24
Sabrina
Mittwochabend, 4. Oktober
»Wenn du mir erzählst, dass das selbst gemacht ist, können wir keine Freunde mehr sein«, stelle ich fest und gebe ein Scheibchen von dem köstlichen Burrata auf getoastetes Sauerteigbrot.
Lara schnappt sich mit einer Hand eine Olive und füllt mit der anderen unsere Weingläser auf. »Wenn du mit selbst gemacht meinst, ob ich den Behälter mit Burrata geöffnet, ihn scheibchenweise auf den Teller gelegt und Olivenöl und Salz darübergestreut habe? Jepp, total selbst gemacht. Ich habe außerdem dieses Brot in den Toaster gesteckt wie ein Fernsehkoch.«
»Verdammt, ich liebe Burrata«, sagt Kate, die glücklich ihr eigenes Stück Brot kaut. »Und Wein. Und euch.«
Ich werfe ihr aus dem Augenwinkel einen Blick zu. »Wie viel Wein hat sie intus?«, frage ich Lara gutmütig.
»Nur das eine Glas. Aber sie ist schon so, seit sie hier eingetroffen ist. Ich glaube, sie ist verliebt.«
»Das Einzige, worin ich verliebt bin, ist Käse«, gibt Kate zurück.
Ich lecke mir Olivenöl vom Daumen und bezweifle das, aber es kann schon sein. Es ist schwer, nicht in diesen Käse verliebt zu sein.
»Stimmt das eigentlich?«, fragt Kate und stützt die Ellbogen auf Laras und Ians Küchentheke. »Ihr zwei gebt jetzt spontane Dinnerpartys? Denn die liebe ich irgendwie.«
Lara schiebt sich ihre Brille auf der Nase nach oben. »Weißt du, ich liebe sie auch irgendwie.« Sie lächelt, als überrasche sie die Erkenntnis. »Wer hätte gedacht, dass eine ehemalige SEC-Agentin eines Tages in ihrer protzigen Wohnung Mitglieder der Elite der Wall Street bewirtet?«
»Ich bin fast neidisch auf die fabelhafte Wohnung, aber du musst dich dafür mit Ian abgeben, und ich weiß nicht, ob ich das könnte.« Kate trinkt von ihrem Wein.
»Das tust du den ganzen Tag lang«, bemerke ich.
»Nein. Das ist etwas ganz anderes«, erklärt Kate. »Die Männer sind bei der Arbeit vollkommen anders.«
»Inwiefern?«, fragt Kennedy, der gerade in die Küche geschlendert kommt.
»Ich dachte, ihr würdet auf dem Balkon ein Männergespräch führen«, sage ich und deute mit dem Kopf auf die Glastüren, die von Ians Wohnzimmer auf einen schmalen Bereich im Freien mit einer Wahnsinnsaussicht führen.
»Tun wir auch, aber …« Er hält sein leeres Weinglas hoch, als Erklärung dafür, warum er in der Küche ist, dann greift er sich die Flasche Roten von der Theke. »Außerdem ist das hier viel interessanter. Inwiefern sind wir im Büro anders?«, fragt er Kate noch einmal.
Kate schiebt sich eine Strähne ihres glatten, dunklen Haars hinters Ohr, aber sie fällt ihr prompt wieder ins Gesicht, mit stiller Halsstarrigkeit, ganz wie der Kopf, auf den sie gehört. »Genauer gesagt, Ian und Matt sind im Büro anders. Du bist so ziemlich der Gleiche wie immer.«
»Ach ja?« Er nippt an seinem Wein und beobachtet sie. »Erklär das.«
»Nein, danke.«
»Erklär es«, wiederholt er.
»Genau das meine ich«, sagt Kate gereizt. »Du bist im Büro herrisch, und genauso herrisch außerhalb des Büros …«
»Und du nicht?«
»Es ist mein Job, herrisch zu sein. Irgendjemand muss dafür sorgen, dass ihr Jungs eure Hosen geschlossen haltet, damit ihr eure Gedanken nicht leiten lasst von eurem …« Kate deutet etwa in die Richtung von Kennedys Schritt, und Lara prustet in ihren Wein.
Kennedy zieht die Brauen hoch. »Mir war gar nicht bewusst, dass mein …« – auch er deutet auf seinen Schritt – »… meine Assistentin etwas angeht.«
Ihre Wangen röten sich leicht. »Tut er auch nicht. Natürlich nicht. Ebenso wenig wie der von Ian oder Matt. Aber da wir gerade beim Thema sind …«
Kate wirft mir einen vieldeutigen Blick zu, und ich zolle ihr im Geiste einen respektvollen Salut für den geschickten Schachzug. Trotzdem will ich da nicht mitspielen. »Das steht nicht zur Debatte.«
»Oh, komm schon«, sagt Lara. »Was zum Teufel ist mit euch los? Ihr seid seit fast einer halben Stunde so ziemlich im gleichen Raum, und es hat keinen einzigen Streit gegeben.«
»Nun, einer von ihnen war draußen auf dem Balkon, der andere in der Küche«, bemerkt Kennedy. »Es wäre schwer, sich über diese Entfernung hinweg zu streiten, selbst für die beiden.«
»Psst«, mahnt Lara. »Mach mir das hier nicht kaputt. Ich warte auf den Knüller.«
»Du kennst den Knüller bereits.« Ich genehmige mir einen Schluck Chardonnay. »Wir haben ein Arrangement. Ich spiele seine hingebungsvolle Freundin, wenn es nötig ist, und lasse die Welt glauben, er habe seinem liderlichen Lebenswandel abgeschworen.«
»Ich glaube, es klappt«, meldet Kate sich zu Wort. »Alle Frauen im Büro reden über eure morgendlichen Kaffee-Dates. Die allgemeine Stimmung ist Enttäuschung, dass Matt nicht mehr auf dem Markt ist, keine Skepsis, dass es eine List sein könnte.«
»Ian und ich sind neulich Abend beim Essen einem alten Kollegen über den Weg gelaufen«, berichtet Lara. »Seine Frau war süß, aber eine totale Tratschtante, und sie hat gnadenlos versucht herauszufinden, ob ihr euch bald verloben wollt, nachdem sie gesehen haben, wie ihr miteinander geturtelt habt.«
Ich zucke zusammen. »Verdammt. Vielleicht machen wir unseren Job eine Spur zu gut.«
»Vielleicht auch nicht«, wirft Kennedy mit seiner gewohnten Skepsis ein. »Jarod Lanham kauft es euch nicht ab.«
Ich runzele die Stirn. »Wie meinst du das?«
»Gerüchten zufolge ist er sehr interessiert daran, was zwischen dir und Matt läuft.«
Ich erstarre. Was?
Hektisch vergegenwärtige ich mir Jarods und mein Gespräch in der Bar an jenem ersten Abend. Ist mir irgendwie ein Ausrutscher unterlaufen? Habe ich ihn unbeabsichtigt auf unser Theaterspiel aufmerksam gemacht …?
Kennedy hält mitten im Schluck inne und wirkt ungewöhnlich verblüfft. »Matt hat dir das nicht erzählt?«
»Mir was erzählt? Und sag nicht nichts «, füge ich hinzu und hebe warnend einen Finger.
»Du bist genau wie Kate, wenn du sauer bist.« Kennedy seufzt. »Matt und Lanham haben am Montag zusammen zu Mittag gegessen. Matt hat gesagt, er habe nach Informationen über eure Beziehung gefischt. Ich dachte, du wüsstest das.«
Nein, das wusste ich nicht.
Ich habe kaum mit Matt geredet nach unserem Marathon-Sex-Wochenende. Anscheinend hat er, wenn ich nicht für Sex oder vorgetäuschte Beziehungen gebraucht werde, keine Verwendung für mich.
Lara schiebt mir das Käsebrett hin. »Iss das, Schätzchen.«
»Und nimm einen Schluck von dem hier«, sagt Kate, greift nach meinem Weinglas und hält es mir an den Mund.
Ich stoße ein kleines Lachen aus. »Ich bin nicht sauer.«
»Du siehst ein wenig sauer aus«, murmelt Kennedy in sein Glas.
»Nein, ich bin nur …«
Verletzt.
»Besorgt«, beende ich meinen Satz. »Ich kann meinen Job nicht machen, wenn Matt mir nicht alles Wichtige mitteilt.«
»Ich möchte festhalten, dass sein Terminplan völlig irre gewesen ist«, wirft Kate freundlich ein. »Er hatte zwischen den verschiedenen Meetings kaum eine freie Minute.«
Die Balkontür wird geöffnet, und männliches Gelächter erfüllt die Luft, als Ian und Matt ins Wohnzimmer zurückkommen.
Ich bin bereits vom Barhocker gesprungen, mein Weinglas in der Hand, und stapfe auf sie zu.
Ian sieht mich mit großen Augen an. »Tu mir nichts.«
Ich ignoriere ihn, lege Matt eine Hand auf die Brust und stoße ihn zurück auf den Balkon. »Du und ich, draußen.«
Matt wirft mir einen leicht erheiterten Blick zu. »Darf ich mir vorher zumindest noch einen Drink holen?«
Meine einzige Reaktion darauf besteht darin, die Tür vor dem Rest der Gruppe zu schließen, damit nur wir zwei dort draußen sind, etwa vierzig Stockwerke über Manhattan.
Zu spät erkenne ich meinen Fehler. Es ist kalt hier draußen. Die Männer sind alle direkt von der Arbeit gekommen, und ihre Jacketts schützen sie ausreichend vor dem kühlen herbstlichen Luftzug. Meine dünne Bluse? Weniger.
»Warum siehst du aus, als würdest du jemandem den Kopf abreißen wollen?«, fragt Matt, schlüpft aus seinem Jackett und reicht es mir.
Ich ignoriere das Jackett. »Hast du dich am Montag mit Jarod Lanham getroffen?«
Er antwortet nicht gleich, sondern tritt auf mich zu und legt mir sein Jackett um die Schultern, als ich keine Anstalten mache, das selbst zu tun. »Ja.«
»Warum hast du es mir nicht erzählt?«
»Ich bin noch nicht dazu gekommen«, antwortet er schlicht.
Ich ziehe sein Jackett enger um mich. »Aber du hast es immerhin Kennedy erzählt.«
Matt neigt neugierig den Kopf. »Natürlich. Ich arbeite mit den Jungs zusammen. Ich sehe sie den ganzen Tag, jeden Tag.«
»Ja, aber wir sind …«
Er kommt näher und grinst, während seine Blicke mich durchbohren. »Wir sind was?«
Ich stoße verärgert einen Atemzug aus. »Wir sind … Kollegen. Irgendwie. Nicht so wie du und die Jungs, aber …«
Er senkt den Kopf und küsst mich. Nicht so, als wolle er mich zum Schweigen bringen, nicht so, als versuche er, aus einem Streit als Sieger hervorzugehen, sondern weil er es tun will.
Ich lasse trotzig die Lippen geschlossen, versteife mich, aber er ist genauso stur. Seine Lippen streifen meine, behutsam, doch beharrlich, und seine Hände gleiten unter sein Jackett, bis sie auf meiner Taille ruhen.
Matts Kuss ist fesselnd, gerade weil er zärtlich ist, seine Berührung überzeugend wegen ihrer Geduld. Seine Zunge streicht sanft über die Mitte meiner Unterlippe, und ich gebe mit einem Seufzer nach, öffne meinen Mund dem seinen und hebe die Arme, um sie ihm um den Hals zu legen.
Sein Jackett rutscht herunter, aber keiner von uns bemerkt es. Er schließt die Arme um mich, und ich vergesse die Herbstkälte vollkommen, vergesse Jarod Lanham und sogar unsere Freunde, die direkt hinter den Glastüren sind.
Ich reiße die Augen auf. Glas türen …
Ich trete einen Schritt zurück und drehe ruckartig den Kopf. Und tatsächlich, alle vier beobachten uns völlig ungehemmt. Lara und Kate grinsen unverhohlen. Selbst der steife Kennedy wirkt erheitert.
Aber mein Blick findet den von Ian. Der Mann ist mein bester Freund, und ich kenne ihn gut genug, um zu wissen, wann er sich Sorgen macht.
Um mich?
Oder um Matt?
Ich will ihm mitteilen, dass er keinen Grund zu dieser Beunruhigung hat. Dass wir, auch wenn wir ungeniert mit dem Feuer spielen, uns nicht verbrennen werden. Unsere Herzen sind verdammt entflammbar.
Ich spüre, dass Matt die rechte Hand bewegt, und schaue hinab. Er zeigt unseren Freunden den Finger. Ein Lachen schäumt aus mir heraus, und es überrascht mich, wie mädchenhaft und glücklich es klingt.
Unsere Freunde lachen und verstehen den Hinweis. Sie entfernen sich von der Glastür. Jedenfalls drei von ihnen. Ian verweilt ein wenig länger, sein Lächeln gepresst, bis Lara ihm etwas ins Ohr flüstert, das ihm ein echtes Lächeln entlockt.
Matt lenkt meine Aufmerksamkeit wieder auf sich und legt mir eine Hand auf die Wange. »Wegen meines Mittagessens mit Lanham …«
»Ja?«
»Ich weiß nicht.« Er runzelt die Stirn. »Ich hatte das Gefühl, dass der Status unserer Beziehung ihn mehr interessiert, als es ihn interessieren sollte.«
»Und das stört dich?«
Er lächelt schwach. »Wie sich herausstellt, bin ich vielleicht eifersüchtig.«
»Selbst wenn es nur um eine vorgetäuschte Beziehung geht?«, frage ich zurück und halte meine Stimme neckend, um meine Begeisterung über den Gedanken zu verbergen, Matt könne besitzergreifend sein. Was mich betrifft.
»Anscheinend«, murmelt er, bevor er tief Luft holt. »Ich muss dich um einen weiteren Gefallen bitten.«
Ich lächele. »Wenn es noch einmal um ein Abendessen mit deinen Eltern geht, solltest du lieber weitere Blumen in petto haben.«
Er stößt einen Atemzug aus. »Vielleicht ist es noch schlimmer. Es geht um Lanham. Und um unser … Arrangement.«
»Okay …«
»Er ist drauf und dran zu unterschreiben«, fährt Matt fort und klingt gleichgültiger, als ich erwartet hätte. »Ich war mir nicht sicher, weil unser Treffen am Montag mir eher wie ein Kräftemessen vorgekommen ist als irgendetwas sonst. Aber die Sams haben mich heute in ihr Büro gerufen und gesagt, er habe seine Wahl eingegrenzt, und zwar auf mich und einen Seniorpartner von Schmitt & Sons.«
»Verdammt«, murmele ich. »Schmitt sind die Besten im Business.«
Er wirft mir einen Blick zu, und ich tätschele ihm beruhigend die Wange. »Abgesehen von Wolfe natürlich.«
»Die Sams sind erpichter denn je darauf, dass ich ihnen das nicht vermassele, vor allem nachdem sie herausgefunden haben, dass die Leute von Schmitt auf einem Ausflug nach Newport letztes Wochenende alle strittigen Punkte bereinigt haben.«
»Wer ist der Broker?«, frage ich.
»Jeff Goldberg.«
Ich stöhne.
Lassen Sie es mich so ausdrücken: Jeff Goldberg ist der Typ Mann, der meine Dienste niemals benötigen wird. Er wird niemals eine Aufbesserung seiner Reputation brauchen, eine vorgetäuschte Beziehung, Hilfe, um Geheimnisse zu begraben, juristische Vertretung, nichts Derartiges.
Der Mann hat seine Sandkastenliebe geheiratet. Keine Highschool-Liebe. Sandkasten. Sie haben sich im Kindergarten kennengelernt. Sie haben fünf Kinder, alles Lieblinge ihrer Lehrer. Eine riesige Wohnung mit Blick auf den Central Park. Einen Golden Retriever, verdammt.
»Danke für den Vertrauensbeweis.« Matt lacht. »Aber du verstehst, warum meine Bosse ausflippen.«
»Die Sams haben ein Haus in den Hamptons. Fünf Schlafzimmer, direkt am Wasser. Es ist gerade keine Saison. Sie haben uns zusammen mit Lanham und einem Gast übers Wochenende eingeladen.«
»Teil des Wiedergutmachungsplans?«
»Wahrscheinlich.«
»Meinst du, dass es helfen wird?«
Er seufzt. »Keine Ahnung. Es kann nicht schaden. Ich wünschte, ich könnte sagen, dass es besser wird, aber einige meiner konservativeren Kunden sind immer noch nervös. Und die Sams sind es definitiv.«
Die Qual auf seinem Gesicht ist echt, und ich weiß, dass die Auswirkungen seiner Mätzchen in Vegas ihn härter treffen denn je. Und obwohl mir irgendein innerer Instinkt sagt, dass ich es wahrscheinlich bereuen werde, stimme ich dem Ausflug zu.
Er schließt erleichtert die Augen. »Danke. Ist es in Ordnung für dich, am Freitagmorgen aufzubrechen?«
»Natürlich. Nehmen wir deinen Wagen?«
»Ja, ich dachte, wir könnten als Erste dort ankommen und uns fürs Wochenende in Urlaubsstimmung bringen. Alle anderen treffen später ein.«
»Klingt gut. Ich frage mal, ob Kate bei Juno bleiben kann.«
Matt zuckt die Achseln. »Nimm sie mit.«
»Ich kann doch keinen Hund in das Haus deiner Chefs in den Hamptons mitbringen!«
»Warum nicht? Sie wird den Strand lieben. Sie ist stubenrein. Und nichts sagt so sehr ›sesshaft geworden‹ wie ein Hund.«
»Stimmt.« Der Gedanke an einen Wochenendausflug mit Matt und Juno ist zugegebenermaßen reizvoll. »Also, welche Version von ›sesshaft‹ wollen wir dieses Wochenende präsentieren? Die Gleiche wie zuvor? Wir benehmen uns herrlich hingerissen voneinander? Oder bereiten wir uns auf den nächsten Schritt vor und verkaufen das überzeugend, indem wir immerzu ein ›Wir‹ fallen lassen, wenn es um unsere Zukunft geht, und über den Kauf von Ringen plaudern?«
Matts Zusammenzucken ist subtil. So subtil, dass ich es vielleicht übersehen hätte, wäre ich nicht darauf vorbereitet gewesen. Aber ich habe danach Ausschau gehalten.
Angesichts dessen, was ich weiß, habe ich vollauf erwartet, dass Worte wie Zukunft und Ringe kaufen genau die wären, die einen Mann wie Matt Cannon in die Flucht schlagen.
Nicht erwartet habe ich, wie sehr mich sein Zusammenzucken trifft.
»Lass uns abwarten, wie es läuft«, sagt er. »Ich schätze, ein wenig Händchenhalten und ein paar Kosenamen werden genügen, um alle davon zu überzeugen, dass ich den Lapdances abgeschworen habe.«
»Okay.« Mein Ton ist zustimmend, aber seine Augen werden eine Spur schmaler.
»Bist du anderer Meinung?«
»Ich …« Ich beiße mir auf die Lippen, denn ich weiß, dass ich vorsichtig sein muss.
Die Wahrheit ist, dass irgendetwas sich falsch anfühlt. Jarod Lanham scheint sich mehr für Matt und meine Beziehung zu interessieren sowie für meine Kupplerinnen-Fähigkeiten als dafür, Matt als seinen Broker zu engagieren. Noch verblüffender ist, dass es Matt nicht annähernd so viel auszumachen scheint, wie es das sollte, wenn man bedenkt, dass die Meinung von Leuten wie Jarod der Grund ist, warum Matt und ich diese Scharade überhaupt begonnen haben.
Was mich betrifft … mir macht es durchaus etwas aus. Mir macht all das etwas aus. Ein wenig zu viel.
Er reibt sich den Nacken. »Diese ganze Sache ist inzwischen ziemlich verkorkst, nicht wahr?«
Ich lache, weniger vor Belustigung als Entsetzen darüber, dass er meine Gedanken zu lesen scheint. »Es wird sich schon alles fügen«, sage ich und lächele, um etwas zu verkaufen, das sich wie eine Lüge anfühlt.
Wenn ich meine seltsamen Regungen und diese Ahnung drohenden Unheils nicht unter Kontrolle bekomme, wird sich gar nichts fügen.
Er wendet den Blick ab, ohne irgendetwas zu sagen, und nach einem allzu langen Schweigen berühre ich ihn am Arm. »Du willst Jarod Lanham als Kunden, oder?«
Er zögert nur einen Moment lang, bevor er nickt. »Ja.«
»Dann lass uns unsere Rolle spielen, und du schnappst dir den Mann.« Ich halte meine Stimme unbeschwert und will mich abwenden.
Er greift nach meinem Handgelenk. »Sabrina, fährst du wegen des Vertrags mit mir?«
»Bittest du mich wegen des Vertrags, mit dir zu fahren?«, kontere ich.
Die Tür wird geöffnet, und Kate streckt den Kopf heraus. »Leute. Ich habe den ganzen Käse aufgefuttert, und die anderen bestehen darauf, erst weiterzuessen, wenn ihr euch uns anschließt. Und ich bin halb verhungert.«
»Wir sind gleich da«, sage ich und reiße den Blick von Matt los.
Als ich mich losmachen will, umfassen seine Finger mein Handgelenk für einen Moment fester, ehe er es langsam freigibt.
Als wir hineingehen, wird mir klar, dass keiner von uns die Frage des anderen beantwortet hat.
Fahren wir zusammen in die Hamptons wegen des Vertrags?
Oder trotz des Vertrags?