29

Alte Wunden

»Wir haben Wind«, Sebastian hielt den Finger prüfend nach oben. »Wenn das kein gutes Zeichen ist.« Er lachte in die Runde. »Wie lange ist das her, dass wir zusammen unterwegs waren?« Sebastian stand mit einem Picknickkorb neben seiner Schwester am Hafen und begrüßte Katrin und Chrissi. Marlene rannte in die Hände klatschend um sie herum. »Und alle Fusselwüffs sind auch dabei. Und werden singen, jawoll.«

»Bloß nicht, kein Chor, Kindchen, kein Chor.« Sophie hielt sich lachend die Ohren zu und bekam einen Rüffel von Katrin.

»Dass du immer so gemein sein musst. Komm, Marlenchen, wir dirigieren die Fusselwüffs gemeinsam.«

»Dass du mir immer in den Rücken fällst.« Sophie schüttelte geziert den Kopf und hielt ihrer Tochter eine Hand hin.

»Mädels, die eigentliche Botschaft ging unter. Wir haben Wind, und da vorne steht unser Segelboot! Los geht’s!«

Wenig später waren sie unterwegs, die Sonne strahlte, das Wasser glitzerte, das Segel machte leise Geräusche. Für eine Weile war es beinahe andächtig ruhig auf dem Boot, sogar Marlene schien der Stille zu lauschen.

»Schön, dieser Luxus, dass wir alle so zeitlich flexible Jobs haben.« Chrissi legte den Kopf in den Nacken und blinzelte in die Sonne.

»In der Tat, aber …« Katrin holte ihr Tablet und begann eifrig zu tippen. »Ich muss nur ein paar Nachrichten beantworten«, erklärte sie, »dann bin ich ganz für euch da.«

»Die Stille war mir eh schon unheimlich.« Sebastian ließ seinen Zeigefinger neben seinem Kopf kreisen. »Das kennt das Gehirn ja gar nicht mehr. Und du, Chrissi? Was machst du zurzeit?«

Chrissi wiegte den Kopf hin und her und massierte sich die Schultern. »Hier und da mal ein Text über meine Reisen, mein Blog, nichts Großes. Vor allem nichts, was mir solche Momente raubt.« Sie warf Katrin einen strafenden Blick zu.

Sebastian nickte anerkennend. »Beneidenswert.«

»So, das war’s«, Katrin klappte ihr Tablet zu und schob es in die Tasche. »Was hat eigentlich den Umschwung bei eurem Großvater bewirkt?«

»Frag mich was Leichteres.« Sophie atmete tief ein und aus. Der See roch angenehm frisch, doch auch dieser Tag würde heiß werden. »Ich hab keine Ahnung, aber seit er sich mit Chrissi trifft, ist er verändert.«

Chrissi sah erschrocken auf. »Meinetwegen? Du denkst, er hat sich meinetwegen umentschieden? Das wusste ich nicht, dass du so denkst, und das wollte ich auch nicht.«

»Was habt ihr immer zu quatschen?«, fragte Sophie, und es klang vehementer als beabsichtigt.

»Nichts, über die Reisen, ich hab eben erzählt, das ist alles. Muss ich mich rechtfertigen?«

Sophie schniefte. Ärger breitete sich in ihr aus, langsam, doch unaufhaltsam. »Wenn du das als Rechtfertigung betrachtest. Ich wollte nur wissen, was ihr zu quatschen habt.«

»Ho, Mädels, beruhigt euch!« Sebastian hob beschwichtigend die Hände.

»Sorry, so sollte das nicht klingen«, entschuldigte sich Sophie, wusste aber, dass sie da Klärungsbedarf hatte. Irgendwann.

Eine Weile schwiegen sie und genossen den leichten Wind, der ihrem Segelboot wenigstens ein bisschen Fahrt zu gönnen schien. Marlene summte ein Lied vor sich hin und lehnte an Sebastian. Obwohl sie ihren Onkel nicht sehr oft sah, mochte sie ihn.

»Wollen wir rüber zur Marienschlucht?« Sebastian viertelte gerade einen Apfel für sich und Marlene, die kicherte.

»Wir essen Meerschweinchenfutter.«

»Geht nicht«, sagte Katrin, »ist geschlossen.«

»Was? Weshalb?«

»Lebensgefahr. Schon seit Jahren, leider.«

»Hm, das ist aber schade.« Sebastian sah sich kauend um. »Dann gehen wir schwimmen. Los, Mädels, ausziehen und rein ins Wasser.« Marlene schob sich das letzte Stückchen Apfel in den Mund. In Windeseile hüpfte sie aus ihrem Kleidchen und hielt Sophie bereitwillig ihre dünnen Arme hin. Sophie zog ihrer Tochter Schwimmflügel an, und schon kletterten sie und Sebastian ins Wasser und planschten.

Sophie stand unschlüssig auf dem Boot und beobachtete die beiden.

»Hast du inzwischen eigentlich mal mit Anton geredet?« Katrin stand neben ihr und sah ebenfalls zu Sebastian und Marlene. »Sind die albern, aber auch sehr süß.«

»Das ist mein Bruder.« Sophie boxte ihrer Freundin in den Arm.

»Stimmt. Ich fand ihn auch schon immer süß.«

Sophie lachte. Ja, ihr Bruder war süß. Alle ihre Freundinnen hatten ihn gemocht. Zu dumm, dass er sich bei einem Urlaub in den Staaten verlieben musste. Heimlich hatte sie gehofft, dass er und ihre beste Freundin Katrin einmal ein Paar würden, dann hätte sie beide immer um sich gehabt.

»Irgendwann kommen er und ich zusammen«, sagte da Katrin. »Irgendwann, ich spür das.« Sie zwinkerte Sophie zu. »Wieso sprichst du nicht mit Anton?«

»Hat er dich kontaktiert?«

»Nein, Sophie, hat er nicht, aber wir sind uns begegnet. Zufällig.«

Sophie sah wütend zur Seite. »Du hast mit Anton geredet? Hinter meinem Rücken?«

Hinter ihnen machte Chrissi Yogaübungen und atmete gerade geräuschvoll aus.

»Jetzt komm mal runter, Sophie, nicht alle sind gegen dich. Wir haben uns zufällig getroffen, und Anton hat gefragt, ob ich Zeit für einen Kaffee hätte. Himmel, Sophie, das ist Konstanz, du kannst ihm nicht auf ewig aus dem Weg gehen. Rein theoretisch hätte er die ganze Zeit auch einfach nochmals in deine Weinstube kommen können.«

Sophie biss sich auf die Lippen. »Das soll er nicht wagen«, sagte sie erbost.

Katrin sah ihre Freundin ernst an. »Sophie, werd mal locker. Es war sicher nicht richtig, was Anton gemacht hat, aber du könntest auch deine ewige Opferrolle ablegen und dich fragen, weshalb das passieren konnte, und vor allem, Sophie, könntest du inzwischen erwachsen damit umgehen und nicht alles aufgeben, was dir wichtig war, nur weil ein Baustein wegbricht.«

»Ein Baustein?«, rief Sophie aus. »Ein Baustein? Bei dir hackt’s wohl. Anton hat dafür gesorgt, dass ich mich verliebe, und dabei die ganze Zeit gewusst, dass es da eine andere Frau gibt. Er wird heiraten, Katrin!«

»Siehst du, Sophie, genau darin liegt der Fehler. So war es nämlich nicht.«

Sophie zuckte zurück. »Nicht?«

»Nein, so war es nicht.«

»Anton war nicht verlobt, als er mich kennenlernte?«

»Sie waren getrennt.«

»Pfff.« Sophie lachte schrill und wedelte mit der Hand durch die Luft. »Das glaubst du ihm?«

Katrins Augenbrauen rückten zusammen, und ihre Augen verengten sich. »Sophie, du gehst mir mit deinem Gejammer langsam echt auf die Nerven. Du jammerst, tust aber nichts, dass es besser wird.«

Sophie starrte die Freundin mit offenem Mund an.

»Los, kommt ins Wasser«, riefen Sebastian und Marlene, doch Katrin und Sophie hoben beide die Hand, während sie synchron antworteten: »Jetzt nicht!«

»Ups.« Sebastian tauchte unter, und Marlene trommelte lachend auf seinem Kopf herum.

»Könnt ihr euch leiser streiten?«, bat Chrissi mit monotoner Stimme.

»Ich bin also immer das Opfer? Ich jammere rum? Meine Gesamtsituation ist auch beschissen gerade. Ich finde, ich hab alles Recht zu jammern.«

»Ach ja, findest du?«, fauchte Katrin und stemmte die Hände in die Hüften.

»Ja!« Sophies Überzeugung begann bereits zu schwinden. Gleichzeitig war sie wütend auf Katrin, die mit Anton gesprochen hatte, und auf Chrissi, die irgendeinen Draht zu ihrem Großvater gefunden hatte, und auf Sebastian, der einfach so unbeschwert wirkte, und auf Anton, der sich heimlich an ihre Freundin Katrin herangemacht hatte. Zufall? Dass ich nicht lache!

»Hm, lass mal überlegen. Du hast eine eigene Weinstube.«

»Nicht mehr lange offenbar«, Sophie schielte zu Chrissi, »weil meine Freundin meinem Großvater irgendeinen Floh ins Ohr gesetzt hat.«

»Halt mich da gefälligst raus!« Chrissi atmete wieder tief ein und aus und hielt die gefalteten Hände vor ihr Gesicht, als würde sie beten.

»Noch hast du eine Weinstube«, beharrte Katrin. »Und eine Tante mit einem Weinberg und ein Mehrfamilienhaus im Königsbau. Und nicht zu vergessen, du hast eine süße Tochter. Ich finde, es könnte schlimmer sein.«

Sophie schnappte nach Luft. »Das hilft mir doch alles auch nicht weiter!«

»Weiter? Wobei? Mach doch einfach weiter!«

»So einfach ist das nicht.«

»Ich verstehe nicht. Was soll nicht einfach sein? Wenn du keine Lust mehr auf die Weinstube hast, dann lass deinen Großvater sie verkaufen und mach dein eigenes Ding. Mach ein Café auf oder …«, sie hob die Hand und schnipste mit den Fingern, »ich hab’s: Trau dich endlich, deinem Großvater Vorschläge für die Weinstube zu machen! Mach die Weinstube einfach zu deinem eigenen Ding. Übernimm Verantwortung.« Katrin sah die Freundin herausfordernd an. Ihre Augen funkelten, ihre Lippen bebten.

Sophie sagte nichts.

Katrin nickte bedächtig. »Weißt du, was dein Problem ist?«

Sophie schwieg.

»Deswegen gehst du auch so gern auf Flohmärkte.«

»Bitte was?«

»Weil du da auch keine richtige Entscheidung treffen musst. Für nichts. Du schlenderst so rum, und wenn dir was gefällt, nimmst du es mit. Du musst nicht überlegen und entscheiden.« Katrin nickte wieder – sich und der eigenen Rede zu. »Sophies Reich der unbegrenzten Möglichkeiten. Jenseits davon bist du einfach nicht fähig, dich zu behaupten.«

»Ich hab mich doch für die Weinstube …«, Sophies Stimme flatterte im leichten Wind.

»Gar nichts hast du. Du wolltest nicht länger von deinem Großvater bekniet werden.« Katrin wartete einen Moment, und als Sophie den Kopf hängen ließ, setzte sie nach. »Ich hab also recht. Du bist hier, weil du nicht gewagt hast abzulehnen. Mit uns«, sie fuhr mit der Hand einmal vage durch die Luft, »und dem hier allem hat das nichts zu tun. Nicht einmal mit dir.«

Sophie wusste nicht, wohin mit sich, und wäre am liebsten ins Wasser gesprungen, doch Katrin war noch immer nicht fertig. Sie machte einen Schritt auf sie zu. »Du gehst jedem Problem aus dem Weg, jeder Auseinandersetzung, jeder unbequemen Entscheidung, seit du …«, Katrin wischte durch die Luft, als müsse sie eine lästige Fliege verscheuchen, anschließend verschränkte sie die Arme. Weiter war sie noch nie von Sophie entfernt gewesen, obwohl sie direkt vor ihr stand. »Sophie, du übernimmst lieber eine Weinstube, als dich mit dir und deinem Leben auseinanderzusetzen und längst überfällige Entscheidungen zu treffen. Denk doch einfach mal nach.« Sie schluckte. »Und wenn dir das alles nicht reicht, dann erkundige dich in Gottes Namen, was du an der Uni vorlegen musst, und dann mach endlich dein verdammtes Studium fertig.«

Sophie stand mit hängenden Armen da. Sie hätte nicht einmal die Kraft gehabt, ins Wasser zu springen.

»Ach, das ist es tatsächlich? Du haderst immer noch mit deinem Studium? Jetzt wird ein Schuh draus. Du fühlst dich nicht gut genug, Verantwortung in der Weinstube zu übernehmen. Dir war es ganz recht, hier nur die Aushilfskraft zu sein, wie? So als Übergangslösung.«

Das Boot war zu einem Gefängnis geworden, aus dem sie nicht flüchten konnte. Katrin hatte sie festgenagelt. Sophie lauschte bewegungslos auf den Wind und die Möwen darin. Aus dem Wasser drangen die fröhlichen Schreie ihrer Tochter nach oben.

»Wo ist dein verdammtes Problem, Sophie? Weshalb hast du dein Studium überhaupt hingeschmissen? Weshalb bist du einfach abgehauen damals?«

Katrin stand vor ihr, die Hände hatte sie wieder in die Hüften gestemmt. Sie wirkte aufgebracht, als habe sich über die letzten Monate einiges angestaut, sehr aufgebracht und so viel größer als sie selbst. Sophie hätte sich am liebsten eine Decke über den Kopf gezogen, eine, die einen unsichtbar werden ließ wie in »Herr der Ringe«.

Fieberhaft suchte sie nach einem Fluchtweg, doch da war keiner, nicht einmal ein Mauseloch, nichts. War jetzt die Stunde der Wahrheit? »Ich«, begann sie leise.

»Was?«, setzte Katrin nach.

»Ich hab damals was Schlimmes gemacht.«

Katrin blinzelte und wich ein winziges Stück zurück. »Was Schlimmes?« Sie hob fragend die Augenbrauen. »Ich verstehe immer weniger.« Sie sah zu Chrissi. »Weißt du, wovon sie redet?«

Chrissi schüttelte den Kopf, setzte sich in den Schneidersitz und nahm eine neue Yogahaltung ein, die Arme über dem Kopf gehoben und die Handflächen gegeneinandergelegt.

»Boah, Chrissi, echt jetzt? Dein Ernst?«, beschwerte sich Katrin. »Kannst du dich auch mal am Gebet beteiligen?«

»Am Gebet?« Chrissi grinste schief. »Weder am Gebet noch am Gespräch. Ihr seid mir viel zu aufgeregt, ich brauch innere Ruhe. Immerhin ging es vorhin um mich.« Sie schloss die Augen und versenkte sich in ihre Meditation.

»Also, Sophie, ich höre. Was hast du Schlimmes gemacht?« Katrin klang bereits weniger angriffslustig.

»Erinnerst du dich an die Hiwi-Stelle?«

Katrin runzelte die Stirn. »Meine Stelle bei Professor Klausen?«

»Ja. Ich wollte die Stelle auch haben.«

»Ehrlich? Warum hast du nichts gesagt?« Katrin zögerte. »Du hast dich auch beworben, und ich hab sie bekommen? Ach Mensch, Sophie, sag nicht, dass du deswegen abgehauen bist.«

Sophie schloss die Augen und schluckte schwer, doch die Vergangenheit saß ihr wie ein Kloß im Hals, sie ließ sich nicht länger verdrängen. »Das ist nur die halbe Wahrheit. Ich hab mit Klausen geflirtet. Ich wollte die Stelle haben, und ich dachte, ich hätte eh keine Chance, und –«

»Und da dachtest du, du machst dich an den Prof ran und bekommst dann die Stelle?« Katrin sah zu Chrissi, doch die hob abwehrend und kaum merklich die Hand.

Sophie räusperte sich. »Es war eine Riesendummheit. Und ich hab die Stelle trotzdem nicht bekommen. Er hat mich abserviert, gesagt, ich soll den Kurs einfach noch mal belegen, und dann könnte ich mich vielleicht noch mal bewerben, aber ich wär noch nicht reif genug.« Sophie hatte den letzten Satz nur noch mechanisch ausgesprochen. Unten im Wasser hörte sie die spitzen Schreie von Marlene, die vor Sebastian, der ein Seeungeheuer war, flüchten musste.

Jetzt stand Katrin mit offenem Mund da. »Sophie, ich weiß nicht, was ich sagen soll.«

»Das ist ja jetzt nicht so schwer.«

Sowohl Sophie als auch Katrin sahen verdutzt zu Chrissi, die sich so unerwartet eingemischt hatte.

»Nein?«, wunderte sich Katrin.

Chrissi hatte immer noch die Augen geschlossen und verharrte in ihrer Yogaposition. »Nun«, sagte sie andächtig. »Sophie hat eine Dummheit begangen, aber der Arsch in der Geschichte ist Klausen. Mehr fällt mir dazu nicht ein.«

Katrin und Sophie tauschten einen Blick, und dann mussten beide laut loslachen. So laut, dass Chrissi sich doch aus ihrer Meditation losriss und sie entgeistert ansah. »Was ist los? Hab ich was verpasst?«

Sophie aber konnte nicht antworten, sie lachte sich den angestauten Frust und die Scham über damals von der Seele und Katrin wohl den ganzen Ärger über Sophie und den eigenen Kummer. Sophie musste sich nach vorne beugen und auf den Beinen abstützen, und Katrin stützte sich auf Sophie ab.

»Seid ihr jetzt durchgedreht?«, fragte Chrissi.

»Klausen«, japste Katrin, »ein Arsch mit Ohren war der.«

Sie setzten sich zu Chrissi auf den Boden, hielten sich an den Händen und lachten, bis ihnen die Tränen über die Wangen liefen. Dann wurde Katrin wieder ernst. Langsam schüttelte sie den Kopf. »Aber Sophie, jetzt sag mir nicht, dass du deswegen alles hingeschmissen hast?«

Sophie blickte auf, das Lachen wich aus ihrem Gesicht. Hilflos hob sie die Schultern und sah von Chrissi zu Katrin. »Ich …«, sie schniefte. »Ich hab mich einfach so geschämt.«

Am Abend verabschiedete sich Chrissi mit hochrotem Kopf. Sie hatte auf dem See zu viel Sonne abbekommen oder zu viel Sekt oder war in Gedanken bei Olaf. Wahrscheinlich alles zusammen. Katrin und Sebastian begleiteten Sophie in die Weinstube und unterhielten sich angeregt. Immer wieder schielte Sophie zu den beiden und freute sich insgeheim. Anschließend spazierten sie durch die Altstadt, immer begleitet von Katrins unbeschwertem Lachen. Sie hatte sich bei Sebastian eingehakt und lehnte im Gehen immer wieder den Kopf an seinen Arm. Sie sahen so gut zusammen aus, dass Sophie traurig ob der Unerreichbarkeit war.

Schließlich lenkten die beiden sie in eine Kellerbar. Sophie wollte erst nach Hause gehen, ließ sich aber überreden und landete mitten in einem Schlagerabend. Sebastian und Katrin schworen mit gekreuzten Fingern, dass sie nichts davon gewusst hätten, doch als sie nach wenigen Minuten schon fröhlich mitsangen und tanzten, beschlichen Sophie Zweifel. Sie mochte keine Schlager, wollte aber auch nicht beleidigt abhauen, nicht nach diesem schönen Tag auf dem See, also setzte sie sich an die Bar, um sich einen Cocktail zu bestellen. Ein Mann stellte sich zu ihr und wollte sie in ein Gespräch verwickeln, aber sie blieb so eindeutig wortkarg, dass er recht schnell die Lust verlor.

Gegen vier Uhr morgens schlenderten sie zu Sophie, jetzt lehnte sich Sebastian an Katrin, die Mühe hatte, ihn aufrecht zu halten. Bei Sophie saßen sie dann in der Küche, und Sebastian, wieder munterer, machte Spiegeleier für sie alle. Ein Klassiker, wie früher. Überhaupt erinnerte vieles an früher.

Du hast ein rosa Sofa, Schwesterherz?

Frag nicht. Ich wollte ein mintfarbenes für sie.

Du hast ja auch Geschmack, Katrin.

Hallo? Ich bin anwesend!

Wissen wir, wissen wir.

Sebastian und Katrin übernachteten auf dem Sofa. Als Sophie aus dem Bad kam und Gute Nacht wünschen wollte, schliefen die beiden bereits Arm in Arm.