XXXV

Die andere Gruppe hielt ihre Treffen in der Mittagshitze auf dem Schulhof ab, was tagtäglich wie ein rotes Tuch auf Liam wirkte.

Elias’ Stimme war laut und klar. Er sprach davon, dass die Bibel ein großer Schwindel sei, aber er sagte auch, dass Sodom und Gomorrha reale Orte waren, die dem Erdboden gleichgemacht wurden.

»Was wir nie erfahren haben, ist, dass es dort in den Ruinen Überlebende gab – gelähmte, verkrüppelte Geschöpfe, die auf einer Erde weiterlebten, auf der nichts gedeihen wollte. Wir haben nie von diesen Menschen gehört, weil es ihnen zuwider gewesen wäre. Sie wollten nicht berühmt sein! Sie wollten nicht reich werden! Sie wollten nichts. Sie wünschten sich nichts. Aus dieser Asche sind wir auferstanden!«

Liam hatte wütend nach Luft geschnappt. Jetzt verließ er wortlos den Raum.

Niemand sagte etwas, aber als sie aus den Fenstern des Biosaals zusahen, wie Liam mit einem Spaten in der Hand auf den Schulhof stürmte, waren sie sicher, dass er mit dem Gartengerät auf die andere Gruppe losgehe. Aber stattdessen stellte er sich links von ihnen auf, vor dem Zaun, und fing an zu graben. Liam grub, dass die Erdklumpen in alle Richtungen flogen. Er rammte den Spaten in den Boden, als wollte er ihn strafen. Eine Staubwolke stieg von seiner Grube auf und die ganze Situation war so absurd, dass sie anfingen, ihn anzufeuern, als wäre es ein Wettkampf. Spaten gegen Stimme. Stimme gegen Spaten.

Elias redete unangefochten weiter und Liam stand schon bald bis zur Brust in seinem Loch. Elias’ sorgsam gewählte, klingende Worte gegen Liams kraftvolle Hiebe. Wieder und Wieder.

Aber als Elias’ Gruppe den Schulhof verließ, grub Liam immer noch und die anderen rannten zu ihm, als wäre er damit der erklärte Gewinner des Wettkampfs. Aber unter der strahlenden Sonne, umkreist vom schwarzen Haischatten des Vogels, verflog ihre Euphorie und die Wirklichkeit holte sie ein. Nur Liam machte unverdrossen weiter.

»Wer ist gestorben?«

Liam hielt einen kurzen Moment inne, stützte das Kinn auf den Spatenstiel und lächelte.

»Niemand. Gar niemand.«