Anmerkungen

GE Zhaoguang (葛兆光), Zhaizi Zhongguo, 2017, thematisiert in acht Essays kulturelle Veränderungen in der chinesischen Geschichte. Ders., Hewei Zhongguo, 2014, beschäftigt sich mit chinesischer Identität, mit territorialen und ethnischen Fragen sowie der intellektuellen Genealogie in China.

Ders., Yazhoushi de yanjiu fangfa, 2022; ders., Xueshushi jiangyi, 2022; ders., Gudai Zhongguo wenhua jiangyi, 2022.

Über Hu Shi vgl. Chih-Ping Chou, English Writings of Hu Shi, 2013; HU Shi (胡适), Xinxin yu fansheng, 2016.

GE Zhaoguang (葛兆光), Chanzong yu zhongguo wenhua, 1986; ders., Daojiao yu Zhongguo wenhua, 1987; ders., Zhongguo chan sixiangshi, 1995; ders., Zhongguo zongjiao yu wenxue lunji, 1998.

Zu den wichtigsten Monografien zählen: Ders., Zhongguo sixiangshi, 2001, 2 Bde. und Ergänzungsband (engl. Übers.: An intellectual history of China, 2 Bde., 2014–2018).

LI Aiyong, »New Qing History and the problem of ›Chinese empire‹«, 2016; DING Yizhuang/Mark Elliott, »How to write Chinese history in the twenty-first century«, 2018.

Owen Lattimore, Inner Asian frontiers, 1988; ders., Studies in frontier history, 1962; Sechin Jagchid/Van Jay Symons, Peace, war, and trade along the Great Wall, 1989; Thomas Barfield, The perilous frontier, 1989.

Vgl. dazu Dabringhaus, »Die Landgrenze als Thema der modernen chinesischen Geschichtsschreibung«, 1993. Grundlegende chinesische Werke sind: MA Dazheng (马大正), Zhongguo bianjiang zhili tonglun, 2015; ders., Zhongguo bianjiangxue gouzhu zhaji, 2016; ZOU Jianda (邹建大)/XU Jianying (许建英), Zhongguo bianjiangxue gouzhu wenji, 2019; YAO Dali (姚大力), Bianjiang shidi shilun, 2022.

Vgl. dazu Sabine Dabringhaus, Territorialer Nationalismus in China, 2006.

10 Zu den Gebietsverlusten und ihrem Einfluss auf die historische Entwicklung Chinas vgl. auch HUA Qiyun (花企云), Zhongguo bianjiang zhi kanjie yu shidi, 1931.

11  Burton Watson, Ssu-ma Chien, 1961, 2. Aufl. 1993; Stephen W. Durrant, The cloudy mirror, 1995; William Nienhauser u. a., The grand scribes records, 2020.

12 Der Begriff tauchte bereits im Zuozhuan-Kommentar des 3. Jahrhunderts v. Chr. auf und bezog sich in der damaligen Staatenwelt auf das Zentralreich im Tal des Gelben Flusses, das auch als »Zhongguo« bezeichnet wurde. Vgl. dazu SHI Jie, Modelling peace, New York 2020, 140–142. In der deutschen Ausgabe bleibt er bewusst unübersetzt.

13 Vgl. dazu Sabine Dabringhaus, »Imperialer Kosmopolitismus«, 2023.

14 Zur aktuellen Debatte um die New Qing History und die Interpretation des Qing-Imperiums vgl. ZHONG Han (钟焓), Qingchao shi de jiben tezheng zai tanjiu, 2018; Julia C. Schneider, »A non-Western colonial power?«, 2020; ZHANG Jiayi, »Remerging as a global power?«, 2022.

15 Dominic Sachsenmaier, Global perspectives on global history, 2011, 172–231.

16 Matthew W. Mosca, »The Qing empire in the fabric of global history«, 2016; LI Huayin, »The formation of the Qing state in a global perspective«, 2018.

17 Vgl. dazu WANG Zheng, Never forget national humiliation, 2012.

18 ZHAO Tingyang (赵汀阳), Alles unter dem Himmel, 2020.

19 Vgl. dazu ausführlich WANG Ban, Chinese visions of world order, 2017.

20 Das Thema einer chinesischen Weltordnungsvorstellung in ihrer historischen Entwicklung diskutiert ausführlich: WANG Fei-Ling, The China order, 2017.

21 Seit in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts Bücher mit Titeln wie Geschichte des chinesischen Territoriums, Geschichte der chinesischen Nation oder Geschichte des Austausches zwischen China und dem Ausland erschienen sind, ist zum Thema »China und seine Peripherie« sowie »Innen und Außen« sehr viel geschrieben worden. Die Werke brauchen hier nicht alle einzeln aufgelistet zu werden. Kürzlich erschienen sind zum Beispiel HSU Cho-yun (许倬云), Wozhe yu tazhe, 2010 und ders., Huaxia lunshu, 2015; GE Zhaoguang (葛兆光), Zhaizi Zhongguo, 2011 und ders., Hewei Zhongguo, 2014; WANG Gungwu (王赓武), Renewal, 2013; XU Hong (许宏), Heyi Zhongguo, 2014; LIU Xiaoyuan (刘晓原), Bianjiang Zhongguo, 2016; LI Ling (李零), Women de Zhongguo, 2016.

22  Vgl. HU Shi (胡适), »Recently discovered materials«, 2003, 631–637; GE Zhaoguang, »Langjing zijian«, 2014, 3–25.

23 So haben wir seit 2007 u. a. die folgenden Sammlungen chinesischsprachiger Dokumente zu Ostasien von außerhalb Chinas herausgegeben: Yuenan Hanwen yanxing wenxian jicheng, 2010, Hanguo Hanwen yanxing wenxian xuanbian, 2012 und Chaoxian tongxinshi wenxian xuanbian, 2015, alle erschienen in Shanghai, Fudan University Publishing. Ich selbst habe darüber hinaus Zhaizi Zhongguo, Xiangxiang yiyu, Hewei Zhongguo und andere Schriften zu China und Ostasien publiziert und mehrere Konferenzen mit Titeln wie »China aus der Peripherie betrachtet«, »Die ostasiatischen Seegebiete« und »Asiatische Geschichte und nationale Identität« organisiert.

24 Es muss an dieser Stelle unbedingt betont werden, dass diese Gemeinschaft der Han-Chinesen zwar ebenfalls von komplexen ethnischen Verschmelzungsprozessen und kulturellen Vermischungen geprägt und mal deckungsgleich mit einer Dynastie und mal in verschiedene Reiche zerfallen war. Zeitweise stellte sie auch nur einen Teil eines größeren Imperiums dar. Trotzdem möchte ich daran festhalten, dass dieses relativ stabile »China« existiert hat. Mehr zu diesem Punkt in Kap. 4.

25 Ein Beispiel: In einer wissenschaftlichen Publikation zum System der qingzeitlichen Tributmissionen schreibt der Autor, dass es ein Unterschied sei, ob Grenzvölker oder Ausländer auf Tributmission an den Kaiserhof gekommen seien, weil es sich bei ersteren um eine innerchinesische Angelegenheit und bei letzteren um diplomatische Beziehungen mit dem Ausland handele. Diese Unterscheidung von innerchinesisch und ausländisch spiegelt aber nicht die historische Realität der qingzeitlichen Tributverhältnisse wider, sondern orientiert sich daran, was gemäß den Grenzen des modernen China »innen« und »außen« ist, siehe ZHANG Shuangzhi (张双智), Qingdai chaojin zhidu yanjiu, 2010, 2.

26 Hier habe ich den Titel einer Aufsatzsammlung von Prof. Liang Yuansheng verwendet, siehe LIANG Yuansheng (梁元生), Bianyuan yu zhijian, 2008.

27 ZHANG Hao (张灏), »Zhongguo jindai sixiangshi«, 1999, 29–39.

28 In »Die westliche Herkunft der frühen chinesischen Zivilisation« und The Languages of China before the Chinese äußerte Albert Terrien de Lacouperie die Vermutung, dass »die chinesische Kultur aus dem Westen stamme«. Diese Theorie kam über Japan nach China und hatte während der späten Qing- und frühen Republikzeit einen sehr großen Einfluss in China. In akademischen Kreisen entfachte sie rege Diskussionen. Viele Gelehrte wie Zhang Taiyan, Liu Shipei, Liang Qichao und Jiang Zhiyou wurden von ihr beeinflusst und es gab zahlreiche Veröffentlichungen dazu. Für eine jüngere Auseinandersetzung aus dem chinesischen Sprachraum, vgl. SUN Jiang (孙江), »Lakeboli ›Zhongguo wenming xilai shuo‹«, 2010, 116–137.

29 In seinem 1903 veröffentlichten Beitrag »Geschichte der alten chinesischen Ethnien in der frühen Antike« zitierte z. B. der Autor Jiang Zhiyou (Pseud., Guanyun) japanische Wissenschaftler wie Torii Ryūzō 鳥居龍藏, Tanomura Umeshi 田能村梅士 und andere und stimmte ihnen zu, dass die Miao (auch Hmong) die früheste indigene Bevölkerung Chinas darstellten und die Han später von außen eingewandert seien. Zu Beginn schreibt er: »Wer waren die Herren, die vor uns China beherrschten? Es sind die Miao. Sie lebten zu Beginn im chinesischen Kernland, dann zogen sie sich zurück, verzeichneten Niederlagen und wurden auseinandergetrieben, wonach sie sich unter ärmlichen Bedingungen in Chinas Süden niederließen.«, siehe: JIANG Zhiyou (蒋智由), »Zhongguo shanggu jiu minzu«, 1903, 1.

30 In Bezug auf die Theorie vom »eigentlichen China« haben Wissenschaftler hervorgehoben, dass bereits in William Winterbothams Historical geographical and philosophical view of the Chinese empire, erschienen in London 1795 und Philadelphia 1796, das chinesische Territorium unter den Qing in China proper (benbu 本部), Chinese tartary (dada 鞑靼) und states tributary to China (chaogong guo 朝贡国) unterschieden wurde. Diese Theorie hatte über einen langen Zeitraum großen Einfluss, so wurde das chinesische Territorium z. B. auch in der History of cartography von J. B. Harley und David Woodward (Bd. 2,2, Chicago 1992) in die zwei Abschnitte »China proper« und »Mongolei und Tibet« unterteilt, siehe HAN Zhaoqing (韩昭庆), »Kangxi Huangyu quanlan tu«, 2015, 123. Ich persönlich bin jedoch der Ansicht, dass der eigentliche Einfluss des Konzepts von »China proper« erst von japanischen Gelehrten der Meiji-Zeit ausging, die China an Kriterien eines modernen Nationalstaats maßen und betonten, dass das Qing-Imperium keine Nation sei und dass Mandschu, Mongolen, Hui, Tibeter und Koreaner alle nicht »China« seien, sondern »China« sich nur auf die han-chinesischen Gebiete südlich der Großen Mauer beziehe; vgl. GE Zhaoguang (Vorwort, Fn. 1), 2011, 242–246.

31 Das Programm der »Debatten um die alte Geschichte« ist, um es mit Gu Jiegangs (1892–1980) Worten auszudrücken, die »Widerlegung von erstens, der Auffassung von einem Ursprung der Nation, zweitens, der Auffassung von der regionalen Einheit, drittens, der Personifizierung der alten Geschichte, und viertens, der Auffassung vom Altertum als ›Goldenem Zeitalter‹«, siehe GU Jiegang (顾颉刚), »Da Liu Hu liang xiansheng shu«, 1982, 96–102.

32 In »Spekulationen zu den Völkern der Yin- und Zhou-Zeit anhand alter Texte« führt der Autor Xu Zhongshu zunächst vier Beweise dafür an, dass »die Yin- und Zhou-Völker nicht derselben Rasse angehörten«, und schreibt dann, dass sich nach der Auslöschung der Yin durch die Zhou die Völker der Miao und Li und der Zhou »allmählich vermischten und zu den heutigen Han-Chinesen wurden«, während die Überbleibsel der Miao und Li, die während der Qin- und Han-Dynastie noch in Qianshou und Cangtou existierten, nach und nach verschwanden. In der Folge lösten sich »die Grenzen zwischen den Ethnien allmählich auf« und spätere Generationen wussten nichts mehr von den unterschiedlichen Ursprüngen der alten Völker, siehe XU Zhongshu (徐中舒), »Cong gushuzhong tuice«, 1927.

33 MENG Wentong (蒙文通), Gushi zhenwei, 1999, Vorwort. Laut Wang Fan-sen wurde Meng Wentong auf das Problem aufmerksam, als sein Lehrer Liao Ping ihm die Frage stellte, wie man »den alten Irrglauben von der einen durchgehenden Erblinie durchbrechen« könne, siehe WANG Fansen (王汎森), »Cong jingxue xiang shixue de guodu«, 2005, 152–169.

34  FU Sinian (傅斯年), »Yi Xia dongxi shuo«, 2003, 226.

35  XU Bingchang (徐炳昶), Zhongguo gushi de chuanshuo shidai, 2003.

36  SU Bingqi (苏秉琦), Zhongguo wenming qiyuan xintan, 2009, 29–30. Su Bingqi äußerte sich erstmals 1981 im Rahmen einer Zusammenarbeit mit Yin Weizhang zu »Fragen der Typologie archäologischer Kulturen«. Dabei hob er hervor, dass die kulturellen Merkmale der in China gefundenen jungsteinzeitlichen Funde »viele Unterschiede und Variationen« aufwiesen und dass, abgesehen von einigen wenigen, die möglicherweise voneinander abstammten, andere ihren eigenen Ursprung hatten, und dass, auch wenn das Einzugsgebiet des Gelben Flusses eine wichtige Rolle in der Geschichte gespielt habe, sich »alte Kulturen in anderen Regionen ebenfalls auf ihre eigene Weise und mit ihren eigenen Merkmalen entwickelten«, siehe ders./YIN Weizhang (殷玮璋), »Guanyu kaoguxue wenhua«, 1981, 11. Später formulierte Yan Wenming, dass das neolithische Muster der Kultur in China einer »mehrlagigen Blüte« gleiche, und der Archäologe Kwang-chih Chang schlug das Konzept einer »chinesischen Interaktionssphäre« für die frühe chinesische Kultur vor. Damit knüpfen sowohl Yan als auch Chang an Su Bingqis Aussage an und bestätigen die Existenz regionaler Vielfalt in der frühen Kultur, siehe YAN Wenming (严文明), »Zhongguo shiqian wenhua«, 1987, 38–50; CHANG Kwang-chih (张光直), »Zhongguo xianghu zuoyong quan«, 1989, 1–23. Yu Weichao hat darauf hingewiesen, dass Su Bingqis Position in den 1980er Jahren zum Mainstream der chinesischen Archäologie gehörte, siehe CAO Bingwu (曹兵武)/DAI Xiangming (戴向明), »Zhongguo kaoguxue de xianshi yu lixiang«, 1996, 229.

37 In Was ist China: Ein Blick auf die zentrale Ebene 2000 v. Chr. zitiert der Autor Xu Hong den japanischen Gelehrten Osamu Kikawada, der das frühe China von der Erlitou- bis zur Frühlings- und Herbstperiode als einen »Staatenkomplex« bezeichnet und gesagt hat, dass die frühen Dynastien keineswegs ein einziger Staat gewesen seien, sondern eine Konföderation von zahlreichen Fürstentümern und Vasallenstaaten, die als Staatskomplex bezeichnet werden sollte«, siehe XU Hong (Vorwort, Fn. 1), 2014, 144. In »Eine neue Darstellung und Überlegungen zu den Ursprüngen des Staates in der chinesischen Archäologie« weist er außerdem darauf hin, dass die Einzugsgebiete des Jangtse und des Gelben Flusses in der Yangshao-Longshan-Periode durch (Staatengebilde) wie »Sterne am Himmel« bzw. einen »Wald von Staaten« gekennzeichnet gewesen seien, so dass diese Epoche als »Ära der antiken Staaten« (guguo shidai 古国时代), als »Staatenära« (bangguo shidai 邦国时代) oder auch, um einen Begriff aus den europäischen und amerikanischen Wissenschaften zu übernehmen, als »Ära der Stammesfürstentümer« (qiubang shidai酋邦时代) bezeichnet werden könne, siehe XU Hong (许宏), »Zhongguo kaogu xuejie guojia qiyuan tansuo«, 2016, 15.

38 Im Guoyu 国语 (Gespräche über die Staaten), dem Zuozhuan 左传 (Kommentar des Zuo), dem Shiben 世本 (Buch der Ursprünge) und anderen Texten, die vor der Qin-Dynastie entstanden sind, wurden die Volksgruppen unterschiedlicher Regionen und Herkunft und unterschiedlichen Brauchtums in ein historisches System integriert, sodass ganz besonders durch das Shiji ein geordnetes Narrativ geschaffen wurde, das dem ursprünglich uneinheitlichen und ethnisch komplexen »China« eine gemeinsame Geschichte verlieh.

39 Das früheste Beispiel hierfür ist Ogawa Takujis »Grenzen des geografischen Wissens vor der Zeit der Streitenden Reiche«. In dem Werk erörtert er das antike Verständnis von »China« vor den Streitenden Staaten anhand der Shanhaijing und äußert die Ansicht, dass die Räume um Yan und Liaodong im Nordosten, Zhao und Qin und der südlichen Grenze der Wüste im Norden, Tianqi und der Küste des Gelben Meeres im Osten, und der Süden mit Chu, zu jener Zeit bereits weitgehend gebildet waren, siehe OGAWA Takuji (小川琢治), »Shina sengoku izen no chirijō chishiki no genkai«, 1915, 15–40.

40 Das früheste Dokument, in dem der »Große Yu« erwähnt wird, ist laut Wang Guowei das während der westlichen Han-Dynastie im Staat Song verfasste Kapitel »Changfa« in den »Opfergesängen der Shang« im Shijing 诗经 (Buch der Lieder). Gu Jiegang hingegen meinte, dass der »Große Yu« zu jener Zeit noch ein Gott gewesen und erst nach der Erwähnung im Kapitel »Bi Gong« in den »Lobgesängen an Lu« im Shijing und im Lunyu 论语 (Analekten des Konfuzius) zu einem Menschenkönig geworden sei. Das sei aber schon die Zeit der Frühlings- und Herbstperiode und der Streitenden Reiche gewesen. Wang Guowei war von Gu Jiegangs Meinung nicht überzeugt und verglich ihn mit Shiratori Kurakichi; vgl. WANG Guowei (王国维), Wang Guowei quanji, 1984, 325–326. Im zweiten Kapitel von Neue Evidenzen zur alten Geschichte diskutiert er den »Großen Yu« anhand eines 1919 im Kreis Li in der Provinz Gansu ausgegrabenen Ritualbronzegefäßes (gui 簋) des Fürsten von Qin sowie Aufzeichnungen aus der Song-Zeit über ein glockenähnliches Musikinstrument (bo 镈) des Fürsten von Qi (auch shugong bo 叔弓镈 genannt), siehe WANG Guowei, Gushi xinzheng, 1994, 59–70. Kürzlich wurde ein Bronzegefäß (sui gong xu 遂公盨) mit einer Inschrift entdeckt, das auf die mittlere bis späte westliche Zhou-Periode datiert wird. In der Inschrift heißt es: »Der Himmel befahl Yu, die Erde einzurichten und die Flüsse anhand der Berge auszurichten«, was viele Gelehrte veranlasst hat, dies als Beweis für den frühen Ursprung der Legende vom »Großen Yu, der die Wasser reguliert« zu sehen, vgl. LI Ling (李零), »Sandai kaogu de lishi duanxiang«, 2011, 79–80; TANG Xiaofeng (唐晓峰), »Yugong de jingdianhua«, 2010.

41 Zu der Legende vom Großen Yu, der die Wasser reguliert und die neun Provinzen erschafft, findet sich ein früher Beleg im Zuozhuan, Jahr vier des Markgrafen Xiang, wo Wei Jiang aus den »Anweisungen der Naturbeamten« (Yuren zhi zhen 虞人之箴) zitiert: »Die Spuren des geschäftigen Yu, der die Neun Provinzen teilte«, und die Inschrift auf dem glockenähnlichen Musikinstrument des Fürsten von Qi: »Alle neun Provinzen sind das Werk des Yu, der die Wasser aufgestaut hat«. Daran ist zu erkennen, dass die »Neun Provinzen« als Konzept eines gemeinschaftlichen Raumes wahrscheinlich bereits in der Zhou-Dynastie aufgetaucht sind. Eine auf Bambusstreifen verfasste Ausgabe des Rong Cheng shi 容成氏 aus dem Staat Chu (楚) zur Zeit der Streitenden Reiche, die sich in der Sammlung des Shanghai Museums befindet, enthält einen Hinweis auf den Großen Yu, der die Wasser reguliert, aber die »Neun Provinzen« hier unterscheiden sich geringfügig von jenen im »Yugong«. Laut der Übersetzung mit Anmerkungen von Li Ling sind darunter Yanzhou, Xuzhou, Qingzhou (oder Yingzhou), Lüzhou, Jingzhou, Yangzhou, Yuzhou, Yongzhou, siehe MA Chengyuan (马承源), Shanghai bowuguan cang Zhanguo Chu zhushu, 2002, 268–271.

42 Im ersten Kapitel von Die Stadtstaaten der Zhou-Dynastie zitiert der Autor Du Zhengsheng aus dem Kapitel »Ruxiao 儒效« des Xunzi 荀子: »Es wurden 71 Staaten gegründet und es gab dreiundfünfzigmal den Nachnamen Ji« (entspricht dem Namen der regierenden Herrscherfamilie, AdÜ) um zu belegen, dass die Zhou-Dynastie sich auf Eheschließungen und Kolonisation gestützt habe, um die geografische und räumliche Grundlage für eine Gemeinschaft der Chinesen zu schaffen. Aber in Wirklichkeit waren die sechs Stämme der Yin in Lu, die sieben Stämme der Yin in Wei und die neun Stämme der Huai in Jin nur eine rudimentäre und lose Gemeinschaft, siehe DU Zhengsheng (杜正胜), Zhoudai chengbang, 1979, 1–20.

43 Die sogenannten barbarischen Staaten sahen sich ebenfalls nicht als Teil »Chinas«. Im Kommentar des Gongyang zu den Frühlings- und Herbstannalen (Chunqiu Gongyang zhuan 春秋公羊传) heißt es im vierten Jahr der Xi Gong-Dynastie (656 v. Chr.) beispielsweise: »Wenn Chu einen König hat, wird es als letztes gehorchen, aber ohne König wird es als erstes rebellieren. Die Barbaren sind die Geißel Chinas« (Anm. von He Xiu: häufige Bedrängnis und Vernichtung Chinas), siehe Shisanjing zhushu, 2249. Der Staat Chu selbst zählte sich bis zur Zeit der Streitenden Staaten nicht zu »China«, deshalb sagt der König von Chu im Kapitel »Chu san 楚三« der Strategien der Streitenden Reiche«: »Verglichen mit den Ländern Zheng und Zhou, ist Chu ein abgelegener und rückständiger Staat, und nie haben wir die Schönheit der chinesischen Frauen erblickt.«, siehe Zhanguo ce, 16.540.

44 In »Xiaowu benji 孝武本纪« des Shiji (alle folgenden Zitate sind den 24 Dynastiegeschichten (Ershisi shi 二十四史) und dem Entwurf der Geschichte von Qing (Qingshi gao 清史稿) aus der kommentierten Zhonghua shuju-Ausgabe entnommen) steht: »Im chinesischen Kaiserreich gibt es acht berühmte Berge, aber drei liegen auf dem Gebiet der Barbaren und fünf in China.« Die westliche Han-Dynastie betrachtete auch nur die Orte, die direkt unter der Verwaltung des Han-Hofes standen, als China, während der Süden und die Grenzregionen nicht als »China« galten, siehe Shiji, 12.468. Noch in der Nördlichen Wei-Dynastie (386–534 n. Chr.) hieß es, dass »keiner der berühmten Minister der Han-Dynastie das Land südlich des Yangtze-Flusses als China ansah. Die Reichsgrenzen dreier Dynastien waren nie sehr weit.« Selbst Yangzhou und Jingzhou, die doch schon zu den im »Yugong« beschriebenen »Neun Provinzen« gehörten, sind nur Orte »in der Nähe von China«, siehe »Gao Lü zhuan 高闾传«, in: Weishu, 54.1208. Dieser Satz steht auch in der Geschichte der Nördlichen Dynastien, siehe »Gao Lü zhuan 高闾传«, in: Beishi, 34.1259.

45 In »Der Ursprung der Einheit in der Qin- und Han-Dynastie und die Weltanschauung der Menschen in der Zeit der Streitenden Reiche« schreibt Gu Jiegang: »Vor der Qin- und der Han-Dynastie war China nur ein Haufen von Kleinstaaten, die nicht geeint waren. Erst durch die Kriege und Annexionen wurden diese Kleinstaaten zu großen Staaten und der Wille zur Einigung entstand. Dieser Wille führte zur Gründung von vierzig Amtsbezirken (jun 郡) durch Kaiser Qin Shi Huang«, siehe GU Jiegang (顾颉刚), »Qin Han tongyi de youlai«, 1982, Bd. 2, 1. Diese Ansicht ist zwar etwas absolut, aber nicht schlecht, sie kann den uralten Irrglauben von der einspurigen Geschichte Chinas zersetzen. Fu Sinian und Zhang Yinlin hatten diese ziemlich absolute Ansicht natürlich etwas korrigiert und ergänzt. Liu Jiahe vertritt eine andere Meinung: »Auch wenn es in der Zentralebene zur Zeit der Dynastien Yin und Zhou einen ›Wald von Staaten‹ gab, heißt das nicht, dass es keine Tendenz zur Vereinigung gab«, siehe LIU Jiahe (刘家和), »Lun xian Qin shiqi tianxia yi jia«, 1995, 20. Ich persönlich meine aber, dass diese beiden Ansichten nicht im Widerspruch zueinander stehen, denn Liu Jiahe weist ja nur auf eine »Tendenz« und nicht auf eine realisierte »Tatsache« hin.

46 Im Kapitel »Jiuzhou 九州« des Rizhilu 日知录 schreibt Gu Yanwu: »Die drei Staaten You, Bing und Ying liegen außerhalb der ›neun Provinzen‹ im ›Yugong‹«, wobei You die nördlich gelegenen Gebiete Zhuo und Yi und Bing die nördlich gelegenen Gebiete Xin und Dai jeweils bis zur nördlichen Grenzbefestigung umfasste und Ying sich im heutigen Daning in Liaodong befindet. Nach Ansicht der Alten gehörten diese alle nicht zu den »Neun Provinzen« und konnten nicht als »China« betrachtet werden, siehe GU Yanwu (顾炎武), Gu Yanwu quanji, 2011, Bd. 19, 22.840.

47 In »Siyi zonglun 四夷总论« des Taiping huanyu ji schreibt Yue Shi (930–1007): »Die vier Barbaren lebten an den äußersten Rändern. Die Xianyun (Vorfahren der Xiongnu, AdÜ) siedelten in Jiaohuo, die Luhun (Rong) bei Yichuan (ein Kreis von Luoyang, AdÜ). Diese Menschen sind Barbaren, aber das Land ist ›chinesisch‹ (Xia). Wie kann man die Ebene der Zhou und Luoyi (= Luoyang, die Hauptstadt der Zhou-Dynastie, AdÜ) als ›barbarisch‹ bezeichnen?«. Ich denke, dass es sich bei der selbstverständlichen Einordnung der Ebene der Zhou und Luoyi als »Huaxia« um eine nachträgliche Zuschreibung handelt, denn das Zusammenleben von Chinesen und Barbaren dürfte normal gewesen sein, siehe YUE Shi (史), Taiping huanyu ji, 2007, Bd. 8, 172.3296.

48 »Über die westlichen Qiang« des Hou Hanshu: »Am Oberlauf des Wei Flusses gibt es alle Arten von Rong Barbaren: die Di, Huan, Gui und Ji, im Norden des Jing Flusses liegt das Land Yiqu, in Luochuan die Dali Rong, im Süden des Wei Flusses die Li Rong, zwischen den Flüssen Yi und Luo die Yangju und Quangao Rong und am westlichen Oberlauf des Ying Flusses lebt der Rong-Stamm der Manshi«, siehe Hou Hanshu, 87.2872.

49 Jahr vier des Markgrafen Xi im Chunqiu Gongyang zhuan zhushu, siehe Shisanjing zhushu, 2249.

50 Jahr drei des Markgrafen Xuan im Kommentar des Zuo zu den Frühlings- und Herbstannalen (Chunqiu Zuo zhuan zhengyi 春秋左传正义), siehe ebd., 21.1868.

51 Das System der Amtsbezirke und Verwaltungskreise (junxian 郡县) entstand selbstverständlich nicht erst unter Kaiser Qin Shihuang. Im Rizhilu von Gu Yanwu gibt es ein Beispiel dazu, dass junxian schon vor Qin Shihuang existierten, siehe GU Yanwu (Fn. 20), 842. Trotzdem bleibt der Kraftakt der Abschaffung des Feudalismus und die Einrichtung der Amtsbezirke und Verwaltungskreise die wichtigste Initiative von Qin Shiuang, die ganz China über Generationen hinweg beeinflusste.

52  »Qin Shihuang benji 秦始皇本纪«, in: Shiji, 6.239.

53  In einem Kommentar zum »Qin Shihuang benji 秦始皇本纪« des Shiji heißt es: »Die 36 Bezirke sind Sanchuan, Hedong, Nanyang, Nanjun, Jiujiang, Zhangjun, Huiji, Yingchuan, Dangjun, Sishui, Xuejun, Dongjun, Langgya, Qijun, Shanggu, Yuyang, Youbeiping, Liaoxi, Liaodong, Daijun, Julu, Handan, Shangdang, Taiyuan, Yunzhong, Jiuyuan, Yanmen, Shangjun, Longxi, Beidi, Hanzhong, Bajun, Shujun, Qianzhong und Changsha; das sind 35, zusammen mit neishi 内史 (gemeint ist wahrscheinlich das Gebiet der Hauptstadt, AdÜ) sind es 36.«, siehe ebd. Vgl. auch die beiden Kapitel »Qin sanshiliu jun kao 秦三十六郡考« (Untersuchung zu den 36 Amtsbezirken der Qin) und »Qin sishi jun bian 秦四十郡辩« (Diskussion der 40 Amtsbezirke der Qin), in: QIAN Daxin (钱大昕), Jiading Qian Daxin quanji, 1997, Bd. 9, 250–251 bzw. 245–248. In Geschichte des chinesischen Territoriums aller Dynastien nennen Gu Jiegang und Shi Nianhai Quan Zuwangs (1705–1755) Werk Kritische Untersuchung der Geografie im Hanshu (Hanshu dilizhi jiyi 汉书地理志稽疑) als »einflussreichste aller Schulen«, siehe GU Jiegang (顾颉刚)/SHI Nianhai (史念海), Zhongguo jiangyu yange shi, 2000, 63. 1947 aber veröffentlichte Tan Qixiang seine »Neue Studie zu den Bezirken der Qin« und wies darauf hin, dass Quan Zuwangs Textkritik zwar umfassend sei, sich aber auf »die sechsunddreißig Bezirke am Anfang der Reichseinigung beschränke«, die von Wang Guowei als »alle Bezirke der Qin-Dynastie« betrachtet worden seien. Das aber sei problematisch, denn seine (Tan Qixiangs) Forschungen hätten ergeben, dass es »Belege für 46 Bezirke unter Qin Shihuang« gäbe, siehe TAN Qixiang (谭其骧), Changshui cuibian, 2000, 42–53, insbes. 42, 53.

54 Wenn wir heutige Ortsbezeichnungen verwenden, dann bildete die westliche Grenze etwa eine Linie über Songpan, Qionglai und Xichang in Sichuan bis Dali in Yunnan; die südliche Grenze verband Pingxiang im heutigen Guangxi, das nördliche Vietnam und Zhanjiang und Nanhai in Guangdong; im Osten bildeten das ostchinesische Meer, das Gelbe Meer und die Bucht von Bohai einschließlich Liaodong und der südwestliche Teil von Pyongyang im heutigen Nordkorea die Grenze; die Nordgrenze verlief entlang Jining, Hohhot und Baotou in der Inneren Mongolei, vgl. ders., Zhongguo lishi dituji, 1991.

55 »Über die westlichen Regionen« (Xiyu zhuan 西域传), Teil 1, in: Hanshu, 96.3872.

56 Das Gebiet umfasst in etwa das heutige Hebei, Shandong, Jiangsu, Hubei, Hunan, Sichuan, Shaanxi, Shanxi, also im Großen und Ganzen das sogenannte han-chinesische Gebiet.

57 »Über die östlichen Barbaren« (Dong yi liezhuan 东夷列传) im Hou Hanshu: »Die Qin besetzten die sechs Königreiche und die Huaiyi und Siyi wurden zu registrierten Haushalten«, siehe Hou Hanshu, 85.2809.

58 »Huozhi liezhuan 货殖列传« (Biografien von berühmten Händlern), in: Shiji, 129.3261–3270. Zu den administrativen Unterteilungen und Staatsgrenzen während der westlichen Han-Periode vgl. Tan Qixiangs »Eine Studie über den Beginn der Einrichtung der hundertdreißig Bezirke der Han-Dynastie« (Han baisan jun guo jianzhi shikao 汉百三郡国建之始考) aus dem Jahre 1933; vgl. auch die Beschreibungen der Bezirke in der »Liste der Lehensfürsten und -könige der aufstrebenden Han-Zeit« (Hanxing yilai zhuhou wang nianbiao 汉兴以来诸侯王年表), Kap. 17 des Shiji: »Von östlich von Yanmen und Taiyuan bis Liaoyang sind die Staaten Yan und Dai; südlich von Changshan, links vom Taihang-Gebirge, jenseits des Flusses und östlich von Ji, A und Zhen bis Bohai, liegen die Staaten Qi und Zhao; westlich von Chen und südlich bis Jiuyi, östlich entlang des Yangtze, Huai, Gu und Si, bis Huiji sind die Staaten Liang, Chu, Huainan und Changsha; alle sind mit den Hu und Yue draußen verbunden.«

59  HIBINO Takeo (日比野丈夫), »Shiki kashoku retsuden to kandai no chiri ku«, 1977.

60 In »Über die westlichen Regionen«, Teil 1, des Hanshu heißt es: »Qin Shihuangdi besiegte die Barbaren im Norden und Westen und baute die Große Mauer, er steckte die Grenzen Chinas ab, aber im Westen reichte das Gebiet nur bis Lintao.« Die »westliche Han-Dynastie hingegen besiegte die vier Barbaren und baute ihre tugendhafte Herrschaft aus«, sie »gründete vier Amtsbezirke und befestigte die Pässe Yangguan und Yumenguan«. Die vier Amtsbezirke waren Wuwei, Zhangye, Jiuquan und Dunhuang, siehe Hanshu, 96.3872–3873.

61 »Über die westlichen Regionen«, Teil 2, in: ebd., 96.3928; »Über die südwestlichen Barbaren, die zwei Yue-Staaten und die Koreaner« (»Xinan yi liang Yue Chaoxian zhuan 西南夷两粤朝鲜传«), in: ebd., 95.3841.

62 »Die südlichen und die südwestlichen Man« (Nan Man Xinan Man 南蛮西南蛮): »Der Geschichtsschreiber spricht« (shichen yue 使臣曰), siehe Jiu Tangshu, 197.5286.

63 Dieses Phänomen war auch in späteren Zeiten sehr gravierend: In der Han-Zeit drangen die Qiang bis in drei Bezirke nahe von Changan vor, und da (diese Gebiete) lange Zeit von den Xianbei, den Qiang und anderen fremden Ethnien beherrscht worden waren, war es im Mittelalter bis zur Tang-Dynastie ganz normal, dass verschiedene Ethnien nahe beieinander lebten. Nicht nur das Herrscherhaus der Familie Li in der Tang-Dynastie hatte eine enge Verbindung zu Nicht-Han-Völkern, auch im Kerngebiet Nordchinas siedelten viele Menschen verschiedener Ethnien. So sollen z. B. während der Tang-Dynastie hunderttausende Perser und Angehörige anderer Nicht-Han-Ethnien in Changan (dem heutigen Xian, AdÜ) gelebt haben.

64 James T.C. Liu, »Elemente der historischen chinesischen Integration«, 1982. Liu vertritt die Ansicht, dass die soziale Integration für das Fortbestehen Chinas von größerer Bedeutung war als die politische Integration.

65 »Die Einigung und Integration der Yuan-Dynastie: Das Innere China und Jiangnan als Mittelpunkt«, zuerst veröffentlicht 1995, siehe HSIAO Chi-ching (萧启庆), Nei beiguo er wai zhongguo, 2007, Bd. 1, 18. Was die Bedeutung von »Integration« angeht, beruft Hsiao sich auf Philip E. Jacob/Henry Teune, »The integrative process: Guidelines for analysis of the bases of political community« (in: Philip E. Jacob/James V. Toscano, Hrsg., The integration of political communities, Philadelphia 1964).

66 WANG Mingke (王明珂), Huaxia bianyuan, 1997, 289.

67 Im Kapitel »Über die Xiongnu« des Shiji heißt es, dass am Ende der Qin-Dynastie »nachdem Meng Tian 蒙恬 gestorben war, die Lehensfürsten sich gegen Qin erhoben«. Dann überquerte das Oberhaupt der Xiongnu, Chanyu Touman (头曼), »den Gelben Fluss und stellte die alte Grenze wieder her«. Zu Beginn der Han erreichte das Territorium der Xiongnu seine »größte Ausdehnung, alle nördlichen Stämme gehorchten Chanyu Maodun (dem Sohn von Touman, AdÜ) und der Süden und China wurden zu feindlichen Ländern«, siehe Shiji, 110.2887–2890. Im Kapitel »Über die südlichen Yue« heißt es: Zu Beginn der Han-Zeit wurde »Zhao Tuo als König von Nanyue anerkannt, ihm wurde das kaiserliche Siegel ausgehändigt und es wurden gegenseitige Besuche von Beamten vereinbart, er sollte die Baiyue (100 Yue) vereinen und befrieden, damit sie im Süden kein Unheil stiften würden, und die Grenze sollte bei Changsha verlaufen«, siehe ebd., 113.2967–2968. Im Kapitel »Über die Koreaner« heißt es, dass zu Beginn der Han-Zeit »als sich das Reich gerade gefestigt hatte, der Präfekt von Liaodong den König von Korea, Wei Man [卫满], als Vasallen einsetzte, der die äußeren ›Barbaren‹ regieren und blockieren sollte, dass sie an der Grenze keine Unruhe stiften; wenn aber ihre Stammesführer den Wunsch haben, den Kaiser zu sehen, darf es ihnen nicht verwehrt werden«, siehe ebd., 115.2986. Im Kapitel »Über die Yi im Südwesten« heißt es, der Südwesten umfasse Yelang 夜郎, Dian 滇, Qiongdu 邛都, Xitang 嶲唐, Kunming 昆明, Xi (Si) 徙, Zuo 筰, Ranpang 冄䮾, Baima 白马 usw. und »dort südwestlich von Ba (im heutigen östlichen Sichuan, AdÜ) und Shu leben nur Man-Barbaren«, siehe ebd., 116.2991. Im Kapitel »Über das Königreich Dayuan« heißt es: »Was wir über Dayuan wissen, hat Zhang Qian [张骞] berichtet« und »Zhang Qian persönlich hat Dayuan, Yuezhi, Daxia und Kangju besucht und dort gehört, dass es in der Nähe noch fünf oder sechs große Länder geben soll«, siehe ebd., 123.3157 und 123.3160. Die obigen Schilderungen dürften die »Peripherie«, die »Barbaren« oder das »Ausland« der damaligen Westlichen Han-Zeit (China) darstellen.

68 Lu Xiqi zitiert in »Die Kerngebiete der chinesischen Geschichte« Ji Chaodings 冀朝鼎 Theorie, dass es in der chinesischen Geschichte »besondere Gebiete gab, denen die kaiserlichen Dynastien eine herausragende Bedeutung beimaßen, weil sie zu kontrollieren hieß, das ganze Land kontrollieren zu können«, eben die »Kerngebiete«. Nach Ji Chaodings neuer Definition müssen die Kerngebiete die folgenden Regionen umfassen: 1) Gebiete, aus denen man Soldaten rekrutieren konnte; 2) wirtschaftlich gut entwickelte Gebiete; 3) Gebiete mit einer großen Zahl von Humantalenten; 4) Gebiete, die der Herrschaft ihre Legitimität verliehen. Nach meinem Verständnis handelt es sich dabei um »China«, siehe LU Xiqi (鲁西奇), »Zhongguo lishishang de hexinqu«, 2010, 8–9.

69  In The nation-state and violence hat Anthony Giddens geschrieben: »By ›nationalism‹ I mean a phenomenon that is primarily psychological — the affiliation of individuals to a set of symbols and beliefs emphasizing communality among the members of a political order.«, siehe Anthony Giddens, The nation-state and violence, 1985, 116 bzw. in der chines. Übers., 1998, 141.

70 Nach Wang Ermin 王尔敏 taucht der Begriff »China« in den alten Schriften vor der Qin-Dynastie als »kulturelle Grenze« und als »territoriale Grenze« auf, aber die Ausführungen zur »kulturellen Grenze« überwiegen, siehe WANG Ermin (王尔敏), »›Zhongguo‹ mingcheng suyuan«, 1977. Es sei jedoch angemerkt, dass dieses kulturelle Verständnis von »China« nach der Qin- und der Han-Dynastie allmählich auch eine räumliche Dimension annahm, was untrennbar mit dem Einfluss der Einheit in der Qin- und der Han-Dynastie zu tun hat.

71 »Über die Turkvölker I«, in: Xin Tangshu, 215.6023.

72 »Über die Tubo II«, in: Jiu Tangshu, 196.5247.

73 Ebd., 196.5264.

74 Diese Geschichte wurde in späteren Zeiten weiter verbreitet, so steht z. B. im Shuzhong guangji 蜀中广记, Kap. »Bianfang si 边防四«, des Ming-Gelehrten Cao Xuequan: »Nachdem Song Taizu den Staat Shu (heutiges Sichuan, AdÜ) besiegt hatte, nahm er eine Landkarte und betrachtete sie, dann markierte er mit einer Jadeaxt den Fluss Dadu und sagte: ›Dies soll die Grenze zwischen uns und den Barbaren sein. Alle meine Grenzbeamten sollen nur passiv die Grenze halten. Wir werden nicht weiter expandieren.‹«, siehe CAO Xuequan (曹学佺), Shuzhong guangji, 1993, 34.447 oben. Im Kapitel »Sichuan Tusi yi« der Geschichte der Ming wird berichtet, dass »nachdem Wang Quanbin 王全斌 im dritten Jahr des Song-Kaisers Jianlong 建隆 den Staat Shu besiegt hatte, er mit einer Landkarte beim Kaiser vorsprach und sagte, er wolle seine Soldaten gegen Yuesui führen. Der Kaiser nahm eine Jade-Axt und zog einen Strich auf der Karte, dazu sagte er: ›Was außerhalb liegt, ist nicht meines‹«, siehe Mingshi, 311.8035. In Dokumenten aus der Song-Zeit habe ich diese Geschichte allerdings nicht gefunden.

75 Xu Zizhi tongjian changpian, 72.1630–1631.

76 Die »Elfte Biografie der Erbfamilien der Zehn Staaten« zitiert den »Fragenden«, siehe Xin Wudaishi, 71.881.

77 Obwohl es in der Geschichte der Song im »Buch der Geografie I« heißt: »Alles unter dem Himmel ist wieder vereint und einige der Grenzen der Han und Tang sind wieder hergestellt«, so schwingt doch in dem Zeichen einige (ji 几) eine gewisse Hilflosigkeit mit, und so heißt es weiter unten: »Die einzigen, die sich uns nicht angeschlossen haben, sind die sechzehn Provinzen von Yan und Yun.« In Wirklichkeit aber waren nicht nur Yan und Yun, sondern auch viele Gebiete im Nordwesten und Südwesten nicht mehr Teil des »Han«-Territoriums, siehe Songshi, 85.2094. Einige berühmte Landkarten aus der Song-Zeit wie Yu ditu 舆地图, Dili tu 地理图 und Huayi tu 华夷图 zeigen, dass das »China« in der Psyche der Menschen sich auf das traditionelle »Huaxia«-Gebiet beschränkte. Ähnlich war es in der Ming-Zeit: In der Geschichte der Ming im »Buch der Geografie I« heißt es, dass sich das Kaiserreich »von Liaohai im Osten bis Jiayu im Westen erstreckt«. Sprüche wie »Was außerhalb des Jiayu-Passes liegt, ist nicht unser Land« oder »Außerhalb des Jiayu-Passes gibt es nur Banditen« waren in der Ming-Zeit praktisch Allgemeingut, siehe Mingshi, 40.882.

78 »Geografie I«, in: Qingshi gao, 54.1891.

79  GE Zhaoguang (葛兆光), »Jieshi ›Zhongguo‹ de kunjing«, 2015, 87–92.

80 Vgl. ders., »Na ›Siyi‹ ru ›Zhonghua‹?«, 2014.

81 So hatte Japan von der Meiji- bis zur Showa-Ära territoriale Ansprüche auf die Randgebiete Chinas, insbesondere auf die Mandschurei und die Mongolei. Am typischsten sind die Schriften von Yano Jinichi (1872–1970) aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg, der die Auffassung vertrat, dass die »Grenzregionen« Mongolei, Tibet, Xinjiang und Mandschurei zum »Territorium des Mandschurischen Reiches und nicht zu China« gehörten und dass nach dem Untergang des Mandschurischen Reiches die Bindungen (dieser Regionen) zu China gelöst werden und sie ihre Freiheit und Unabhängigkeit wiedererlangen sollten, siehe »Shina hi koku ron 支那非国論« (1921), »Shina wa kuni ni hi ru ron 支那は国に非る論« (1922) und »Manmō kura wa Shina hon no ryōdo ni hi ru ron 満蒙蔵は支那本來の領土に非る論« (1922), alle in: YANO Jinichi (矢野仁一), Kindai Shina ron, 1923, 1–8, 9–30 und 92–112. Es muss gesagt werden, dass der Fehler von Yano Jinichi darin besteht, dass er die Grenzen des historischen China verwendet, um das Territorium des modernen China zu bestimmen, und damit die Veränderung der Grenzen/des Territoriums vom traditionellen Reich zum modernen Staat ignoriert. Das Territorium moderner Staaten muss nicht immer zu den Grenzen der traditionellen Ära zurückkehren, die Legitimität des Territoriums ist ein anderes Thema. Weil solche Diskurse sich in Japan zu einer Zeit intensivierten, als China im 20. Jahrhundert mit imperialistischen Aggressionen wie der Japans konfrontiert war, handelte es sich nicht um eine historisch oder akademisch geführte Diskussion, sondern lieferte ganz im Gegenteil das Motiv für die chinesische Geisteswissenschaft, sich mit dem vereinten »Staatsgebiet von Großchina« und den Grenzen des Qing-Reiches zu identifizieren und die von der Qing-Dynastie festgelegten Grenzen – auch im Rahmen der Republik China und der Volksrepublik China, die die Nachfolge des Qing-Reiches antraten –, zu unterstützen, vgl. GE Zhaoguang (Fn. 54).

82 Es ist besonders wichtig festzuhalten, dass »China«, wenn man es von der »Peripherie« aus betrachtet, selbst zur »Peripherie« wird. Die Begriffe »Tianxia« und »Zhonghua« tauchen oft in alten japanischen und koreanischen Dokumenten oder auf Artefakten auf (tianxia 天下 ist z. B. Teil der Inschrift des Eisenschwertes aus dem Grabhügel des Eta Funayama aus dem 5. Jh. im japanischen Kyushu), was Anlass zu der Annahme gibt, dass man sich früher auch dort als Zentrum, das eigene Reich als »tianxia« und China als abgelegene Region an der Peripherie ansah, vgl. NISHIJIMA Sadao (西嶋定生), Nihon rekishi, 1985, 77–78.

83 »Man muss die Begriffe Grenzland (frontier) und Grenze (boundary) auseinanderhalten, weil die geografischen und historischen Grenzen, die üblicherweise als Striche auf Landkarten verzeichnet sind, in Wirklichkeit nur die Ränder von Zonen bzw. von Grenzbereichen repräsentieren. […] Die Linie auf der Landkarte, die die Grenze eines Imperiums kennzeichnet, ist nur eine grafische Darstellung der Grenze der Ausdehnung nach außen vom Zentrum des imperialen Wachstums, aber so eine Darstellung kann nur eine Annäherung sein.«, siehe Owen Lattimore, Inner Asian frontiers, 1988, 238 und 243 bzw. in der chines. Ausgabe, 2005, 163–166. Anthony Giddens unterscheidet in Anlehnung an Friedrich Ratzel zwischen »nationalen Grenzen« und »natürlichen Grenzen« und stellt außerdem fest, dass der Unterschied zwischen traditionellen Reichen und modernen Nationalstaaten darin bestehe, dass »erstere Grenzbereiche (frontiers), aber keine Grenzen (boundaries) hätten«, siehe Giddens (Fn. 43), 49, 79 bzw. in der chines. Übers., 59, 98.

84 John Fairbank (1907–1991) schreibt, dass China in der Vergangenheit sich selbst als ein »chinesisches Gebiet« verstanden habe, das Korea, Vietnam und die Ryūkyū-Inseln umfasste (Gebiete chinesischer Kultur außerhalb Chinas), manchmal auch noch Japan. Darüber hinaus habe es eine »Innere Zone« (Inner Asian zone im Original, AdÜ) gegeben, eine »Randzone«, in der die nicht-han-chinesischen Mandschu, Mongolen, Uiguren, Türken und Tibeter siedelten; diese »innere Zone« musste aus Sicherheitsgründen kontrolliert werden. Die noch weiter entfernte »äußere« Zone setzte sich aus Nicht-Han-Völkern (outer barbarians bzw. wai yi im Original, AdÜ) zusammen, die China Tribut zollen sollten, vgl. John Fairbank, The Chinese world order, 1968, 2. In Whither Chinas quest for national identity schreiben die Autoren Samuel S. Kim und Lowell Dittmer, dass es im historischen China keine klare Abgrenzung von »Innen« und »Außen« gegeben habe. »In ihrer Weltordnung ging es um die Stärkung der inneren Ordnung bzw. um die Anerkennung und Ausstrahlung der chinesischen Kultur«, weshalb sich die konzentrischen Kreise potentiell immer weiter ausdehnen konnten, siehe Samuel S. Kim/Lowell Dittmer, Whither Chinas quest, 1993, 249.

85 Hamashita Takeshi beschreibt den zweiten Kreis so: »Bei den fremden Völkern in der Peripherie wurde die Ordnung mittels einheimischer Beamter (tusi 土司 und tuguan 土官) durchgesetzt; andere Regionen wurden durch indirekte Kontrolle (jimi 羁縻) und Tributbeziehungen beherrscht und die Beziehungen wurden durch Handel aufrecht erhalten. Mit diesen Maßnahmen nahmen sie (die Chinesen) die umliegende Welt in ihre eigene auf«, siehe HAMASHITA Takeshi (滨下武志), Kindai Chūgoku no kokusaiteki keiki, 1999, 35.

86 Liji zhengyi 礼记正义, siehe Shisanjing zhushu, 1338.

87 Hou Hanshu, 86.2860.

88 Vgl. MATSUMOTO Nobuhiro (松本信広), »Ebisu ban meigi-kō«, 1968, 524–585.

89 Manche haben versucht, das Konzept des middle ground, welches Richard White bei seinen Untersuchungen der Geschichte der amerikanischen Ureinwohner und Europäer benutzt hat, auf die chinesischen Ethnien und die Peripherie anzuwenden, vgl. z. B. die chines. Übers. von C. Pat Giersch, »A motley throng«, 2007, 145–146. Mir ist aufgefallen, dass auch chinesische Historiker bei der Diskussion dieser Gebiete das Konzept der »Peripherie des Inneren« anwenden, z. B. Lu Xiqi. Er argumentiert, dass mit der Verwendung dieses Konzepts die Vorstellung von den »konzentrischen Kreisen« des alten China vermieden werden könne. Zumindest könne gezeigt werden, dass diese Kreise »porös und fragmentiert« gewesen seien. Seine Feststellung, dass »auch im Innersten der kaiserlichen Herrschaft Lücken bestanden«, ist nicht von der Hand zu weisen, siehe LU Xiqi (鲁西奇), »Neidi de bianyuan«, 2010, 128. Ich persönlich bin jedoch der Meinung, dass diese Aussage erstens darauf beruht, dass es vor dem modernen China zunächst ein Großchina gab, da man sonst nicht vom »Rand« des »Inneren« sprechen kann, und zweitens, dass dabei die Zersplitterung und die Lücken im kaiserlichen Raum hervorgehoben werden. Aber es wäre auch sinnvoll, die Ausstrahlung der kaiserlichen Zivilisation und den Nährboden der politischen Kontrolle zu betrachten, wie er selbst sagt, indem er einerseits »die internen Diskrepanzen des Systems feststellt« und andererseits »danach trachtet, die ›formativen Prozesse‹ dieses Systems zu erkunden«.

90 GE Zhaoguang (葛兆光), »Chengwei wenxian«, 13. November 2015.

91 Was das Studium der Zhigongtu angeht, ist insbesondere die Pionierarbeit des japanischen Gelehrten Enoki Kazuo zu erwähnen, vgl. seine Aufsätze »Ryō shokukō zu no kigen 職貢図の起源« (Der Ursprung der Zhigongtu), »Ryō shokukō zu ni tsuite 梁職貢図について« (Zu den Zhigongtu der Liang-Dynastie) und »Ryō shokukō zu no ryūden ni tsuite 梁職貢図の流傳について« (Über die Verbreitung der Zhigongtu der Liang-Dynastie) usw., alle in: ENOKI Kazuo (榎一雄), Enoki Kazuo chosakushū, 1994, Bd. 7, 83–189.

92 »Lizhi yi 礼志一«, in: Weishu, 108.2734–2743, inbes. 2744.

93 »Gao Lü zhuan 高闾传«, in: ebd., 54.1201.

94 »Dongnan yi 东南夷«, in: Nanqishu, 58.1010.

95 Die Beispiele stammen aus dem Weishu (Buch der Wei) und dem Songshu (Buch der Song). Es ist jedoch anzumerken, dass schon Qian Daxin 钱大昕 vermerkt hat, dass der Abschnitt über die »Vier Yi« (Si Yi 四裔), Kap. 100 bis 104 im ursprünglichen Buch der Wei (Weishu), verloren ist, und der jetzige Abschnitt aus der Geschichte der nördlichen Dynastien (Beishi) ergänzt wurde. Trotzdem kann dieser Abschnitt als »Konsens« des Südens und des Nordens nach der Vereinigung in Bezug auf die vier Yi angesehen werden. In Kap. 100 des Weishu werden erwähnt: Goguryeo, Paekche, Wuji, Shiwei, Doumolou, Didouyu, Kumoxi, Khitan, Wuluohou; in Kap. 101: Di, Tuyuhun, Dangchang, Gaochang, Dengzhi, Man, Mo; in Kap. 102: die westlichen Gebiete (einschließlich Shanshan (Loulan), Qiemo, Yutian, Jushi, Yanqi, Qiuzi, Wusun, Shule, Sute, Persien, Da Yuezhi, Daqin, etc.); in Kap. 103: Ruru (außerdem Xiongnu: Yuwen Mohuai, ein Oberhaupt des Yuwen-Stammes, Duan Jiuliujuan, Xianbei aus Tuhe, und Gaoche). Im Songshu werden die vier Yi erwähnt und zwar in Kap. 96: Xianbei und Tuyuhun; in Kap. 97: Manyi (einschließlich Linyi, Funan, Heluodan 呵罗丹 ( sollte sein, AdÜ), Panhuangguo (Indonesien), Pandaguo, Dupopodaguo, Sri Lanka, Kapilavastu/Indien, Goguryeo, Paekche, Japan, Jing, Yongzhou Man und Yuzhou Man); in Kap. 98: Dihu (einschließlich jener mit Namen Yang aus Qing Shui in Qiuchi bzw. Wuxing und Juqu Mengxun von Lushuihu (Juqu Mengxun war der Gründer der Nördlichen Liang Dynastie (397–438/9), AdÜ).

96 Kap. »Yimo II 夷貊下« in der Geschichte der Südlichen Dynastien: Im Südwesten von Liangzhou war der König südlich des Flusses ein Xianbei; nordwestlich von Yizhou in Longxi in Dangchang lebten die »westlichen Qiang«; im Westen von Liangzhou sind die Dengzhi, eine »andere Art von Qiang«; Wuxingguo war ursprünglich Qiuchi, westlich des Qinling-Gebirges (laut Kap. 54 des Liangshu 梁书 (Buch von Liang) lag es 900 Li westlich von Changan, 400 Li nördlich von Hanzhong, 300 Li südlich von Qizhou und 800 Li östlich von Dangchang). Obwohl man dort »dieselbe Sprache wie in China sprach«, wurde es trotzdem nicht als »innerhalb des Herrschaftsbereichs von Yu« angesehen und blieb ein fremdes Land, bewohnt von angriffslustigen Barbaren (manyi huaxia), siehe Nanshi, 79.1977–1980.

97 Ebd., 79.1980–1982.

98 ZHOU Yiliang (周一良), »Nanchao jingnei zhi ge zhong ren«, 1998, 37–118, insbes. 52–66.

99 TAN Qixiang (Kap. 1, Fn. 27), 163–233, insbes. 168. Siehe auch ebd., 234–271.

100 KUWABARA Jitsuzo (桑原隲蔵), »Shin-shitsu no Minami Wataru«, 1914, 13.

101  Vgl. Tabelle »Cycle of rule: major dynasties in China and steppe empires in Mongolia«, in: Barfield (Einleitung, Fn. 7), 13 bzw. in der chines. Übers., 2011, 17.

102 Der japanische Wissenschaftler Taniguchi Fusao (1939–) hat sich mit der Einrichtung von Zuojun/Zuoxian während der Südlichen Dynastien beschäftigt und schreibt, dass die Menschen damals in Min (Volk), Yi (»Barbaren«) und Yuanyi 远夷 (ferne Barbaren) unterteilt wurden. Abgesehen von den »fernen Barbaren« versuchten die südlichen Dynastien stets, die »Yi« in »Min« umzuwandeln. Für jene »Yi«, wo dies erst einmal nicht möglich war, richteten sie die Bezirke Zuojun 左郡/Zuoxian 左县, Laojun 獠郡 und Lijun 俚郡 ein, um sie zu kontrollieren: »Indem in den Fremdgebieten spezielle Verwaltungsstrukturen eingerichtet wurden, konnte die Einflusssphäre des Huaxia-Gebietes ausgeweitet und die ›Sinisierung‹ dieser Gebiete vorangetrieben werden, was gleichbedeutend war mit einer Vergrößerung der ›chinesischen Welt‹«, siehe TANIGUCHI Fusao (谷口房男), »Nanchō no hidari gun hidari ken ni tsuite«, 2003, 13.

103 Auch in der mongolischen Yuan-Dynastie spielten derartige Wanderungen eine wichtige Rolle für diese Art von »Integration«. In der Geschichte der Yuan, erster Teil der »Geografie«, heißt es: »Die Ränder von Lingbei, Liaoyang, Gansu, Sichuan, Yunnan und Hunan und Guangdong/Guangxi, die in der Tang-Zeit als ›Jimi-Gebiete‹ nur lose kontrolliert wurden, sind heute alle ins Steuer- und Arbeitsdienstsystem integriert, ähnlich dem im Innern.« Dass sie »Steuern zahlten und Arbeitsdienst leisteten«, bedeutet, dass sie zu »registrierten Haushalten« geworden waren und dass dies wie »im Innern« war, hieß, sie waren zu »China« geworden, siehe Yuanshi, 58.1346.

104 Vgl. GE Jianxiong (葛剑雄), Zhongguo yiminshi, 1997, Bd. 1, 1.11–12. In Chinas march toward the tropics vertritt Herold J. Wiens die Auffassung, dass neben den genannten drei Wanderungswellen das 18. Jahrhundert ebenfalls eine wichtige Epoche (der Nord-Süd-Migration) gewesen sei und dass Auslöser für die Wanderungsbewegungen eben Kriege und Unruhen, Invasionen von außen, Naturkatastrophen und Hungersnöte, Bevölkerung(-sdruck), Land(-knappheit) und andere Faktoren gewesen seien, siehe Herold J. Wiens, Chinas march toward the tropics, 1952, 3–4 (im Original auch 349, AdÜ).

105 Im Kapitel »Yiman 夷蛮«, Abschnitt »史臣曰«, in der Geschichte der Song wird bestätigt, dass »die vier Barbaren anmaßend und aggressiv sind, seit alters her machen sie uns Ärger, viele verschiedene Arten von Man und Bo leben tief in den Bergen und nahe der Hauptstadt; ihr Verhalten ist böse, sie stehlen unser Eigentum und unser Land, seit langer Zeit«, daher wurde während der Yuanjia-Regierungszeit (424–452) der Liu-Song Dynastie (420–479 n. Chr.), etwa ab den 40er Jahren des 5. Jahrhunderts, den »Generälen befohlen, die Berge und Täler vom Norden Jianghans bis zum Süden des Lu-Flusses ohne Rücksicht auf die eigenen Kräfte zu durchkämmen. Dabei wurden unzählige Gefangene gemacht«, siehe Songshu, 917.2399.

106 Nachdem ich dieses Manuskript fertiggestellt hatte, entdeckte ich Cheng Yinongs »Die Entwicklung der ›chinesischen‹ territorialen Identität anhand historischer Karten«. Anhand der Analyse verschiedener alter Karten ab der Song-Dynastie wird in diesem Aufsatz aufgezeigt, dass »von der Song-Dynastie bis zur frühen Qing-Dynastie zwar große Unterschiede in der Ausdehnung des Territoriums unter den verschiedenen Dynastien bestanden, der Umfang des Territoriums, mit welchem sich die Gelehrten-Beamten der verschiedenen Dynastien identifizierten, aber durchgehend fast gleich war und sich im Wesentlichen auf die zwei Hauptstädte und dreizehn Provinzen der Ming-Dynastie beschränkte; erst in der Ming-Dynastie wurde auch Taiwan einbezogen«, siehe CHENG Yinong (成一农), »Cong gu ditu kan ›Zhongguo‹«, 2016, 121. Es lohnt sich, diese Analyse zu lesen.

107 LIU Zichen (刘子健), Liang Songshi yanjiu huibian, 1987, 21–40.

108 FENG Ji (冯楫), »Shang Huizong lun yanbian natu san hai«, 1999, 143.1627.

109 »Xinan Xitong zhuman liezhuan yi 西南溪峒诸蛮列传一«, in: Songshi, 493.14171–14172.

110 »Dili yi 地理一«, in: Mingshi, 40.882.

111  Jishi lu 纪事录, Teil 2, siehe YU Ben (俞本), Jishi lu jianzheng, 2015, 318.

112 LUO Yuejiong (罗曰褧), Xianbinlu, 2000, Vorwort, 13.

113 Nicht nur im ehemaligen Fürstentum Cheli (dem heutigen Jinghong, Yunnan), das heute zu »China« gehört, sondern auch in Orten, die »im Altertum keine Kommunikation mit China hatten« (wie dem heute »ausländischen« Lan Na im Gebiet von Chiang Mai/Chiang Rai im heutigen Nordwestthailand und in Laos), wurden in der Yuan- und der Ming-Dynastie nacheinander sogenannte »Befriedungsposten« (xuanweishi si 宣慰使司, engl. Pacification Office) eingerichtet, siehe »Yunnan tusi san 云南土司三«, in: Mingshi, 315.8156–8160.

114 »Fang Ying zhuan 方瑛传« (Biografie des Fang Ying), in: Mingshi, 166.4487 und »Wu Fu zhuan 吴复传« (Biografie des Wu Fu), in: ebd., Kap. 130.

115 »Sichuan Tusi er 四川土司二«, in: ebd., 312.8049.

116 WEI Yuan (魏源), Shengwuji, 2002, 7.303.

117 Jiang Yingliang 江应樑 (1909–1988) hat hervorgehoben, dass die Gaitu guiliu-Politik seit der Eroberung von Longhai und Azi in Yuezhou und die Gründung der Garnison von Yuezhou durch Mu Ying 沐英 im 21. Jahr der Hongwu-Ära (1388) durchgängig bestand. 1659, im 16. Jahr der Shunzhi-Ära der Qing-Dynastie, wurde Yuanjiang in einen Posten für zirkulierende Beamte umgewandelt (gailiu 改流), 1665 (im vierten Jahr der Kangxi-Ära) folgte Menghua. Im selben Jahr wurden die drei mit einheimischen Befehlshabern besetzten Zhangguansi 长官司 Jiaohua, Wangliao und Annan abgeschafft und der Amtssitz (fu ) Kaihua eingerichtet, ein Prozess, der jedoch bis zur Yongzheng-Ära (1722–1735) noch nicht vollendet war. Gemäß den Angaben im Shengwuji von Wei Yuan (1794–1857) gab es in der Yongzheng-Ära noch 26 Zhangguansi (tusi) in Sichuan, 62 in Guizhou, drei in Guangxi und noch mehr in Yunnan, vgl. JIANG Yingliang (江应樑), »Lüelun Yunnan tusi zhidu«, 1992.

118 In Emperor Qianlong: Son of heaven, man of the world schreibt Mark Elliott, dass »das Territorium des Qing-Reichs unter der Herrschaft Qianlongs um ein erstaunliches Drittel zugenommen und die Basis für das Staatsgebiet des heutigen China geliefert« habe, siehe chines. Übers. von Mark C. Elliott, Emperor Qianlong, 2014, 124. Allerdings möchte ich ergänzen, dass die Ausweitung des Territoriums wohl nicht allein auf die Regierungszeit Kaiser Qianlongs zurückgeht, sondern das Ergebnis der kontinuierlichen Expansionspolitik aller drei Kaiser (Kangxi, Yongzheng und Qianlong) ist.

119 In der Yuan-Dynastie war das traditionelle chinesische Kerngebiet in elf Provinzen (xingsheng 行省) aufgeteilt, nämlich Shaanxi, Sichuan, Gansu, Yunnan, Huguang, Jiangxi, Jiangzhe, Henan, Liaoyang, Lingbei und Zhengdong; in der Ming-Dynastie waren es »15 Hauptverwaltungsbezirke« (bu zhengsi 布政司): die beiden Hauptstädte (Peking und Nanjing) sowie Shandong, Henan, Shanxi, Shaanxi, Sichuan, Jiangxi, Huguang, Zhejiang, Fujian, Guangdong, Guangxi, Yunnan und Guizhou. Während der Qing-Dynastie gab es 18 Provinzen (sheng ), nämlich Zhili, Jiangsu, Anhui, Shanxi, Shandong, Henan, Shaanxi, Gansu, Zhejiang, Jiangxi, Hubei, Hunan, Sichuan, Fujian, Guangdong, Guangxi, Yunnan und Guizhou. Da sie in der Yuan-Dynastie »Provinzen« (xingsheng 行省) genannt wurden, können sie auch in der Ming- und Qing-Dynastie als »Provinzen« (sheng ) bezeichnet werden.

120 »Dili yi 地理一«, in: Jiu Tangshu, 38.1384–1385. Zur Beachtung: In der Kaiyuan-Ära des Kaisers Xuanzong 玄宗 (713–741) war das Reich in 15 »Rundwege« dao aufgeteilt, es gab 328 Präfekturen und 1573 Kreise, siehe ebd., 38.1385.

121 »Di Renjie zhuan 狄仁杰传«, in: ebd., 89.2889.

122 Diese Aussage, nach der alles, was südlich des Wuling-Gebirges liegt, nicht China sei, erklärt, warum der in Guangdong geborene Mönch Huineng 惠能, der sechste Dharma-Vorfahre des Zen-Buddhismus, als »Geliao 獦獠« bezeichnet wurde. In Weshalb Himmel und Erde »Außen« und »Innen« trennen von Liu Zhiwei findet sich das folgende Zitat aus dem Shuijing zhu 水经注 (Kommentar zum Buch der Gewässer; von Li Daoyuan 郦道元, gestorben 527 n. Chr.): »Die Alten sagen, das Wuling [Gebirge] trennt die Welt in außen und innen.« Hieraus leitet Liu ab, dass »das Nanling-Gebirge seit alters her eine natürliche Barriere war, die China nach außen abschloss«. »Jenseits der Bergkette« – das war in den Augen der Menschen der zentralen Länder das Gebiet der Barbaren »außerhalb der Zivilisation«, siehe LIU Zhiwei (刘志伟), »Tiandi suoyi ge neiwai«, 31.01.2016.

123 Gemäß Angaben in der Neuen Geschichte der Tang, Kap. »Geografie«, wendete die Tang-Dynastie in den Jimi-Gebieten ein vierstufiges System der Einrichtung von Generalprotektoraten (duhufu 都护府), Kommandanturen (dudufu 都督府), Präfekturen und Kreisen an, wobei sie die vormaligen Stammesführer als Beamte einsetzte und ihnen die Zuständigkeit über ihr bisheriges Stammesterritorium überließ. Gegenüber dem Kaiserhof bestand keine Berichtspflicht und die Kontrolle war nur lose. In »Research on Tang dynasty Jimi prefectures« betont der Autor Tan Qixiang, dass dies nur die allgemeine Situation darstelle, denn obwohl die Tang-Dynastie meinte, dass die »per Dekret angegliederten« Jimi-Präfekturen zum Territorium der Tang-Dynastie gehören sollten, so war doch die »Situation sehr komplex und variierte stark von Region zu Region, von Ethnie zu Ethnie und im Zeitverlauf«. Am Beispiel von Bohai, Mohe/Heishui, Shiwei, Jilin (Silla) und Xi, Khitan, Goguryeo und türkischer Gebiete kommt Tan Qixiang zu dem Schluss, dass diese Orte entweder »gar nicht als innerhalb des Territoriums der Tang-Dynastie liegend betrachtet werden können« oder dass sie »einst unter der Gerichtsbarkeit der Tang-Dynastie standen, sich aber schließlich von ihr abspalteten«, siehe TAN Qixiang (Kap. 1, Fn. 27), 2000, 132–162.

124 HAN Yu (韩愈), Han Changli wenji xiaozhu, 1989, 1.17.

125  »Xiyu zhuan 西域传«, in: Hanshu, 96.3930.

126 In Kap. 64 »Biografie des Jia Juanzhi« im Hanshu heißt es, dass im ersten Jahr der Herrschaft von Kaiser Yuandi (49 v. Chr.) Jia Juanzhi davon abriet, den Kreis Zhuya zu behalten, da er nicht zur chinesischen Kultur gehöre und es zu Aufständen kommen würde.

127  »Xiyu zhuan 西域传«, in: Hou Hanshu, 88.2909, 2911. In Kap. 5 »Epoche des Kaisers Xiaoan« des Hou Hanshu ist aufgezeichnet, dass Kaiser An 111 n. Chr. wegen der Grenzübertritte durch die Xiongnu ein Edikt erließ, wonach die Kreise Longxi, Anding, Beidi und Shangxian nach Guanzhong verlegt werden sollten. Die Bevölkerung zog ebenfalls mit ins Innere. Dies kam der Aufgabe eines großen Teils der Westgebiete gleich.

128 In der »Chronik der östlichen Barbaren« des Hou Hanshu heißt es, dass Kaiser Wu der Han-Dynastie »Chaoxian (Weiman 卫满, auch: Wiman) zerstörte und Goguryeo zu einem Bezirk machte und ihn Xuantu zuordnete«. Aber es erhob sich bald und »verletzte mehrmals die Grenzen«, sogar »Okjeo 沃沮 und Dongye 东濊 waren daran beteiligt«, siehe Hou Hanshu, 85.2813.

129 Shiratori Kurakichi (1865–1942) weist darauf hin, dass Kaiser Wu der Han-Dynastie im ersten Jahr der Yuanshuo-Herrschaft (128–123 v. Chr.) noch vor den vier Kommandaturen den Distrikt Canghai im Gebiet der heutigen Flüsse Yalu und Tonggui gründete und dass der spätere Distrikt Zhenfan größtenteils innerhalb der Grenzen des Distrikts Canghai lag, während sich der Distrikt Lintun in der früheren Provinz Weiman befand, und dass der Distrikt Xuantu das frühere Wofo war und der Kreis Lelang im Nordwesten an Liaodong grenzte und die südliche Grenze unklar ist, vgl. SHIRATORI Kurakichi (白鳥庫吉), »Kan no Chōsen yon gun kyōiki-kō«, 1912. Vgl. auch SENO Umakuma (濑野), »Chōsen hai yon gun-kō«, 3 Teile, 1923–1924.

130 Diese Schlacht ist in der Geschichte von großer Bedeutung, nicht nur als Schlüsselmoment für die Verbreitung der Papierherstellung, Seide und Alchemie nach Westen, sondern auch als entscheidender Moment, in dem das Große Tang-Reich die Kontrolle über die westlichen Gebiete verlor. Du Huan 杜环, ein Angehöriger des Tang-Reiches, der an dieser Schlacht teilgenommen und nach seiner Gefangennahme mehr als zehn Jahre lang im Abbasiden-Kalifat gelebt hatte, schrieb nach seiner Rückkehr in das Tang-Reich in Jingxingji 经行记 über das Abbasiden-Kalifat. Überlieferte Reste seines Berichts finden sich in: DU You (杜佑), Tongdian, 1988, 193.5275, 193.5279–5280.

131 »Völker und Stämme des Südens und Südwestens«, in: Hou Hanshu, 86.2860.

132 Im Kapitel »Südliche Barbaren« des Xin Tangshu heißt es, dass »den Ailao Yi von Nanzhao die Wu Man folgten, die auch von anderer Art waren«, siehe Xin Tangshu, 222.6267.

133  Vgl. Charles Backus, The Nan-chao kingdom, 1978, 22 bzw. in der chines. Übers., 1988, 25.

134 »Die Barbaren des Südens und Südwestens«, in: Jiu Tangshu, 197.5282.

135 »Die südlichen und südwestlichen Man«, in: Xin Tangshu, 222.6270. Später, während der Zhenyuan-Periode (785–805), krönte ihn der Kaiser posthum zum »König von Nanzhao«, in der Hoffnung, dass »seine Söhne und Enkel für immer Untertanen der Tang-Dynastie sein würden«, und der damalige König von Nanzhao, Meng Yimouxun 异牟寻, erwiderte, dass er »immer ein Vasall im Südwesten sein werde, und seine Nachkommen ebenso«, siehe ebd., 222.6275.

136 SHAO Bowen (邵伯温), Shaoshi wenjian lu, 1983, 1.4. Dieses Gefühl der Machtlosigkeit in Bezug auf das Territorium des Landes quälte die Gelehrten noch sehr lange, wie auch die erhaltene Steininschrift einer Landkarte Dili tu 地理图 der südlichen Song-Dynastie (1247) zeigt, in der der Autor Huang Shang 黄裳 (1147–1195) die geografische Situation der Welt darlegte und hilflos feststellte, dass die Welt unvollständig sei, obwohl »Song Kaiser Taizu keine Mühe gescheut habe, das Land zwischen den Meeren zu befrieden« und »Kaiser Taizong persönlich dreimal in den Krieg zog«, aber »die Staaten You und Ji gehören nun den Khitan und können nicht wiederhergestellt werden«. Deshalb »[…] lässt der Zustand des Nordens und Südens den Mensch schauen, seufzen und Ärger empfinden«, zitiert aus: QIAN Zheng (钱正)/YAO Shiying (姚世英), »Dili tubei«, 1990, 46–49.

137 »Waiguo si 外国四«, in: Songshi, 488.14072.

138 GU Jiegang/SHI Nianhai (Kap. 1, Fn. 27), 2000, 146.

139 »Waiguo yi 外国一«, in: Songshi, 485.13996.

140 Ebd., 485.13995. Ein ähnliches Beispiel in Kap. 490 »Waiguo liu 外国六«, wo »Shazhou«, »während der Han-Dynastie im heutigen Dunhuang gelegen«, auch als »Ausland« aufgeführt wird.

141 Xu Zizhi tongjian changpian, 16.350.

142 Zitat nach An Tao (安焘) und Lü Gongzhu (吕公), siebter Monat des Jahres 1086 (d. h. erstes Jahr der Regierungsdevise Yuanyou des Kaisers Zhezong), in: ebd., 382.9312–9313.

143 »Qing qi Lingzhou zou 请弃灵州奏« (Eingabe zur Aufgabe von Lingzhou) von Li Zhi 李至, siehe ZENG Zaozhuang (曾枣庄)/LIU Lin (刘琳), Quansongwen, 2006, Bd. 7, 131.31–32.

144 »Zhengshou ce 攻守策« (Strategie von Angriff und Verteidigung) von Liu Ping 刘平, siehe ebd., Bd. 9, 188.240.

145 Zu diesem Thema gibt es eine Darstellung in: FANG Zhenhua (方震华), »Hezhan yu daode«, 2015, 67 ff. Es sollte aber hervorgehoben werden, dass die Formulierung qidi 弃地 für das »Aufgeben von Territorium« bereits vor dem Jahr 1086 (erstes Jahr der Regierungsdevise Yuanyou des Kaisers Zhezong) existierte.

146 »Shang Zhenzong lun qi Lingzhou wei bian 上真宗论弃灵州为便« (Eingabe an Kaiser Zhenzong zur Argumentation, warum die Aufgabe von Lingzhou von Vorteil wäre) von Yang Yi (杨亿), siehe ZHAO Ruyu (赵汝愚), Songchao zhuchen zouyi, 1999, Bd. 2, 1441.

147 Xu Zizhi tongjian changpian, 238.5791, 220.5378.

148 Zhu Taifus 朱台符 Eingabe an den Kaiser im Jahr 999 n. Chr., siehe ebd., 44.931, 933; Zhang Zhibais 张知白 Eingabe an den Kaiser im Jahr 1002 n. Chr., siehe ebd., 53.1165.

149 Ouyang Xus 欧阳修 Meinung war stellvertretend für viele. In der von Ouyang kompilierten Neue Geschichte der Fünf Dynastien (Xin Wudaishi 新五代史) heißt es in Kap. 73 »Über die vier Barbaren, Anhang zwei« (Si yi fulu di er 四夷附录第二): »Kaiser Shizong (der Späteren Zhou) nahm die drei Pässe Ying, Mo und Ding ohne Blutvergießen« und Kaiser Liao sagte: »Was die Zhou erobert haben, ist alles Land der Han.« Weil aber »Kaiser Shizong erkrankte, wurde sein Erfolg nicht vollendet. Obwohl Ying, Mo und Ding zu den Chinesen zurückkamen, fielen die übrigen 14 Bezirke an die Barbaren.« Dies zeigt, dass in den Augen Ouyang Xius Orte, die zur han-chinesischen Kultur gehörten, sobald sie in Feindeshand waren, zu Ausland wurden, und wenn sie zurückgewonnen wurden, wieder China waren. Auch in Kap. 74 »Über die vier Barbaren, Anhang drei« (Si yi fulu di san 四夷附录第三) wird gesagt: »Während der Fünf Dynastien war das Reich der Tubo schwach und die Uiguren, Tanguten, Qiang und Yi besetzten sein Territorium und behandelten die Menschen schlecht. Zur selben Zeit war auch China schwach und versank im Chaos, und konnte nicht helfen. Nur die vier Präfekturen Gan, Liang, Gua und Sha standen noch oft in Kontakt mit China.« Der letzte Satz verdeutlicht, dass diese vier Präfekturen in den Augen von Ouyang Xiu bereits nicht mehr »China« waren. Ein weiteres Beispiel ist die im Zeitraum 1078–1085 [Regierungsperiode Yuanfeng des Song-Kaisers Shenzong] zusammengestellte »Beschreibung der ›Neun Regionen‹ von China in der Yuan Feng-Zeit« (Yuan Feng jiu yu zhi 元丰九域志). Die sogenannten »Neun Regionen« waren »insgesamt dreiundzwanzig Provinzen (lu 路, engl. circuit), vier Hauptpräfekturen, zehn Unterpräfekturen, 242 kleinere Präfekturen, 37 Militärpräfekturen, vier Gefängnisse und 1.235 Bezirke« [es sollte 1.135 heißen; Einfügung des Autors]. Dies war das »Territorium«, welches die Nördliche Song-Dynastie als ihr eigen ansah. (Eigentlich gab es noch viele Orte, die sich nicht im Einflussbereich der Nördlichen Song befanden, siehe hierfür Yuan Feng jiu yu zhi, juan shou, jin biao 元丰九域志·卷首·进表 (Beschreibung der Neun Regionen, Kap. Juanshou, Jinbiao). Vgl. HIBINO Takeo (日比野丈夫), »Genpō kyū-iki-shi-san Osamu-kō«, 1977.

150 »Wenda xia 问答下« von Chen Liang (陈亮), siehe ZENG Zaozhuang/LIU Lin (Fn. 24), 2006, Bd. 279, 6330.296–297. Diese Anerkennung der Koexistenz von China und den »vier Barbaren« war bereits in der Song-Dynastie üblich, insbesondere in der südlichen Song-Dynastie, z. B. in »Bingzi lundui zhazi 丙子轮对劄子« von Cheng Bi 程珌 (1164–1242): »Seit der Teilung von Himmel und Erde gibt es China und die Rong und Di.«, siehe ebd., Bd. 297, 6776.246.

151 ZHOU Mi 周密, Guixin zashi, 1997, Nachwort, 81–82. Die Beziehung zwischen Himmel und Erde, den Sternen und den Zuteilungen (von Sternbildern zu geografischen Regionen, AdÜ) wurde bereits in der Nördlichen und Südlichen Dynastie von Yan Zhitui (531–591) scharf kritisiert: »Riesig ist das Universum und zahlreich die Sterne – warum werden sie nur auf die Zentralebene übertragen?«, siehe YAN Zhitui (颜之推), Yanshi jia xun jijie, 1980, 343.

152 Über die Ursprünge der Bevölkerung und Kulturen in Annam gibt es zwar viele unterschiedliche Auffassungen, aber die meisten Gelehrten sind sich darin einig, dass eine enge Verbindung mit den Ou Yue und Bai Yue, den Ureinwohnern von Guangdong, Guangxi und Hainan im heutigen China, besteht. Matsumoto Nobuhiro hat sich der Auffassung der französischen Forscher Marcel Aurousseau und Claudius Madrolle angeschlossen, dass die alten Vietnamesen »durch ethnische Vermischung und große Veränderungen« in Folge der Südmigration der chinesischen Bai Yue und lokaler Ureinwohner in der Ebene von Tonkin entstanden sind«, siehe MATSUMOTO Nobuhiro (松本信広), »Annan-nin no kigen«, 1968, 72, 91.

153 In »Qin Han Xiang jun kao 秦汉象郡考« (Der Bezirk Xiang in der Qin- und Han-Dynastie; franz. Originaltitel: »La commanderie de Siang«, 1916) schreibt Henri Maspero, dass viele Menschen annähmen, dass der Bezirk Xiang (einer der drei im Jahr 214 v. Chr. von Qin Shihuang gegründeten Bezirke Guilin, Nanhai und Xiang) der Ort Rinan in der Han-Dynastie (Quang Binh und Quang Tri im heutigen Vietnam) sei; Maspero aber hielt diese Aussage aus dem Hanshu (Buch der Han) für unzuverlässig und kam zu dem Schluss, dass Xiang im südlichen Guangxi lag, also innerhalb der Grenzen des heutigen China, wo Miao und Dai leben, siehe FENG Chengjun (冯承钧), Xiyu Nanhai shi di, 1995, Teilbd. 1,4, 50. Die spätere Mainstream-Forschung hat Masperos Ergebnisse weitgehend bekräftigt, vgl. ZHOU Zhenhe (周振鹤), Qin Han Xiang jun xinkao, 1984. In jüngster Zeit gab es wieder Stimmen, die sich für die Überprüfung der Ansicht, dass Xiang der Distrikt Rinan der Han-Dynastie sei, aussprachen, siehe XIN Deyong (辛德勇), »Qin Han Xiang jun bieyi«, 2016.

154 Henri Maspero, »Tangdai de Annan duhufu jiangyu kao 唐代的安南都护府疆域考« (Eine Studie über die Grenzen der Präfektur Annan in der Tang-Dynastie, siehe FENG Chengjun (Fn. 34), 64–66. Im Original erschienen als »Le protectorat général dAnnam sous les Tang«, Bulletin de lÉcole française dExtrême-Orient, Jg. 10 (1910), 539–551.

155  Henri Maspero, »Songchu Yuenan bandao zhu guo kao 宋初越南半岛诸国考« (Untersuchung zu den Ländern Indochinas in der frühen Song-Zeit), siehe ebd., Teilbd. 1,1, 121.

156  Vgl. LI Ze (黎崱), Annan zhilüe, 1995, Vorwort, 1.

157  Vgl. »Waiyi er Annan 外夷二安南«, in: Yuanshi, 209.4634, 4644.

158  »Waiguo er Annan 外国二安南«, siehe: Mingshi, 321.8309.

159 Ebd., 321.8314–8315.

160  Li Zhuoran legt anhand von Quellen zu Vietnam wie Đại Việt sử ký toàn thư (chines. Da Yue shiji quanshu 大越史记全书) dar, dass »obwohl Vietnam kulturell stark vom Konfuzianismus beeinflusst war, auf politischer Ebene aber die Staatsgewalt Chinas ablehnte und es als ›Eindringling aus dem Norden‹ betrachtete«, siehe LI Zhuoran (李焯然), Zhongxin yu bianyuan, 2015, 17.

161  NGÕ Sĩ Liên (吳士連), Daietsu shiki zensho 大越史記全書, 1984, 1.55.

162 Vgl. hierzu die Aufzeichnungen zu den si yi 四裔 in: Jiu Tangshu, 197–199.5269–5364; Xin Tangshu, 219–222.6167–6334.

163 Cheng Tingzuos 程廷祚 »Shu Xiyu tu hou 书西域图后«, ursprünglich in: Qing xi ji 青溪集, Kap. 8, zitiert nach TAN Qixiang (谭其骧), Qingren wenji dili lei huibian, 1988, Bd. 3, 522.

164 »Geografie I«, in: Mingshi, 40.882. Pan Guangdan sagte: »Der Verzicht auf Daning war ein Zugeständnis an die Uriankhai, und die Verlegung von Kaipingwei nach Süden ein Zugeständnis an die Mongolen, genauso wie Hetao. Hami schien bereits zu Turfan und den Uiguren zu gehören.«, siehe PAN Guangdan (潘光旦), Zhongguo minzu shiliao huibian, 2007, 1.

165 »Fangyu yalüe 方舆崖略«, in: WANG Shixing (王士性), Guang zhi yi, 1981, 2.

166 Shen Yao 沈垚, »Xinjiang si yi 新疆私议«, urspünglich in: Luofanlou wenji 落帆楼文集, Kap. 1, zitiert nach TAN Qixiang (Fn. 44), 1986, Bd. 2, 222.

167 »Shuguozhuan 属国传« (Vasallenstaaten), Einleitung, in: Qingshi gao, 526.14576. Dies bezieht sich natürlich immer noch auf die so genannten Vasallenstaaten bzw. »abhängigen Staaten« (shugu 属国), aber es gibt auch Beispiele aus dem »Inneren« der Qing-Dynastie, wie die Äußere Mongolei, die ursprünglich zum Qing-Reich gehörte, sich schließlich von der Inneren Mongolei trennte und zum »Ausland« wurde.

168 November im 15. Jahr des Kaisers Qianlong, siehe Qing shilu, 377.13357.

169 Hsu Cho-yun ist der Ansicht, dass es drei Kräfte sind, die dazu beigetragen haben, die Idee von »China« aufrechtzuerhalten: erstens das wirtschaftliche Netzwerk, zweitens die politische Elite und drittens das geschriebene Wort, siehe HSU Cho-yun (Vorwort, Fn. 1), 2015, Vorwort, 3. Mehr zu dieser Frage in den folgenden Kapiteln.

170 Hier tritt eines der umstrittensten und heikelsten Themen hervor, nämlich die Frage, wie der so genannte »patriotische« Geist von Menschen wie Qu Yuan 屈原, Yue Fei 岳飞, Wen Tianxiang 文天祥, Shi Kefa 史可法 und anderen zu bewerten ist.

171 GE Zhaoguang (Vorwort, Fn. 1), Hewei Zhongguo, 2014, 61–62.

172 BAI Shouyi (白寿彝), »Lun lishishang zuguo guotu wenti de chuli«, 1978, 2.

173 SUN Zuomin (孙祚民), »Zhongguo gudai shi«, 4.11.1961. Siehe auch ders., »Chuli lishi shang minzu guanxi«, 1982, Bd. 1, 157.

174 In Tan Qixiangs berühmter Rede »Lishishang de Zhongguo he Zhongguo lidai jiangyu« (Mai 1981) zeigt sich ein Dilemma seiner Ausführungen. Einerseits betrachtet er das Territorium der Qing-Dynastie in seiner größten Ausdehnung vor den Opiumkriegen als den »Umfang Chinas in unserer historischen Ära«, so dass »alle innerhalb dieses Gebiets errichteten Staatsgebilde (Regime), egal ob während der Qing-Dynastie oder davor, von uns als eine Nation innerhalb der chinesischen Geschichte betrachtet werden«. Andererseits räumt er ein, dass China »kein fixiertes Gebilde ist, sondern sich im Zeitverlauf verändert hat« und dass das Territorium der modernen chinesischen Staatlichkeit (xiandai Zhongguo zhuquan fanwei 现代中国主权范围) »erst nach den Opiumkriegen entstanden ist«. Er lässt daher die heikle Frage offen, wie das Territorium und die Völker zu verstehen sind, die in das historische Narrativ »Chinas« einbezogen werden sollen. Er drückte es so aus: »Wir können uns weder auf das ›China‹ der Alten als das historische China beziehen, noch können wir den Umfang des heutigen China heranziehen, um den Umfang unseres historischen China zu definieren.« Auch wenn diese Aussage politisch absolut korrekt ist, löst sie das Problem nicht; ich habe immer den Eindruck, dass Tan Qixiang etwas zu sagen hat, was er nicht ausspricht, siehe TAN Qixiang (Kap. 1, Fn. 27), 4–6.

175 Zum Beispiel Bohai. In Zhang Xuanrus »Meine Ansichten zu einigen Themen in der Geschichte der ethnischen Beziehungen« heißt es einerseits, es sei »ein unabhängiger Staat, der nicht mehr als lokales Regime betrachtet werden kann«, andererseits könne diese »vorübergehend abgetrennte und unabhängige Staatsmacht nicht aus dem vereinigten Vielvölkerstaat ausgeschlossen und als ein fremdes Land betrachtet werden«, siehe ZHANG Xuanru (张璇如), »Minzu guanxi shi«, 1984, 63.

176 »Qin Shihuang benji 秦始皇本纪« (Biografie des Qin Shihuang), in: Shiji, 6.239. Das ist, was Li Si 李斯 und andere meinten, wenn sie schrieben: »Die Amtsbezirke im Reich (›zwischen den Meeren‹) bedeuten einheitliche Gesetze und Regeln.« Im Buch der Riten (Liji 礼记), Kap. »Zhongyong 31 中庸第三十一«, ist dieses Ideal zusammengefasst als: »Überall unter dem Himmel fahren die Wagen in derselben Spur, die Dokumente haben eine einheitliche Schreibweise und das Verhalten folgt einer einheitlichen Ordnung.«, siehe Shisanjing zhushu, 1634.

177 Im Jahr 134 v. Chr. schlug Dong Zhongshu 董仲舒 Kaiser Han Wudi vor, Konfuzianismus zur Staatsideologie zu erklären, siehe »Biografie des Dong Zhongshu« im Buch der Han: »Heutzutage lehren die Meister verschiedene Lehren, die Menschen diskutieren verschiedene Dinge, die hundert Schulen sind verschieden und die Absichten sind verschieden – deshalb sind die Herrscher nicht in der Lage, einen einheitlichen Standard festzusetzen; meine bescheidene Meinung [ist], dass alles, was nicht zu den sechs Künsten und zur Lehre des Konfuzius gehört, verboten werden sollte.«, siehe Hanshu, 56.2523. Dieser Vorschlag wurde bis zu einem gewissen Grad von Kaiser Han Wudi übernommen und begründete die Hauptströmung des chinesischen Denkens, die später als »Ablehnung der Hundert Denkschulen und ausschließliche Achtung des Konfuzianismus« (bachu baijia, duzun rushu 罢黜百家, 独尊儒术) zusammengefasst wurde. Das Zitat von der »Mischung des Weges [bzw. der Methoden] des Hegemonen und des Königs« stammt von Kaiser Han Xuandi, siehe »Yuandiji 元帝纪« (Chronik des Kaisers Yuan), in: Hanshu 9.277: »Der Gesichtsausdruck von Kaiser Xuandi 汉宣帝 veränderte sich: ›Das Herrscherhaus der Han hat sein eigenes System und mischt die Methoden der Hegemonen und des Königs; wie könnten wir uns allein auf die moralische Bildung (ren dejiao 任德教) der Zhou stützen?‹« Dies verdeutlicht die Realität des politischen Systems des alten China, die eben nicht nur auf konfuzianischen Lehren und moralischer Erziehung beruhte.

178 HSU Cho-yun (Vorwort, Fn. 1), 2015, Vorwort, 9.

179  Vgl. Benedict Anderson, Imagined Communities, 1991, 19 bzw. in der chines. Übers., 1999, 12–13.

180 In der »Biografie des Qin Shihuang« des Shiji werden mehrere Steininschriften zitiert, die belegen, dass es auch in der Qin-Dynastie ein Ideal des Aufbaus einer sozialen Ordnung und moralischer Standards gab. So heißt es am Taishan: »Die staatlichen Programme und Gesetze sollen verbreitet werden, so dass überall Ordnung herrscht und alle dem Willen des Kaisers folgen. Jeder verhalte sich nach seinem Stand und Rang, ebenso Männer wie Frauen, und erfülle umsichtig seine Pflichten.« Die Langya Steininschrift besagt: »Die Menschen sollen die Grenzen zwischen den Rängen nicht überschreiten; Verfehlungen und Rechtsbrüche dürfen nicht hingenommen werden, die Menschen sollen einfach und gut sein.« Und die Jieshi-Steininschrift: »Männer sollen das Land bestellen, Frauen gehen ihren Pflichten zuhause nach, alles hat seine Regeln.«, siehe: Shiji, 6.242–252.Dies wird auch durch Ausgrabungsfunde belegt, wie z. B. durch die »Schriften der Belehrung« (Yu shu 语书) in den Bambusstreifen aus dem Qin-Grab in Shuihudi, in denen es heißt, dass im April des 20. Jahres der Herrschaft des Königs von Qin (227 v. Chr.) der Vorsteher des Distrikts Nan, der früher zum alten Staat Chu gehört hatte, eine Proklamation herausgab: »Alle Menschen haben ihre eigenen Gewohnheiten und unterschiedliche Vorlieben und Abneigungen, das nützt weder dem Volk noch dem Staat«, also braucht es »Gesetze und Verordnungen, um das Volk durch Lehre zu führen, ihre Liederlichkeit und Bosheit zu entfernen, ihre schlechten Gewohnheiten zu beseitigen, und sie dazu zu bringen, Gutes zu tun.« Man kann daran sehen, dass es seit dieser Zeit Bestrebungen zur Vereinheitlichung der Kultur gab, siehe Shuihudi qinmu zhujian zhengli xiaozu (Hrsg.), Shuihudi Qinmu zhujian, 1990.

181 Die »Biografie des Qin Shihuang« beinhaltet den Vorschlag des Großkanzlers Li Si, siehe Shiji, 6.255.

182 Vgl. CHEN Suzhen (陈苏镇), Chunqiu yu Han dao, 2011; LIN Congshun (林聪舜), Handai Ruxue biecai, 2013.

183 Was die Abschaffung der Tempel in den Amtsbezirken und Königtümern betrifft (vom Vorschlag Dong Zhongshus zum Edikt von Kaiser Yuandi über die Abschaffung der Tempel in den Bezirken und die Debatten von Wei Xuancheng und Kuang Heng), siehe ebd., 28–29. Zur Entwicklung des staatlichen Opferkults in der Qin- und Han-Dynastie, siehe TIAN Tian (田天), Qin Han guojia jisi shigao, 2015, insbes. 58–89, 177–208 und 228–257.

184 Chines. Übers. von Polybius, Der Aufstieg Roms, 2012.

185 »Taishigong zixu 太史公自序« (Autobiografisches Vorwort des großen Historikers), in: Shiji 130.3299.

186 Zum Shiji, vgl. LU Yaodong (逯耀东), Yiyu yu chaoyue, 2008.

187 Zur Ausformung dieser Gesellschaftsschicht, vgl. u. a. YU Ying-shih (余英时), Zhongguo zhishi jieceng shilun, 1980; YAN Buke (阎步克), Shidafu zhengzhi yansheng shilun, 1996.

188 In A study of the Aristocratic Social System in the Six Dynasties vertritt Kawakatsu Yoshio die Ansicht, dass diese Gruppe von Gelehrten, die sich durch ähnliche politische, kulturelle und ideologische Ansichten auszeichnete, in der Östlichen Han-Dynastie entstanden sei, mit anderen Worten also hatte sich diese Gelehrtenschicht nach der Herausbildung der Ideologie (»Ablehnung der Hundert Schulen zugunsten der alleinigen Verehrung des Konfuzianismus«) und des Staatssystems der Westlichen Han-Dynastie geformt und unter der autokratischen Herrschaft der Östlichen Han-Dynastie als Gentry verfestigt, siehe KAWAKATSU Yoshio (川胜义雄), Liuchao guizuzhi shehui yanjiu, 2007. Dazu gibt es natürlich auch andere Standpunkte, z. B. den, dass sich diese Schicht erst nach den Dynastien Wei und Jin herauskristallisiert habe. Das hat auf die in diesem Beitrag gezogenen Schlüsse aber keinen Einfluss.

189 LI Mingzhao (黎明钊), Fucou yu chengxu, 2013, Einführung, 3.

190 »Während der Periode kultureller und strategischer Kontraktion, die auf die Herrschaft des Ming-Kaisers Yongle folgte, wurde diese Grenzfestung am Ende der Großen Mauer im Nordwesten von den Chinesen leichter als Grenze zwischen Zivilisation und Barbarei wahrgenommen«: »[Der Jiayu Pass] war eine Grenze, die die achtzehn Provinzen Binnenchinas deutlich vom ›Außen‹ jenseits des Passes unterschied«; erst im 18. Jahrhundert verschwand die Bedeutung dieser »Grenze«, siehe James A. Millward, Beyond the pass, 1998, bzw. die hier zitierte chines. Übers., 2017, Vorwort, 3–5.

191 Peter Perdue, China marches West, 2005, Einleitung, 1.

192 Siehe Pat C. Giersch, »The border regions of Asia«, 2007. Giersch schreibt, dass das halbmondförmige Gebiet an der Grenze von Yunnan lange Zeit von Burmesen, Han-Chinesen und Siamesen umkämpft und später vom Qing-Reich nach und nach erschlossen wurde.

193 Vgl. in der chines. Übers. von Michael Hardt/Antonio Negri, Empire, 2003, 4–8.

194 Mit anderen Worten: Nur durch den Aufbau moderner Institutionen, die Schaffung einer nationalen Identität und die Beseitigung von Unterschieden innerhalb des Staates können traditionelle Imperien leicht in moderne Staaten umgewandelt werden. Dies ist ein wichtiges Thema in der Politikwissenschaft, auf das ich hier nicht eingehe.

195 Vgl. GE Zhaoguang (Vorwort, Fn. 1), 2011, 27–29.

196 William Rowe, Chinas last empire, 2009, 100 bzw. in der chines. Übers., 2013, 106.

197 GE Zhaoguang (Vorwort, Fn. 1), 2014, 111–144.

198 Ders., »Shenme cai shi ›Zhongguo de‹ wenhua?«, 13.09.2015.

199 Ping-ti Ho hatte diese Ansicht relativ früh geäußert, vgl. Ping-ti Ho, »The significance of the Ching period«, 1967, 189–195.

200  Evelyn S. Rawski, »Presidential address: Reenvisioning the Qing«, 1996, 829–850 bzw. in der chines. Übers., 2011, 17. Vgl. die Gegenschrift von Ping-ti Ho, »In defense of sinicization«, 1998, 123–155. Pamela Crossley hat in einem 2016 verfassten Beitrag kritisiert, dass einige chinesische Wissenschaftler (vor allem Xu Hong 徐泓) die Kontroverse falsch verstanden hätten; sie vertritt die Meinung, dass diese übertrieben worden sei und eigentlich gar nicht existiere. Rawski habe in ihrer Rede lediglich auf die Ansichten von Ping-ti Ho Bezug genommen, der Fokus habe gar nicht auf »Sinisierung« gelegen, sondern die beiden Abschnitte, in denen es um »Sinisierung« ging, hätten hauptsächlich die »chinesische nationalistische Interpretation der chinesischen Geschichte im 20. Jahrhundert« kritisiert.

201 In der Einleitung betont sie, dass »dieses Buch nicht Sinisierung als Hauptgrund für den Erfolg der Qing-Herrschaft nennt, sondern zu einer ganz anderen Schlussfolgerung kommt: Der Schlüsselfaktor für den Erfolg der Qing war die Fähigkeit, flexible und kulturell gezielte Maßnahmen für die großen ethnischen Minderheiten der innerasiatischen Peripherien innerhalb des Reiches anzuwenden«. Evelyn S. Rawski, The last emperors, 1998, 7 bzw. in der chines. Übers., 2011, 9.

202 Einige Vertreter der »New Qing History« (Pamela Crossley meint dazu ja, es gäbe keine »New Qing History«, ein Standpunkt, der zu diskutieren wäre) betonen nachdrücklich die kulturelle Eigenständigkeit der Mandschu, darunter Mark C. Elliott. Er schreibt, dass auch wenn einige Angehörige der Banner nach einigen Jahrhunderten der Herrschaft ihre Muttersprache vergessen hätten, so habe doch ihr Selbstbewusstsein als Mitglieder der erobernden Elite sowie die Selbstidentität mit klarer Trennung in Innen und Außen weiter existiert. Elliott meint, dass die Herrscher der Qing-Dynastie einerseits die Standards han-chinesischer Herrschaft und die Legitimation durch den Konfuzianismus akzeptiert, andererseits aber auch die Unterschiede und Trennlinien zwischen Mandschu und Han beibehalten hätten. Er spricht sich also gegen die These von der »Sinisierung« (sinicization) der Mandschu aus und meint nicht, dass die Qing eine »sinisierte« Dynastie gewesen sei, siehe Mark C. Elliott, The Manchu way, 2001, Vorwort, xiv.

203 Ebd., Einführung, 5–6.

204 Ebd., Einführung, 2.

205 Vgl. XU Kai (徐凯), »Manzhou ›Hanwenhua‹ hua«, 2014.

206 YE Gaoshu (叶高树), »Manzhou junzhu«, 2008.

207 Ho (Fn. 5), insbes. 137, 141, 151 bzw. in der chines. Übers. 50, 40–42.

208 In Anlehnung an Anthropologen der 1930er Jahre brachte Wittfogel eine Theorie der »Akkulturation« (wenhua hushen 文化互渗) oder Infiltration (hanhua 涵化) hervor, und stellte die Theorie der »Sinisierung« in Frage. Vor allem aber meinte er, dass das Zusammenstoßen und die Vermischung zweier Kulturen eine dritte produziere, siehe Karl A. Wittfogel/Chia-sheng Feng, History of Chinese society of Liao, 1948, Einführung.

209 Als Alternative für den Begriff »Sinisierung« (hanhua 汉化) schlug Peter K. Bol »Kultivierung« (wenhua 文化) vor, weil die damaligen Jurchen »Kultivierung« angestrebt und anerkannt hätten, ohne sich bewusst zu sein, dass es sich um »han-chinesische Kultur« gehandelt habe, siehe Peter K. Bol, »Seeking common ground«, 1987. An dieser Aussage ist etwas Wahres dran, aber Tao Jinsheng ist anderer Meinung: Da es damals keine andere fremde Kultur gegeben habe, die die Han-Kultur hätte herausfordern können, sei die Han-Kultur als universell betrachtet worden. Mit dem Begriff wenhua sei zwar oberflächlich der Han-Chauvinismus vermieden worden, aber in Wirklichkeit sei die Quelle der von den Jurchen angestrebten Kultur (wen) trotzdem die han-chinesische Kultur gewesen, siehe TAO Jinsheng (陶晋生), »Chuantong Zhongguo duiwai guanxi de xingsi«, 2003, 1–23.

210 Haneda Tōru zitiert aus einem Aufsatz von Shiratori Kurakichi 白鳥庫吉 (Kaiserliche Universität Tokio, 1904) und aus einem Vortrag von Wang Tongling 王桐龄 (Tōyōshi danwa-kai 東洋史談話会, 1936) und meint, dass die »Sinisierung« auf die Tatsache zurückzuführen sei, dass die han-chinesische Kultur im alten Ostasien die am höchsten entwickelte gewesen und daher von anderen Völkern als »höchster Standard« übernommen worden sei. So sei die Sinisierung oft eine unvermeidliche Tendenz gewesen (umgekehrt gab es natürlich auch eine »Barbarisierung« (huhua 胡化). Die »Sinisierung« war aber nicht nur das Ergebnis der Stärke der Han-Chinesen, sondern ebenfalls eine Folge der Teilhabe, Anerkennung und Erzeugung durch die eindringenden fremden Völker, siehe HANEDA Tōru (羽田亨), »Kan minzoku no dōka rikisetsu ni tsuite«, 1975, 716–726.

211  Vgl. »State and scholars support the expansion of culture«, in der engl. Übers. von GE Zhaoguang (Einleitung, Fn. 5), 2018, 149–165.

212 Im 14. Jahr des Kaisers Qianlong, in: Aibida (爱必达), Qiannan shilüe, 1992, Vorwort, 15.

213 Im 51. Jahr des Kaisers Qianlong, in: Miaoman tuceye, 1786, siehe Miaoman tuce.

214 Vgl. diverse Miao-Alben aus der Qing-Dynastie, siehe ebd. Auch in der VR China sind sehr viele erhalten, vgl. LI Hanlin (李汉林), Bai Miao tu jiaoyi, 2001.

215 Das Album Fanshu caifeng tu 番社采风图 über Taiwan hält fest, dass einige der Ureinwohner lesen und schreiben konnten und Reis anbauten wie die Han-Chinesen; über die »assimilierten Barbaren« sagt das Album Huang Qing zhigong tu 皇清职贡图 (Collection of Portraits of Subordinate Peoples of the Qing Dynasty; eine ethnologische Studie zu Chinas Tributstaaten aus dem 18. Jahrhundert), dass die Ureinwohner von Alishan eine »korrekte Sprache« sprechen und »jährliche Kopfsteuer zahlen«. Diese Art von »Sinisierung« oder »Zivilisierung« der ins Reich integrierten Völker der Grenzgebiete war unter den Beamtengelehrten jener Zeit und am Hof selbstverständlich.

216 Vgl. WEI Yuan (魏源), Shengwuji, 2002, 7.302–305; »Tusi yi 土司一«, in: Qingshi gao, 512.14204.

217 Siehe »Taizu 太祖«, in: Mingshi, 3.52; »Chengzu 成祖«, in: ebd., 6.85; »Wang Ao chuan 王翱传«, in: ebd., 177.4699; »Huguang tusi, Baoqing 湖广土司 · 保靖«, in: ebd., 310.7997.

218 Belege für diese Veränderungen der Bevölkerungszusammensetzung und bei den Bräuchen der Ethnien im Südwesten als ein wichtiges Phänomen in der Kulturgeschichte der Ming- und Qing-Dynastie finden sich in den seit einigen Jahren populären Studien zu Alben der Miao und Man (Miao Man tu 苗蛮图) und zu den »Qingshuijiang-Dokumenten« (Qingshuijiang wenshu 清水江文书).

219 So schrieb der Gouverneur von Guizhou, Zhang Guangshi 张广泗, im März des dritten Jahres der Qianlong-Herrschaft (1739) in einem Bericht an den Hof, dass das Bildungsniveau der Menschen in Nanlongting, seit der Ort im sechsten Jahr der Yongzheng-Herrschaft (1727) zur Präfektur (fu 府) erhoben worden war, »aufgeblüht« sei, und bat darum, dass »jeweils 16 Studenten aus dem zivilen und dem militärischen Bereich in weiterführende Schulen aufgenommen und 40 zusätzliche Plätze mit Regierungsstipendien, einem Professor und einem Ausbilder geschaffen würden«. Dem Wunsch wurde Folge geleistet, siehe März in Jahr drei des Kaisers Qianlong, Teil 1, in: Qing shilu, 64.8971. Laut Guo Zizhang begann Guizhou in der Ming-Dynastie, im vierten Jahr der Xuande-Ära (1429), die Beamtenprüfungen gemeinsam mit Yunnan abzulegen. Erst im vierten und siebten Jahr der Zhengtong-Ära (1439 bzw. 1442) waren Zhang Jian 张谏 aus Chishui und Qin Jiao 秦顒 aus Xuanweisi bei den kaiserlichen Prüfungen erfolgreich und erhielten den Jinshi Titel, siehe »Kedibiao 科第表« (Liste der Beamtenprüfungen), in: GUO Zizhang (郭子章), Wanli Qian ji, 30.1–5. Es heißt, dass es in der Ming-Dynastie eine Beschränkung auf 21 (Prüfungsteilnehmer) gab und nur zwei oder drei von ihnen den Jinshi-Titel erlangten. Erst in der Qing-Dynastie sah es anders aus. Im Kapitel »Prüfungen durchführen« des Qianshu 黔书 schlägt der Autor Tian Wen 田雯 vor, dass Prüfungskandidaten aus Guizhou nicht nach Wuchang fahren sollten, um die Prüfung abzulegen, sondern sie vor Ort ablegen können sollten, siehe »She ke 设科«, in: TIAN Wen (田雯), Über Guizhou, 1.6–8.

220 William Rowes Studie über Chen Hongmou zeigt auch, dass bei der »Ausweitung des Reiches nach Südwesten im 18. Jahrhundert die erste Aufgabe der im Südwesten eingesetzten Qing-Beamten darin bestand, die ›moralische Umwandlung‹ (hua 化) der einheimischen Bevölkerung voranzutreiben. Die Einrichtung von Schulen war ein wichtiger Teil dieser ›Umwandlung durch Erziehung und Bildung‹ (jiaohua 教化)«, einem Konzept, welches laut Rowe »aus dem konfuzianischen Diskurs geboren« war, siehe William Rowe, »Education and empire in southwest China«, 1994, 419 bzw. in der chines. Übers., 2007, 91. Für eine ausführlichere Darstellung vgl. ders., Saving the world, 2001.

221 YAN Ruyu (严如煜), Miaofang beilan, 1843, 22.14.

222 Zhang Shu 张澍, Kap. 4 »Yangsutang wenji 养素堂文集«, zitiert in: TAN Qixiang (Kap. 3, Fn. 44), 1990, Bd. 3, 503.

223 CHUAI Zhenyu (揣振宇), Diansheng yiren tushuo, 2009.

224 »Der Ruf der Bildung unserer Dynastie reicht bereits sehr weit, viele Barbaren und Han leben zusammen, viele [Barbaren] wollen studieren und die Riten lernen, und es sind nicht nur die, die vom Staat Getreide erhalten. So viele nehmen erfolgreich an den Prüfungen teil und werden Beamte, dass es niemanden wundert; ob bei der Kleidung, Speisen, Heirat und Bestattung – sie haben die chinesischen Bräuche angenommen und möchten nicht mehr als ›Yi‹ bezeichnet werden.«, siehe HE Changling (贺长龄), Diansheng xinan zhuyi tushuo, o. J., Vorwort, 1.

225 LI Hanlin (Fn. 19), 48.

226 »Xunli zhuan 循吏传«, in: Hanshu, 89.3625–3626.

227 Beispielweise die »Zehn großen Feldzüge« (shi quan wugong 十全武功) des Qianlong-Kaisers, wie die Befriedung der Völker am Jinchuan-Fluss, die Rückeroberung Taiwans, die Besetzung Tibets, der Tributstaat Annam und die Befriedung der Hui-Gebiete, vgl. ZHUANG Jifa (庄吉发), Qing Gaozong shiquan wugong yanjiu, 1987.

228 Peter Perdue, »Empire and nation«, 2001, 301 bzw. in der chines. Übers., 2014, 37.

229 Ders. (Kap. 4, Fn. 21), Einführung, 9–10.

230  Laura Hostetler, Qing colonial enterprise, 2001; John E. Herman, Amid the cloud and mist, 2007. Für Kritiken dieser Bücher in Chinesisch vgl. WU Liwei (吴莉), »Bijiao yanjiu zhong de xianjing«, 2005, 83–92; LI Lin (李林), »Kaihua yu zhimin«, 2013, 151–170.

231 Ein Kritiker der These des »chinesischen Kolonialismus« (Zhongguo zhimin lun 中国殖民论) ist Wang Hui. Er argumentiert, dass die Anwendung des Begriffs »Kolonialismus« auf die chinesische Qing-Dynastie »das kaiserliche System der Qing und seinen Transformationsprozess« ignoriere und dass »das Konzept vom chinesischen Kolonialismus zu einer Quelle der Verwirrung in der Geschichtsschreibung« geworden sei. Wenn jedoch weder die ethnischen Minderheiten des Südwestens noch die umliegenden Dynastien (Königshäuser) die Qing-Dynastie als »chinesische Dynastie« anerkannten und es während der Qing-Dynastie zu groß angelegter Zuwanderung (und militärischen Eroberungen) in den Südwesten kam, dann verstehe ich nicht ganz, was er meint, wenn er schreibt, dass der »Transformationsprozess« belege, dass es sich bei der Kolonialisierung des Südwestens durch die Ming- und Qing-Dynastien nicht um »Kolonialialismus« im westlichen Sinne gehandelt habe, und er sagt nicht deutlich, was genau die Kolonialisierung durch die Ming- und Qing-Reiche wesentlich von der anderer Reiche unterscheidet, siehe WANG Hui (汪晖), Xiandai Zhongguo sixiang, 2004, Bd. 1, Teil 1, Einführung (Daolun 导论), 14–15 bzw. in engl. Übers.: ders., China from empire to nation state, 2014, 18.

232 Jene chinesischen Gelehrten, die in den letzten Jahren ein »Tianxia-System« (tianxia tixi 天下体系) und den »Tianxia-ismus« (tianxia zhuyi 天下主义) befürworten, ignorieren diese offensichtlichen und zahlreichen historischen Tatsachen. Aus ihrer eigenen Imagination heraus behaupten sie, dass das alte chinesische Reich als Zentrum der Weltordnung eine »tugendhafte Herrschaft« oder den »Weg des Königs« verwirklicht habe. Einige Wissenschaftler meinen sogar, dass sich das (traditionelle chinesische, AdÜ) Konzept des Imperiums, das aus den Staaten der Fünf Kaiser hervorgegangen ist, sowohl deutlich vom westlichen Konzept des Imperiums in der Antike als auch von dem Konzept, welches im 19. Jahrhundert in Asien Einzug hielt, unterscheide: Während das erstere auf einer tugendhaften, moralischen Herrschaft beruhe, basierten die beiden letzteren auf einer übergreifenden, absoluten Souveränität des Kaisers und einer auf dem Einheitsstaat basierenden Form der Macht, siehe WANG Hui (Fn. 36), 2004, Bd. 1, Einführung, 25 bzw. in engl. Übers.: ders. (Fn. 36), 2014, 33.

233 »Bianfang yi 边防一« (Grenzverteidigung I), in: DU You (Kap. 3, Fn. 11), 1992, 185.4980–4981.

234 FAN Wenlan (范文澜), »Zhongguo lishi«, 1980, 7.

235 »Yiman 夷蛮«, in: Songshu, 917.2399.

236 WEI Yuan (Fn. 21), 7.304–305.

237 Nach dem Beginn der Öffnungspolitik in den 1980er Jahren wurden die Forschungen zu ethnischen Fragen zunehmend offener und direkter. Mi Yizhi analysierte in »Discussing some problems of the history of Chinese ethnic relations from historical realities« Ideen zu »Integration und Assimilation«. Er schreibt: »Die Art und Weise, wie die vielen ethnischen Gruppen Teil der chinesischen Nation wurden, ist unterschiedlich. Im Großen und Ganzen kann man feststellen, dass manche freiwillig kamen, einige sich den Zugang erkämpften und andere mit militärischer Gewalt erobert wurden. Wieder andere kamen in Folge von Heiratspolitik und wirtschaftlichem Austausch. Kurz gesagt, einige waren aktiv, einige passiv, einige freiwillig und einige gezwungen.«, siehe MI Yizhi (芈一之), »Cong shiji chufa yantao Zhongguo minzu guanxi«, 1984, 103.

238 Für eine chinesische Darstellung dieser Forschungsrichtung siehe LU Ren (陆韧), Xiandai xifang xueshu, 2007, Vorspann, 1–39.

239 Herman (Fn. 35), 1.

240 Sowohl die »essentialistischen« als auch die »konstruktivistischen« Theorien der Nation müssen sich in der Realität mit der problematischen Frage der »nationalen Identität« auseinandersetzen. Wenn die Völker historisch, kulturell und sogar ethnisch ursprünglich unterschiedlich sind, wie können sie dann in ein traditionelles Reich integriert werden oder sich mit einem modernen Staat identifizieren? Wenn jedes Volk erst im Laufe der Geschichte angesichts des »Anderen« ein »Wir«-Bewusstsein und folglich eine eigene ethnische Identität entwickelt hat, auf welcher Grundlage können sie dann harmonisch in einem Staat zusammenleben? Die Herrscher im Zeitalter des Imperiums mussten sich diese Fragen möglicherweise entweder nicht stellen oder sie beherrschten die verschiedenen Ethnien einfach auf unterschiedliche Weise, weil sich das Imperium auf eine starke militärische Macht stützte, um seine Kontrolle zu sichern.

241 Siehe WEN Chunlai (温春来), Cong »yiyu« dao »jiujiang«, 2008.

242 Im alten China gab es seit jeher eine Tradition der »dualen« Regierung/Verwaltung, die in einer Kombination aus »wohlmeinenden« und »grausamen« Beamten bestand. Dies wurde als »die Methoden des Königs und des Hegemons mischen« bezeichnet. In Yunnan und Guizhou wandte die Qing-Dynastie diese zwei Methoden gegenüber den Miao und Yi an. Es wurde »sowohl unterstützen als auch niederwerfen« genannt.

243 Letzteres wird auch als »landbasiertes Imperium«, »Grenzkolonialismus« (besonders Japan, AdÜ) und »interner Kolonialismus« bezeichnet. Siehe chines. Wikipedia-Eintrag zu »Kolonialismus«.

244 Wir halten dies in der Regel für eine Strategie des »Kulturalismus« des traditionellen chinesischen Kaiserreichs. Ich habe in Was ist China? (Kap. 6, Abschn. 2) über dieses Thema geschrieben, meine aber jetzt, dass man diesen Punkt nicht übermäßig betonen muss. Die Ausdehnung der Kontrolle des chinesischen Reiches über das Territorium und seines kulturellen Einflusses erfolgte sowohl durch eine »kulturalistische« Strategie, d. h. die Förderung der chinesischen Kultur bei den Barbaren, als auch durch militärische Maßnahmen, d. h. Eroberung und Kolonisierung.

245 Byung Ho Lee, Forging the imperial nation, 2011.

246 Mark C. Elliott, »Chuantong Zhongguo shi yi ge diguo ma?«, 2014, 29.

247 In der Einführung von New Qing imperial history schreiben die Herausgeber: »Die mandschurischen Herrscher begannen zwischen 1703 und 1790 damit, Chengde umzugestalten, um den Eintritt des Reiches nach Zentral- und Innerasien zu manifestieren und zu feiern. Im 17. Jahrhundert hatten die Mandschuren, ein Volk aus den Randgebieten der Mongolei, Sibiriens, Chinas und Koreas, begonnen, ein Reich aufzubauen, welches später die Barriere der Großen Mauer auflösen und sowohl China als auch Innerasien zu gehorsamen Dienern der imperialen Vision machen würde.«, siehe James A. Millward u. a. (Hrsg.), New Qing imperial history, 2004, 2. Die AutorInnen betonen die Bedeutung von Chengde als Zentrum des innerasiatischen Reiches, weshalb im ersten Teil des Buches unter dem Titel »Chengde as Inner Asian capital« drei Beiträge, u. a. von Evelyn Rawski, versammelt sind. Siehe auch Phillippe Forêt, Mapping Chengde, 2000.

248 CAO Xinyu (曹新宇)/HUANG Xingtao (黄兴涛), »Ouzhou cheng Zhongguo wei ›diguo‹«, 2015.

249 GE Zhaoguang (葛兆光), »Dui ›tianxia‹ de xiangxiang«, 2015, 11–12 bzw. im Anhang des vorliegenden Bandes.

250 Während der Herrschaft von Kaiser Han Wudi wurden Feldzüge gegen die Xiongnu geführt und die vier Bezirke Wuwei, Jiuquan, Dunhuang und Zhangye gegründet; im sechsten Jahr der Yuan-Ding-Herrschaft (111 v. Chr.) zogen fünf Armeen gegen Nanyue und es wurden die neun Bezirke Nanhai, Cangwu, Yulin, Hepu, Jiaozhi, Jiuzhen, Rinan, Zhuya und Daner gegründet; die westlichen Qiang wurden angegriffen und die südwestlichen Barbaren befriedet und die Bezirke Zangke, Yuesui, Shenli, Wenshan und Wudu gegründet sowie Juche besiegt und König Loulan festgenommen. Im dritten Jahr des Yuanfeng (108 v. Chr.) wurde eine große Armee entsandt, um Chaoxian anzugreifen, und die Minister von Chaoxian töteten schließlich König Wei Youqu, womit das Chaoxian von Wei vernichtet war, und die Han-Dynastie richtete vier Bezirke, Lelang, Lintun, Xuantu und Zhenfan ein.

251 Vgl. Kap. 110 »Über die Xiongnu«, Kap. 111 »Biografie des Kavalleriegenerals Wei«, Kap. 116 »Über die Yi im Südwesten« und Kap. 113 »Über Nanyue« des Shiji.

252 Während der Herrschaft von Tang-Kaiser Taizong griffen Li Jing 李靖 und Hou Junji 侯君集 die Türken mehrmals an (629–630), machten das Land der Tanguten zu Amtsbezirken und Kreisen (zhou xian 州县; 631–632 n. Chr., 16 Bezirke und 47 Kreise); Li Jing besiegte die Tuyuhun (634–635), große Armeen griffen mehrmals Gorguyeo an (644–646 und 647–648), Ashina Sheer führte einen Feldzug gegen Karashar (Yanqi) und Qiuzi durch (648).

253 Vgl. »Tubo II« und »Tubo I«, in: Jiu Tangshu, 196.5266 bzw. 194.5155; »Wei Zheng yu 魏征语«, siehe »Tubo I«, in: ebd., 194.5162; »Dongyi«, oben, zitiert Tang Taizongs Edikte, in: ebd., 199.5323.

254 Siehe chines. Übers. von James Bryce, The Holy Roman Empire, 1998, 367.

255 Zu dieser Frage vgl. CHENG Xiujin (程秀金), »Xin Qingshi«, 2015, 144–158. Einerseits stimmt er zu, dass die »Theorie des innerasiatischen Steppenimperiums« (neiya caoyuan diguo lun 内亚草原帝国论) und die »Theorie des frühmodernen Imperiums« (zaoqi xiandai diguo lun 早期现代帝国论) der Qing-Dynastie, die von amerikanischen Forschern der Neuen Qing-Geschichte entwickelt wurden, die Schwachstellen der »Theorie der Zentralebene als Zentrum« (zhongyuan zhongxin lun 中原中心论) und des »Han-Zentrismus« (hanbenwei 汉本位) korrigieren können, andererseits kritisiert er, dass die Vertreter der Neuen Qing-Geschichte die innerasiatischen Merkmale überbewertet hätten, um die Mandschu-Herrschaft als chinesische Dynastie zu schwächen, und meint, diese Auffassung »zäume das Pferd von hinten auf«.

256 Für die europäische Geisteswelt lag dies zum Teil daran, dass die han-chinesisch dominierte Region während der Qing-Dynastie eindeutig die Verwaltung und Kultur der Ming-Dynastie fortsetzte und daher von Europa leicht als »China« erkannt und definiert werden konnte, aber vielleicht auch, wie Han Zhaoqing andeutet, dass Europa »China proper« weiterhin von Tibet, der Mongolei und den muslimischen Gebieten getrennt sah, weil »lange Zeit nur die Qing-Regierung von den Veränderungen wusste, die seit der Kangxi-Zeit auf dem Gebiet der Qing-Dynastie stattgefunden hatten, während man in Europa von diesem Prozess kaum etwas erfuhr und auch die einheimische Bevölkerung keine Kommunikationskanäle hatte, um sich darüber zu informieren«, siehe HAN Zhaoqing (Kap. 1, Fn. 4), 40. In Japan hingegen war die Situation eine andere. Mehr dazu in GE Zhaoguang (Vorwort, Fn. 1), 2011, 231–253.

257 In einem Vortrag für das Committee for Promotion of Ming-Qing Studies of Academia Sinica in Taibei benutzte R. Kent Guy den von Sir John Huxtable Elliott geprägten Begriff composite monarchy, womit dieser Monarchien bezeichnete, die »aus verschiedenen Territorien bestehen, auf unterschiedliche Weise und unter verschiedenen Umständen zustande gekommen sind und daher auch unterschiedliche Systeme der Verwaltung/Regierung benötigen«. Guy vertrat die Ansicht, dass dies auch auf das Qing-Reich zutreffe und dass die Herrschaft über so ein Reich verschiedene Probleme aufwerfe; die Gründung des Lifanyuan sei eine institutionelle Neuerung gewesen, um sich diesen Problemen zu stellen, siehe chines. Übers. von R. Kent Guy, »What sort of regime was the Qing?«, 2011.

258 »Der Minister (des Lifanyuan) war u.a. verantwortlich für die Innere und Äußere Mongolei und die muslimischen Gebiete, für die Vergabe von Titeln, die Palastaudienzen, die Festsetzung gerechter Strafen sowie Kontrolle und Befriedung, um die Position der loyalen Beamten zu stärken.« Zu seinen Aufgaben gehörten die »Hofaudienzen« (Tributbesuche), »Besänftigungsmaßnahmen« (gegenüber den einheimischen Anführern in den mongolischen, muslimischen und tibetischen Gebieten) und »juristische Unterstützung«, siehe »Zhiguan er职官二« (Government Offices II), in: Qingshi gao, 115.3298–3299.

259 Mujangga 穆彰阿 (chines. Mu Zhanga) und Pan Xien 潘锡恩 betonen, dass an der »neuen Grenze« (Xinjiang) »die heilige Religion verbreitet wurde und die gegründeten Orte Anxizhou, Zhenxifu, Dihuazhou, etc., von Gouverneuren unter der Gerichtsbarkeit der Provinz Gansu regiert wurden; im Osten und Westen von Yili, in der Hui-Region, bei den Dsungaren, von Yili bis Hetian (Hotan), […]« wurden »die Völker erzogen/zivilisiert und die Kasachen kontrolliert, die hinter den verschiedenen Stämmen der Mongolen rangieren; heute ist alles Xinjiang«, siehe »Fanli 凡例«, in: Mujangga (穆彰阿) u. a., Daqing yitong zhi, 5–6.

260 Vgl. BANNO Masataka (坂野正高), Kindai Chūgoku seiji gaikōshi, 1973, 88–92; WANG Ke (王柯), Dong tujue sitan duli yundong, 2013, 5–7.

261 Siehe Gong Zizhens 龚自珍 »Xiyu zhixing shengyi 西域置行省议«, ursprünglich enthalten in: Dingan wenji 定庵文集, zitiert nach TAN Qixiang (Kap. 3, Fn. 44), 1986, Bd. 2, 230–236.

262 »Dili er, Fengtian 地理二, 奉天« (Geografie II, Mukden), in: Qingshi gao, 55.1925.

263 HONG Liangji (洪亮吉), Qianlong fu ting zhou xian tuzhi, Vorwort, 7.

264 In Daqing yitong zhi, Kap. »Fanli«, haben Mujangga und Pan Xien geschrieben: »Das vereinte Qing-Reich umfasst: die Hauptstadt Beijing, weiterhin Zhili, weiterhin Shenjing (= Shenyang); weiterhin Jiangsu, Anhui, Shanxi, Shandong, Henan, Shaanxi, Gansu, Zhejiang, Jiangxi, Hubei, Hunan, Sichuan, Fujian, Guangdong, Guangxi, Yunnan, Guizhou; weiterhin Xinjiang; weiterhin verschiedene Mongolenstämme; weiterhin die tributleistenden Länder; insgesamt 56 Kapitel.« Es ist auffällig, dass Beijing und Shenjing je unter einer eigenen Überschrift stehen, und das Wort »weiterhin« eine symbolische Unterscheidung verschiedener Gebietskategorien darstellt, siehe Mujangga u. a. (Fn. 64), 3.

265 Siehe Qinding daqing huidian shili, 396.701.

266 Phillippe Forêt weist darauf hin, dass Chengde eine Schnittstelle zwischen mongolischer, mandschurischer und chinesischer Kultur war. Die Qing-Dynastie habe hier gezielt die acht äußeren Tempel wie den Waiba-Tempel (Waiba miao 外八庙) z. T. im tibetischen Stil gebaut sowie Tempel des chinesischen Buddhismus wie die Kopie des Jinshan-Tempels (Jinshan si 金山寺) in Zhenjiang. Diese Bauwerke symbolisierten die Herrschaftsstellung des Imperiums über die Han, Mandschu, Tibeter, Hui und Mongolen, siehe Forêt (Fn. 52).

267 Siehe chines. Übers. von Lynn A Struve, The Qing formation, 2009, Bd. 2, Vorwort.

268 Giddens (Kap. 1, Fn. 43), 282 bzw. in der chines. Übers., 331.

269 Die Regeln für die Rituale der Audienzbesuche am Hof in den offiziellen Geschichtsbüchern der verschiedenen Dynastien teilten das Ausland in verschiedene Klassen ein. Ein Bericht aus japanischen historischen Aufzeichnungen über den japanischen Gesandten, der bei einem Bankett während der Herrschaft von Kaiser Tang Xuanzong mit der koreanischen Abordnung um den zugewiesenen Rang wetteiferte, verdeutlicht, dass man sich der hierarchischen Unterschiede bei solchen durchaus an heutige diplomatische Empfänge erinnernden Rituale auch im Ausland bewusst war.

270 Noch ein aktuelles Beispiel: Wang Wenguang verbindet die »Große Vereinigung« des alten chinesischen Imperiums mit Ausführungen zur »Einheit in Vielfalt« des modernen China und schreibt: »China ist ein multi-ethnischer Staat im Zustand der ›Großen Vereinigung‹ (da yitong). Auch wenn sich seine Grenzen in den vergangenen Jahrtausenden immer wieder verschoben haben, hat sich doch das historische Muster, dass die Grenzregionen immer von zerstreuten ethnischen Minderheiten besiedelt waren, nie geändert, weshalb die Beherrschung dieser Gebiete und ihre Integration in einen multiethnischen Staat der ›Großen Vereinigung‹ von Politikern durch die Jahrhunderte als Idealzustand angestrebt wurde. […] Die Idee der multiethnischen ›großen Vereinigung‹ und das Muster der ›Einheit in Vielfalt‹ der nationalen Entwicklung Chinas stellen zwei Seiten einer Münze dar.« Dies soll also heißen, dass die Einheit des modernen multiethnischen Staates und die Verwaltung der Grenzregionen eine Fortsetzung des Ideals der »Großen Vereinigung« des alten chinesischen Imperiums wären, siehe WANG Wenguang, »›Da yitong‹ Zhongguo fazhan shi«, 2015, 29–30.

271 Zur Unterscheidung der traditionellen »Suzerenität« und der modernen »Souveränität« vgl. OKAMOTO Takashi (岡本隆司), »›Shuken‹ no seisei to ›sōshu-ken‹«, 2013; ders., Sōshuken no sekaishi, 2015.

272 FEI Xiaotong (费孝通), »Zhonghua minzu«, 1989, 1–19.

273 WANG Hui (Kap. 5, Fn. 36), Einleitung, 21.

274 Vgl. KAWASHIMA Shin (川島真), »Kingendai Chūgoku ni okeru kokkyō no kioku«, 2010.

275 Vgl. LÜ Yiran (吕一燃), Zhongguo bianjiang shidi lunji, 1991, 6–9.

276 MURAI Shōsuke (村井章介), Kyōkaishi no kōsō, 2014, Vorwort, 1–2. Siehe auch ders./SATŌ Makoto (佐藤信)/YOSHIDA Shin (吉田伸), Kyōkai no Nihonshi, 1997.

277 Vgl. GE Zhaoguang, »Diejia yu ninggu«, 2014, 5–19.

278 Es gibt eine ganze Reihe solcher Abhandlungen, hier nur einige wichtige Beispiele: SHENG Hong (盛洪), Wei wanshi kai taiping, 1999; ZHAO Tingyang (赵汀阳), Tianxia tixi, 2005; YAO Zhongqiu (姚中秋), Huaxia zhixu zhili shi, 2012; LI Yangfan (李扬帆), Yongdong de tianxia, 2012; u. v. m.

279 Im Dezember 2012 fand in Peking eine Konferenz statt, deren Beiträge in Kaifang shidai unter dem Titel »The Chinese Moment in World History« veröffentlicht wurden, siehe GAO Quanxi (高全喜) u. a., »Shijie lishi de Zhongguo shike«, 2013. Dieser Titel hat den Erfindern offensichtlich so gut gefallen, dass in der Zeitschrift Wenhua congheng 文化纵横, H. 2 (2013), 18–39 und H. 3 (2013), 74–108, einige Aufsätze von mehr oder weniger denselben Wissenschaftlern unter dem Titel »The Chinese Imagination of the World Order« publiziert wurden (interessanterweise wurde hier der Begriff »Chinesische Vorstellung«, Zhongguo xiangxiang 中国想象, verwendet). Der erste, verfasst von Yao Zhongqiu 姚中秋 (unter seinem Nom de Plume Qiu Feng 秋风), dem Initiator, trägt den Titel »The Chinese Moment in World History«, siehe YAO Zhongqiu (Pseud., QIU Feng 秋风), »Shijie lishi de Zhongguo shike«, 2013. Zwei weitere Artikel in dieser Ausgabe tragen recht aufsehenerregende Titel, einer von Ou Shujun 欧树军, »Chinas Rückkehr ins Zentrum der Weltmacht« und der andere von Shi Zhan 施展, »Jenseits des Nationalismus« mit dem Untertitel »Die historischen Erfahrungen der führenden Nationen der Welt«, siehe OU Shujun, »Chonghui shijie quanli zhongxin de Zhongguo«, 2013; SHI Zhan, »Chaoyue minzu zhuyi«, 2013.

280 Karl Mannheim, Ideologie und Utopie, 1929, 169 bzw. in der chines. Übers., 2000, 196.

281 GUO Yi (郭沂), »Tianxia zhuyi«, 2013, 35.

282 XING Yitian (邢义田), »Tianxia yi jia«, 1982; LUO Zhitian (罗志田), »Xianqin de wufuzhi«, 1998. Siehe auch GE Zhaoguang (葛兆光), »Tianxia, Zhongguo yu siyi«, 1999.

283 XING Yitian (Fn. 5), 289.

284 CHEN Li (陈立), Baihutong shuzheng, 1994, 2.47.

285 Watanabe zitiert den koreanischen Gelehrten Kim Han-kyu, siehe WATANABE Shinichirō (渡边信一郎), Zhongguo gudai de wangquan, 2008, 13.

286 In seiner Erörterung der Geschichte der Lehre vom Tianxia schreibt Watanabe, dass unter japanischen und koreanischen Gelehrten die Ansicht bestehe, dass »Tianxia« eine Welt gewesen sei, die Ethnien und Regionen transzendiere und die Form konzentrischer Kreise habe. Tianxia wurde also als eine Art Weltordnung oder imperiale Idee verstanden (vgl. z. B. Tazaki Masayoshi 田崎仁義, Hiraoka Takeo 平岡武夫, Kim Han-gyu 金翰奎). Nach einer anderen Meinung ist Tianxia einfach »das China der neun Provinzen, verstanden als Konzept eines Nationalstaates unter starker Herrschaft« (z. B. Yamada Sumeru 山田統, Abe Takeo 安部健夫), siehe ebd., 9–15.

287  »Qince san 秦策三« (Qin III), in: Zhanguoce, 5.190.

288 »Biografie des Qin Shihuang« im Shiji. Auch heißt es im Kapitel »Tianguan shu 天官书« (Astronomie) des Shiji, dass »Qin mit seinen Armeen die sechs Könige vernichtete, China vereinte und die vier Barbaren vertrieb«.

289 »Liyun 礼运« (Die Weitergabe von Riten), in: Liji zhengyi, 22.1422.

290 CHEN Li (Fn. 7), 2.57. [Das Baihutong 白虎通 ist eine Art literarisches Protokoll von Diskussionen hoher Staatsbeamter und Konfuzianer über die Beziehungen zwischen Politik, Kosmologie und Philosophie, die im Jahr 79 n. Chr. in der »Halle des Weißen Tigers« stattfanden, kompiliert von Ban Gu 班固, AdÜ].

291 Der bereits zitierte Watanabe zitiert seinerseits den Historiker Gao Mingshi und dessen Ansatz, nach welchem in der Sui- und Tang-Dynastie »Tianxia« meistens »eine Struktur symbolisierte, die sich in konzentrischen Kreisen von China über Ostasien und über die ganze Welt erstreckte«, siehe WATANABE Shinichirō (Fn. 8), 13.

292 »Wangzhi 王制«, in: Liji zhengyi, 12.1338.

293 Zhouli zhushu, 37.892.

294 Der Ethnograf Ma Rong hat die folgenden drei Punkte des traditionellen chinesischen Konzepts der ethnischen Gruppen herausgearbeitet: Erstens habe die »Zentralebene« des ostasiatischen Kontinents als Kerngebiet der kulturellen und politischen Weltbevölkerung die »Idee vom Tianxia« geformt; zweitens sei bei der Klassifizierung der Ethnien im »Tianxia« die Kultur der Zentralebene als Kern definiert worden, was zu einer »Chinesen–Barbaren-Dichotomie« geführt habe. Drittens habe die Überzeugung geherrscht, die Barbaren durch die Huaxia-Kultur kultivieren und assimilieren zu können, um durch eine »unterschiedslose Erziehung« (you jiao wu lei 有教无类) eine einheitliche Weltsicht zu erreichen. Diese drei Konzepte zusammen hätten eine interessante Mischung ergeben, siehe MA Rong (马戎), »Zhongguo chuantong ›zuqunguan‹«, 2004, 390.

295 »Zhouyu shang 周语上«, in: Guoyu, 4. An dieser Stelle sei hinzugefügt, dass der japanische Gelehrte Ogata Isamu darauf hingewiesen hat, dass der Ausdruck »Alles unter dem Himmel ist eine Familie« drei Ebenen habe: 1) Die innere Ordnung der »Familie« wurde auf die nationale Ebene übertragen; 2) Wenn die politische Macht in den Händen einer einzigen Familie lag, war das Tianxia geeint; 3) Regionen, die außerhalb der direkten Macht des Kaisers lagen, mussten kontrolliert werden. In diesem Sinne wurde das »Alles unter dem Himmel ist eine Familie« verwirklicht. Von diesen drei Ebenen ist die erste eine Darstellung der idealen staatlichen Ordnung aus der Sicht des Konfuzianismus und sollte daher von der realen staatlichen Ordnung unterschieden werden, während die zweite und dritte Ebene als wichtige Aspekte der staatlichen Ordnung und des Aufbaus der Macht im Han-Reich zu verstehen sind. Siehe OGATA Isamu (尾形勇), »Kandai ni okeru ›tenka ikka‹ ni tsuite«, 1975, 151–152.

296 Dies ist der Ansatz von Feng Youlan, siehe FENG Youlan (冯友兰), Zhongguo zhexueshi, 1984, Kap. 1, 1.

297 In einem Interview mit einem koreanischen Gelehrten mit dem Titel »Das Tianxia-System: Jenseits der Ordnung von Hua und Yi, auf dem Weg zur Utopie« (Tianxia tixi lun: chaoyue hua yi zhixu, zou xiang wutuobang 天下体系论: 超越华夷秩序,走向乌托邦) sagte Zhao Tingyang, dass »die beiden Kernprinzipien des Tianxia-Systems Kompatibilität und Harmonie« seien, siehe Chung-in Moon (文正仁), Zhongguo jueqi da zhanlüe, 2011, 33.

298 QIAN Mu (钱穆), Zhongguo wenhuashi daolun, 1994, 37.

299 Es wurde bereits darauf hingewiesen, dass die Idee des »Tianxia« Holismus (zhengti zhuyi 整体主义), Sino-Zentrismus (huaxia zhongxin zhuyi 华夏中心主义) und Ethik-Zentrismus (lunli zhongxin zhuyi 伦理中心主义) impliziert und dass der »Tianxia-ismus« seit der Reichseinigung in der Qin- und Han-Dynastie mit der Verflechtung von Ideal und Realität sowie politischer und kultureller Identität konfrontiert war und die Möglichkeit zweier Interpretationen beinhaltet, siehe ZHU Qiyong (朱其永), »Tianxia zhuyi de kunjing«, 2010, 49–54.

300 WANG Xianqian (王先谦), Xunzi jijie 荀子集解, 12.220. Auf die bereits zitierte Formulierung »Innerhalb der vier Meere ist alles eine Familie« (Kap. »Ruxiao«, Xunzi) folgt der Satz »überall, wo Wege hinführen, gehorchen alle«, womit die Unterscheidung zwischen Herrscher und Untergebenen betont wird, siehe ebd., 4.77.

301 »Wu cheng 武成« (Die erfolgreiche Beendigung des Krieges) des Shangshu 尚书 (Buch der Dokumente): »Die Rüstungen wurden angelegt und das Reich tianxia 天下 geordnet. (Anmerkung: Das Zeichen yi 衣 bedeutet hier Kleidung.) Eine Armee vernichtete König Zhou [den letzten König der Shang-Dynastie] im Einklang mit dem Willen des Volkes und hatte Erfolg.« Das Kapitel »Wu cheng« ist zwar ein falscher »antiker« Text (wei guwen 伪古文), aber da er nach der Han-Zeit Teil der Klassiker wurde, hat er doch eine klassische und maßgebende Bedeutung, siehe Shangshu, 185.

302 ZHAO Tingyang (赵汀阳), »Tianxia tixi«, 2003, 20 bzw. Beijing 2005, 33 und auch Nanjing 2005, 77.

303 Während der Herrschaft von Kaiser Han Wudi in der Han-Dynastie wurden Feldzüge gegen die Xiongnu geführt und die vier Kommandaturen (jun 郡) Wuwei, Jiuquan, Dunhuang und Zhangye gegründet; im sechsten Jahr der Yuan-Ding-Herrschaft (111 v. Chr.) wurde Nanyue mit fünf Armeen angegriffen und die neun Kommandaturen Nanhai, Cangwu, Yulin, Hepu, Jiaozhi, Jiuzhen, Rinan, Zhuya und Daner gegründet; es wurde ein Feldzug gegen die westlichen Qiang geführt und die südwestlichen Barbaren befriedet und die Bezirke Zangke, Yuesui (heute Yuexi 越西), Shenli, Wenshan und Wudu gegründet sowie Cheshi 车师 besiegt und der König von Loulan festgenommen. Im dritten Jahr des Yuanfeng (108 v. Chr.) wurde eine große Armee entsandt, um Chaoxian anzugreifen, und der Minister von Chaoxian tötete schließlich König Wei Youqu, womit das Chaoxian des Wei-Klans vernichtet war, und die Han-Dynastie richtete die vier Bezirke Lelang, Lintun, Xuantu und Zhenfan ein.

304 Siehe Kap. 110 »Über die Xiongnu«, Kap. 111 »Chronik des Kavalleriegenerals Wei«, Kap. 116 »Über die südwestlichen Barbaren« und Kap. 113 »Die Chronik von Nanyue«, in: Shiji.

305 Während der Herrschaft des Tang-Kaisers Taizong griffen die Militäroffiziere Li Jing 李靖 und Hou Junji 侯君集 wiederholt die Türken an (629–630, 640–641) und machten das Land der Tanguten zu Präfekturen und Bezirken (631–632, 16 Präfekturen und 47 Bezirke). Li Jing rückte gegen Tuguhun vor (634–635), außerdem eroberte seine Armee mehrmals Goguryeo (644–646, 647–648), und Ashina Sheer 阿史那社尔 unternahm Expeditionen nach Yanqi und Qiuci (648).

306 Für das Obige siehe »Tubo II« und »Über die Türken I«, in: Jiu Tangshu, 196.5266 bzw. 194.5155; für die Worte von Wei Zheng, siehe ebd., 194.5162; und »Über die östlichen Yi«, Teil 1, in: ebd., 199.5323 mit dem Zitat des kaiserlichen Edikts von Tang-Kaiser Taizong.

307 Zu den Worten des Han-Kaisers Xuan in »Yuandiji 元帝纪« (Chronik des Kaisers Yuan) des Hanshu: »Der Gesichtsausdruck von Kaiser Xuan änderte sich: ›Wir Han haben unser eigenes System und mischen die Methoden der Hegemonen und der Könige; warum sollten wir uns allein auf die Tugend der Zhou stützen?‹« Dies verdeutlicht die Realität des politischen Systems des alten China, die eben nicht nur auf konfuzianischen Lehren und moralischer Erziehung beruhte, siehe Hanshu 9.277.

308 XU Jianxin (徐建新), »Tianxia tixi yu shiejie zhidu«, 2007. Die Online-Version dieses Artikels trägt den interessanten Titel »Die schlechteste Theorie der internationalen Beziehungen und die beste Theorie des ›Tianxia‹«.

309 Angeblich hat irgendein Gelehrter, der Platons »Idealstaat« neu übersetzt und kommentiert hat, die Meinung geäußert, es solle »System des Königs« genannt werden.

310 Obwohl dieser Brief nicht im Ming shilu 明实录 enthalten ist, ist er doch in dem von Yan Congjian herausgegebenen Shuyu zhouzi lu 殊域周咨录 enthalten, was glaubwürdig sein dürfte, siehe YAN Congjian (严从简), Shuyu zhouzi lu, 3.509.

311 1393 (26. Jahr der Herrschaft des Kaisers Hongwu) sagte König Taejo der Joseon-Dynastie zu seinen Ministern, dass der Ming-Kaiser Zhu Yuanzhang annähme, er habe eine große Armee und ein System strenger Strafen und beherrsche damit das Tianxia, »aber er hat zu viele Menschen getötet, selbst seine ergebenen Generäle haben nicht überlebt. […] Nun kommt er mit Vorwürfen und immer neuen Forderungen zu uns, nach Korea, er wirft mir Verbrechen vor und will mich schlagen, als ob er ein kleines Kind erschrecken will.«, siehe WU Han (吴晗, Hrsg.), Chaoxian Lichao shiluzhong de Zhongguo shiliao, 1980, Bd. 1, 115.

312 NGÕ Sĩ Liên (Kap. 3, Fn. 42), 10.497, 550.

313 Siehe im Oktober des ersten Jahres des Kaisers Yongle, in: Ming Taizong shilu, 24.435.

314 »Xiyu zhuan si, Yutian 西域传四于阗« (Westliche Biografie IV, Königreich von Hotan), in: Mingshi, 332.8614.

315 »Eunuchen I, Zheng He«, in: Mingshi, 304.7766.

316  ZHENG He (郑和) u. a., »Tianfei zhi shenling yingji«, 1980, Bd. 2, 1019–1021.

317 Wang Gungwu stellt fest, dass »die Entsendung von Gesandten übers Meer für den Yongle-Kaiser ein wichtiges Mittel war, um Chinas Stärke zu demonstrieren« und dass Yongle »die Invasion Vietnams nutzte, um andere Länder zu warnen«, siehe WANG Gungwu (王赓武), »Yongle nianjian«, 2013, 177.

318 Siehe YANG Yongkang (杨永康)/ZHANG Jiawei (张佳玮), »Lun Yongle ›junxian Annan‹«, 2014, 106–114.

319 Vgl. ZHAO (Fn. 1), 41, 51 und Vorwort bzw. in der dt. Übers., 2020, 15, 16.

320 Vgl. SHENG Hong (盛洪), »Cong minzu zhuyi dao tianxia zhuyi«, 1996, 14–19. Im Jahr 1997 diskutierte Sheng mit Zhang Yuyan 张宇燕 Fragen des Tianxia-ismus, siehe ders., Jiu bang xin ming, 2004, 16.

321 Zhao Tingyangs Aufsatz »The Tianxia system: Empires and world systems« erschien bereits relativ früh, siehe ZHAO Tingyang (Fn. 25), 2003. Laut der ersten Fußnote des Artikels wurde er ursprünglich im Jahr 2002 geschrieben. Er bildete die wesentliche Grundlage der Monografie Das Tianxia-System, siehe ders., 2005.

322 Ebd., 77–80.

323 Der als liberaler Gelehrter geltende Li Shenzhi schrieb zum Beispiel 1994 in dem Artikel »Globalisierung und chinesische Kultur«, dass »in dieser Ära der beschleunigten Globalisierung, nachdem China erneut aufgestiegen ist und sich mit den Staaten der Welt auf Augenhöhe befindet, die chinesische Kultur trotzdem zum Kulturalismus und Tianxia-ismus zurückkehren sollte – was heute nichts anderes als Globalisierung bedeutet«, siehe LI Shenzhi (李慎之), »Quanqiuhua«, 1994, 28.

324 SHENG Hong (Fn. 1), 45.

325 Es ist sehr merkwürdig, dass Sheng Hong diesen Nationalismus als »moralisches Zugeständnis« mit dem in Verbindung bringt, was der Neokonfuzianismus als »moralische (Selbst)-Verleugnung« (daode kan xian 道德坎陷; die Begriffe kan 坎 und xian 陷 stammen aus dem »Shuogua 说卦«, einem von zehn konfuzianischen Kommentaren zum Yijing 易经, AdÜ) bezeichnet, siehe ebd., 45. Die Zusammenfassung dieses Absatzes stammt aus JIANG Xiyuan (江西元), »Cong tianxia zhuyi dao hexie shijie«, 2007, 46.

326 Ursprünglich hatte die Kulturkolumne (Wenhua zongheng 文化纵横) eine Rubrik »Weltanschauung«, in der Themen wie Diplomatie und internationale Beziehungen erörtert wurden. In der Ausgabe vom Februar 2013 wurden beispielsweise unter dem Titel »Nationalismus und die Vision des Mega-Staates« Fragen der chinesischen Diplomatie erörtert; 2014 wurde eine spezielle Rubrik mit dem Titel »Tianxia« eingerichtet, in der Chinas Beziehungen zum Ausland diskutiert wurden. In der Februar-Ausgabe 2014 ging es um die Demokratie der Philippinen, in der August-Ausgabe um chinesisches Kapital in Kambodscha und in zwei Beiträgen der Oktober-Ausgabe um chinesisches Kapital in Myanmar und im Südsudan.

327 In seinem Artikel »Nationalismus in China und die Zukunft Chinas« (Zhongguo de minzu zhuyi yu Zhongguo de weilai 中国的民族主义与中国的未来) schreibt Wang Xiaodong 王小东, dass nach der Überwindung des sich selbst erniedrigenden »umgekehrten Nationalismus« der 1980er Jahre in den 1990er Jahren ein »positiver Nationalismus« entstanden sei. In diesem Zusammenhang verweist er auf ein interessantes Phänomen, nämlich dass eine wichtige Quelle des chinesischen Nationalismus die Erfahrungen im Ausland seien. Viele der als »chinesische Nationalisten« eingestuften Personen haben im Westen studiert. Darunter sind: Zhang Kuan 张宽, dem Intellektuelle des »liberalen Lagers« empört vorwerfen, dass er den Westen hasse, weil es ihm persönlich dort nicht gut ergangen sei; Sheng Hong, der nach einem einjährigen Amerika-Aufenthalt den Artikel »What is civilisation« (Shenme shi wenming 什么是文明) schrieb, in dem er die Meinung vertrat, die chinesische Zivilisation sei der westlichen überlegen, und damit eine Debatte auslöste; oder Zhang Chengzhi 张承志, der nach einiger Zeit im Ausland verschiedene Artikel schrieb, u. a. »Gott ist nicht im Ausland« (Shen bu zai yiguo 神不在异国), die aufgrund seiner Bekanntheit und seines eleganten Stils eine größere Diskussion in chinesischen Intellektuellenkreisen auslösten. Vor allem deshalb herrscht die tiefe Überzeugung, dass »Chinas Schicksal nicht in die Hände anderer gelegt werden darf«, und das Gefühl, dass »die USA China mit Füßen treten«, insbesondere nachdem China im Zusammenhang mit seinem Aufstieg mit dem Status eines »Entwicklungslandes« nicht mehr zufrieden ist.

328 Es gibt zahlreiche Werke zu diesem Thema, z. B. MA Licheng (马立诚), Dangdai zhongguo bazhong shehui sichao, 2012, 133–160; HUANG Yu (黄煜)/LI Jinquan (李金铨), »Jiushi niandai Zhongguo dalu minzu zhuyi«, 2003.

329 Zu Wang Xiaodong siehe SONG Xiaojun (宋晓军) u. a., Zhongguo bu gaoxing, 2009, 99. Dem Kurator Zhang Xiaobo 张小波 zufolge handelt es sich um eine aktualisierte Fassung des 1996 erschienenen Buches China kann »Nein« sagen (Zhongguo keyi shuo bu 中国可以说不); in den vergangenen zwölf Jahren habe sich die Situation in China und im Ausland dramatisch verändert, was sich aber nicht geändert habe, sei die Kraftprobe zwischen China und dem Westen.

330 OU Shujun (Fn. 2), 95.

331 Dieser Diskurs ist in den letzten Jahren in chinesischen akademischen und intellektuellen Kreisen recht populär geworden, siehe die Anmerkungen der Redaktion zu »Duimian xuanti« und SHENG Hong (盛洪), »Rujia de waijiao yuanze«, Wenhua zongheng 文化纵横, H. 4 (2012), 17 bzw. 45.

332 YAO Zhongqiu (QIU Feng; Fn. 2), 78.

333 WANG Xiaodong (王小东), Tianming suo gui shi daguo, 2008.

334 »Die Kommunistische Partei Chinas steht auch heute noch an der Spitze dieser Nation und erfüllt die historische Aufgabe der sozialen Umgestaltung. Diese historische Aufgabe ist immer noch da, das heißt, dass das ›Mandat des Himmels‹ immer noch da ist«, siehe CAO Jinqing (曹锦清)/MA Ya (玛雅), »Bainian fuxing«, 09.07.2013.

335 YAO Zhongqiu (QIU Feng; Fn. 2), 78.

336 Ders., »Zhongguo de tianming«, 09.01.2015.

337 Wan Songshengs Aussagen finden sich in seinem Buch China rises wieder, siehe MO Luo (摩罗, Pseud.), Zhongguo zhanqilai, 2010, 255. Vgl. ebd., Kap. 22 »Die chinesische Kultur wird den Westen von seinen Krankheiten heilen« und Kap. 24 »Wird China die Welt regieren?«. Zum Übergang vom Liberalismus zum Etatismus in Wans Denken, vgl. XU Jilin (许纪霖), »Zouxiang guojia jitai zhi lu«, 2010.

338 Ders., »Duoyuan wenming shidai«, 2013, 87.

339 Der Begriff unrestricted (chines. chaoxian 超限) stammt von Qiao Liang und Wang Xiangshui. Ihr Buch beschreibt, wie China im Falle eines Konflikts mit den USA mit einer grenzenlosen, uneingeschränkten, teilweise zivil-militärischen Allround-Antwort reagieren und Ansätze wie Terrorkrieg, Cyberwarfare, ökologische Kriegsführung usw. anwenden kann, um der mächtigen Militärmacht USA Paroli zu bieten; vgl. QIAO Liang (乔良)/WANG Xiangshui (王湘穗), Chaoxian zhan, 1999.

340 Insbesondere das jüngste Mega-Projekt »One Belt, One Road« (yi dai yi lu 一带一路, auch »Neue Seidenstraße«) hat die umliegenden Länder hellhörig gemacht. Einer taiwanesischen Zeitung zufolge ist die »›One Belt, One Road‹-Initiative Chinas Version des Marshall-Plans. Sie zielt darauf ab, die Landmassen zwischen Europa und Asien, Zentralasien, Osteuropa und dem Nahen Osten sowie Malakka, Sri Lanka und den Indischen Ozean wiederzubeleben, was man auch als einen neuen ›Mongolensturm‹ bezeichnen könnte«, siehe »Guojia de daque zai nali?«, 28.01.2015, A2.

341 In seinem Vortrag in der CCTV-Sendung »Hundred Lectures« mit dem Titel »A View of the World from Tianxia« (yi tianxia guan shijie 以天下观世界) sprach Zhao Tingyang 赵汀阳 über die Ideen in Hardt und Negris Buch Empire von 1999 zu traditionellen Imperien, neuen Imperien und zum »Beginn der Suche nach einem anderen politischen System«, die ihn »überrascht« hätten. An der Peking-Universität hielten Chen Xiaoming 陈晓明 und Han Yuhai 韩毓海 vor Doktoranden einen Vortrag zum Thema »What is Empire and what does it do?« (Hewei diguo, diguo hewei: guanyu »diguo« de yi ci zuotan 何为帝国,帝国何为: 关于《帝国》的一次座谈); 2004 besuchten Hardt und Negri China und hielten einen Vortrag an der Tsinghua-Universität, der von Wang Hui, dem damaligen Chefredakteur von Dushu 读书 organisiert wurde, und nahmen an einer Diskussionsrunde des Magazins teil.

342 Siehe in der dt. Übers. von Hardt/Negri (Kap. 4, Fn. 23), 2002, Vorwort, 9, bzw. der chines. Übers., 2003, 4.

343 Ebd., Vorwort, 11, 12 (wörtl. übernommen) bzw. chines. Übers., 1–3.

344 GE Zhaoguang (Vorwort, Fn. 1), 2011; Ders. (Vorwort, Fn. 1), 2014.

345 Diese Aussage hat Gan Yang (1952–) erstmals in einem Interview mit Wu Ming im 21st Century Business Herald vom 29. Dezember 2003 mit dem Titel »Gan Yang: From ›nation-state‹ to ›civilization-state‹« veröffentlicht. Er ist wohl der Meinung, dass China einen Fehler gemacht habe, als es im 20. Jahrhundert als Nationalstaat in die moderne Weltordnung eingetreten sei, weil China ursprünglich ein »Zivilisationsstaat« gewesen sei und sich in Zukunft auch wieder dahin entwickeln sollte, siehe GAN Yang (甘阳), »Gan Yang: Cong ›minzu-guojia‹ zouxiang ›wenming-guojia‹«, 29.12.2003; ders., Wenming, guojia, daxue, 2012.

346 Siehe chines. Übers. von Henry Kissinger, China, 2012, Nachwort, 517; Martin Jacques, When China rules the world, 2010, 332.

347 So argumentiert Zhang Weiwei (1958–) in Kapitel 3 seines Buches The China Wave, dass China als »Zivilisations-Nation« (wenmingxing guojia 文明型国家) acht Hauptmerkmale aufweise, wie eine riesige Bevölkerung, ein riesiges Territorium, eine außerordentlich lange historische Tradition, das tief verwurzelte kulturelle Sediment Chinas, eine einzigartige Sprache, eine einzigartige Politik, eine einzigartige Gesellschaft und eine einzigartige Wirtschaft, siehe ZHANG Weiwei (张维为), Zhongguo zhenhan, 2012, 57–90.

348 NISHIKAWA Nagao (西川長夫), »Kokumin kokka ron«, 1998, 256–286. Es sei darauf hingewiesen, dass es eine Fülle von Abhandlungen über den modernen Nationalstaat gibt, und ich habe hier der Einfachheit halber die prägnante und klare Definition von Nishikawa übernommen.

349 Noch bis vor kurzem gab es Leute, die »Appeasement« als Methode der Expansion der traditionellen chinesischen Zivilisation und »Eroberung« als Methode der Expansion der europäischen Zivilisation im Mittelmeerraum betrachteten, siehe LIN Gang (林岗), »Zhengfu yu suijing«, 2012, 68–78.

350 Natürlich waren die meisten Vertreter dieses Arguments Gelehrte mit einer positiven Einstellung zur Tradition. In der bereits zitierten Einführung in die chinesische Kulturgeschichte« schreibt Qian Mu zum Beispiel: »Die Chinesen lösen den Begriff der Nation oft in dem Begriff der Menschheit und den Begriff des Staates in dem Begriff des ›Tianxia‹ oder der Welt auf. Sie betrachten die Nation und den Staat nur als einen kulturellen Organismus und haben keinen engen Begriff von der Nation oder vom Staat; sowohl die ›Nation‹ als auch der ›Staat‹ existieren nur um der Kultur willen«, siehe QIAN Mu (Fn. 21), Kap. 2, 23.

351 Siehe in der chines. Übers. von Hardt/Negri (Kap. 4, Fn. 23), 8 bzw. der dt. Übers., 12–13 (nicht im genauen Wortlaut, AdÜ).

352 Hier zitiert aus der Buchbesprechung zu Régis Debray und Zhao Tingyangs Liang mian zhi ci: guanyu geming wenti de tongxin 两面之词: 关于革命问题的通信 (Opinions from two sides: Correspondence on questions of revolution), siehe ZHOU Rengle (周仍乐), »Guanyu geming«, 2014, 112. Auch William A. Callaham stellt dieselben Fragen wie Debray zum »Tianxia-System« von Zhao Tingyang, siehe William A. Callaham, Tianxia, empire and the world, zitiert nach BAIK Youngseo (白永瑞), »Zhonghua diguolun«, 2014, 20–34.

353 Im obig zitierten Artikel stellt Baik Youngseo die folgende Frage: »Wird China ein Imperium werden, das der Logik des Weltsystems folgt (mit anderen Worten, ein hegemonialer Staat, der die Nachfolge der Vereinigten Staaten antritt), oder eines, das sich der Logik des Weltsystems widersetzt, oder wird China einen Weg einschlagen, der diese beiden Möglichkeiten übertrifft?«, siehe ebd., 93. Siehe auch ders., »Dongya diyu zhixu«, 2006, 129–150.

354 Jacques (Fn. 69), 333.

355 Nicht nur Zhao Tingyang, sondern auch andere Intellektuelle haben die Begriffe »Tianxia« und »Imperium« zusammen verwendet, wie z. B. Xu Jilin, der unter dem Titel »New Tianxia-ism: Chinas transformation into a civilized empire« Chinas Weg zu einer Großmacht erörtert. Zwar verwendet er das Wort »Zivilisation«, um das Wort »Imperium« auszuschmücken oder zu präzisieren, aber zwischen dem Begriff »Tianxia« und dem Wort »Imperium« gibt es eindeutig viele Überschneidungen, siehe die Mitschrift der Diskussion in GAO Quanxi u. a. (Fn. 2), 46–47.

356 Im Lunyu heißt es: »Sie brachten erloschene Staaten wieder zur Blüte, sie gaben abgebrochenen Geschlechtern Fortsetzung, sie zogen Leute ans Licht, die sich in Verborgenheit zurückgezogen hatten. Und alle Menschen unter dem Himmel wandten [ihnen] ihre Herzen zu. Was sie besonders wichtig nahmen, war die Nahrung des Volkes, Totenbräuche und Opfer«, siehe »Yaoyue 尧曰«, in: Lunyu, 20.2535; »Meine Freunde, was seid ihr traurig, als wäre alles aus? Die Welt war lange ohne Prinzipien der Wahrheit und der Rechtschaffenheit; nun gebraucht der Himmel euren Meister als Glocke«, siehe »Ba yi 八佾«, in: ebd., 3.2468. Im Zuozhuan heißt es im 12. Jahr des Herzogs Cheng: »Wenn das Tianxia wohl geordnet ist, werden die Fürsten und Herzöge die Siedlungen beschützen und ihre Herzen und Begierden bezwingen. Wenn es aber in Unordnung ist, dann geschieht das Gegenteil«, siehe Zuozhuan, 28.1911.

357 Chunqiu Gongyang zhuan zhushu, siehe Shisanjin zhushu 1.2200. In seinem relativ neuen Aufsatz »Reality and Thought: A Further Discussion of the Spring and Autumn ›Hua-Yi-Dichotomie‹« hat Zhu Shengming die Widersprüche im wissenschaftlichen Diskurs der Chunqiu Gongyang-Schule über Hua und Yi herausgearbeitet. Mal würden Hua und Yi nach zivilisatorischen Grundsätzen differenziert (z. B. heißt es in Han Yus 韩愈 Yuandao 原道: »Wenn die Herren der Länder Barbaren-Rituale anwenden, sind sie Barbaren; wenn sie die Länder der Mitte betreten, dann gehören sie zu den Ländern der Mitte«, zhuhou yong yi li ze yi zhi, jinyu zhongguo ze zhongguo zhi 诸侯用夷礼则夷之, 进于中国则中国之), mal bestanden klare Unterscheidungen zwischen Hua und Yi, die nicht ganz im Einklang mit zivilisatorischen Prinzipien standen. Obwohl nicht nur Dong Zhongshu die Absicht gehabt habe, die »Hua-Yi-Dichotomie« aufzulösen, habe auch er zwischen »China« (zhongguo) und den »großen Yi« und den »kleinen Yi« differenziert und an der Tradition festgehalten, dass in der Frage der Hua und Yi »der Status geklärt werden muss. Das ist so zu verstehen: Das Chunqiu ist in seiner Wortwahl sehr vorsichtig, besonders bei Status und Etikette.« Zhu Shengming gibt zu bedenken, dass bei diesem Diskurs die »gespaltene Natur der ›Hua-Yi-Dichotomie‹« in der Frühlings- und Herbstperiode und die Existenz eines »dazwischen« nicht übersehen werden dürfe. Es ist offensichtlich, dass die einheitliche Logik der Gongyang-Schule in Bezug auf die Hua-Yi-Dichotomie ein Ergebnis der Interpretation in späteren Zeiten ist, siehe ZHU Shengming (朱圣明), »Xianshi yu sixiang«, 2015, 159–167.

358 Chunqiu Gongyang zhuan zhushu, siehe Shisanjing zhushu, 18.2297.

359 Dong Zhongshu hat geschrieben, dass das »Volk (eigentlich) zum König strebt« und derjenige, der »alle Menschen dazu bringen kann, sich ihm zu unterstellen, und so alle Menschen im Tianxia für sich gewonnen hat, ohne Feinde ist« (im Chunqiu Yuanmingbao 春秋元命苞 heißt es: »Alles strebt zum König, seine Macht kommt von den Göttern, und das Volk fühlt sich ihm zugehörig«), siehe SU Yu (苏舆), Chunqiu fanlu yizheng, 1992, 4/5.113–116.

360 Ebd., 4/5.101, 133.

361 In Chunqiu und Han Dao: Forschungen zu Politik und politischer Kultur in den beiden Han-Dynastien weist Chen Suzhen, der die Beziehung zwischen der Politik der Han-Zeit und dem Chunqiu untersucht, darauf hin, dass während »Kaiser Han Wudi Entscheidungen traf und die Generäle diese ausführten, Anhänger der Gongyang-Schule mit ihrer besonderen Theorie von der Epoche des ›Großen Friedens‹ (taiping 太平) nicht nur eine Atmosphäre schufen und den öffentlichen Diskurs prägten, sondern sogar direkt an der Entscheidungsfindung beteiligt waren und damit die Umsetzung des Vorhabens (d. h. die Erschließung der Gebiete) vorantrieben«. Das Ideal von der dritten Epoche des »universellen Friedens« der Gongyang-Lehre war also in keiner Weise friedlich und sanft, siehe CHEN Suzhen (陈苏镇), Chunqiu yu Han dao, 2011, 250. Es sollte auch noch hinzugefügt werden, dass in dieser Art von Tianxia auch die Denkschulen im Einklang mit der kaiserlichen Macht vereinheitlicht werden mussten und es nicht möglich war, »unterschiedliche Lehren zu studieren, unterschiedliche Ansichten zu diskutieren und hundert verschiedene Denkschulen und Meinungen« zuzulassen, weshalb Dong Zhongshu »ihre Wege blockieren und ihnen nicht erlauben wollte, sich gemeinsam weiterzuentwickeln«, siehe »Dong Zhongshu zhuan 董仲舒传«, in: Hanshu, 56.2523.

362 Diese Vorstellung wurde im alten China von allen Denkschulen geteilt, egal ob sie sich nun Yao, Shun, Yu, Tang, Wen oder Wu vorstellten, die Fünf Kaiser oder noch frühere mythische Gestalten verehrten. Gu Jiegang hat geschrieben, dass sogar jene Gelehrten, die für das Gesetz der späteren Könige (fa hou wang 法后王) eintraten und sich an der Realität orientierten, an die Antike als ein goldenes Zeitalter glaubten. So heißt es im Kapitel »Wu du 五蠹« des Han Feizi 韩非子: »Zu Zeiten von Yao, Shun und Yu wurde auf dem Gebiet der Moral gewetteifert, im mittleren Zeitalter ging es um Weisheit und Strategie, und heutzutage herrscht ein Wettstreit der Kräfte«, als ob die Geschichte immer schlechter würde und wir deshalb zu den Drei Dynastien oder sogar zu den Fünf Kaisern zurückkehren müssten, siehe Ershier zi, 1985, 1183.

363 LIANG Qichao (梁启超), »Qingdai xueshu gailun«, 1985, 61.

364 Ebd., 61–62.

365 Liang wies jedoch auch darauf hin, dass »diese Gelehrtenschule während der Jahre der Kaiser Jiaqing und Daoguang nicht mehr als eine ›Spezialtruppe‹ gewesen sei und die große Macht in der Gelehrtenwelt immer noch in den Händen der ›orthodoxen Schule der Textkritik‹« gelegen habe. Die Ergebnisse dieser Spezialtruppe seien zudem »sehr naiv« gewesen, siehe LIANG Qichao (梁启超), »Zhongguo jin sanbai nian xueshushi«, 1985, 119.

366  »Je mehr die Nachfolger sie vorangetrieben haben, desto mehr wurde über sie debattiert. Gleiches gilt für die Zhuang-Schule.«, vgl. QIAN Mu (钱穆), Zhongguo jin sanbai nian xueshushi, 1986, 524.

367 Für neuere Studien zur Gongyang-Schule in der Mitte der Qing-Dynastie, vgl. CHEN Qitai (陈其泰), »Zhuang Cunyu«, 2009; FENG Xiaoting (冯晓庭), »Zhuang Cunyu de chunqiuxue lunshu«, 2009.

368 ZHUANG Cunyu (庄存与), Chunqiu zhengci, Einführung, 1–2. Manche vermuten, dass es sich hierbei nur um Unterrichtsmaterial von Zhuang Cunyu für die Prinzen handele.

369 LIU Fenglu (刘逢禄), Guliang feiji shen he, Einführung, 1.

370 ZHUANG Cunyu (Fn. 91). Dieses Buch ist im Wesentlichen in neun Teile gegliedert, in denen die Bedeutung der »drei Themen und neun Aspekte« von Dong Zhongshu und He Xiu erläutert werden.

371 LIU Fenglu (刘逢禄), Chunqiu Gongyang jing shili, 458–459.

372 »Chunqiulun 春秋论«, Teil 1, siehe ders., Liu libu ji, 3.57. Auch Cai Changlin hat darauf hingewiesen, dass »die Kontroverse zwischen Liu Fenglu und Qian Daxin eine Konfrontation zwischen der Gongyang-Schule und der Zuozhuan-Schule sowie zwischen konfuzianischer Lehre und Historiografie darstellte, und vor dem Hintergrund des allgemeinen akademischen Umfelds jener Zeit sowohl eine Konfrontation zwischen den akademischen Ansichten der Zhuang-Sippe (der Changzhou-Schule, AdÜ) und denen der zeitgenössischen textkritischen Gelehrten war als auch eine Konfrontation zwischen dem geistigen Mainstream und dem Nicht-Mainstream in akademischen Kreisen«, siehe CAI Changlin (蔡长林), Cong wenshi dao jingxue, 2010, 351.

373 GONG Zizhen (龚自珍), »Zizheng dafu libu shilang«, 1991, 295; WEI Yuan (魏源), »Liang Han jingshi«, 1976, 152.

374 XIAO Yishan (萧一山), Qingdai tongshi 清代通史, 2006, Bd. 4, 315.

375 CAI Changlin (Fn. 95), Fazit, 511–512.

376 Zu »Zehn Abhandlungen über die Frühlings- und Herbstannalen von Hes Gongyang«, »Fortsetzung der zehn Abhandlungen« und »Weitere zehn Abhandlungen«, siehe LIAO Ping (廖平), He shi Gongyang jiegu, 351 ff.

377 Siehe ZHU Weizheng (朱维铮), Zhongguo xiandai xueshu jingdian, 1998, 6–7.

378 KANG Youwei (康有为), Kang Nanhai zibian nianpu, 1992, 14.

379 ZHU Weizheng. (Fn. 100), 70–71.

380 Ebd., 137.

381 Ebd., 341.

382 Diese Vorstellung findet sich auch bei Schülern von Kang Youwei wie Tan Sitong 谭嗣同 und ist nicht sein »exklusives Patent«. Zum Beispiel in Renxue 仁学 (Theory of benevolence, 1897), Abs. 47: »Die Erde wird dadurch beherrscht, dass sie ein Tianxia ist und es keine Staaten gibt. Zhuangzi hat gesagt: ›Ich habe gehört, dass das Tianxia sich frei entwickelt, aber nicht, dass man es regieren kann‹. Wer das Land regiert, hat Pflichten, wer es sich frei entwickeln lässt, hat keine Pflicht zu regieren. (XXX) hat gesagt: ›zaiyou ist vielleicht ein Homophon zu ziyou‹ (Freiheit). Ach, so sagen die Leute! Wenn alle Menschen frei sind, werden sie ein Volk ohne Nation sein. Wenn es keine Nationen gibt, werden die Grenzen aufgelöst, Kriege werden beendet, Misstrauen wird beseitigt, Macht und Verschwörung werden aufgegeben, zwischen mir und dir bestehen keine Unterschiede mehr und es wird Gleichheit herrschen, und obwohl es ein Tianxia gibt, ist es, als ob es keins gäbe. Wenn der Souverän abgeschafft ist, sind die Edlen und die Niedrigen gleich; wenn Gerechtigkeit geübt wird, sind die Reichen und die Armen gleich. Innerhalb von tausend oder zehntausend Meilen sind alle eine Familie«, siehe CAI Shangsi (蔡尚思)/FANG Xing (方行), Tan Sitong quanji, 1998, 367.

383 Siehe WANG Hui (Kap. 5, Fn. 36), 2004, Bd. 1, Teil 2, Diguo yu guojia 帝国与国家 (Empire and State), 821–828.

384 In A modern China and a new World erörtert der Autor K. C. Hsiao Kang Youweis Versuch, den Konfuzianismus zur Staatsreligion zu machen und auf diesem Weg einen modernen Staat zu errichten, was einigen Gelehrten als Inspirationsquelle gedient haben mag, siehe chines. Übers. von HSIAO Kung-chuan (萧公权), A modern China and a new world, 1997.

385 Ebd., 530.

386 LIANG Qichao (Fn. 86), 71.

387 Was die Gelehrten der Han-Zeit wie Dong Zhongshu und He Xiu angeht, hat K. C. Hsiao hervorgehoben, dass die Neuinterpretation der Gongyang-Lehre durch Kang Youwei nicht besonders bemerkenswert sei: »Kang Youwei hat zwar Dinge geschrieben, die bei Dong Zhongshu nicht zu finden sind, aber das liegt daran, dass er in einer anderen Zeit lebte und mit anderen politischen Problemen konfrontiert war. Wären Dong Zhongshu und He Xiu im 19. Jahrhundert geboren worden, hätten sie sich nicht gegen Konfuzius als Reformer und die Verwendung der drei Einheiten (san tong 三统) zur Bejahung eines Systemwandels ausgesprochen«, siehe HSIAO Kung-chuan (Fn. 107), 65. Der konfuzianische Gelehrte Pi Xirui (1850–1908) stützte sich in Shifutang chunqiu jiangyi auf die Aussagen zu »Hua und Yi«, Tianxia und China (zhongguo 中国) im Chunqiu, um Elements of International Law (1836, Henry Wheaton), die Einheit Chinas, den Wettbewerb zwischen den Staaten in Ost und West und die Zivilisation/Barbaren-Dichtomie zu diskutieren, siehe PI Xirui (皮锡瑞), Shifutang, 466–482. Vgl. die Abhandlung von Pi Jiayou 皮嘉佑, dem Sohn von Pi Xirui, am Ende des Buches, siehe ebd., 494.

388 CHEN Yinke (陈寅恪), Shencha baogao yi, 1984, Bd. 2, Anhang, 2.

389 Dayi juemi lu, 1999, 1.135. Auch Kaiser Qianlong machte zahlreiche ähnliche Aussagen im Sinne von »die Hua-Yi-Unterschiede in einer großen Gemeinschaft aufgehen lassen« sowie zur »Verehrung von Konfuzius und Menzius«, was die vorherrschende politische Ideologie der Qing-Dynastie war.

390 Zhang Taiyan hat gesagt, dass Kang Youweis Ansprache an die chinesischen Kaufleute in Nord- und Südamerika, dass »China nur eine konstitutionelle Monarchie errichten und keine Revolution erleben werde«, eigentlich nicht an die chinesischen Kaufleute, sondern an die Mandschu gerichtet gewesen sei. Einerseits habe Kang sich »selbst zu einem Heiligen und Religionsgründer« stilisiert, andererseits habe er daran gearbeitet, dass »die Mandschu-Kaiser an der Macht bleiben, und betete darum, dass ihr Mandat ewig währen würde«. Auch wenn dieses Urteil natürlich äußerst einseitig ist, zeigt es aber, dass Kang Youwei bei all seinen Ausführungen zu »Reformen« und »Große Gemeinschaft« usw. das Qing-Reich nicht hinter sich lassen konnte, siehe ZHANG Taiyan (章太炎), »Bo Kang Youwei«, 2014, 2.176–178.

391 In einem Brief an Kang Youwei hatte Liang Qichao unverblümt geschrieben: »Ihre Idee einer großen Gemeinschaft ist in China sicherlich etwas Besonderes, im Westen ist das aber ein alter Hut.«, Liang Qichao an Kang Youwei (»Liang Qichao zhi Kang Youwei 梁启超致康有为«), Mai 1902, in: ZHANG Ronghua (张荣华), Kang Youwei wei wanglai shuxinji, 2012, 591.

392 [Zitat von Tang Wenming 唐文明, siehe GAN Yang (甘阳), »Kang Youwei yu zhiduhua ruxue«, 2014, 16, AdÜ]. Natürlich gibt es auch unter den Intellektuellen, die dieselbe Position vertreten, unterschiedliche Meinungen. Gan Yang vertritt z. B. den Standpunkt, dass Zhang Zhidong (1837–1909) als Gesetzgeber des modernen China betrachtet werden solle. Nach Yao Zhongqius Ansicht ist Zeng Guofan (1811–1872) der Vorreiter gewesen, der »China moralisch und politisch auf die Modernisierung vorbereitet hat«, während Kang Youweis Staatsreligion stark vom Christentum beeinflusst gewesen sei und dieses nachahme, was eine Selbstdegradierung darstelle. Der Konfuzianismus solle als eine »Kulturreligion« gefördert werden, die über allen Religionen stehe. Vgl. die Diskussion in ebd., 16 ff.; YAO Zhongqiu 姚中秋 (Pseud., QIU Feng 秋风), »Rujia zuowei xiandai Zhongguo zhi goujianzhe«, 2014.

393 HSIAO Kung-chuan (Fn. 107), 1997, 15.

394 Erst 1917, im sechsten Jahr der Republik, lobte Kang Youwei in einer Neuauflage von Xinxue weijing kao 新学伪经考 Liu Fenglu, Gong Zizhen und Wei Yuan. Liao Ping und Zhuang Cunyu erwähnte er weiterhin nicht.

395 Im 1928 publizierten Die Philosophie der Gongyang-Lehre erwähnt Chen Zhu im Kapitel »Zhuanshu kao« nur Kong Guangsen, während er über Zhuang Cunyu, Zhuang Shuzu, Liu Fenglu, Song Xiangfeng und Chen Li lediglich schreibt, dass sie »alle berühmte Vertreter der Gongyang-Schule« seien. Über Liao Ping und Kang Youwei heißt es, sie seien »besonders bizarr. Die Schule der Gongyang-Studien hat ihre Authentizität verloren«, siehe CHEN Zhu (陈柱), Gongyangjia zhexue, 1929, 15–16.

396 JIANG Qing (蒋庆), Gongyang xue yinlun, Shenyang, 1995, Vorwort von Liang Zhiping, 2.

397 Ebd., Vorwort des Verf., 1.

398 Benjamin A. Elman, Classicism, politics, and kinship, 1990, Einleitung, xxii.

399 JIANG Qing (Fn. 119), 47. Jiang Qing meint, dass in der Periode des Chaos »zwischen dem Inneren und dem Äußeren zu unterscheiden ist, der Fokus liegt auf dem Inneren, das Äußere sollte zunächst vernachlässigt werden; d. h. es wird unterschieden zwischen dem mächtigen Staat, der die verantwortungsvolle Aufgabe hat, die chaotische Welt zu regieren und den Weg des Königs (Lu) repräsentiert, und den anderen schwachen und chaotischen Ländern (zhuxia 诸夏); zuerst ist die eigene Moral verbessern«. »In der Periode des aufsteigenden Friedens wird dann nicht mehr zwischen dem Staat, der den Weg des Königs (Lu) vertritt, und den anderen Staaten unterschieden, weil der Königsweg bereits in vielen der umliegenden Länder umgesetzt wird; die Unterscheidung besteht nur noch zwischen den unzivilisierten Völkern (Barbaren) in abgelegenen Regionen, die der Königsweg noch nicht erreicht hat, und Lu und zhuxia.« »In der Periode des universalen Friedens gibt es keine großen und kleinen Länder und keine unzivilisierten Regionen mehr, die Grenzen zwischen Ländern und Rassen sind aufgehoben, die Welt ist eine Familie und China wie ein Mensch«, siehe ebd., 253–257.

400 Ebd., 231.

401 Sheng Hong und Jiang Qing führten 2002 lange Gespräche über Tianxia-ismus und andere Themen, die unter dem Titel Towards peace by peace herausgegeben wurden, siehe JIANG Qing (蒋庆)/SHENG Hong (盛洪), Yi shan zhi shan, 2004. Das Vorwort wurde 2004 in Dushu veröffentlicht, siehe SHENG Hong (盛洪), »Zai Ruxue zhong faxian yongjiu heping zhi dao«, 2004.

402  Elman (Fn. 121), Nachwort, 321–322 [Bei Elman heißt es: »Beginning with Chuang Tsun-yü and Liu Feng-lu, New Text Confucians appealed to a reconstruction of the past to authorize the present and to prepare for the future«, bei Ge »wei jianglai lifa 为将来立法«, AdÜ]. In einem Gespräch mit Elman während des Besuchs von Wang Hui an der UCLA im Jahr 1993, das später in Dushu veröffentlicht wurde, sagte Elman, dass es lediglich eine historische Neukonfiguration sei, wenn er Zhuang Cunyu und Liu Fenglu in den Mittelpunkt der Wiederbelebung der Neutextschule gestellt habe, um ein anderes Bild zu zeichnen als jenes, welches sich auf Kang und Liang konzentriere, siehe WANG Hui (汪晖)/Benjamin A. Elman, »Shei de sixiangshi?«, 1994, 18–23. [Siehe auch Elman (Fn. 121), Vorwort, xxv, AdÜ].

403 Ich schreibe »wieder einmal«, weil sie auch bereits bei Kang Youwei in der späten Qing-Dynastie eine »prophetische« oder »salomonische« Funktion erfüllt hatten.

404 JIANG Qing (Fn. 119), Vorwort, 2. Ich erinnere mich daran, dass Jiang Qing, als er in den 1990er Jahren einmal eingeladen worden war, in einer kleinen akademischen Forschungsklasse in Peking einen Vortrag über die Gongyang-Schule zu halten, die Zuhörer als erstes darauf hinwies, ihn nicht nach Geschichte und historischen Dokumenten zu befragen, denn er sei ein Gläubiger und kein Gelehrter.

405 Siehe in der chines. Übers. von Elman (Fn. 121), 1998, Einführung zur chines. Ausgabe, 16, und Einleitung, 6.

406 Ebd., 225 bzw. in der engl. Übers., 322. In Kapitel 7 schildert Elman, wie Liu Fenglu anhand der Klassiker einen diplomatischen Konflikt mit einem Abgesandten aus Vietnam löst und fasst zusammen: Die im Chunqiu festgelegte kulturell begründete Vision einer [hierarchischen, AdÜ] Einteilung verschiedener innerer und äußerer Gruppen von Menschen, die im Tributsystem mündete, [bildete die] Sichtweise der Neutextschule auf die Außenpolitik, welche als Grundlage für Liu Fenglus Lösung des diplomatischen Konflikts mit dem vietnamesischen Gesandten diente, siehe ebd., 215–216 bzw. in Original, 1990, 236.

407 Siehe LIU Fenglu (Fn. 95), 3.56–58. Der erste Teil des Kapitels ist eine Widerlegung der Behauptung von Qian Daxin 钱大昕, dass die »Chunqiu-Methode darin besteht, die Ereignisse direkt festzuhalten, so dass weder Gutes noch Böses verborgen bleibt«. Im zweiten Teil geht es darum, dass der Gongyang-Kommentar »große Prinzipien in esoterischer Sprache« enthalte (wie die »drei Zeitalter« und die »Vereinigung der drei Traditionen«) und besser sei als der Guliang-Kommentar. [Vgl. im Original von Elman (Fn. 121), 1990, 236, AdÜ].

408 Ebd., bzw. in der chines. Übers., 1998, 164.

409 WANG Hui (Kap. 5, Fn. 36), Bd. 1, Teil 2, Diguo yu guojia 帝国与国家 (Empire and State), 490. Er beschreibt die Gongyang-Schule der Qing-Dynastie als die »Konstruktion einer Geschichts- und Weltsicht, die als Reaktion auf die historischen Veränderungen im dynastischen System ständig verfeinert wurde«.

410 Ebd., 735.

411 Siehe YE Zicheng (叶自成), Zhongguo da zhanlüe, 2003, 145; LI Shaojun (李少军, Hrsg.), »Zhongguo de zhanlüe wenhua chuantong«, 2005, Kap. 10; GUO Shuyong (郭树勇), Zhongguo ruanshili zhanlüe, 2012, 122. JIANG Xiyuan (江西元), »Zhongguo waijiao wenhua benyuan«, 2011, 285.

412 QIAN Chunsong (干春松), Chonghui wangdao, 2012.

413 In Immanuel Kants Idee zu einer allgemeinen Geschichte in weltbürgerlicher Absicht heißt es zum Beispiel: »Obgleich dieser Staatskörper für jetzt nur noch sehr im rohen Entwurfe dasteht, so fängt sich dennoch gleichsam schon ein Gefühl in allen Gliedern, deren jedem an der Erhaltung des Ganzen gelegen ist, an zu regen; und dieses gibt Hoffnung, daß nach manchen Revolutionen der Umbildung endlich das, was die Natur zur höchsten Absicht hat, ein allgemeiner weltbürgerlicher Zustand als der Schoß, worin alle ursprüngliche Anlagen der Menschengattung entwickelt werden, dereinst einmal zustande kommen werde«, siehe Immanuel Kant, Idee zu einer allgemeinen Geschichte, 1917, 16–17, bzw. in der chines. Übers., 1997, 18. Könnte dies auch so interpretiert werden, dass es auch im Westen einen »Weg des Königs« gibt?