22. Kapitel
Jonah
»Dann komm ich Sonntag zum Essen, Mama. Okay?« Meine Hand, die das Handy hält, zittert ein wenig.
»Mach das, mein Junge.«
So wach und sanft hat sie lange nicht mehr geklungen. Eine Spur von Erleichterung durchflutet mich. Vielleicht tut uns der Abstand wirklich gut. Zumindest habe ich das erste Mal seit Monaten das Gefühl, sie würde sich tatsächlich freuen, meine Stimme zu hören.
»Sag Papa einen lieben Gruß.«
»Mach ich. Vergiss nicht zu beten.«
»Nein. Mach ich nicht.« Diese Lüge fällt mir leicht, weil sie für Mama ist. Ich weiß, dass ihr der Glaube Trost bringt, und das ist es, was ich mir für sie wünsche.
»Tschüss.«
»Tschüss. Ich hab dich lieb, Mama.«
Doch da ist nur mehr die grausame Stille, die so viel schwerer wiegt, wenn man sich noch ein letztes Wort gewünscht hätte.
Meine Hand mit dem Telefon sinkt hinunter, während die andere nach meinen Zigaretten greift, die neben mir auf der Fensterbank, auf der ich sitze, liegen. Nur ein paar Sekunden erfahre ich die berühmt berüchtigte Beruhigung durch Nikotin. Ein vermeintlicher positiver Zustand, den ich aus medizinischer Hinsicht nur allzu gut durchschaue. Trotzdem bringt es Trost,
auf eine wunderbar unlogische Weise, die eben nur ein Gleichgesinnter versteht.
Draußen schneit es, was die Luft mit einer gewissen Reinheit erfüllt. Ich denke, deshalb bin ich so ein Fan der Natur – weil sie mich auffangen kann, nur mit diesen kleinen Wundern, die für sie selbst keine sind. Gefrorenes Wasser zum Beispiel, das zu filigranen Kunstwerken wird, wenn man nur daran glauben möchte.
»Hey.« Elias’ Stimme erklingt, leise, tastend.
Ich drehe mich nicht um. »Hey.«
»Darf ich reinkommen?«
»Klar.« Ich gönne mir einen weiteren Nikotinschub, beobachte danach, wie der mir entweichende Rauch sich unter die tanzenden Flocken mischt. Mein Kopf sinkt gegen den Fensterrahmen.
»Ich hab geklopft.« Er tritt an mich heran, lehnt sich leicht gegen mich.
Unglaublich, wie tröstend sich das anfühlt. Ich mag es, dass er gerade jetzt kommt, so als hätte er irgendwie gespürt, dass ich ihn brauche. Ein romantischer Gedanke, der ihn wohl erschrecken würde, könnte er ihn hören. Vielleicht versteht er irgendwann, wie falsch er liegt, was mich betrifft. »Ich hab dich nicht gehört«, gebe ich zu, sehe zu ihm hoch und lächle.
»Du siehst traurig aus. Alles okay?«
»Ich hab mit meiner Mutter telefoniert«, erzähle ich ihm entgegen meiner bisherigen Vorgehensweise. Doch irgendwie möchte ich ihn zumindest ein bisschen ins Bild setzen. Nur so viel, dass es ihm schwerer fällt, mich wieder abzuschreiben, ehe ich sein Herz vollends für mich gewinnen konnte. Und das will ich. Ich möchte, dass er sich in mich verliebt, mich will, und zwar trotz seiner Überzeugung, ich wäre nicht der, den er sich erträumt hat.
»Wie geht es ihr?« Sein Arm legt sich über meine Schulter, ganz vorsichtig, so als müsse er erst ausloten, inwiefern ich diese Berührung zulassen werde.
»Ganz gut, denke ich.«
»Was hat sie eigentlich zu deinem Auszug gesagt?«
Gute Frage
, lobe ich ihn innerlich, während mir ein kurzer Schauder über den Rücken läuft. Dazu gab es nämlich keine Reaktion, weder von ihr noch von meinem Vater. Es ist, als wäre ich niemals nach Hause zurückgekommen, oder als ob das nur ein kurzer Wochenendbesuch gewesen wäre. Obwohl es, um bei der Wahrheit zu bleiben, nicht anders war, als ich vor circa eineinhalb Jahren wieder in mein Geburtshaus gezogen bin. Auch davon hat niemand groß Notiz genommen. Nur meine Oma – also, im durch ihre Demenz möglichen Rahmen. Meine Eltern haben es einfach hingenommen. Selbst Dankbarkeit habe ich keine erfahren. Dabei habe ich ihnen damit größtenteils die Belastung durch Omas Krankheit genommen, wodurch sie sich auf Betty konzentrieren konnten. »Ich hab ja schon vorher woanders gewohnt. Bin nur wieder zu ihnen gezogen, als das mit Lisbeth so schlimm geworden ist.«
»Oh.« Der Druck seines Arms auf meiner Schulter nimmt in einer äußerst tröstlichen Art zu. »Das muss furchtbar gewesen sein. Deine Schwester erst so lange leiden zu sehen und sie dann sogar zu verlieren.«
»Ja. Beide haben sehr darunter gelitten«, erzähle ich, gleichzeitig erwacht in mir der Fluchtinstinkt, weil ich vor diesem Thema gerne so weit wie möglich weglaufe.
Plötzlich spüre ich Elias’ Hand unter meinem Kinn, die mich zart, aber mit Nachdruck zwingt, ihn anzusehen. »Ich meinte für dich, Jonah.«
Nun muss ich schwer schlucken, weil mir augenblicklich die Tränen kommen. Wie gestern bei Nick fühle ich mich plötzlich
auf eine wunderbare Weise verstanden. »Es gehört nicht zu den Dingen, an die ich gerne zurückdenke«, wispere ich.
Ein trauriges Lächeln formt seine Lippen, ehe er mir einen zärtlichen Kuss aufdrückt. Und ich sitze da und spüre tatsächlich, wie sich eine Träne über meine Wange nach unten stiehlt. Kann es nicht verhindern, möchte es aber eigentlich auch nicht.
»Komm«, sagt er, nimmt mir die Zigarette aus den Fingern und schnippt sie nach draußen. Dann zieht er mich hoch, lenkt mich hinüber und anschließend auf das Bett.
»Was wird das?«, erkundige ich mich ein wenig amüsiert.
»Wir lassen es laufen«, witzelt er und geht zurück zum Fenster, um es zu schließen.
Ich rücke automatisch zur Seite, als er zurückkommt, gebe ihm Platz, damit er sich neben mich legen kann. Elias trägt eine schwarze Relax Hose und ein weißes T-Shirt, während ich zwar den gleichen Typ Kleidung trage, farbmäßig aber genau umgekehrt gewählt habe. So entsteht wahrscheinlich eine Assoziation zu einem Karomuster, als wir kurz darauf, einander gegenüber und uns in die Augen schauend, daliegen.
Elias schneidet eine Grimasse, die wohl Zerknirschung ausdrücken soll. »Es tut mir leid, dass ich niemals nachgefragt habe, wegen deiner Schwester.«
»Woher hättest du das wissen sollen?«
»Ich hätte Jan fragen können. Immerhin ist mir des Öfteren aufgefallen, dass du traurig warst.«
Ich schenke ihm ein Lächeln. »Schon gut.«
»Du hast heute gesagt, ich soll fragen, wenn ich etwas wissen möchte.«
»Dann frag.«
»Erzählst du mir, was es mit deinem Tattoo auf sich hat?«
Dass mich diese Frage überrascht, lässt sich wohl leicht auf meinem Gesicht ablesen, denn Elias grinst verlegen. »Ich dachte,
du magst keine Tattoos?«, frage ich, um ein wenig Zeit zu gewinnen.
»Ich bin mir immer noch nicht sicher, ob ich sie mag, aber deines fasziniert mich. Was aber vielleicht nur daran liegt, dass …« Er bricht abrupt ab und presst die Lippen zusammen. Upps – da wäre ihm beinahe etwas herausgerutscht, was er eher nicht sagen wollte.
»Weiter«, verlange ich schmunzelnd.
Er rümpft die Nase, schüttelt dann kurz den Kopf, ehe er es doch ausspricht. »Dass es dein
Tattoo ist.«
»Ein
Bild«, sage ich sanft.
»Was?«
»Du kannst dir ein Motiv aussuchen, und ich erzähle dir was darüber.«
»Okay. Aber …« Er drängt sich über mich, haucht einen Kuss auf meine Nasenspitze und lässt sich anschließend, mich zur Seite drängend, rechts von mir wieder auf die Matratze sinken. Die Enttäuschung in mir währt nicht lange, denn schon stiehlt sich sein Zeigefinger unter mein Shirt und schiebt es ein Stück hoch. »… dazu brauche ich Sichtkontakt, damit ich mir etwas aussuchen kann.«
»So?«, necke ich ihn, indem nun ich den Stoff für weitere etwa zehn Zentimeter hochziehe.
»Mehr«, haucht er, und zwar auf eine Art, die nicht darauf schließen lässt, es ginge hier lediglich um ein scherzhaftes Geplänkel.
Ich grinse, hebe dann meinen Oberkörper an und entledige mich kurzerhand meines T-Shirts. »Bitteschön«, hauche ich, während ich mich wieder zurück auf den Rücken sinken lasse.
»Okay. Dann lass mal sehen.«
Ein elektrisierendes Prickeln tanzt über meine Haut, als er seine Handfläche langsam entlang der Zeichnungen führt. Es
wird noch schlimmer, als er zu seinem Zeigefinger wechselt, nun die Konturen nachzeichnet.
Ich blicke hinunter auf meine Brust, beobachte, wie seine Fingerspitze meine Brustwarze umkreist, kurz in den Ring daran stippt und danach über das Rot der Mohnblume wischt, als wolle er es erfühlen.
»Das hier?«, frage ich, bin mir bewusst, wie erregt meine Stimme klingt.
»Ja.« Auch seine Antwort hat nichts mit normaler Neugier zu tun. Er beugt seinen Kopf, nun ist es seine Zungenspitze, die meine Brustwarze neckt, und mir entkommt ein verräterisch tiefer Atemzug.
Wie gerne würde ich jetzt nicht reden, doch versprochen ist versprochen. »Eigentlich hängt es mit der Quelle hier weiter oben zusammen.« Ich umrande mit meiner Fingerspitze das entsprechende Bild. »Es ist die Quelle des Baches, der unser Grundstück durchquert und liegt hinter unserem Haus. Meine Schwester Lisbeth hat als Kind geglaubt, dass der Zwergenkönig darin wohnt, der nachts in ihr Zimmer kommt und ihre Sachen versteckt. Lisbeth hat diese Quelle geliebt, und als es ihr vor zwei Jahren immer schlechter gegangen ist, haben wir oft dort zusammen gesessen – das letzte Mal kurz vor ihrem Tod. Sie hat gesagt …« Ich muss eine Pause machen, weil mir für einen Moment die Luft zum Weitersprechen fehlt.
Elias, der sich zwischenzeitlich wieder aufgerichtet hat, sieht voller Verständnis und Mitgefühl auf mich hinab. Nun streichelt er meine Seite, allerdings auf eine absolut asexuelle Weise, was mir Trost und Halt gibt.
»Ich nannte sie Betty, aber nur, wenn wir allein waren. Und sie mich Jonah, weil sie herausgefunden hatte, dass all meine Freunde mich so nennen und das vor allem deshalb, weil ich meinen Taufnamen verabscheue. Es war unser Geheimnis. Sie liebte Geheimnisse.« Ich seufze in Erinnerung an ihre
glänzenden Augen, wenn wir wieder mal Fantasiegeschichten gesponnen haben. »Eines Tages im August saßen wir da. Ich hab sie hingetragen, weißt du, weil sie von der Chemo zu schwach war, um selbst zu gehen. Wir hatten eine Schaffelldecke, denn natürlich war ihr auch ständig kalt, obwohl es fast dreißig Grad hatte an dem Tag.« Ich sehe die Szene richtiggehend vor mir, was mir die Tränen in die Augen treibt. »Sie hat gesagt: Wenn ich oben bei Oma bin, dann hol Mohnblumen von unserer Wiese und leg sie hier ins Wasser. Und wenn sie dann tanzen, dann weißt du, dass ich sie vom Himmel aus angeschubst habe
.«
Elias’ Augen schimmern vor Tränen, doch er lächelt, was mich mit einem wunderbaren Gefühl erfüllt, weil ich spüre, dass er die Stimmung dieses Moments richtig erfasst hat. »Und? Haben sie getanzt?«, fragt er leise.
»Ich weiß es noch nicht. Ich hab’s noch nicht versucht.«
»Irgendwann«, wispert er lächelnd.
»Ja.« Ich nicke, um die Zustimmung noch intensiver an ihn zu übermitteln. »Ich höre Betty lachen … manchmal, wenn ich dem Plätschern des Wassers lausche.«
»Was für eine schöne Geschichte.« Seine Fingerspitzen liebkosen erst das aus der Quelle entspringende Wasser, danach die einzelne rote Mohnblüte, die in ihrem Bett aus Federn behütet schläft, so wie ich es mir für meine Schwester wünsche. Langsam streichelt er weiter, über einige Blüten der Ranke – er fragt nicht, aber ich würde auch nicht antworten.
»Das nächste Mal«, wispere ich nur, worauf er nickt.
Dann legt er seine Hand an meine Wange, streichelt die Tränen weg, die meine Erinnerung hervorgerufen hat, und küsst mich schließlich.
Ich erwidere den Kuss, lasse mich darauf ein. Es ist anders als die Male zuvor. Jetzt ist er kein Teil eines Spiels oder Ausläufer meiner Lust auf ihn. Der Wunsch, ihm nah zu sein, dominiert mich und auch mein Tun.
»Egal was mir mein Kopf sagt …«, raunt Elias, als seine Lippen kurz von mir ablassen. »Es fühlt sich so verdammt richtig an.« Wieder streichelt sein Mund den meinen, danach ist mein Kinn dran, ehe er sich küssend bis zu meinem Ohr vorarbeitet. Zärtlich und sanft, und dennoch kann ich sein Verlangen spüren.
»Nicht denken, Elias«, raune ich zurück. Lasse meine Lippen nach den seinen schnappen. »Fühlen. Einfach nur fühlen.«
Seine Hand, die immer noch auf meiner Brust liegt, beginnt sich nun zu bewegen. Mit genügend Druck, um meinen Atem zu beschleunigen, streichelt sie höher, dann an meiner Seite wieder herab. »Ich erwarte immer, eine Erhebung zu spüren, wenn ich dein Tattoo berühre. Doch deine Haut ist hier genauso zart wie überall anders«, wispert er.
»Zarte Haut also. Ich weiß nicht, ob das ein Kompliment ist, das man als Mann hören möchte.« Mein Scherz verliert sich in meinem Stöhnen, als Elias’ Mund unerwartet meine rechte Brustwarze gefangen nimmt.
Seine geschickte Zunge spielt mit dem Ring darin, schickt aber gleich darauf ein wohliges Prickeln los, als sie sich kreisend um die kleine Knospe in ihrer Mitte bewegt.
Ich befreie meinen rechten Arm, der ein wenig unter Elias begraben ist, und streichle träge durch sein Haar. Sofort sieht er zu mir hoch, und dass er dabei weiter seine Zunge tanzen lässt, bringt mich erneut zum Stöhnen. Nun lächelt er, leckt einmal großflächig über meine Brust und krallt seine Finger währenddessen in meinen Hosenbund.
Mir entkommt ein gehauchtes »Fuck«, als ich mich nur wenige Augenblicke später von dem Stoff befreit fühle, doch noch mehr als sein Geschick beim Entkleiden fasziniert mich sein Blick, mit dem er voll erregter Vorfreude meinen steif auf meinem Unterbauch liegenden Schwanz betrachtet.
Schon ist er von Elias’ Hand eingefangen. Beinahe andächtig schließt sie sich um meinen Schaft zur Faust, schiebt sich
höher, in grausam langsamem Takt. Leider stoppt sie, einen Moment, ehe sie meine Eichel erreicht. Das entlockt mir ein unzufriedenes Keuchen, das wiederum Elias zum Schmunzeln bringt. Ein letzter Kuss auf meine Brust, wobei er versucht, die Mohnblume zu treffen, was ihm jedoch nicht vollends gelingt, weil offensichtlich auch ihn eine gewisse Ungeduld quält.
Meine Augen fallen zu, als seine Zungenspitze hart ihren Weg nach unten auf meine Haut zeichnet. Meine Hand, die immer noch an Elias’ Hinterkopf liegt, streichelt nur sanft, ohne ihn zu behindern oder zu lenken. Ich versuche, ihn machen zu lassen, obwohl alles in mir danach schreit, ihm meinen Willen aufzudrängen.
Elias Zunge wandert von der Wurzel meines Schwanzes bis zur Spitze. Die Spur, die zurückbleibt, pulsiert kühl, weil sein Speichel an meiner Haut haftet. Das muss ich sehen, also zwänge ich meine Lider wieder auseinander.
Ein weiteres Mal leckt Elias über meinen Schaft, doch jetzt fangen seine Lippen meine Eichel ein. Auch das Piercing wird von seiner Zungenspitze begrüßt. Keck lässt er es tanzen, nur um gleich darauf nahezu meine ganze Länge in seinen Mund zu saugen.
Wow – Deepthroat hätte ich ihm mit Sicherheit nicht zugetraut. Immer noch fixiert er mich, was meine Erregung beinahe unerträglich steigert. Denn obwohl das Bild einem Porno entsprungen sein könnte, glimmt in seinen Iriden seine Zuneigung zu mir. Der Wunsch, mich glücklich zu machen.
»Elias«, stöhne ich, und meine Augenlider fallen gegen meinen Willen erneut zu. Erst als ich leichten Gegendruck spüre, wird mir klar, dass sich meine Finger nun doch in seinem Haar verkrampft haben. Ich versuche, das zu ändern, was aber weit schwieriger ist, als man annehmen möchte.
»Ich will dich!« Elias’ Stimme kriecht mir unter die Haut.
»Ich bin hier«, raune ich, konzentriere mich, ihm die kurze Atempause zu gönnen. Dabei ersehne ich nicht mehr als seine Lippen zurück auf meinen Schwanz.
»Nein, ich meine, ich will dich
.« Die Wiederholung seines Wunsches bringt mich dazu, aufzusehen. Als ich seinem Blick begegne, leuchtet mir eine Unsicherheit entgegen, die ich nicht zuordnen kann. Vorerst! Aber dann erobert mich eine Idee, was er meinen könnte. War ja irgendwie klar, dass er mich für einen einseitigen Top hält.
Dieses Mal bin ich ihm jedoch nicht böse, sondern muss sogar schmunzeln. Ich strecke mich zur Seite, zu dem kleinen Tischchen, das mir als Nachttisch dient, taste nach der Gleitgel Tube und einem Kondom und werfe ihm beides zu. Das sollte wohl genügen.
Tut es. Er richtet sich etwas auf, schnappt sich die Tube, und ich lasse mich wieder entspannt auf die Matratze sinken; warte ab und er enttäuscht mich nicht. Irgendwie wusste ich, dass er trotz meines Zugeständnisses nicht sofort auf sein eigenes Vergnügen aus sein würde, und genauso ist es.
Wenn überhaupt möglich, befindet sich meine Länge nur kurze Zeit später noch tiefer in seiner Kehle, nur dass es nun weitaus geiler ist, weil sich weitere Gespielen dazugesellen. Sein Mund und seine Zunge wetteifern um die Wette, während zwei seiner Finger in mich eindringen. Das ist kein reines Dehnen, was auch nicht wirklich nötig wäre, weil ich ganz gut darin bin, selbst ohne diese Art Vorspiel bereit zu sein. Doch er weiß, was er tut, reizt mich zusätzlich und gibt mir damit einen Vorgeschmack auf später, was mich nur noch mehr erregt.
»Genug«, muss ich daher viel zu schnell verlangen. Ich will nicht so kommen, obwohl der Gedanke daran, in seine Kehle abzuspritzen, schon einige Fürsprecher in mir hat. Jetzt will ich ihm allerdings nah sein. So nah, wie man jemandem nur sein kann. Ich möchte ihn in mir!
Er gehorcht sofort, lässt von mir ab, lehnt jedoch seine Stirn gegen meinen Bauch. »Ich brauch dich grad so«, raunt er.
»Ich bin hier«, wiederhole ich meine Worte von vorhin, greife beidhändig nach ihm und ziehe ihn über mich.
Wir küssen uns, so gierig, dass unsere Zähne aneinanderstoßen, aber irgendwie ist jetzt kein Platz, um Zurückhaltung zu üben. Für uns beide nicht! Unser Stöhnen verschmilzt mit den Geräuschen unseres Kusses, unsere Hände tanzen über die Haut des anderen, doch plötzlich lässt Elias von mir ab, und ich kann nur ungläubig die Augen aufreißen.
»Kann nicht mehr warten.« Sein Atem geht hart. »Ich muss dich jetzt ficken.«
Wieder überrascht er mich, weil ich dieses Wort nicht erwartet habe. Doch es gefällt mir, und noch mehr gefällt mir, wie ungeduldig er sich das Kondom überzieht und danach Gleitgel auf seiner Härte verteilt.
Grinsend drehe ich mich auf den Bauch, ziehe mein rechtes Bein hoch und drücke meinen Schwanz gegen die Matratze, um wenigstens ein bisschen runterzukommen.
»Kannst du?« Nun ist wieder eine gewisse Unsicherheit zu spüren und zu hören, also sehe ich über meine Schulter zurück.
Elias kniet da, leckt sich die Lippen, und in seinem Blick flackert die pure Lust.
»Was willst du?«, frage ich atemlos.
»Ich will dich ansehen können.« Es scheint ihm fast peinlich zu sein, doch das muss es nicht. Ich finde es beinahe ironisch passend, so mit ihm zu schlafen. Dennoch bemühe ich mich, mein aufkommendes Schmunzeln zu verbergen, will ihn nicht noch mehr verunsichern.
Stattdessen rolle ich mich wieder auf den Rücken, spreize die Beine und lächle.
Er sagt nichts, sieht mich nur an. Seine Hand bewegt sich auf meine linke Seite zu, mein Tattoo muss wirklich eine magische Anziehungskraft auf ihn ausüben.
Mit zwei Fingern folgt er dem Verlauf der Zeichnungen, bis er deren Ende auf dem Ansatz meines Arsches erreicht hat. Seine Unterlippe wird wieder einmal Opfer seiner knabbernden Zähne. Ich stell mir vor, dass es nicht Nervosität ist, die ihn dazu antreibt, sondern sein kaum zu unterdrückendes Verlangen nach mir.
Schon hat er meinen Schwanz mit seiner Faust umschlossen, lässt ihn durch sie gleiten, ehe sein Daumen sich daraus befreit und, von meinen eigenen Lusttropfen unterstützt, anregend meine Spitze umkreist.
Seine andere Hand legt sich an meinen Arsch, also hebe ich meine Beine etwas an, um ihm Platz zu geben. Mit Daumen und Zeigefinger trennt er meine Backen, schiebt seinen latexumhüllten Schwanz dazwischen.
Ich kann nicht aufhören, sein Gesicht zu beobachten, und auch sein Blick lässt mich nicht los, während er erst ein paar Mal auf und abreibt, ehe er seine Eichel gegen meinen Eingang drückt.
Ich lasse meine Lippen aufploppen, um meinen Lungen die benötigte Luft nicht zu verwehren, denn ich spüre, dass ich sie gleich brauchen werde.
Er füllt mich aus, Zentimeter für Zentimeter. Untermalt von meinem Stöhnen, um den willkommenen Schmerz angemessen zu begrüßen. Währenddessen streichelt er weiter meinen Penis, sorgt so für Entspannung, die sich, ganz seinem Plan entsprechend, auch schnell in mir ausbreitet, als er gänzlich in mir ist.
Nun stöhnt er ebenfalls, sehr laut sogar, und seine Lider fallen für einen Moment zu, ehe er sie mit sichtlicher Anstrengung wieder auseinander zwängt. Seine andere Hand legt sich an meinen Oberschenkel, drückt ihn etwas nach oben und zurück,
und ich spüre, wie sein Penis noch ein Stück weiter in mich vordringt. Erst dann sieht er mich wieder an, mit einem Blick, der keinen Zweifel daran lässt, was er vorhat.
Ich lächle erneut, zeige ihm so, dass ich zu allem bereit bin, doch natürlich wäre er nicht Elias, würde er mich nicht ein weiteres Mal überraschen. Er entzieht sich mir völlig, nur um einen Augenblick später so hart zuzustoßen, dass mir buchstäblich der Atem wegbleibt.
Unsere Blicke ineinander verhakt, nähert er sich mir, fängt meine Lippen ein, wodurch sein Körper meine Beine weiter zur Seite drängt. Seine Hand, die immer noch meinen Schwanz umschlungen hat, ist nun zwischen uns eingeklemmt, doch das scheint ihn nicht zu stören. Er bewegt sich auf und in mir, langsam zwar, trotzdem legt er die nötige Kraft in seine Stöße, um seine offensichtliche Erregung nicht nur mit mir zu teilen, sondern sie gleich einem Echo auf mich zu übertragen.
Nur dass das gar nicht notwendig ist, denn ich brenne bereits. Die doppelte Reizung an meiner Härte bringt mich beinahe um den Verstand. Da ist der wechselnde Druck seines Körpers und seiner sich mühsam zwischen uns bewegenden Faust, und als zärtlich quälender Gegenpol die Reibung, wenn sein Daumen meine Eichel umschmeichelt. Nicht zu vergessen sein Schwanz, der mit penetranter Genauigkeit immer wieder meine Prostata touchiert.
Minutenlang geben wir uns diesem Spiel hin, genießen es und uns. Sind eins, auf eine Weise, wie ich es noch niemals mit einem anderen gefühlt habe.
Irgendwann erklingt Elias’ Stimme, abgehackt und flehend. »Fuck, Jonah. Ich. Kann. Nicht. Mehr. Lange.«
Seine Worte lösen ein Durcheinander an Enttäuschung und Erleichterung in mir aus, und Letzteres rührt daher, weil ich selbst bereits kurz davor bin, meinen Höhepunkt zu erreichen.
Doch da ist noch eine finale Überraschung für mich, auch wenn diese von meinem eigenen Körper ausgelöst wird.
Denn als ich komme, geschieht es so langsam, dass ich fast befürchte, ich könnte mich irren. Was ein Trugschluss ist, wie mir schnell klar wird. Weil mein Orgasmus andauert, mich in seinem kribbelnden Gefängnis festhält, aus dem ich eigentlich gar nicht ausbrechen möchte. Ganz im Gegenteil! Ich lasse mich davon führen, treibe darin, bis ein letzter Kick mich endgültig über die Grenze schleudert, als Elias tief in mir ebenfalls kommt.