi stellte das Rad an einem Mäuerchen ab und sicherte es mit dem Speichenschloss. In dieser Gegend würde das ganz bestimmt reichen.
Die letzten Meter die Auffahrt hinauf bis zum Tor ging sie zu Fuß. Rechts versperrte ein zweiflügeliges Metallgitter die Zufahrt, links daneben gab es ein Törchen mit einer Klingelanlage. Sie zupfte ihre Kleidung zurecht und legte noch einmal Hand an die Frisur, bevor sie den Klingelknopf betätigte.
Das starre Auge einer Überwachungskamera blickte ihr entgegen. Sie lächelte nervös. Dann ertönte eine Stimme aus der Gegensprechanlage.
»Ja bitte?«
»Ich … äh, Sigrid Pizolka mein Name. Ich komme wegen der Stelle. Ich habe einen Termin.«
Anstelle einer Antwort summte es, und Siggi konnte das Tor aufdrücken. Sie umrundete die hohen Büsche, die den Eingang vor neugierigen Blicken abschirmten, und lief auf die weiß gestrichene Haustür des hübschen, reetgedeckten Friesenhauses zu, das nun sichtbar wurde. Es bestand aus zwei Gebäudeteilen, die im rechten Winkel zueinander angeordnet waren. Weiße Sprossenfenster zierten die geklinkerte Fassade und die vorspringenden Erker, über die das Reetdach wie eine zu große Kapuze hinausragte. Der Rasen war ordentlich gestutzt und hätte zum Golfspielen getaugt. Es war größer als Siggis Haus, jedoch bei Weitem nicht so luxuriös, wie sie sich die Behausung eines echten Stars ausgemalt hätte.
Die Tür öffnete sich, und eine Frau mit braunen Haaren und Brille trat heraus. Sie trug ein Twinset in einem Nude-Ton zu einer schwarzen Stoffhose und erinnerte Siggi ein wenig an eine Lehrerin oder Bibliothekarin.
»Guten Tag, Frau Pizolka.« Die Frau lächelte und streckte ihr die Hand hin. Dabei musterte sie kritisch Siggis Outfit. Es entsprach offenbar nicht ihren Vorstellungen, zumindest spiegelte sich Skepsis in ihrem Blick. »Ich bin Polina Rybakova. Kommen Sie doch herein.«
Natürlich! Das war Polina, Lenkas ominöse Schwester, die versuchte, sie so weit wie möglich aus der Öffentlichkeit herauszuhalten. Das hatte Siggi irgendwann mal in der Goldenen Gazette gelesen, oder war es in Deine Welt gewesen? Wie dem auch sei, Polina war jedenfalls Lenkas Schwester, auch wenn man rein vom Äußeren her nie auf diesen Gedanken gekommen wäre. Im Gegensatz zu der Schlagersängerin war Polina groß, ihr Körperbau sportlich und kantig und das Gesicht mit den dichten dunklen Augenbrauen herb, fast ein wenig männlich. Siggi konnte so wenig Ähnlichkeit feststellen, dass sie sich fragte, ob die beiden möglicherweise nur Halbgeschwister waren.
Polina führte sie durch die lichtdurchflutete Eingangshalle in den Wohnbereich, der ähnlich angeordnet war wie in Siggis Haus, nur wesentlich großzügiger geschnitten. Es gab eine offene Küche, einen großen Esstisch und eine Sitzecke mit hellen Polstermöbeln, auf denen Dekokissen mit maritimen Mustern in unterschiedlichen zarten Blautönen drapiert waren, die einzigen Farbtupfer in einem ansonsten eher farbneutralen Raum. Der Boden war hell gefliest, Wände, Vorhänge und Polster in verschiedenen Schattierungen von Beige und Taupe gehalten. Cremeweiße Kunstblumen waren in Vasen aus gehämmertem Metall drapiert. Siggi fand, dass es etwas unterkühlt wirkte, wenn auch modern und elegant. Hier war bestimmt ein teurer Innenausstatter am Werke gewesen, auch wenn es für Siggis Geschmack deutlich bunter hätte sein können. Polina führte sie zu der Sitzgruppe, und Siggi nahm vorsichtig Platz. Der Raum wirkte so neutral und klar, dass man Angst hatte, Spuren zu hinterlassen.
»Möchten Sie vielleicht etwas trinken, Frau Pizolka?«
»Ach, sagen Sie doch Siggi zu mir. Ein Wasser wäre nicht verkehrt, wenn es keine Umstände macht. Vielen Dank.«
»Also gut, Siggi. Ich bin Polina«, entgegnete ihr Gegenüber und lächelte. Nun konnte Siggi doch eine gewisse Ähnlichkeit erkennen. Sie hatte die gleiche Nase, und die Partie um die Oberlippe erinnerte ebenfalls entfernt an das Gesicht der berühmten Schwester. Polina stand auf und ging in die Küche hinüber. Die stylishe zylinderförmige Flasche, die sie kurze Zeit später mit zwei schlichten Kristallgläsern auf den Tisch stellte, ließ vermuten, dass es sich um irgendein teures Designerwasser handelte.
»Meine Schwester hat sich etwas hingelegt. Sie fühlte sich heute nicht so besonders«, erklärte Polina, während sie Wasser einschenkte.
»Richtig, ja«, rief Siggi. »Ich habe darüber gelesen. Sie musste das letzte Konzert ihrer Tournee absagen, wegen einer Magen-Darm-Grippe. So ein Pech aber auch. Ich hoffe, es geht ihr bald besser.«
»Es geht mir gut, ich war nur ein wenig müde«, ertönte eine ihr nur allzu bekannte Stimme von der Tür her. Siggis Herz machte einen kleinen Stolperer. Und tatsächlich erschien die leibhaftige Lenka im Wohnzimmer. Ohne glamouröses Bühnen-Outfit und aufwendiges Make-up sah sie anders aus als die Frau, die Siggi aus dem Fernsehen und aus Hochglanzmagazinen kannte. In pastellfarbenen Sweatpants, einem locker sitzenden weißen Top und einer kuschelig aussehenden hellen Strickjacke, das lange weizenblonde Haar zu einem voluminösen Fischgrätzopf geflochten, der seitlich über die Schulter herabfiel, wirkte sie beinahe wie ein kleines Mädchen, zart, süß und zerbrechlich.
»Hallo, ich bin Lenka.« Freundlich lächelnd streckte sie Siggi die Hand hin.
»Ich … ich weiß«, stammelte Siggi und ärgerte sich über sich selbst. »Ich bin Siggi. Ich komme wegen der Stelle. Herr Karstens hat mich angerufen.«
»Freut mich, Siggi.« Wenn Lenka ihr peinliches Gestotter bemerkt hatte, so ließ sie sich nichts anmerken. »Ich hatte mich etwas hingelegt, aber jetzt geht es wieder. Meine große Schwester macht sich immer solche Sorgen um mich.«
Sie drückte Polina einen flüchtigen Kuss auf den Scheitel. »Danke, Poli. Ich wüsste nicht, was ich ohne dich machen würde.«
Die Ältere lächelte und legte ihrer Schwester kurz die Hand aufs Knie. »Ach was, übertreib nicht.«
»Ohne Poli wäre das Haus nie rechtzeitig bezugsfertig geworden«, erklärte Lenka lächelnd. »Ich war ja noch auf Tour, und sie hat sich hier um alles gekümmert. Ihretwegen bin ich überhaupt auf die Idee gekommen, mir hier etwas zu kaufen. Poli hat schon seit ein paar Jahren eine Ferienwohnung auf Sylt und hat immer so geschwärmt. Vorletzten Herbst bin ich dann selbst zum ersten Mal hergekommen und habe mich direkt verliebt. Ich fühle mich so wohl hier! Aber ich plappere und plappere … Sie kommen wegen der Stelle. Frau Ehricken hat Sie mir empfohlen. Es geht mir hauptsächlich darum, dass jemand zwei- bis dreimal die Woche hier ein bisschen saubermacht: Böden, Bäder, Oberflächen, Fenster, wenn nötig.«
»Was eben so anfällt.« Siggi nickte. »Im Moment sieht es ja noch aus wie aus dem Ei gepellt. Doch auf den hellen Böden fällt natürlich jeder Fussel auf.«
Lenka lachte. »Ich merke schon, Sie sind eine patente Frau. Genau was ich suche. Wissen Sie, mir ist vor allem wichtig, dass ich Ihnen vertrauen kann. Bitte erzählen Sie nicht, für wen Sie arbeiten. Sie glauben nicht, wie schnell sich so etwas herumspricht. Und dann werden wir hier ruckzuck von Fans und Presse belagert. Der Rummel war ein bisschen viel in letzter Zeit, und ich würde einfach gern einmal eine Weile zur Ruhe kommen.«
»Das verstehe ich.« Tatsächlich sah Lenka müde und erschöpft aus. Sie tat Siggi fast ein wenig leid. »Ständig überall erkannt, fotografiert und vollgequatscht zu werden stell ich mir nicht so angenehm vor.«
»Alles hat seinen Preis, auch der Erfolg«, entgegnete Lenka. »Ich möchte gar nicht jammern. Insgesamt macht es Spaß, aber ich brauche einfach eine Weile für mich. Die Presse wird früh genug Wind davon bekommen, dass ich hier untergekommen bin. Doch bis dahin möchte ich mich ein bisschen von allem erholen und die Ruhe genießen. Deswegen wollte ich auch keine Reinigungsfirma engagieren. Ständig wechselndes Personal, da weiß man nicht, wer ins Haus kommt. Frau Ehricken sagte mir, Sie kennen sich persönlich?«
»Richtig, wir sind um ein paar Ecken verwandt. Inges Schwägerin war eine Cousine meiner Mutter.« Siggi nahm einen Schluck Wasser. Schmeckt auch nicht besser als Kraneberger Urquell, dachte sie. Kostet aber wahrscheinlich ‘nen Arm und ‘n Bein. Immerhin, so ein bisschen Chichi und Starallüren musste doch sein. Sie war fast ein wenig enttäuscht, wie nett und normal Lenka wirkte.
Siggi zuckte überrascht zusammen, als Enter Sandman von Metallica ertönte. Sie tastete nach dem Handy in ihrer Blazer-Tasche. Das war Törtchens Klingelton. Hatte sie versehentlich sein Handy eingesteckt?
»Das ist meins. Entschuldigen Sie.« Lenka zog ein Smartphone aus der Tasche und warf einen Blick auf das Display. Sie verdrehte die Augen und drückte den Anruf weg.
»Fabi?«, fragte Polina, und Lenka nickte bestätigend. »Wann wird der es mal begreifen?« Polina schüttelte den Kopf.
Siggi war voll im Bilde. Bei Fabi konnte es sich nur um Fabian Guldsteen handeln, Lenkas langjährigen Freund, von dem sie sich im Frühjahr getrennt hatte. Sie hatten als absolutes Traumpaar gegolten, und die Öffentlichkeit hatte jederzeit mit Verlobung und Hochzeit gerechnet. Natürlich hatte die Presse die Trennung und die mutmaßlichen Gründe dafür endlos ausgebreitet, die beiden hatten sich dazu allerdings ausgeschwiegen. Wer wollte schon sein Privatleben in aller Öffentlichkeit auseinandergepflückt und analysiert sehen? Kein Wunder, dass Lenka dringend eine Auszeit brauchte. Und offenbar belästigte Fabian sie nach wie vor mit Anrufen. Tja, so ein Beziehungsende war wohl bei den Reichen und Schönen genauso kacke wie bei jedem anderen. Das hatte irgendwie etwas Beruhigendes, fand Siggi. Da wurde letztlich auch nur mit Wasser gekocht, wenn auch aus schicken Glaszylindern. Bei dem Gedanken musste sie ein Lachen unterdrücken.
Nachdem sie noch ein paar Details zu Aufgaben, Bezahlung und Bedingungen geklärt hatten, ging Siggi mit den beiden Schwestern den Vertrag durch. Sie hatte noch nie einen Arbeitsvertrag mit einer Verschwiegenheitsklausel unterzeichnet und kam sich vor wie eine Geheimagentin. Wenn man in so einem Haushalt arbeitete, bekam man eine Menge mit. Es war also nur verständlich, wenn Lenka sich absichern wollte. Natürlich hätte Siggi zu gern ihren Freundinnen davon erzählt, aber sie wusste, dass Lenkas Geheimnis dann nicht mehr lange eines bleiben würde. Nicht, dass sie ihren Freundinnen nicht vertraute, doch wie schnell hatte man sich verplappert und etwas unbeabsichtigt preisgegeben? Mit jedem Mitwissenden stieg das Risiko, dass etwas versehentlich durchsickerte. Das wollte Siggi auf jeden Fall verhindern. Lenka hatte ihr volles Mitgefühl. Sie verdiente eine Ruhepause von dem Rummel, der um ihre Person und ihre Trennung gemacht wurde.
»Kommen Sie, Siggi, ich zeige Ihnen noch rasch den Hauswirtschaftsraum. Dort finden Sie alle Putzutensilien, die Sie benötigen«, sagte Polina schließlich, als sie die Einzelheiten geklärt und den Vertrag unterschrieben hatten, und bedeutete Siggi, ihr zu folgen.
Gerade als sie in der Eingangshalle standen, ertönte ein elektronisches Läuten.
»Einen Augenblick. Ich sehe mal schnell, wer da ist«, sagte Polina und trat an die Gegensprechanlage mit dem kleinen Monitor, der das Bild der Überwachungskamera wiedergab. Über ihre Schulter erkannte Siggi einen jungen Mann in Overall und Baseballmütze.
»Ja, bitte?«, fragte Polina in den Hörer, wie zuvor bei Siggi.
»Moin! Firma TelSecure, Frau Rybakova. Ich komme wegen der Alarmanlage. Wir hatten einen Termin.«
Polina drückte auf den Türsummer. »Richtig. Der Alarmanlagen-Mensch wollte heute auch noch vorbeikommen«, sagte sie mehr zu sich selbst. Dann wandte sie sich wieder Siggi zu. »Entschuldigen Sie, es ist alles noch ein bisschen chaotisch: viele Termine, viel zu organisieren.« Sie öffnete eine schmale Tür, die in einen gefliesten Raum führte. Hier befanden sich Waschmaschine und Trockner, ein großer Edelstahl-Gastronomiekühlschrank, eine Kühltruhe und ein gut gefüllter Getränkekühlschrank mit Glastür, wie man ihn aus Supermärkten kannte. So einen hätte sich Törtchen für die Fußball-WM gewünscht, dachte Siggi. An der anderen Wand stand ein großer Metallschrank, den Polina nun öffnete. Darin befanden sich Eimer, Schrubber, Putzmittel und diverse Lappen, Bürsten und Tücher.
»Hier finden Sie alles, was Sie brauchen«, erklärte sie, dann ging sie zur Haustür, um dem Techniker aufzumachen.
»Moin! Lukaszek von der Firma TelSecure«, grüßte der junge Mann noch einmal freundlich. Er sah nett aus, ein wenig wie Prinz Harry. »Ich soll die Alarmanlage abnehmen.«
»Richtig. Warten Sie einen Augenblick, dann zeige ich Ihnen alles«, sagte Polina und wandte sich wieder Siggi zu. »Ich denke, wir haben dann alles so weit geklärt. Wenn Sie noch Fragen haben, rufen Sie einfach an. Magdalenas Handynummer haben Sie ja jetzt. Ich muss Sie noch einmal bitten, sie auf keinen Fall herauszugeben. Meine Karte habe ich Ihnen zur Sicherheit auch noch zu den Vertragsunterlagen gesteckt.« Sie schüttelte Siggi die Hand und öffnete ihr die Tür. »Ansonsten bis Montag.«