Kapitel fünfzehn

Joe Ashworth war gerade noch rechtzeitig für die auf sieben Uhr angesetzte Besprechung auf dem Revier. Auf dem Flur rief er rasch noch Sally an, um ihr zu sagen, dass er spät nach Hause komme.

«Das ist ’ne Riesensache. Die Spätnachrichten sind bestimmt voll davon, du wirst sehen. Warte besser nicht auf mich, es kann sein, dass ich die Nacht durcharbeiten muss.»

Sally reagierte matt und resigniert. Nach der Geburt ihres jüngsten Kindes hatten sie darüber gesprochen, ob er womöglich den Polizeidienst quittieren und sich einen Job mit regelmäßigeren Arbeitszeiten suchen solle, aber sie hatte sich für diese Pläne deutlich mehr begeistert als er. Sie informierte sich über Umschulungsmöglichkeiten für ihn und setzte sich in den Kopf, dass er einen grandiosen Lehrer abgeben würde. Aber als sie sich dann mit den Einzelheiten beschäftigte, musste selbst Sally zugeben, dass so etwas kaum umzusetzen wäre. Auch wenn sie es hasste, dass der Job und Vera Joes Zeit so stark in Anspruch nahmen, waren ihr sein Gehalt und die Flexibilität doch höchst willkommen. Joe hatte es sich nicht anmerken lassen, aber er war sehr froh gewesen, als die Überlegung schließlich

«Aber ich war doch fast den ganzen Sommer über zu Hause», sagte er jetzt. Er wünschte, sie würde verstehen, wie viel seine Arbeit ihm bedeutete. Er sollte sich deswegen nicht immer entschuldigen müssen.

Und vielleicht verstand sie ihn ja tatsächlich. «Ich weiß, Schatz, und es ist schon in Ordnung. Es ist in Ordnung für uns. Pass nur bitte auf dich auf und lass dir von Vera bloß nichts gefallen. Du weißt ja, wie gern sie andere rumkommandiert, und wenn sie mitten in einer Ermittlung steckt, scheint sie völlig zu vergessen, dass andere Menschen auch noch ein Leben jenseits des Jobs haben.»

Vera ist nicht die einzige Frau in meinem Leben, die andere gern herumkommandiert, dachte Joe, erwiderte aber nichts. Er stieß die Tür zur Einsatzzentrale auf und spürte, wie er sich entspannte. Er liebte seine Frau und die Kinder. Selbstverständlich liebte er sie. Aber richtig zu Hause fühlte er sich hier.

Sie wollten gerade anfangen. Holly war dabei, eine Art Diagramm auszuteilen, auf dem alle ihnen bislang bekannten Informationen zu John Brace und Robbie Marshall verzeichnet waren, sowie eine DIN-A4-Seite mit Marshalls Biographie. In der Einsatzzentrale saßen Beamte, die von anderen Teams hinzugezogen worden waren, und auch der Leiter des Spurensicherungsteams, der die Suche vor St. Mary’s Island den Großteil des Tages über beaufsichtigt hatte. Vera wartete vorn, bereit loszulegen. Sie hatte sich seit dem

«Dann legen wir mal los, ja? Immerhin beehrt uns jetzt auch DS Ashworth mit seiner Anwesenheit.»

Die spitze Bemerkung brachte ihr ein paar Lacher ein. Joe fragte sich, ob Vera wohl wusste, dass er zu spät kam, weil er draußen auf dem Flur noch mit Sally telefoniert hatte, oder ob sie es erraten hatte. Manchmal hatte er fast den Eindruck, als besäße sie so etwas wie Hexenkräfte und wüsste noch vor ihm selbst, was er dachte.

«Bislang wurde keine der beiden Leichen identifiziert.» Vera blickte in die Runde. «Aber solange wir nichts Gegenteiliges erfahren, können wir mit ziemlicher Sicherheit davon ausgehen, dass einer der beiden Toten Robbie Marshall ist, der am 25. Juni 1995 verschwand. Schließlich war der einzige Grund, weshalb wir überhaupt in diesem Rohr rumgewühlt haben, der, dass unser guter alter Freund Ex-Superintendent John Brace sagte, wir würden Marshall dort finden.» Sie runzelte die Stirn. «Eine zweite Leiche hat er allerdings nicht erwähnt, und ich würde zu gern herausfinden, wieso. Wenn Brace davon gewusst hat, wieso hat er es mir dann nicht gesagt? Ihm muss doch klar gewesen sein, dass wir sie finden, wenn wir erst mal anfangen, da rumzubuddeln. Und wenn er nichts davon wusste, ist es sogar noch kurioser. Brace behauptet, Marshall wäre schon tot gewesen, als er ihn fand, und er hätte die Leiche nur deswegen in dem Rohr verstaut, weil er nicht wollte, dass die Polizei die Verbindung zwischen Robbie und ihm herstellt. Das kaufe ich ihm ja sogar noch ab. Brace stand damals bereits unter Beobachtung, und wenn man dann auch noch mitten in der Nacht über die Leiche seines besten

Wieder ließ sie den Blick durch den Raum schweifen, um sicherzugehen, dass ihr auch alle zuhörten. «Damit hat die Identifizierung der Leichen absolute Priorität. Dabei sollten wir nichts als bereits erwiesen betrachten. Zunächst einmal gehen wir davon aus, dass Brace uns eine faustdicke Lüge aufgetischt hat.» Ihre Aufmerksamkeit wandte sich dem Leiter des Spurensicherungsteams zu. «Haben Sie etwas entdeckt, das uns hierbei weiterhelfen könnte?»

«Dr. Keating zufolge ist eine der beiden Leichen eindeutig männlich. Darauf lassen auch die Reste der Kleidung schließen. Diese Leiche trägt Wanderstiefel in Herrengröße, die recht gut erhalten sind.»

Vera nickte. «Das passt zu dem, was wir über Marshalls Aktivitäten am Tag seines Verschwindens wissen. Er ist höchstwahrscheinlich unsere erste Leiche.»

«Die andere Leiche ist kleiner und weniger gut erhalten.»

«Könnte es die Leiche einer Frau sein?»

Der Spurensicherer zuckte die Achseln. «Puh! Die Frage gebe ich lieber an die Experten weiter.» Offenbar wollte er sich vor dem versammelten Team nicht zu weit aus dem Fenster lehnen.

«Aber vielleicht haben Sie ja was gefunden, das auf das Geschlecht schließen lassen könnte?»

Joe spürte Veras Ungeduld. Sie vermisste den Chef der Spurensicherung, Billy Wainwright, mit dem sie normalerweise zusammenarbeitete. Wainwright war derzeit mit seiner jüngsten Eroberung in Urlaub, und das Paar wurde

«Tut mir leid, bisher haben wir nichts gefunden, was auf das Geschlecht hindeuten würde», sagte der Spurensicherer. «Weder Handtasche noch Geldbörse oder Uhr.»

Joe überlegte, was das bedeuten könnte. Hatte der Mörder alles mitgenommen, was Rückschlüsse auf die Identität der beiden Toten zuließ, oder hatte sich das alles einfach im Lauf der Zeit zersetzt und war von der Flut durch die Lücken zwischen den Felsbrocken weggespült worden?

Vera war nun offenbar zu dem Schluss gekommen, dass der Spurensicherer nichts Nützliches mehr beizutragen hatte, und fuhr fort. «Robbie Marshall war bei Swan Hunter’s beschäftigt, als er ums Leben kam. Zu dem Zeitpunkt unterlag die Werft zwar schon der Konkursverwaltung, aber er war dort immer noch angestellt und unterstützte die Verwalter. Mit Zahlen kannte Robbie sich aus, und das Kaufen und Verkaufen lag ihm im Blut. Nicht selten gehörten die Sachen, die er verkaufte, anderen Leuten. Seine Mutter hält ihn für einen Heiligen. Wir wissen, dass er alles andere war als das, aber ich brauche Informationen darüber, was in seinem Leben wirklich los war. Brace zufolge hatte er Angst wegen einer Verabredung, die er für diesen Juniabend getroffen hatte. Wir gehen davon aus, dass er sich mit einigen dicken Fischen eingelassen hat und anfangen wollte, beim organisierten Verbrechen mitzumischen. War es Zufall, dass Whitley Bay als Treffpunkt ausgewählt wurde, oder lebte seine Kontaktperson dort? Mit wem könnte er sich

Charlie grinste und machte eine zustimmende Handbewegung, aber Vera war jetzt voll in Fahrt. «Wir müssen uns die Dealer anschauen und die Zuhälter. Brace hat eine Tochter mit einer Frau namens Mary-Frances Lascuola, die ihrer Akte zufolge heroinsüchtig war und wahrscheinlich auch als Prostituierte gearbeitet hat. Mary-Frances ist dann offenbar spurlos verschwunden. Das ist jetzt zwar ein kleiner Gedankensprung, aber im Moment würde ich eine Kiste meines Lieblings-Malt-Whiskys spendieren, um zu erfahren, ob Mary-Frances unsere zweite Leiche ist. Brace behauptet, sie wäre schon lang vor Robbie Marshalls Verschwinden gestorben, aber wir wissen ja, dass er ein elender Lügner ist. Wir müssen alles zusammentragen, was wir über Mary-Frances in Erfahrung bringen können. Holly, damit haben Sie ja schon angefangen, und das war gute Arbeit. Schauen Sie, ob Sie eine von den Frauen aufspüren können, mit denen sie damals in Whitley Bay gearbeitet hat. Vielleicht weiß ja eine von denen, was mit ihr passiert ist. Und versuchen Sie’s bei dieser Entzugsklinik in Bebington. Wenn’s die noch gibt, müssten die doch auch noch eine Akte über sie haben.»

Joe konnte ein Grinsen nicht unterdrücken. Er überlegte, wie Holly wohl mit einem Haufen gealterter Prostituierter und Junkies zurechtkommen würde. Aber da hatte Vera ihre Aufmerksamkeit auch schon auf ihn gerichtet.

«Und Sie, Joe, statten bitte Gary Keane einen Besuch ab.» Zur näheren Erklärung wandte sie sich wieder ihrem gesamten Publikum zu. «Gary war mit Brace’ Tochter verheiratet. Heute besitzt er einen kleinen Laden für

 

Früh am nächsten Morgen stand Joe vor Gary Keanes Laden. Er wollte genug Zeit für ein ausführliches Gespräch haben, bevor Keane meinte, sein Geschäft aufsperren zu müssen. Obwohl der Spätsommer dieses Jahr bis weit in den September hineinreichte, war es so früh am Morgen doch noch frisch, und es roch nach abgestorbenem Laub. Bebington, ein ehemaliges Bergarbeiterstädtchen, war seit der Schließung der Zechen ziemlich heruntergekommen, doch die Anchor Lane, die ein paar Straßen abseits des Zentrums lag, verströmte die Atmosphäre eines etwas wohlhabenderen Viertels. Es gab sogar ein Café, das bereits geöffnet hatte und dem stetigen Strom der Pendler, die auf den Bus nach Newcastle warteten, Cappuccinos verkaufte, und auf der

Vor dem Ladenfenster war ein Rollgitter herabgelassen. So schick war das Viertel dann doch noch nicht, dass man auf Sicherheitsmaßnahmen verzichten konnte. Neben der Ladentür gab es einen weiteren Eingang. Joe drückte die Klingel und wartete. Nichts. Er klingelte erneut, diesmal ausdauernd. Schließlich hörte er schwere Schritte auf nackten Holzstufen. Die Tür ging auf, und da stand Gary Keane, übernächtigt, größer und kräftiger, als Joe vom Foto her erwartet hätte, auch älter, aber immer noch gut aussehend, auf eine hohlwangige, ausgezehrte Weise. Er trug einen dunkelgrünen Morgenmantel und Hausschuhe aus Leder, die ein flappendes Geräusch machten, wenn er ging. Sonst nichts.

«Was zur Hölle wollen Sie?»

«Polizei.» Joe zog seinen Dienstausweis hervor, doch Keane winkte ab.

«Nicht nötig. Euch kann ich aus ’ner Meile Entfernung riechen.»

«Darf ich eintreten?»

«Nur wenn Sie Kaffee mitbringen.» Keane deutete mit einem Nicken auf das zwei Türen weiter liegende Café. «Einen Espresso macchiato. Und ein Mandelcroissant. Die Tür lasse ich offen.» Damit verschwand er wieder.

Joe überlegte, was Vera wohl von einer solchen Forderung gehalten hätte, und kam zu dem Schluss, dass sie jetzt wohl schon die halbe Treppe hinter Keane hergeklettert wäre und ihn angeblafft hätte, er solle sich seinen

«Worum geht’s?»

Joe zögerte kurz. Worum ging es eigentlich? Die einzige Verbindung, die sie bislang zwischen Keane und Robbie Marshall herstellen konnten, war der Umstand, dass John Brace Garys Schwiegervater gewesen war. Aber das brauchte er ihm ja nicht unbedingt auf die Nase zu binden.

«Wir haben nur ein paar Fragen an Sie. Bestimmt haben Sie in den Nachrichten schon von den Leichen gehört, die bei den Felsen von Whitley Bay gefunden wurden.»

Einen Moment lang reagierte Keane überhaupt nicht. Er starrte Joe über den Rand seines Kaffeebechers hinweg an. «Und was soll das mit mir zu tun haben?»

«Wir vermuten, dass Sie eins der beiden Opfer kannten.»

«Ich kenne jede Menge Leute.» Er stritt es nicht rundheraus ab. Und hatte nicht nach dem Namen des Opfers gefragt. Interessant, dachte Joe.

«Es geht um einen Mann namens Robbie Marshall. Er wurde Mitte der Neunziger als vermisst gemeldet.»

«Natürlich tut er das.» Joe hätte vor Freude am liebsten die Faust in die Luft gereckt. Dass es so leicht sein würde, Keane dazu zu bringen zuzugeben, dass Robbie ihm nicht unbekannt war, hätte er nicht gedacht. «Jeder in Wallsend kannte den Namen. Auch wenn er selbst keine große Nummer war, galt er doch als eine Art Vermittler.»

«Wenn man Arbeit suchte, ging man zu Robbie Marshall. Er konnte einem einen Job in der Werft besorgen. Damals war ich noch ein halbes Kind.» Das Croissant in Garys Hand zerkrümelte beim Essen. «Selbst später, als die Insolvenzverwalter die Werft übernommen hatten, konnte er einem noch kleinere Aufträge vermitteln.»

«Und er vermittelte den Leuten auch noch eine ganz andere Art von Aufträgen. Draußen auf dem Land.»

«Wenn man so was mochte», räumte Keane ein. «Ich selbst habe da nie mitgemacht.»

«Haben Sie denn überhaupt mal für ihn gearbeitet?» Das interessierte Joe jetzt wirklich.

«Wollen Sie damit sagen, dass er das ist? Die Leiche in Whitley Bay?»

«Das wurde zwar noch nicht offiziell bestätigt, es sieht aber ganz danach aus.»

In der Straße machten jetzt nach und nach die Geschäfte auf. Ein junger Bursche und seine Freundin blieben, vielleicht auf dem Weg zum College, im Stadtgarten stehen und küssten sich. Joe verspürte einen neidischen Stich. Die beiden hatten keine Verpflichtungen. Sie hatten Zeit, händchenhaltend durchs Viertel zu spazieren und sich in der Morgensonne zu küssen.

Er wiederholte die Frage.

«Und wie alt waren Sie damals?»

«Keine Ahnung. Sechzehn, siebzehn. Das war, bevor Robbie verschwand.» Keane leckte den Zeigefinger an, sammelte damit die restlichen Krümel auf seinem Tablett auf und steckte sie sich in den Mund.

«Können Sie sich an ein paar Namen von Robbies Kumpels erinnern?»

«Da war ein Kerl, der hieß John Brace.» Keane grinste und blickte hoch. «Ein Bulle. Korrupt. Wie die meisten Bullen damals.»

«Und Ihr Ex-Schwiegervater.»

«Ich hätte es besser wissen sollen, als mich mit der Familie einzulassen, finden Sie nicht auch?»

«Haben Sie Patty so kennengelernt? Über Robbie Marshall und John Brace?»

Keane schüttelte den Kopf. «Nein, als ich Robbie kannte, muss sie noch zur Schule gegangen sein. Ich bin zehn Jahre älter als sie. Abgesehen davon hat sie ihren Vater erst nach unserer Heirat ausfindig gemacht. Ich wusste also gar nicht, worauf ich mich da eingelassen hatte.»

«Worauf hatten Sie sich denn eingelassen?»

«Auf ein geschenktes Haus, zuerst. Und dann auf jede

«Was bedeutet?»

«John Brace war ein einflussreicher Mann. Das ist er immer noch, obwohl er im Gefängnis sitzt. Zuerst gefiel ihm nicht, wie ich Patty behandelte, als wir noch verheiratet waren, und dann gefiel ihm nicht, dass ich sie verließ.»

«Und wie äußerte sich sein Missfallen?»

«Er schickte ein paar von seinen Leuten vorbei, um mich zu warnen. Und da habe ich die Beziehung dann beendet. Damals war Patty schon ziemlich übergeschnappt, und ich dachte, ich tue uns beiden einen Gefallen, wenn ich der Sache ein Ende mache.» Keane warf einen Blick aus dem Fenster. Joe fragte sich, ob er das junge Liebespärchen auch bemerkt hatte.

«Sehen Sie die Kinder noch?»

«Nein. Als ich Patty verließ, hat Brace ziemlich deutlich gemacht, dass ich mich aus ihrem Leben heraushalten soll.» Gary stockte. «Ein Jammer. Als ich ging, war Archie noch ein Baby, aber damals schon aufgeweckt und temperamentvoll. Doch wie gesagt, Brace hat immer noch ’ne Menge Einfluss. Keine gute Idee, ihn in Rage zu bringen.»

Joe überlegte, ob Patty wohl wusste, dass John Brace Keane davor gewarnt hatte, die eigenen Kinder zu sehen.

«Können Sie sich sonst noch an jemanden erinnern, mit dem Robbie Marshall sich herumgetrieben hat?»

«Manchmal sprachen sie über wen, den sie den ‹Professor› nannten.» Keane schwieg einen Augenblick, dann fügte er hinzu: «Dem bin ich aber nie begegnet. Dann war da noch ein anderer Kerl namens ‹Sinclair›. Ein Schotte. Hat

Wieder triumphierte Joe innerlich. Nun konnte er Vera wenigstens einen Namen geben – Sinclair. Eine Opfergabe, die sie stolz auf ihn machen würde.

«Was machte Marshall denn in dem Club? Hat er dort gearbeitet?»

Erneut schüttelte Keane den Kopf. «Er wartete», sagte er. «Und beobachtete. Hielt Ausschau nach Gelegenheiten. Das war Robbies Vorgehensweise.»

Joe, der sich nicht sicher war, was genau Keane damit meinte, ging über diese letzte Bemerkung hinweg. «Soweit ich weiß, haben Sie damals etwas über die Stränge geschlagen?»

«Aye, wenn man jung ist, ist es mit der Trinkfestigkeit oft nicht so weit her. Da bin ich halt in Schwierigkeiten geraten. Aber am Ende müssen wir alle erwachsen werden.»

«Brace bezeichnet Sie als Verrückten.»

Kurzes Schweigen. «Kann schon sein – aber man muss selbst einer sein, um einen anderen zu erkennen.»

Zurück zu seinem Wagen ging Joe durch den Stadtgarten. Das junge Pärchen war immer noch da, sie hatten sich auf eine Bank gesetzt, die Schultaschen zu Füßen. Sie bemerkten ihn gar nicht, als er vorbeiging.