Kapitel 5
„Sag mal, wer ist dieser Bradley eigentlich?“, hörte sie auf einmal eine Stimme hinter sich flüstern. Dieses Mal war es eine weibliche. Sie drehte sich um. Mrs. White, die Besitzerin des Hotels, stand hinter ihr.
„Das weiß ich auch nicht so ganz. Er hatte wohl einen Geschäftstermin in der Nähe, der nicht gut lief und am gleichen Tag auch erfahren, dass seine Eltern sich scheiden lassen. Da hat er wohl dann beim Fahren die Kontrolle über seinen Wagen verloren“, klärte Kim ihre Chefin auf.
„Seine Eltern? Meine Eltern haben sich schon früh scheiden lassen. Hat mich eigentlich kaum gejuckt. Wieso sollte das ein Grund sein?“, reagierte diese schnippisch, doch Kim zuckte nur mit den Schultern.
„Er hat das ziemlich glaubwürdig rübergebracht. Seine Eltern waren wohl lange Zeit ein Vorbild für ihn, was sein zukünftiges Leben angeht. Wer weiß … vielleicht hat er immer gedacht, dass er auch mal so wird wie seine Eltern, die bis an ihr Lebensende zusammenbleiben. Und dann … ist das einfach so auseinander gebrochen. Ohne Vorwarnung ist das bestimmt hart“, überlegte sie. Doch Mrs. White schüttelte den Kopf.
„Als Kind, wenn du noch bei ihnen Zuhause wohnst und jeden Tag mit ihnen verbringst, ja. Dann ist das hart. Aber doch nicht als erwachsener Mann. Da denkst du dir vielleicht: Ach, schade. Aber wenn es nicht mehr für euch klappt, dann ist es wohl besser so. Da betrinkst du dich nicht und verursachst einen Unfall. Nein, meine Liebe, glaub‘ mir, da steckt mehr dahinter. Aber das werde ich schon noch herausfinden. Lade ihn doch nochmal ein und sag‘ mir Bescheid. Ich werde ihm dann schon auf den Zahn fühlen.“
Als Kim sich gerade überlegte, wie sie Bradley vor diesem unangenehmen Ereignis schützen konnte, tauchte er auf einmal wieder im Eingangsbereich auf.
„Ist er das nicht?“, flüsterte Mrs. White und deutete auf Bradley, der zielstrebig auf Kim zugelaufen kam.
„Ja, das ist er.“
Kim versuchte noch, ihn zu warnen, damit er schnell wieder umkehren konnte, denn so lieb und nett Mrs. White auch erschien, Gespräche mit ihr konnten wirklich unangenehm sein. Sie kannte die Wörter feinfühlig und sensibel nicht. Sie sagte stets das, was ihr durch den Kopf jagte und sprach alles in direkter Art und Weise an. Egal, wie unangenehm es auch war.
An Kims erstem Tag hatte sie mitbekommen, wie sie eine der Angestellten ganz genau zu ihrem Liebesleben befragt hatte. Sie wollte nicht antworten, doch Mrs. White hatte ihr keine Chance gelassen, und am Ende kam heraus, dass sie eine Affäre mit ihrem Sohn hatte, der eigentlich verheiratet war. Natürlich war das Theater daraufhin groß, aber Mrs. White musste ja unbedingt wissen, warum ihre Angestellte den ganzen Tag mit einem dümmlichen Grinsen durch die Gegend lief.
„Mr. Bradley! Hallo!“, flötete Kims Chefin und winkte Bradley zu sich.
„Wir haben gerade noch über Sie gesprochen.“
„Ach, wirklich?“ Verwirrt blickte er zwischen Kim und Mrs. White hin und her.
„Sie hat mich ein bisschen über dich ausgequetscht“, erwiderte Kim unschuldig, schließlich gab es da ja nicht allzu viel zum ausplaudern.
„Verstehe. Ich bin eigentlich nur kurz wiedergekommen, um dich zu fragen, ob du heute Abend Lust auf Hummer hast. Dann gehe ich gleich noch einen kaufen.“
„Der Hummer hier ist wirklich ausgezeichnet. Eine sehr gute Wahl!“, mischte sich Mrs. White ein, ohne, dass Kim überhaupt etwas sagen konnte.
„Kennen Sie sich mit Hummer aus? Isst man den auch dort, wo Sie herkommen? Wo war das noch gleich?“
„Los Angeles“, antwortete Bradley geduldig.
„Los Angeles! Oha. Die Stadt der Stars. Kennen Sie diese Schauspielerin? Wie heißt sie noch gleich? Hat letztes Jahr einen Oscar gewonnen. Oh, und der Schauspieler! Gutaussehender Mann. Macht Werbung für Espresso. Kennen Sie ihn?“, fragte Mrs. White und ihre Stimme überschlug sich fast vor Aufregung.
„Man sieht sie tatsächlich hin und wieder. Aber wirklich kenne ich sie nicht.“
„Und wo sehen Sie die? Wissen Sie, zu uns verirren sich meist nur irgendwelche Familien. Oder Backpacker, die hoffen, hier ein bisschen surfen zu können. Nicht wirklich aufregend. Aber so ein echter Promi? Muss doch Klasse sein, solchen Menschen täglich begegnen zu können. Im Supermarkt zum Beispiel. Oder im Restaurant.“
„Meistens gehen die gar nicht selbst einkaufen, sondern haben Angestellte, die dafür zuständig sind“, klärte Bradley Mrs. White auf.
„Wirklich? Die lassen sich Kaffee und Milch kaufen? Das ist ja verrückt! Machen Sie das denn auch? Ich meine, schicken Sie auch ihre Angestellten los?“
„Nein. Ich mache das alles selbst. Ich muss doch den besten Hummer auswählen können. Hummer isst man auch bei uns. Wenn auch nicht so fangfrisch wie hier, aber es kommt hin und wieder vor.“
„Verstehe. Und was hat Sie hierher verschlagen? Ich meine, L.A. liegt auf der anderen Seite des Landes.“
„Ein wichtiges Geschäftsmeeting. Dafür musste ich vor Ort sein.“
„Ein Geschäftsmeeting? Verstehe. Was machen Sie denn, wenn ich fragen darf?“
Jetzt hörte auch Kim ganz gespannt zu.
„Also …, um ehrlich zu sein, versuche ich mich gerade beruflich neu zu orientieren. Und da das alles noch nicht ganz in trockenen Tüchern ist, will ich dazu noch nichts sagen. Ich bin leider ein wenig abergläubisch, was das betrifft.“ Bradley schenkte Mrs. White sein breitestes Lächeln, und daraufhin konnte sie nicht mehr anders, als zu nicken und Verständnis zu zeigen.
„Ja, natürlich. Das verstehe ich voll und ganz. Aber sagen Sie, was hält Ihre Frau davon, dass Sie einfach für ein paar Tage hierbleiben, anstatt wie geplant, nur für eine Nacht?“
„Nun ja. Ich habe keine Frau. Daher erübrigt sich das.“
„Was? Ein so stattlicher Mann wie Sie? Wie kann das sein?“
„Ich habe sehr, sehr viel gearbeitet. Da blieb einfach keine Zeit. Aber vielleicht sieht das demnächst ja wieder anders aus, wenn ich meinen Beruf gewechselt habe.“
„Was haben Sie beruflich denn bisher gemacht?“ Doch bevor Bradley antworten konnte, wurde Mrs. White gerufen. Es klang dringend, daher machte sie sich sofort auf den Weg.
Kim aber hätte nur allzu gerne die Antwort hören wollen, war gleichzeitig aber froh, dass Mrs. White endlich weg war und klärte Bradley sofort darüber auf, dass Mrs. White immer so war.
„Sie kann an keinem Gast vorbei gehen, ohne nicht seine ganze Lebensgeschichte zu erfahren. Ich weiß auch nicht, was sie hat. Sie liebt es einfach, sich mit neuen Menschen zu unterhalten und alles über sie zu erfahren. Wirklich alles. Tut mir Leid!“, entschuldigte sie sich, doch Bradley winkte ab.
„Da kannst du ja nichts dafür. Aber sie hat mich vorhin unterbrochen. Hummer heute Abend? Ja oder nein?“
Kim wollte gerade zustimmen, als ihr die Theaterprobe einfiel, zu der sie bereits fest zugesagt hatte.
„Aber wie wär‘s: Komm doch einfach mit und begleite mich. Es ist oft sehr unterhaltsam, zuzuschauen. Vor allem, wenn sich alles noch am Anfang befindet.“
Da Bradley sowieso nichts anderes zu tun hatte, sagte er zu und beschloss, noch einen Spaziergang zu machen, bis Kim Feierabend hatte.
„Ich suche mir draußen eine Bank und werde dort auf dich warten, okay?“, schlug er vor und hielt gleichzeitig Ausschau nach Mrs. White.
„Alles klar“, erwiderte Kim kichernd. Sie konnte gut verstehen, warum er nicht gleich wieder auf ihre Chefin treffen wollte.
Als Kim Feierabend hatte, fand sie Bradley auf einer kleinen Bank im Park gegenüber dem Hotel sitzen.
„Hi, Kim“, begrüßte er sie lächelnd.
„Hey!“, erwiderte sie und konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Die letzten Stunden hatte sie damit verbracht, nur an ihn zu denken. Sie hatte sich vorgestellt, wie es wohl wäre, wenn sie zusammen mit ihm bei der Probe auftauchen würde. Würde er nur Augen für sie haben oder sich hauptsächlich mit den anderen beschäftigen? Wie würde Rick reagieren?
Dann hatte sie sich vorgestellt, wie sie sich näher kommen. Wie es sich anfühlen würde, wenn sie ihn küssen würde und er...
Nachdem sie nun wusste, dass Bradley nicht verheiratet war und offenbar auch keine Freundin auf seine Rückkehr wartete, war sie in seiner Gegenwart noch nervöser als sonst.
Sie spürte, dass es zwischen ihnen ordentlich knisterte. Immer wieder bemerkte sie, dass er sie länger als nötig anguckte und sie anlächelte, sobald sich ihre Blicke trafen. Das konnte sie sich doch nicht alles nur einbilden, oder?
„Wie waren deine letzten Arbeitsstunden?“, fragte er, als sie seine Bank erreicht hatte.
„Um ehrlich zu sein, ziemlich langweilig. Einige Gäste haben ausgecheckt, ein paar haben eingecheckt. Dann hatte ich mehrere Reservierungen und Mails beantwortet und anschließend war zum Glück Schluss.“
„Klingt ja nach einem richtigen Traumjob“, machte er sich über sie lustig.
„Er bezahlt meine Miete. Ach was, ich bezahle ja gar keine Miete. Nun denn. Er bezahlt mein Auto. Und so schlimm ist es auch nicht. Ich arbeite eigentlich recht gern dort.“
„Nur eigentlich?“
„Na ja. Es war als kleines Mädchen nun nicht unbedingt mein Traum, einmal an der Rezeption eines Hotels zu arbeiten. Aber so ist es nun mal.“
„Was war denn dein Traum?“
„Ich hatte viele Träume. Erst wollte ich Bühnenbilder für große Theaterstücke bauen. Dann wollte ich eine berühmte Künstlerin werden und für kurze Zeit sogar Kunstlehrerin. Aber das habe ich sehr schnell verworfen, nachdem ich im Teenager-Alter mal als Betreuerin in einem Kunstcamp ausgeholfen hatte. Ich dachte immer, dass die begabten und talentierten Kinder brav und folgsam sind. Aber nein, es war die reinste Katastrophe!“, erinnerte sich Kim zurück.
„Und du? Was wolltest du werden, als du klein warst?“
„Ich wollte immer Zirkusdompteur werden“, antwortete er knapp.
„Zirkusdompteur?“
„Ja. Ich war mit meinen Eltern im Zirkus, und da war da dieser Mann mit dem coolen Kostüm, dem Hut und einer Peitsche und tja, als Dreijähriger findet man es eben wahnsinnig beeindruckend, dass er Tiere damit hin und her scheuchen konnte und mit dem Zirkus von Ort zu Ort fuhr. Hat sich allerdings auch schnell wieder erledigt, als ich irgendwann eine Doku über Tiere in Käfigen gesehen hatte.“
„Und dann?“
„Dann habe ich meine Eltern überredet, dass sie ganz viel Geld an ganz viele Organisationen spenden und habe mich wieder auf die Schule konzentriert“, beendete er den kleinen Exkurs in seine Vergangenheit.
Doch ehe Kim irgendwas darauf erwidern konnte, fiel ihr die tickende Uhr im Foyer auf und sie bemerkte, dass sie schon viel zu spät dran waren.
„Wir müssen los!“, sagte sie knapp, schnappte sich ihre Tasche und schleppte Bradley mit nach draußen.
„Das Theater ist nur zwei Straßen weiter. Wir können zu Fuß hingehen“, erklärte Kim ihm, während sie die Treppe vor dem Hotel hinunterjagte.
Völlig außer Atem kamen die beiden mit etwas Verspätung am Theater an. Die Gruppe war bereits im Saal und hatte mit dem Aufbau begonnen.
„Na, bist du auch endlich da?“, zog Rick sie auf, der für gewöhnlich immer der Letzte war.
„Ja, und ich habe auch Verstärkung mitgebracht.“ Sie zog Bradley hinter sich her und stellte ihn der Gruppe vor.
„Das ist Bradley. Er ist hier gestrandet und wohnt seit ein paar Tagen bei meinem Onkel und mir im Haus. Heute Abend hatte er nichts zu tun, daher habe ich ihn eingeladen, dabei zu sein. Er hat nichts dagegen, auch mal mit anzupacken.“
Bradley kam hervor, und Kim konnte ganz genau beobachten, wie die Frauen aus der Gruppe ihn betrachteten. Selbst ein paar der Männer wurden bei seinem Anblick verlegen.
„Hey. Ich bin Susan“, meldete sich schließlich eine junge Frau, stand auf und schüttelte Bradley die Hand.
Kim verspürte einen kleinen Stich, als sie zusah, wie Bradley Susan anlächelte und anfing, sich mit ihm zu unterhalten. Er grinste immer wieder, plauderte und schien begeistert über das zu sein, was Susan ihm zu erzählen hatte. Was sagte sie bloß? Und was antwortete er?
Kim spürte, dass sie richtig eifersüchtig war. Aber wieso? Sie kannte Bradley gerade mal seit ein paar Tagen und eigentlich lief zwischen den zwei ja nichts. Oder vielleicht doch?
Rick klatschte plötzlich in die Hände, um die Aufmerksamkeit aller zu erregen.
„Wenn sich alle wieder beruhigt haben, könnten wir ja mit der Probe anfangen. Kim, ich habe eben gesehen, dass an den Bühnenbildern etwas kaputt gegangen ist. Wenn du dir das mal angucken könntest? Und der Rest: Die fertig überarbeiteten Skripte sind jetzt da. Nehmt euch ein Exemplar und schaut sie euch genau an.“
Kim atmete erleichtert auf, als sie sah, dass Bradley sich wieder von Susan entfernte und etwas verloren am Bühnenrand herumstand, während sie sich auf eines der Skripte stürzte.
„Was kann ich tun?“, fragte er Kim, doch Rick eilte herbei und gab ihm eine Aufgabe, ehe sie sich etwas für ihn überlegen konnte.
„Du könntest Matt unterstützen. Wir hatten eine lange Pause und deswegen sind alle Stühle für das Publikum eingelagert. Wir holen bei jeder Probe immer mal wieder ein paar aus dem Keller, aber jetzt, wo wir dich als einen zusätzlichen Helfer haben, könnten wir das in einem Rutsch erledigen.“
Kim sah Bradley fragend an. Sie hatte eigentlich nicht daran gedacht, dass er Stühle schleppen musste. Eigentlich hatte sie sich vorgestellt, dass er vielleicht gemeinsam mit ihr an der Kulisse arbeiten würde, doch Bradley hatte bereits zugestimmt.
„Kein Problem!“, erwiderte er fröhlich und begab sich auf die Suche nach Matt.
„Hey, du bist Matt?“, fragte er ihn, als er ihn unten im Keller entdeckte.
„Der bin ich - Und wer bist du? Moment… Habe ich nicht dein Auto abgeschleppt, als du betrunken gegen die Leitplanke gefahren und im Graben gelandet bist?“, erinnerte er sich und seine Miene verdunkelte sich. Er konnte Bradley da schon nicht leiden. Aber was wollte er jetzt hier?
„Ja, richtig. Danke nochmal“, antwortete Bradley höflich und fragte, wie er behilflich sein konnte.
„Die Stühle müssen alle hoch.“ Er deutete auf etwa hundert Stühle, die übereinander gestapelt, im Kellerraum standen.
„Alles klar.“
Bradley krempelte die Ärmel seines Hemdes hoch und hob den ersten Stapel hoch. Er war schwerer als gedacht, weswegen er doch nur die Hälfte nahm.
„Nicht so trainiert, was?“, spottete Matt, der daraufhin einen kompletten Stapel ohne Mühe hochhob und nach oben brachte.
„Kraftsport ist tatsächlich nicht so meins“, gestand er.
„Ach ja? Was denn dann?“ Matt betrachtete Bradley eingehend. Durch den dünnen Stoff seines Hemdes zeichneten sich ein paar Muskeln ab. Ganz unsportlich war er also nicht.
„Ich gehe laufen und spiele Tennis oder Squash. Ich golfe hin und wieder, gehe segeln und tauchen. Früher habe ich eine Zeitlang Baseball gespielt.“
„Puh ... du stehst also auf den … kostspieligen Sport“, kommentierte Matt lediglich und schleppte die nächsten Stühle hoch.
Nach der Probe wurde Kim von Susan zurückgehalten, die Interesse an Bradley hatte.
„Weißt du, ob er eine Frau oder Freundin hat? Ich würde zu gerne mal mit ihm ausgehen.“
Kim wollte auf keinen Fall, dass er mit Susan ausging und überlegt sich schnell eine Ausrede.
„Er ist verheiratet. Tut mir Leid“, erwiderte sie schnell und hoffte, dass sich das Thema damit erledigt hatte. Sie sah Susans enttäuschten Gesichtsausdruck.
„Wie schade. Und echt krass, wie du das mit so einem Schnuckelchen Zuhause aushältst. Ich hätte ihn ja gleich in der ersten Nacht in seinem Zimmer besucht und wäre über ihn hergefallen“, scherzte sie und hielt sich dann aber erschrocken den Mund zu, als sie sah, wie Bradley zurück in den Saal kam.
„Fahren wir?“, rief Kim ihm zu.
Er wirkte ziemlich erschöpft und nickte nur.
Sie verabschiedeten sich und gingen zu Kims Wagen.
„Sorry, dass Rick dich so vereinnahmt hat und du die ganzen Stühle schleppen musstest. Ich hatte eigentlich eher gedacht, dass du den Schauspielern dabei helfen könntest, die Texte zu proben oder mir vielleicht bei den Kulissen helfen würdest.“
„Kein Problem. Ein bisschen Training schadet nie“, sagte er und spannte zur Demonstration seinen Bizeps an, der sich deutlich unter seinem Hemd abzeichnete.
„Siehst du! Schon gewachsen!“, scherzte er.
Sie verabschiedeten sich im Hausflur, und Kim ging mit gemischten Gefühlen ins Bett. Sie hatte gehofft, dass dieses anfängliche Verknalltsein mit der Zeit verflog und sie ihn einfach nur als den netten Fremden sehen konnte, der in ein paar Tagen wieder ans andere Endes des Landes reiste. Doch irgendwie empfand sie immer mehr für ihn, je mehr sie mit ihm Zeit verbrachte. Es wurmte sie nach wie vor, dass er ihr gegenüber so verschlossen blieb und so gar nichts über sich preisgab. Auf der anderen Seite war er aber so nett und interessiert an ihr. Sie fühlte sich absolut wohl in seiner Gegenwart und wollte am liebsten gar nicht erst daran denken, wie es sein würde, wenn er wieder fort war.