28. Kapitel
Elias
Jonah ist verliebt in mich!
Obwohl Nick es mir im Grunde gesagt hat und selbst ich es bereits zu hoffen gewagt habe, ist es doch etwas ganz anderes, es aus Jonahs Mund zu hören. Von einem wunderbar leichten Gefühl erfüllt, stört es mich nicht einmal, dass er mir ins Wort fällt. Ich bin sogar dankbar dafür. Denn er hat verdammt noch mal recht. Jetzt und hier ist kein Platz für einen Einwand. Wie hat er einmal so schön gesagt? Nicht denken, nur fühlen. Also beschließe ich kurzentschlossen, mich genau daran zu halten.
»Wenn ich dich später mit dem Auto fahre, sollte doch zwanzig Uhr reichen, oder?«, raune ich, ehe ich seine Lippen mit meinen einfange.
»Wofür?«, fragt er atemlos, und ich muss sagen, es gefällt mir, wie sehr ihn meine Berührung durcheinanderbringt.
»Dein Dienst beginnt um zwanzig dreißig, oder?«
»Ja. Und ich mag, in welche Richtung deine Gedanken gehen.« Seine heiser klingende Stimme zeigt klar, dass er meine Idee zwar vielversprechend findet, er aber keineswegs auch nur annähernd dabei ist, die Kontrolle zu verlieren.
Was ich von mir allerdings nicht behaupten kann, denn in mir kribbelt es gewaltig, und so lasse ich mich nur zu gerne von ihm nach hinten auf die Couch drängen.
»Und ich mag es noch mehr, wie sehr du auf mich reagierst.« Ein sicherer Griff, und mein Schwanz spürt den Druck seiner Hand. »Und wie schnell.«
Damit spielt er wohl auf die Tatsache an, dass ich praktisch in seiner Hand steif werde, und das innerhalb weniger Sekunden. Dabei kann ich beinahe spüren, wie das Blut in mir pulsiert – vor Gier nach ihm. Nach viel mehr von ihm.
Blind, weil sein erbarmungslos leidenschaftlicher Kuss meine Lider hinunter zwingt, taste ich nach dem Frotteestoff, der mich von seiner vollkommenen Nacktheit trennt, doch Jonah hat wohl andere Pläne. »Warte«, stößt er atemlos hervor.
Mir entkommt ein unzufriedenes Stöhnen, als er sich zurückzieht, doch die Enttäuschung ist nur von kurzer Dauer. »Weg damit«, knurrt er leise und nun muss ich zusehen, wie die Knopfleiste meiner Jeans sich seiner beidhändigen Kraft ergibt. Einen weiteren Ruck später hängt meine Hose in meinen Kniekehlen und Jonah rutscht von der Sitzfläche, kniet sich hin und bringt mich, an seiner Unterlippe nagend, in die richtige Position. Und zwar mittig aufrecht auf der Couch sitzend.
Ich lasse alles mit mir geschehen, mein Herz pumpt wie wild, während wohlige Schauer über meine Haut tanzen. Das hier ist wahnsinnig erotisch. Ich liebe diesen Blick, mit dem er mich ansieht – gierig und voller Verlangen. Und ich will ihn auch. So sehr! Aber nicht nur für jetzt – ich will, dass es für immer dauert, was in meiner Brust einen kleinen Stich auslöst. Panik erfasst mich bei dem bloßen Gedanken daran, dass ich ihn bald wieder verlieren könnte!
Mein Versuch, das in Worte zu fassen, wird von Jonah unterbunden. Nur ein gestöhnter Schrei schafft es aus meinem Mund, weil seine Hand erneut meinen Schwanz umfängt, dieses Mal jedoch ohne textile Barriere.
»Hör. Auf. Zu denken«, befiehlt er leise und ich sehe ihn wieder an, werde von einer Welle der Lust erfasst, als seine
Iriden sich vor Verlangen nach mir verdunkeln. Sein Atem entweicht stoßartig seiner Brust, seine Zunge befeuchtet seine Lippen. Ich fühle mich unglaublich begehrenswert, etwas, das er auf vollkommen natürliche Art und Weise in mir weckt. Er lässt mich spüren, wie wahr es ist, und dass er mich voll und ganz will. Meine Seele und meinen Körper. Warum kann er dann nicht …
Nein
! Ich verbiete mir selbst, weiterzudenken. Lehne mich zurück und lasse geschehen, was auch immer er mit mir tun möchte. Nur die Augen müssen offenbleiben, damit mir nichts entgeht.
Ohne die Massage an meiner Härte zu unterbrechen, zieht seine andere Hand kräftig an meiner Jeans. Sie weicht, und eine Sekunde später folgt meine Shorts. »Eigentlich wollt ich dir einen Blowjob verpassen, um eine weitere Dusche meinerseits zu ersparen. Aber ganz ehrlich …« Sein lüsterner Blick auf meinen von seiner Faust umschlungenen Schwanz lässt diesen zucken. »Ich will dich ausfüllen. Bis zum Anschlag. Immer wieder. Bis du kommst, nur von meinem Schwanz.«
Ich wusste wirklich nicht, dass ich auf Dirty Talk stehe, aber er belehrt mich auch in diesem Punkt eines Besseren. Obwohl er gleich darauf meinen Schwanz loslässt, geht meine Erregung nicht ein Stück zurück.
Aus dem Nichts holt er Kondom und Gleitgel hervor – keine Ahnung, wo und wann er beides bereitgelegt hat.
»Ich bin so hart, kann es kaum erwarten, in dir zu sein.« Geschickt zieht er das Gummi über, drückt Gel in seine Hand und verteilt es erotisch massierend auf seinem Penis.
Ich sehe zu, mein Herz pumpt hart in meiner Brust und ich spüre, wie sowohl mein Schwanz als auch meine Intimmuskeln vor Vorfreude zucken.
»Stell deine Beine auf.« Wieder ein Befehl, der mir buchstäblich durch und durch geht. Ich kann nicht anders, muss ihn befolgen. Meine Hände umschließen meine Knöchel, geben
mir so Halt und ihm den nötigen Platz, weil ich noch zusätzlich mit meinem Unterleib ein Stück nach vorn rücke.
»Entspann dich«, bittet er, und obwohl er dabei jede Sanftheit vermissen lässt, weiß ich, dass er um meinetwegen bittet. »Ich werde langsam machen, weil jetzt nicht die Zeit für eine lange Vorbereitung ist.« Ein weiteres Mal streichelt er seinen Schwanz, gleichzeitig nähert sich seine andere Hand meinem Hintern. »Aber du wirst es lieben, wie ich dich ausfülle, hart in dich stoße.« Als Begleitung seines letzten Wortes dringt sein Daumen in mich ein, dehnt mich, zieht sich wieder zurück. Nun ist es schon schwer, meine Lider oben zu behalten. Aber ich will es, also zwinge ich mich dazu.
Auch Jonah sieht mich fortwährend an. »Bereit?«, haucht er, lässt mir aber nicht die Zeit, um zu antworten.
Schon ist da dieses besondere Gefühl, als seine Eichel meinen Stern gefühlvoll dazu bringt, ihr nachzugeben. Kurz befürchte ich, dass es so nicht funktionieren wird, doch dann weicht der Dehnungsdruck der Erleichterung. Mein Stöhnen ist nicht frei von Schmerz, aber ihn zu ertragen, gehört so sehr dazu, dass ich es nicht als störend empfinden kann. Er lässt nach, mit jedem Zentimeter, den Jonah nun ohne weitere Unterbrechung vollends in mich gleitet.
»Spür mich, Baby. Nur mich.« Meine Beine werden zur Seite gedrückt, als er sich über mich schiebt, gleichzeitig greifen seine Hände an meine Hüfte, ziehen mich näher. Ich helfe mit, dränge mich ihm entgegen, und sofort erfüllt mich der wundervolle Ausgleich, als unsere Körper nun meinen Schwanz massieren.
»Atme, Baby«, verlangt er eindringlich, saugt sich so stark an der Haut meines Halses fest, dass es regelrecht zwickt. Als würde er genau wissen, dass in diesem Moment nur das mich entspannen kann. Dass sanfte Liebkosungen nun fehl am Platz sind, weil ich mich gänzlich darauf einlassen muss, ehe ich abheben kann.
»Scheiße, Jonah. Ich …« Mir entfällt, was ich eigentlich sagen wollte, als er sich aus mir zurückzieht, wieder zustößt. Nun mischt sich prickelnde Erregung dazu, die in Wellen von meinem Unterleib auf meinen gesamten Körper übergeht, als meine Prostata miteinbezogen wird.
Jonahs Arme umschlingen mich und er zieht mich so fest an sich, dass ich es empfinde, als würden wir miteinander verschmelzen. Seine Härte in mir vereinigt auf fantastische Weise zwei Gefühle. Jenes, ihn in mir zu spüren, und die Gewissheit, welch großes Vergnügen ich ihm damit bereite. »Mehr«, verlange ich dennoch, obwohl ich eigentlich keine Ahnung habe, was ich mir da wünsche. Doch das Wort leuchtet in mir, gleich einem lodernden Feuer.
»Alles, was du willst«, verspricht Jonah, nun selbst atemlos. Immer härter stößt er zu, knetet gleichzeitig mit perfekt festem Griff meine Hinterbacken. Seine Zunge, die dominant meinen Mund erobert, erstickt das Stöhnen, das mir deswegen entkommt. Es ist unglaublich, wie sehr ich ihn begehre und wie stark es auf mich wirkt, dass er wiederum so scharf auf mich ist.
Jonahs Hände ziehen mich jedem seiner Stöße entgegen, was meinen Schwanz, der zwischen unseren nackten Leibern eingeklemmt ist, zusätzlich stimuliert. Bilde ich es mir ein oder zittern Jonahs Arme?
Natürlich, es muss anstrengend sein, uns so eng beisammenzuhalten und mich gleichzeitig kraftvoll zu penetrieren.
Mit letzter Kraft umschlinge ich mit einem Arm seinen Nacken, ziehe mich hoch und stemme meinen freien Arm in die Sitzfläche der Couch. Nun kann ich mithelfen, mich seinem Rhythmus anpassen, ihn aber auch erwidern.
Jetzt ist es an Jonah, aufzustöhnen, erregend laut, und das Geräusch lässt endlich diese wundervolle Hitze in mir aufsteigen, die mir vor Jonah zwar nicht unbekannt gewesen ist,
nun aber ein ganz anderes Level zu erreichen scheint. Und dann überschwemmt mich mein Höhepunkt, lässt mich fliegen und ankommen zugleich. Und noch während mein Samen sich warm zwischen uns verteilt, kommt auch Jonah.
»Okay. Dann muss ich wohl doch noch mal unter die Dusche.« Jonah stöhnt auf und streckt sich zur Seite, um nach seiner Uhr zu angeln.
»Sorry.« Meine Entschuldigung klingt so halbherzig, wie sie gemeint ist, denn es tut mir nun einmal überhaupt nicht leid.
»Ich würde jetzt echt gerne eine rauchen«, erklärt er mir leise, drückt einen Kuss auf meine Brust, macht aber ansonsten keine Anstalten, sich zu bewegen.
»Manchmal rauchst du ewig lange keine Zigarette. Ich dachte immer, wer raucht, raucht ständig. Das hab ich mich übrigens schon öfters gefragt.«
»Hmm. Keine Ahnung, ich rauche dann, wenn ich Lust drauf habe. Und manchmal hab ich eben stundenlang keine Lust.«
»Das widerspricht der Theorie der Nikotinsucht«, stelle ich schmunzelnd fest.
»Tja. So bin ich. Ich halt mich nicht gerne an vorgegebene Regeln.«
»Aber du bist treu. Das hast du mal gesagt.« Kaum ausgesprochen, bereue ich es, doch ich kann entspannt bleiben, denn Jonah hält es genauso.
»Regeln, die Sinn machen, befolge ich schon, keine Angst.« Wieder trifft ein Kuss auf meine Haut.
»Weiß deine Mutter eigentlich, dass du tätowiert bist?«
»Nein.«
»Was hat sie zu deinen Piercings gesagt?«
Jonah lacht leise. »Na ja. Sie kennt ja nur die im Gesicht. Und gesagt hat sie nicht viel. Erst ist es ihr gar nicht aufgefallen, dann … wart mal … ich glaube, es war so etwas wie: Der Herr hat dir deinen Körper nicht geschenkt, um ihn zu durchbohren.«
»Ist sie so gläubig?«
»Ja. Sehr. Aber das ist okay. Weil es ihr irgendwie hilft, daran zu glauben, dass Betty im Himmel ist. Und somit bei ihrer Großmutter.«
»War es die Mutter deiner Mutter?«
»Ja. Meine Großeltern väterlicherseits sind schon vor über zehn Jahren gestorben. Mein Vater ist ja um einiges älter als meine Mutter.«
»Wie spät ist es eigentlich?«
Er blickt umständlich auf seine Armbanduhr. »Ich sollte langsam los.«
»Wie gesagt, ich fahr dich.«
Er schmunzelt. »Du könntest mir den Wagen leihen, immerhin hab ich selbst einen Führerschein. Dann komm ich nach dem Dienst auch bequem wieder zurück.«
»Klar. Alles, was du willst.« Noch besser, so muss ich nicht mehr außer Haus.
»Soll ich Frühstück mitbringen? Du musst gegen acht los, oder?«
Wie gut wir mittlerweile aufeinander abgestimmt sind. Allein das hätte mir schon vor Tagen erzählen sollen, was mir erst heute klar geworden ist. Wir führen längst eine Beziehung, im Grunde war es schon nach unserer ersten Nacht zu spät für einen Rückzug. Das möchte ich ihm sagen. Und dass es mir egal ist, wie lange es funktionieren wird. Also nicht egal, aber dass es nicht wichtig ist.
Nur kann ich es nicht, weil sein Tattoo nicht das einzige Bild ist, das für die Ewigkeit gemacht scheint. Ich sehe sie immer
noch vor mir. Die kleine Familie, von der ich mein Leben lang geträumt habe.