19.

»Mein Mann ist verreist, aber wenn Sie unser Luxusappartement besichtigen wollen, bitte schön. Hier herrscht Ordnung, damit das klar ist. Und das bleibt so.« Otilie Fehrkamp mit gekreuzten Armen vor der Brust.

Lichtigkeit winkte die drei Kollegen vom Erkennungsdienst in die Wohnung. Fehrkamps Frau blieb im Flur stehen.

»Wo ist Ihr Mann hin? Wann kommt er zurück?«, fragte Lichtigkeit.

»Ich weiß es nicht. Er ist weggegangen und nicht zurückgekommen.«

»Sie wissen also nicht mal, ob er verreist ist?«, fragte Lichtigkeit.

»Wenn Sie das so verstehen wollen.«

»Und wenn die Kommunisten sich gerächt haben? Und Ihr Mann schon tot ist? Oder gefangen in einem Keller sitzt und verprügelt wird?«

»Ach Blödsinn, Unkraut vergeht nicht.«

»Wir können Sie auch aufs Präsidium mitnehmen«, sagte Lichtigkeit. »Sie lügen uns die Hucke voll und behindern die Ermittlungen. Es geht um Mord, Frau Fehrkamp.«

»So ein Quatsch. Haben Sie einen Beweis?« Sie lugte zur Küche, wo die Beamten sich eher im Weg standen oder knieten, als etwas zu finden.

»Wir haben Zeugenaussagen.«

»Ja, ja, von denen.« Sie warf einen Kubikmeter Luft weg. Kreuzte die Arme wieder. »Sie finden hier nichts.« Blickte Lichtigkeit böse an, dann Raben. »Außer dem Modergestank der Armut, in das uns Ihr System geworfen hat.«

»Sie hätten Dichterin werden sollen, nicht Nazisse«, sagte Raben.

»Ach, der Herr Kommissar haben eine Neigung zur Poesie«, sagte sie bissig.

»Er ist nur mein Assistent«, erwiderte Lichtigkeit. »Ich habe keine Neigung zur Poesie, aber was gegen Mord.«

Es dauerte nicht lange, bis eine Mietswohnung mit Wohnküche und Schlafzimmer durchsucht war. Der Chef des Erkennungsdienstes näherte sich Lichtigkeit und schüttelte den Kopf.

»Sag ich doch«, maulte Otilie Fehrkamp. »Was wollen Sie schon finden? Wir leben vom SA-Sold meines Manns. Der ist so mau, dass das Verhungern nur verlängert wird. Wenn er überhaupt noch gezahlt wird.«