22
Sabrina
Samstagabend, 30. September
Ich weiß es.
Ich weiß es.
Wir sollten das hier nicht mehr tun.
Vor allem weil es meine
Regel war. Meine Entscheidung, dass wir, wenn wir uns darauf einigen, eine Beziehung vorzugaukeln, unsere Freundschaft-plus-Beziehung ruhen lassen würden.
Eine Regel, die zu brechen ich beschloss, sobald er die Hände nach mir ausstreckte.
Tatsächlich habe ich vermutlich schon beschlossen, die Regel zu brechen, als ich ihn gebeten habe, auf eine Tasse Tee zu bleiben, statt ihn sofort zurück in den Regen zu schicken.
Mein Gehirn schreit: Närrin.
Mein Herz schreit: Mayday.
Aber mein Körper … mein Körper weiß, was er will – was er braucht – und er hat immer Matt gebraucht.
Ich habe versucht, mit jemand anderem das gleiche schwer fassbare Vergnügen zu finden, aber niemand gibt mir das Gefühl, so geschätzt zu werden, wie Matt. Selbst durch den Zorn und die Frustration – oder vielleicht gerade wegen dieser Gefühle – schenken Matt Cannons Hände auf meiner Haut mir eine Wonne, die irgendwie gleichzeitig beruhigend und erschütternd ist.
Sein Mund bewegt sich rastlos über meinem, eine Hand an meinem Hinterkopf, die andere zwischen meine Schulterblätter gepresst, um mich festzuhalten.
»Ich habe das vermisst«, murmelt er, während seine Lippen über mein Kinn gleiten. »Ich habe dich vermisst.«
Bei seinen Worten durchläuft mich ein Schauer, und obwohl ich nicht mutig genug bin, sie laut zu erwidern, habe ich ihn auch vermisst. Ich zeige es so gut ich kann und lege den Kopf in den Nacken, um ihm vollen Zugang zu gewähren, während ich meinen Rücken durchdrücke.
»Woher hast du diesen grässlichen Pullover?«, murmelt er und zieht an dem dicken Rollkragenpulli, um besser an meinen Hals heranzukommen.
»Ich dachte, du könntest eine Herausforderung gebrauchen. Das stärkt den Charakter«, antworte ich ein wenig atemlos, als seine warmen Hände unter den Pullover gleiten.
»Klar. Als wärest du nicht von Anfang an eine Herausforderung gewesen.«
Er drückt mich sanft auf das Sofa und schiebt sich an mir hinab, dann zieht er den Pullover hoch und drückt einen Kuss auf die Haut direkt unter meinem Bauchnabel. Er kratzt leicht mit den Zähnen darüber, und ich stöhne.
Er haucht sanfte Küsse über meinen Brustkorb, während er der Pullover immer weiter hochschiebt, und ich höre ihn stöhnen, als er begreift, dass ich den BH weggelassen habe, als ich mich umgezogen habe. Er küsst die Unterseiten meiner Brüste und verweilt dort, bis meine Finger sich in sein Haar krallen.
Mit einem groben Griff zieht er den Pullover höher hinauf, und seine Zunge gleitet langsam über meine Brustwarze, bevor er sie in den Mund nimmt. Er befingert meine andere Brust und knetet sie fest, so, wie er im Laufe der Jahre herausgefunden hat, dass ich es mag.
Die Reihe ist an mir.
Ich drücke gegen seine Schultern und versuche, mich unter ihm hervorzuwinden, um nach oben zu gelangen, aber er gibt nicht nach, und seine Lippen und seine Zunge sind unbarmherzig.
»Matt«, stöhne ich. Er drückt einen Kuss auf das Tal zwischen meinen Brüsten, und ich spüre, wie er siegreich lächelt.
»Es gefällt mir, wenn du meinen Namen sagst, vor allem, wenn du halb nackt bist.«
»Ich bin noch gar nicht halb nackt«, widerspreche ich in dem Bemühen, die Oberhand zu gewinnen, wo ich nur kann.
»Exzellentes Argument«, sagt er. Er hilft mir in eine sitzende Position, dann zieht er mir den Pullover über den Kopf und wirft ihn beiseite. »Viel besser.«
Das ist genau der Moment, den ich nutze, um ihn anzufassen, aber sobald meine Hände seine Brust finden, legen seine Hände sich um meine Schultern, und er drückt mich auf das Sofa zurück.
Er gleitet an mir hinab, und seine Lippen und seine Hände verfehlen keine einzige erogene Zone, während ich mich unter ihm winde.
Er hakt die Finger in den Bund meiner Yogahose, und sein Blick hält meinen fest, während er sowohl die Yogahose als auch meinen Slip an meinen Beinen hinabzieht. Meine Socken lösen sich zusammen mit der Hose, und er wirft die Kleidungsstücke beiseite.
Seine Augen sind dunkel, als er jeden Zentimeter meines Körpers betrachtet, und mir stockt der Atem wegen der plötzlichen Verletzlichkeit, die es mit sich bringt, splitternackt und voller Verlangen vor ihm zu liegen, während er immer noch voll bekleidet ist.
Ich mache Anstalten, mich aufzurichten, aber er legt mir eine Hand auf den Bauch und lässt sich neben dem Sofa auf die Knie sinken.
Sein Mund ist warm auf der Innenseite meiner Wade, seine Hände beharrlich, während sie meine Oberschenkel spreizen und er mit den Lippen über mein Bein streicht.
Die erste Berührung seiner Zunge ist fast mein Untergang, aber er ist noch nicht fertig. Noch nicht einmal ansatzweise. Er lässt sich Zeit, genießt mich mit langem Lecken und neckendem Zungenschnippen, bis meine Finger in seinem Haar verheddert sind und ich ihn stumm anflehe, Gnade walten zu lassen.
Doch so wie die Dinge zwischen uns stehen, ist Sex ein Krieg, und Matt ist fest entschlossen, diese Schlacht zu gewinnen.
»Sag es mir«, murmelt er und zieht sich ein ganz klein wenig zurück. »Sag mir, was du willst.«
Ich schweige, und er zieht sich noch einen Zentimeter weiter zurück. »Komm schon«, neckt er mich, und nur sein Atem berührt mich.
Ich beiße mir auf die Unterlippe und wölbe mich ihm entgegen, versuche, seinen Mund näher heranzuholen, aber er spreizt die Hand tief über meinem Bauch und hält mich fest. Er leckt sanft über meine Scham, und ich schreie auf. Ich bin so nah dran …
»Sag es mir«, drängt er, seine Stimme rauer jetzt. »Lass mich wissen, dass du willst, dass ich es bin, Liebste.«
Es ist das unerwartete Kosewort, das mir den Rest gibt – die Verletzlichkeit, die darin liegt, lässt mich verletzlich werden. Ich streiche mit den Fingern sanft durch sein Haar und halte seinen Blick fest. »Matt.«
Er schließt mit einem Stöhnen die Augen, und als er mich diesmal mit den Lippen streift, geschieht es mit Bedacht. Er drückt seine Zunge auf mich, umkreist mich mit sanftem Beharren und weiß ganz genau, was ich brauche.
Ein lauter Ausruf entschlüpft mir, als ich loslasse – eine Überraschung, da ich normalerweise eher der stille Typ bin.
Matts Hände und Mund werden sanfter, als mein Orgasmus verebbt, seine Berührung ist leicht und beschwichtigend.
Ich setze mich aufrecht hin, während er sich erhebt. Meine Glieder fühlen sich schwer und träge an.
Ich will die Hände nach ihm ausstrecken, aber er umfasst sie sanft. »Das brauchst du nicht zu tun.«
Ich runzele verwirrt die Stirn. Matt ist immer ein großzügiger Liebhaber gewesen, aber normalerweise würde er jetzt über mir liegen. In mir sein.
Er lächelt und hält mein Kinn fest. »Ich meine nur, dass ich das tun wollte. Nicht weil ich eine Gegenleistung erwarte. Weil ich dich wollte.«
Die Worte überschlagen sich. »Ist registriert. Und wird anerkannt. Aber denken Sie nicht über das Gierigsein nach, Mr Cannon.« Ich greife nach seiner Gürtelschnalle. »Denn ich will Sie ebenfalls.«
Matts Augen werden dunkel von Verlangen, und gemeinsam streifen wir in Rekordzeit seine Kleider ab.
Ich will vorschlagen, ins Schlafzimmer zu gehen, aber er lässt sich bereits auf mich herabsinken.
Seine Hände sind grob und voller Verlangen, als er das Kondom aus seiner Brieftasche zieht und dann meine Beine spreizt. Sein Schwanz ist hart und heiß, als er mich berührt.
Matt stößt ein Stöhnen aus und knabbert an meiner Schulter, bevor er den Kopf hebt und mir fest in die Augen sieht. »Ich brauche dich. Jetzt.«
Ich umfasse sein Gesicht mit beiden Händen und spreize die Beine einladend noch weiter.
Seine Lippen fangen meine genau in dem Moment auf, in dem er in mich hineinstößt, und ich keuche in seinen Mund.
»Verdammt sollst du sein«, flüstert er heiser. »Verdammt sollst du sein für das, was du mit mir machst.«
Du ebenso.
Meine Hände gleiten über seinen breiten Rücken, und meine Hüften empfangen jeden seiner Stöße.
Er küsst mich, und ich vergesse alles. Unsere widerliche Vergangenheit, seine Eltern, den dummen Vertrag, die Streitereien. Es gibt nur ihn, nur uns.
Matt schiebt mir einen Arm unter die Knie und ändert den Winkel ein ganz klein wenig, damit jeder seiner Stöße mich auf genau die richtige Weise trifft.
Ich klammere mich an seinen Schultern fest und bohre dann die Nägel hinein.
»Komm«, knurrt er dicht an meine Kehle. »Komm noch einmal.«
Ich lasse es geschehen, und er kommt mit mir, und unsere Schreie hallen schamlos durch das stille Wohnzimmer.
Gemeinsam kommen wir wieder zu Atem, und keiner von uns bewegt sich oder spricht ein Wort. Gott sei Dank. Ich wüsste nicht, was es zu sagen gibt.
Ich bin gleichzeitig entsetzt und erleichtert, als ich realisiere, dass Juno offenbar ins Wohnzimmer zurückgekommen ist und nun ihr Quietsche-Spielzeug, ein Kaninchen, an Matts Hüfte presst.
Matt kichert und schiebt den Kopf des Hundes sanft beiseite, woraufhin Juno nur umso beharrlicher wird.
»Schon gut, schon gut, du hast gewonnen«, sagt Matt, löst sich von mir und steht auf. »Ich wusste doch, dass es einen Grund dafür gab, warum wir das normalerweise bei mir machen.«
Tatsächlich ist der Grund, warum wir »das« normalerweise bei ihm machen, der, dass es sich sicherer anfühlt. Es ist beunruhigend genug, ihn in meinem Zuhause zu haben. Ihn nackt in meinem Zuhause zu haben, ist noch mal etwas vollkommen anderes.
Wir sammeln beide unsere Kleider ein und sehen einander nicht in die Augen, während wir uns anziehen.
»Okay«, murmelt Matt an den Hund gewandt, während er den Reißverschluss seiner Hose schließt. »Jetzt kann ich mit deinem verdammten Spielzeug spielen.« Er zuckt zusammen, als er Juno das Häschen aus der Schnauze nimmt.
»Ja, es ist ein wenig … versabbert«, sage ich, als er das Kaninchen durchs Wohnzimmer wirft, zu Junos großer Freude.
Er lächelt und wischt sich die Hand an seinem Hosenbein ab, aber Juno kommt mit dem Spielzeug zu einer weiteren Runde zurück. Matt wiederholt die Prozedur und lässt meine Hündin ihr widerwärtiges Spielzeug apportieren, als sei es das Natürlichste auf der Welt.
Er greift nach dem vernachlässigten Tee und schüttelt sich, nachdem er davon getrunken hat. »Ich hasse Tee.«
»Aber du bist auf eine Tasse geblieben.«
Er lächelt. »Ja, nicht wahr?«
Ich schlucke und will wissen, was das bedeutet, habe aber zu große Angst zu fragen. »Willst du etwas anderes trinken?«, sage ich stattdessen.
Matt grinst. »Bittest du mich zu bleiben?«
Bei der Frage schlingert mein Herz, bei dem, was sie bedeutet. Ich mache so etwas nicht. Ich bitte Männer nicht zu Tee und Sex und zu bleiben
.
Und doch stehe ich hier und wünsche mir verzweifelt, dass er nicht weggeht, und fürchte mich davor, dass er Nein sagen wird.
»Ich frage dich, ob du einen Drink willst«, antworte ich ausweichend.
Er grinst frech. »Nein, du fragst mich, ob ich bleiben will.«
Ich schaue weg.
»Sabrina.«
»Ja?«, fauche ich.
Er wartet, bis ich klein beigebe und ihm in die Augen sehe. Dann lächelt er, sanfter diesmal. »Ich würde es gern tun. Bleiben, meine ich.«
Ich zucke die Achseln, als sei es keine große Sache und mir so oder so egal.
Aber es ist mir nicht egal. Absolut nicht.
Und ich bin mir ziemlich sicher, dass er das weiß.