Die Schule war aus und Karl auf dem Weg nach Hause. Er konnte sich an kein Wort erinnern, das sein Lehrer im Laufe des Tages gesagt hatte.

Isak weigerte sich, noch etwas mit ihm zu tun haben zu wollen, obwohl Karl sich mehrmals bei ihm gemeldet hatte.

Das war das Schlimmste, was hätte passieren können.

Karl wollte in Isaks Nähe sein, wollte erfahren, was er durch sein Nachforschen rauskriegte. Er hoffte zutiefst, Isak würde sich beruhigen, sodass sie wieder Freunde sein könnten.

Ob Isak wohl wieder auf Hovenäset war?

Hoffentlich nicht.

Der Bus hielt in Kungshamn wie üblich am Busbahnhof auf dem Bäckevikstorget. Karl saß allein ganz hinten. Auf der ganzen Fahrt nach Hause hatte er mit keinem Menschen gesprochen. Im Bus saßen mindestens drei Leute, die er kannte, aber die ließen ihn in Ruhe. So war es schon seine ganze Schulzeit über, vom ersten Schultag an bis im dritten Gymnasiumsjahr. Er war wie ein Schatten in der Klasse – immer dabei, immer außen vor.

»Du musst es sagen, wenn du zu wenig zu tun hast«, hatte seine Mutter ihn ermahnt. »Es ist wichtig, dass du dich nicht langweilst.«

Kein einziges Mal hatte sie mit ihm darüber zu sprechen versucht, warum er keine Freunde zu haben schien. Es machte aber eigentlich auch nichts. Die Schule würde bald vorbei sein, nur knapp zwei Halbjahre musste er noch aushalten. Dann würde alles anders werden, für ihn wie auch für seine Eltern.

Seiner Mutter machte das Sorgen, das hatte er sie mehr als einmal zu seinem Vater sagen hören.

Zuletzt vor ein paar Wochen.

»Ich weiß nicht, was ich machen soll, wenn er Kungshamn verlässt«, hatte sie gesagt. »Bis zum Ausbildungszentrum der NASA ist es so wahnsinnig weit.«

Karl hatte nicht gewusst, ob er lachen oder weinen sollte.

Glaubte sie ernsthaft, dass er in Kungshamn oder überhaupt in Bohuslän an der Westküste bleiben würde? Ihretwegen? Wohl kaum.

Sein Vater schien das alles besser zu verstehen.

»Wir können ihn nicht aufhalten«, hatte er geantwortet, »das weißt du, Cecilia. Das geht nicht.«

Karl war drauf und dran gewesen, die Tür aufzureißen und zu fragen, was sie da eigentlich redeten. Es war ja nicht so, als wenn er sterben würde, nur weil er die Stadt verließ. Und er würde doch immer wieder zurückkommen, nicht nur ihretwegen, sondern auch um seiner selbst willen.

Der Rucksack fühlte sich schwer an, als er aus dem Bus stieg und Richtung Zuhause trottete. So viele Tage waren jetzt schon vergangen. Zu viele.

Er ging schneller. Er wollte, dass die Zeit schneller verging, er wollte wissen, wie es mit allem weitergehen würde.

Ob sein Geheimnis entdeckt werden würde.