11.

Teresa sitzt mit Walter in der Küche.

»Wie fühlt es sich an, wieder hier zu sein?«, fragt sie.

»Wie wenn ich geschlafen hätte, all die Jahre«, antwortet Walter.

»Hat man dir von meinem Mann erzählt?«, fragt Teresa.

Walter beißt sich auf die Lippe.

»Nicht wirklich, tut mir leid«, sagt er, »meine Mutter hat einmal etwas gesagt.«

»Ich habe auch meine Geschichte«, sagt Teresa.

Ihr Mann sei ein weitsichtiger Mensch gewesen. Als der Arzt ihm verkündet habe, dass der Tumor gesiegt habe, fragte er, wie viel Zeit ihm noch bleibe. Er wollte es genau wissen. Er sei nach Hause gekommen und habe einen Plan aufgestellt.

Ihre Enkelin Leda sei die Erste gewesen, die zu Besuch gekommen sei.

»Ich war bei deiner Geburt dabei«, habe ihr Mann zu ihr gesagt, »das habe ich dir noch nie erzählt.«

Es gab Dinge, die habe er sich schon immer für den Schluss aufbewahren wollen.

»Welches Gewicht die Worte auf einmal annehmen können«, sagt Teresa nachdenklich.

Leda habe natürlich nur gelacht. Sie habe ihre Freundinnen angerufen, und sie seien gekommen und hätten sich vom Großvater verabschiedet. Es habe noch mehr Besuch gegeben. Für Teresa sei es plötzlich zu viel gewesen. Ihr Mann sei jeden Tag schwächer geworden. Eines Morgens sei er nicht mehr allein aus dem Bett gekommen. Er habe ihr gesagt, seine Träume seien auf einmal so wuchtig.

»Dann ist alles so schnell gegangen, und er konnte nicht mehr mit mir sprechen«, weint jetzt Teresa.

Er habe nur seine Lippen bewegt, versucht, Silben zu formen, aber er war zu schwach, seine Augen fielen zu.

»In diesem Moment habe ich gewünscht, du wärst da«, sagt Teresa zu Walter, »du hättest mit ihm reden können.«

»Ich habe nie mit ihnen geredet«, sagt Walter.

»Dann halt zuhören von mir aus, zuhören, aber ich war allein.«

Es sei gut, habe sie ihm ins Ohr geflüstert, er solle jetzt schlafen, es sei alles gut. Das sei alles gewesen, was sie fertiggebracht habe. Sie sei sich dumm vorgekommen.

»Und jetzt hier alles noch ein zweites Mal«, flüstert Teresa.

Wenn Luana schlafe, beuge sie sich übers Bett. Der Geruch nach ungewaschener Haut dringe ihr in die Nase. Sie atme sie ein. Sie sei dem nicht gewachsen. Sie könne sich nicht vorstellen, erneut in ein starres Gesicht zu blicken. Es sei nicht Feigheit, wirklich nicht, eher Unsicherheit, und Angst, ja, Angst.