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Als Jai irgendwann endlich aufstand, saß Hanny bereits mit der obligatorischen Kaffeetasse in den Händen am Küchentisch und las Zeitung.

Sie sah auf, als er hereinkam, und lächelte ganz automatisch. Sie musste daran denken, wie sie Jai vorgefunden hatte. Er hatte auf dem Fahrersitz des herrenlosen Traktors auf dem benachbarten Feld gesessen, war brummend und hupend auf dem Sitz herumgehüpft und hatte am Steuer herumgerissen wie ein Kind in einem Spielauto ...

Obwohl ihr selbst der Appetit fehlte, hatte sie Frühstück für Jai gemacht. Sein Lieblingsfrühstück: Pfannkuchen mit Kirschen.

Während Jai freudestrahlend über seinen Teller herfiel, beobachtete Hanny ihn. Sie wirkte, als sei sie endlich bereit zu reden. Tatsächlich räusperte sie sich so, wie sie sich nur räusperte, wenn sie über etwas nachgedacht und beschlossen hatte, darüber zu sprechen. Ein kleines, höfliches Husten.

Neugierig sah er sie an.

Wartete geduldig.

Er wusste, ein falsches Wort von ihm und sie würde sich wieder in das Schneckenhaus zurückziehen, in dem sie sich seit einem Monat versteckte.

Also wartete er.

Und dann, endlich ...

»Er hat eine andere«, waren die Worte ihrer Wahl.

Das überraschte ihn nicht. Er nickte. Genau damit hatte er gerechnet.

»Seit wann?«

»Weiß ich nicht.«

Das war’s. Hanny hüllte sich wieder in Schweigen. Als er den Mund zu einem Kommentar öffnete, schüttelte sie den Kopf, stand auf und fing an, die Küche aufzuräumen.

Das Taxi, das ihn zum Bahnhof bringen sollte, stand bereits vor der Tür. Dennoch wartete er noch, bis Hanny das nächste Päckchen, die nächste Büchse der Pandora, wie er sie jetzt insgeheim nannte, geöffnet hatte.

Ein weiteres Dutzend Schokoéclairs.

Im Grunde hatten sie es beide gewusst. Da sie sicher sein konnte, am nächsten Tag wieder welche zu bekommen, und weil es sie so schmerzte, tatsächlich ausgesprochen zu haben, was passiert war, bestand sie darauf, dass Jai die Schachtel mitnahm.

Jai hob die Hände und trat einen Schritt zurück.

»Ich kann die nicht mitnehmen.«

»Du musst.«

»Du wirst es bitter bereuen, wenn sie erst mal weg sind.«

»Morgen kommen wieder welche. Du weißt doch: Vier Dutzend. Bitte. Tu’s für mich. Nimm sie mit.«

Also nahm er sie mit. Aber erst, nachdem sie sich minutenlang umarmt hatten und der ungeduldige Taxifahrer bereits nervös auf dem Gaspedal herumdrückte.

Sie wollten beide nicht, dass er fuhr. Und sie wussten beide, dass er musste.

»Komm schon, Hanny, ich muss los«, sagte er schließlich und löste sich – wenn auch ungern – aus der Umarmung.

»Nicolette kriegt einen Herzinfarkt, wenn ich zu dem Termin mit Gordon Gough zu spät komme.«

»Kannst ihm ja ein Éclair anbieten. Das würde ihn bestimmt aufheitern.«

Jai sah sie einen Moment an. In einem letzten Versuch, ihr wieder ein echtes Lächeln aufs Gesicht zu zaubern, öffnete er die Schachtel, holte ein Éclair heraus, betrachtete es sehr genau und hielt es Hanny dann aufrecht vor die Nase. »Einmal knicken und dann einführen.«

Grinsend fuchtelte er mit dem Teil herum und wurde dafür mit einem Lächeln belohnt.

Sie winkten einander überschwänglich zu, bis sie sich nicht mehr sehen konnten.

Dann ließ er abrupt den Arm sinken, zog sein Handy aus der Tasche und wählte eine Nummer. Die lange Tonfolge in der Leitung deutete darauf hin, dass es sich um eine Nummer im Ausland handelte. Er ließ es ziemlich lange klingeln, und gerade, als er resigniert auflegen wollte, nahm am anderen Ende jemand ab.

Jai lächelte erleichtert, als er die vertraute Stimme hörte.

»Willkommen zu Hause, tolle Frau. Lange nicht gequatscht. Wie geht’s dir?«

Hanny sah ihm nach. Beinahe hätte sie ihm alles erzählt, aber sie war sich nicht sicher, ob er sie verstehen würde. Und sie wollte an ihrer Haltung zu den Geschehnissen festhalten und sich nicht von anderen Leuten verunsichern lassen.

Im Moment hatte sie keine Ahnung, wie es ihr eigentlich ging. Was sie fühlte. Denn im Moment ließ sie so gut wie gar keine Gefühle zu.

Jetzt, wo Jai weg war, blieb ihr nur eins zu tun: arbeiten.

Sie ging ins Atelier, fuhr den Computer hoch und öffnete das Manuskript, das Jai ihr geschickt hatte. Sie las weiter, und schon wollte sie anfangen zu malen.

Sie klemmte ein weißes Blatt Papier auf die Staffelei.

Öffnete den Tuschkasten.

Nahm einen Pinsel zur Hand.

Machte einen ersten Pinselstrich.

Hielt inne.

Der Pinsel schwebte über dem Papier.

Zum ersten Mal, seit sie Bastians Sachen aus dem oberen Fenster geworfen hatte, unvermittelt und auch für sie selbst überraschend, ließ sie zu, dass der Gedanke, der sich gerade angeschlichen hatte, verweilte.

Sie gestattete es sich, über sie nachzudenken.

Sie.

Hanny schaffte es nicht, ihren Namen auszusprechen. Armselig, ja, das wusste sie selbst. Aber ihre Stimmbänder, ihre Zunge, ihr Mund brachten es nicht fertig, ihren Namen zu formen.

Sie hatte sich schon immer gefragt, wieso ein so gut aussehender Mann wie Bastian sich ausgerechnet für sie, Hanny, entschieden hatte. Normalerweise suchte man sich doch einen Partner, der ähnlich attraktiv war wie man selbst. Und obwohl Hanny selbstverständlich fest daran glaubte, dass wahre Schönheit von innen kam, hatte sie doch immer das Gefühl gehabt, dass Bastian eigentlich in einer anderen Liga spielte. Von daher konnte sie es ihm gar nicht richtig verdenken, dass er ein bisschen streunte.

»Aber warum muss es ausgerechnet eine Frau sein, neben der ich mir vorkomme wie eine Wasserspeierfratze im Seidenkleid?«, fragte sie laut.

Der Klang ihrer eigenen Stimme beförderte sie zurück ins Hier und Jetzt.

Sie hielt immer noch den Pinsel in der Hand. Als sie auf die Staffelei sah, stellte sie fest, dass sie weitergemalt hatte. Sie seufzte und legte den Pinsel ab. Eigentlich hatte sie das Wunderschwein und seinen kleinen Freund bei einem Picknick malen wollen. Jetzt saß das Schwein mit Bastians Augen an einem gedeckten Tisch und speiste mit einem hässlichen Wasserspeier in einem gepunkteten, rosafarbenen Kleid.

Es überraschte Hanny selbst, dass sie lachen musste. Jai hatte recht, sie verkroch sich schon viel zu lange in diesem Haus.

Nancy lag neben dem Ofen und schlief tief und fest. Ein Auge riskierte sie, als Hanny nach ihr rief. Sie blinzelte hinaus, sah die immer noch nicht verschwundene Schneedecke, schloss das Auge wieder und tat, als würde sie schlafen.

»Ich gehe auf jeden Fall raus, ob du mitkommst oder nicht«, forderte Hanny sie heraus.

Nancy dachte kurz nach und fing dann an zu schnarchen.

Hanny trat vor die Haustür, hinaus in die Welt, sog die eisige Luft ein und freute sich über den vom Schnee reflektierten Sonnenschein.

Sie wollte einen Spaziergang machen, aber ihre übliche Route durch den Wald schied heute aus, es sei denn, sie wollte sich Tennisschläger unter die Füße schnallen oder im Tierheim ein Rudel Huskys holen. Sie ging ums Haus und überlegte.

Die Straße war einigermaßen frei.

Die wenigen Reifenspuren, die es dort gab, bildeten eisfreie Bahnen. Sie könnte in den Ort spazieren und Schokolade besorgen – jetzt, wo sie keine Éclairs mehr hatte.

Und dann, wie eine Schneeflocke, landete ein Gedanke. Sie fand ihn zunächst so lächerlich, dass sie lachen musste.

Aber Hanny gab nach, drehte sich um und verschwand.

Fünf Minuten später knatterte sie mit einem breiten Grinsen auf den Lippen und einem schelmischen Blitzen in den Augen auf der Vespa ihrer Mutter über die Landstraße.

Sie pfiff die Filmmelodie von Gesprengte Ketten, bis ihr die Zähne zu kalt wurden, dann summte sie sie weiter. Jedes Mal, wenn das Moped ein bisschen rutschte, quietschte sie vor Vergnügen. Auf einmal fühlte sie sich wieder so lebendig!

Mit einer Spitzengeschwindigkeit von fünfzehn Kilometern pro Stunde erreichte sie zwanzig Minuten später das Dorf. Heil, aber komplett durchgefroren.

Als sie den Lebensmittelladen betrat, wurde es still. Sie kam sich vor wie ein Cowboy in einem Western, der schwungvoll die doppelte Saloontür aufstößt und mit klirrenden Sporen das Lokal betritt.

Natürlich redete man im Dorf über sie. Und nicht nur dort. Wahrscheinlich in der gesamten Grafschaft. Schließlich kannte jeder hier Dr. Bastian Summers und seine Familie, seine Mutter Rosemary gehörte zu den Frauen mit dem höchsten gesellschaftlichen Status in Cornwall.

Und jetzt stand Hanny auf einmal da, die ... Wie hieß so was noch? Die Gehörnte? Passte vielleicht nicht ganz, aber egal. Also, Hanny, die Gehörnte, spazierte wie eine Vogelscheuche mit Mopedhelm mitten ins Dorf und kaufte Schokolade. Spontan entschied sie sich auch für eine Flasche Rioja, denn es konnte ja nicht schaden, einen guten Wein im Haus zu haben.

Mehr oder weniger verstohlen sah man sie an, und die Blicke entgingen Hanny nicht. Also setzte sie ein ziemlich manisches Lächeln auf, grüßte alle, die sie auch nur im Entferntesten kannte, mit einem viel zu lauten und freundlichen »Hallo!«, bezahlte und stopfte sich grinsend so viele Tafeln Schokolode mitsamt der Weinflasche in die schlammbespritzte Jacke, wie eben hineinpassten.

»Sie scheint von allen guten Geistern verlassen«, hörte Hanny die Kassiererin murmeln, als sie zur Tür hinausging. Doch damit entlockte sie Hanny kein Stirnrunzeln, sondern ein noch breiteres Grinsen.

Grinsend startete Hanny den Motor, grinsend fuhr sie so los, dass schmutziger Schneematsch über das Schaufenster des Ladens spritzte und das wunderbare Arrangement von Weihnachtskarten und Kalendern sowie das empört herausspähende Gesicht der Kassiererin fast nicht mehr zu sehen waren.

Kaum auf der Straße fuhr sie direkt auf einen Streifenwagen zu.

Ihr Sturz entbehrte nicht einer gewissen Artistik, denn die Vespa kam mitten auf der Straße noch vor ihr zum Stillstand. Hanny rutschte auf dem Hosenboden auf die Gegenfahrbahn, bis in den Rinnstein.

Erst klang es, als weinte sie, aber sie lachte.

Das Ganze sah aus wie ein Blutbad, aber wer nah genug dran war, um der anscheinend etwas durchgeknallten, inmitten der vermeintlichen Blutlache liegenden jungen Frau zu Hilfe zu eilen, wusste es besser: Es roch nämlich verdächtig nach Rioja.

Sie sammelten sie von der Straße auf und nahmen sie – betrunken wie sie offenbar war – mit auf die Wache. Das Glück war auf ihrer Seite gewesen, denn sie hatte nicht einen Kratzer abbekommen. Nur der vordere Kotflügel und ihr Ego hatten ein klein wenig gelitten.

»Na, da haben Sie wohl einen Schutzengel gehabt, Mädchen«, war der Kommentar der alten Mrs Trevethen, während der Polizeibeamte sie auf die Rückbank des Streifenwagens packte und sein Kollege die Vespa von der Straße räumte.

Auf der Wache behandelten sie Hanny gut, und nachdem sie sich überzeugt hatten, dass sie keinen Tropfen Alkohol intus hatte, ignorierte der Beamte, der Hanny kannte und gerne mochte, auf wundersame Weise, dass Hanny sich nicht einmal ausweisen konnte, geschweige denn, dass sie einen Führerschein hätte vorzeigen können. Stattdessen bot er – Eddie – ihr eine wärmende Tasse Tee an, und in der Zwischenzeit schob der alte Mechaniker Don Johnson die Maschine von dannen.

Eddie führte sie in den einzigen Verhörraum, den die winzige, charmant antiquierte Polizeiwache zu bieten hatte, und vor lauter Fürsorge vergaß er ihr zu sagen, was sie mit ihr vorhatten. Hanny malte sich bereits in den düstersten Farben aus, wie sie sie bei Wasser und Brot in ein Kellerverlies sperren würden.

Was hatte sie sich da nur eingebrockt? Hanny stützte die Ellbogen auf den Tisch und den Kopf in die Hände. Sie war leichtsinnig gewesen. Sie war komplett übergeschnappt. Ohne Rücksicht auf Verluste. Nicht ahnend, dass Eddie nur hinausgegangen war, um Teewasser aufzusetzen, wuchs ihre Sorge – und mit ihr die Erschöpfung. Ihre Ellbogen rutschten immer weiter zur Seite, bis ihre Arme auf der Tischplatte lagen und ihr Kopf auf den Armen.

Als Eddie fünf Minuten später mit dem Tee zurückkehrte, war Hanny tief und fest eingeschlafen.

Einige Stunden später wachte sie dann auf der Pritsche in einer Zelle auf, deren Tür glücklicherweise nicht verschlossen war. Anderenfalls wäre sie sicher ansatzweise durchgedreht.

Aber offenbar kümmerte man sich um sie. Denn kaum rührte sie sich, kaum hatte sie die Augen aufgeschlagen und vor Entsetzen über die fremde Zellenumgebung weit aufgerissen, stand auch schon Eddie in der Tür.

Erst lächelte er sie beruhigend an, dann ging er auf sie zu und setzte sich neben sie auf die Pritsche, als befänden sie sich in ihrem Wohnzimmer.

»Weiß ja nicht, ob dir das hilft. Aber ich weiß, wie’s dir geht. Ich weiß, wie sie ist. Wir waren mal zusammen.«

Mehr sagte er nicht, doch mit diesen wenigen Worten, ausgesprochen mit sehr viel Gefühl, verriet er Hanny, dass er um die Geschichte mit Bastian wusste und sie auch ihm das Herz gebrochen hatte.

Aus einem Impuls heraus legte Hanny ihm tröstend die Hand aufs Knie, und so saßen sie eine Weile, bis die friedliche Zweisamkeit durch eine bekannt klingende Stimme gestört wurde.

»Sie lassen sie auf der Stelle frei, oder ich benachrichtige meine Anwälte!«

»Ich glaube, du wirst abgeholt.« Eddie zwinkerte Hanny zu, erhob sich, reichte ihr die Hand und half ihr auf.

»Ich kann gehen?«

»Natürlich.«

»Keine Anwälte?«

»Wir lassen dich auf Kaution frei.«

»Aber ...«

Er hob abwehrend eine Hand.

»Wir stellen hier die Fragen, Hanny. Am besten verkrümelst du dich, solange du kannst.«

Scheu lächelte Hanny ihn an.

»Danke.«

»Und du wirst nicht wieder mit der Vespa herumknattern, bevor du sie in einen verkehrssicheren Zustand gebracht hast, versprochen?

Sie machte heftige Kopfbewegungen, eine Mischung aus Schütteln und Nicken.

»Versprochen.«

»Dann sind Sie jetzt offiziell eine freie Frau, Miss Richmond.« Er zwinkerte ihr zu und reichte ihr zum Abschied die Hand. Doch Hanny, der in dem Moment aufging, dass sie sich wirklich selten blöd angestellt hatte und froh sein konnte, nicht bei Wasser und Brot in ein Kellerverlies gesperrt worden zu sein, ignorierte die Hand und nahm Eddie stattdessen in den Arm.

Sie war eine freie Frau. In jeder Hinsicht frei.

»Und wenn du irgendwann mal einfach nur reden willst, weißt du ja, wo du mich findest ...«

»Klar, ich lasse mich einfach wieder verhaften«, sagte sie schief lächelnd.

Und er grinste. »Ruf mich am besten einfach an. Ich gebe dir mal meine Handynummer, damit du nicht den Umweg über den Notruf machen musst ...«

Edith, deren hippiemäßiges Künstlerinnen-Äußere so gar nicht in das kleine, geleckte Vorzimmer der Ordnungshüter passte, wäre bereit gewesen, ihrer Freundin notfalls mit einer in einem Kuchen versteckten Metallfeile zur Flucht zu verhelfen oder mit einem Brecheisen oder einem selbst gebastelten Molotowcocktail. Sie hegte ein grundsätzliches Misstrauen all jenen Menschen gegenüber, die sich für Autoritäten hielten, und die Polizei machte da ganz gewiss keine Ausnahme. Im Gegenteil.

Mal schnellte ihr Blick von links nach rechts, als rechne sie jederzeit mit einem Angriff aus dem Hinterhalt, mal fixierte sie den Beamten am Schreibtisch mit dem Blick eines Preisboxers, der sofort loskloppen würde, wenn der Ringrichter die erste Runde einläutete.

Edith war bei Hanny aufgetaucht und hatte festgestellt, dass a) das Cottage nicht abgeschlossen, b) die Vespa verschwunden und c) ein junger Welpe allein zu Hause war. Sie hatte sofort beim örtlichen Krankenhaus angerufen und danach bei der Polizei. Bingo! Mit wehenden Flatterklamotten machte sie sich sofort auf den Weg zur Wache, am Arm eine zum Hundekörbchen umfunktionierte Handtasche.

Nancy freute sich natürlich, aus ihrer Einsamkeit erlöst zu werden, aber sie war nicht ganz begeistert von ihrem Versteck – obwohl sie immerhin ein paar essbare Sachen darin gefunden hatte. Und nun blickte sie mit großen schwarzen Augen so unendlich traurig in die Welt, als säße nicht ihr Frauchen, sondern sie selbst im Gefängnis.

Aber sobald sie ihre geliebte Hanny hereinkommen sah, fing sie vor Freude an, in der Tasche mit dem Schwanz zu wedeln, was ein so putziger Anblick war, dass Hanny laut lachen musste.

Auch Hanny bot einen seltsamen Anblick: großflächig mit Rotwein bespritzt, das blonde Haar vom Rioja eingefärbt und auf der Zellenpritsche sehr ungünstig getrocknet. Sie wäre glatt als lebensgroße Lumpenpuppe durchgegangen.

»Du siehst aus, als hättest du dich geprügelt«, waren Ediths erste an Hanny gerichtete Worte. »Hast du ihr ordentlich die Meinung gegeigt?«

Hanny tat, als hätte sie keine Ahnung, wovon Edith redete.

Alle wussten, was passiert war, das ganze Land redete offenbar darüber.

Also brauchte sie es nicht zu tun.