Kapitel 24
Ren
N achdem wir uns angezogen und ein Frühstück mit Obst und Saft, frischem Brot, Gebäck und Marmelade gegessen hatten, seufzte meine Frau zufrieden in meinen Armen. Sie war glücklich, wegen mir, und ich war verdammt zufrieden.
Es war, als könne sie sich nicht von mir trennen, und da ich mehr Tier als Mensch war und ihr und ihrer Zeit gegenüber besitzergreifend war, gefiel mir das ebenfalls sehr.
Mein Hauspersonal hatte sich emsig durch das Schloss bewegt. Und ich merkte, dass Mikalina nicht daran gewöhnt war, dass man sie bediente. Aber je mehr sie sie sah, wie sehr ihnen ihre Arbeit Spaß machte und wie gut ich sie behandelte, weil ich sie als eine Erweiterung meiner Familie sah, desto mehr spürte ich, wie sie sich damit anfreundete.
Ich führte sie aus dem Schloss hinaus und in Richtung Wald zu einer abgelegenen Stelle, da ich für das, was ich ihr zeigen wollte, Privatsphäre brauchte. Und ich konnte nicht anders, als sie ständig anzuschauen und zu lächeln, weil ich so verdammt glücklich war. Ich ertappte mich dabei, dass ich jeder Gottheit, die mir zuhörte, immer wieder dafür dankte, dass ich meine Gefährtin gefunden hatte, nachdem ich so lange gewartet hatte.
Aber selbst meine Freude darüber konnte nicht überspielen, wie angespannt ich war, denn ein Teil von mir fürchtete sich davor. Was würde sie über mich denken, nachdem ich ihr meinen Wolf gezeigt hatte?
„Ich liebe dich, Ren. So sehr.“ Wir blieben stehen, und sie erhob sich auf die Zehenspitzen, um ihre Hände auf meine Schultern zu legen, und lächelte zu mir hoch. „Dein inneres Tier ist eine Erweiterung von dir, also brauchst du keine Angst zu haben, denn ich werde ihn genauso lieben, wie ich dich liebe“, sagte sie, als hätte sie meine Gedanken gelesen.
Ich beugte mich hinunter und küsste sie lange, immer weiter, bis sie atemlos war und ich mich zwingen musste, einen Schritt zurückzutreten, sonst hätte ich sie direkt an einem Baum genommen.
Wir liefen noch zehn Minuten. Ich hatte den Arm um sie gelegt, um sie nah bei mir zu halten. Schließlich blieb ich stehen, atmete aus und spürte, wie mein Wolf in mir auf und ab ging, ungeduldig, unserer Gefährtin zu zeigen, was er war. Er wollte, dass sie sah, wie groß er war und dass er sie beschützen konnte, egal was passierte.
Ich starrte Mikalina an und sammelte meinen Mut, dies zu tun. Obwohl es das Natürlichste für mich war, ihr diese Seite von mir zu zeigen, ging es mir vollkommen gegen den Strich, sie zu erschrecken, wenn ich sie gerade gefunden hatte.
Aber unsere Verbindung war unbestreitbar. Unzerbrechlich. Unwiderruflich. Im Laufe der Jahre würde sie weiter wachsen. Und ich wollte, dass meine Frau mich in allen Facetten sah, um zu wissen, worauf sie sich einließ, wenn sie mit mir die Paarung einging.
Ich hatte sie an einen abgelegenen Ort im Wald auf meinem Grundstück mitgenommen. Wusste sie, dass all das hier ihr, uns gehörte? Denn so weit das Auge reichte, vom Rand der einen Stadt bis zur Grenze der anderen, war es unser Grund und Boden.
Und heute würde ich zum allerersten Mal einer Frau – meiner Frau – meinen Lykaner zeigen.
Ich zog sie dicht an mich heran, küsste ihren Scheitel und schloss die Augen, um den süßen Duft einzuatmen, der sie umgab. Sie schlang die Arme um mich.
„Ich bin bereit“, flüsterte sie gegen meine Brust, und ich nickte, auch wenn sie mich nicht sehen konnte.
Ich beugte mich herunter und presste meine Lippen noch einmal auf ihre Haare, bevor ich einen Schritt zurücktrat und nach meinem Hemd griff. Ich ließ meinen Blick auf ihrem ruhen, während ich es aufknöpfte und von den Schultern streifte. Dann stand ich eine Sekunde lang da, erlaubte ihr, meine Brust zu betrachten, und roch ihre gesteigerte Erregung, die in der Luft lag. Unwillkürlich reagierte mein Körper. Mein Schwanz wurde dicker, und ein Knurren brach aus mir heraus.
Dann drehte ich mich um, zeigte ihr meinen Rücken und hörte ihr Keuchen. Ich wandte den Kopf, um ihre Reaktion abzuschätzen. Sie starrte mit großen Augen auf das Wolfstattoo, das sich über die gesamte Fläche von der Schulter bis zur Taille erstreckte.
„Das ist mein Lykaner.“ Während des Sex war ich nicht in der Lage gewesen, ihr zu erlauben, meinen Rücken zu bemerken, so wild und hektisch war ich bei der Paarung. Doch jetzt ließ ich sie sich sattsehen.
Sie trat näher und streckte die Hand aus, aber bevor sie meine Haut berührte, krümmte sie ihre Finger zu ihrer Handfläche.
„Nicht, Liebes. Berühre mich. Berühre ihn .“
Sie zog den äußeren Rand der Markierung nach, und mein Lykaner drückte sich gegen ihre Hand, ob sie es merkte oder nicht.
„Es ist unglaublich“, sagte sie ehrfürchtig. „Die Kunstfertigkeit ist erstaunlich. So naturgetreu.“
Ich schüttelte langsam den Kopf und drehte mich zu ihr um, nahm ihre Hände in meine und führte ihre Fingerknöchel zu meinen Lippen. „Es ist ein Teil von mir. Ich wurde damit geboren, wie jeder männliche Lykaner. Das ist im Grunde unser inneres Tier, das immer bei uns ist, auch wenn man es mit bloßem Auge nicht sehen kann.“ Ich gab ihren Händen noch einen Kuss, bevor ich zurücktrat und nach meiner Hose griff. Mikalinas Augen wurden vor Erregung glasig, als ich sie auszog, und ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. Meine Frau war unersättlich.
Und dann schloss ich die Lider und ließ meine menschliche Seite zurückfallen, erlaubte meinem Wolf nach vorne zu kommen.
Die Veränderung geschah viel zu schnell, als dass ich etwas anderes als die immense Kraft, die mich überwältigte, hätte spüren können. Aber ich war mir bewusst, wie sich meine Haut in Fell verwandelte, wie meine Knochen brachen und sich neu ausrichteten und sich meine Nägel zu Krallen formten. Die Verwandlung brachte mir nur reine, unverfälschte Freiheit, während ich mich allem, was ich war, hingab und meine andere Hälfte aufsteigen ließ.
Als ich die Augen wieder öffnete, sah ich meine Frau, die mich mit Schock im Gesicht anstarrte. Ich witterte die Luft, aber ich roch keine Angst, nur Erstaunen und Verwunderung. Ihr Herz klopfte in einem Rhythmus, der mich zaghaft einen Schritt nach vorne machen ließ. Obwohl mein Lykaner jetzt die Kontrolle hatte, war meine menschliche Seite immer noch sehr präsent, um zu rationalisieren und zu beobachten. Ich war stets bei ihr, egal was passierte.
In meiner Wolfsgestalt war ich dreimal so schwer wie ich selbst und so groß wie ein ausgewachsenes Pferd. Ich war die mächtigste Kreatur auf dem Planeten, stark und unaufhaltsam, und mit meiner Gefährtin würde mich nichts und niemand jemals besiegen, denn das Feuer in mir würde immer brennen, um sie um jeden Preis zu beschützen.
Komm zu mir.
Sie konnte mich nicht hören, würde die Geräusche nicht verstehen, die mein Wolf vor Vergnügen von sich gab, weil sie da war, aber sie ging vorwärts. Ihr Atem war unregelmäßig, da dies zweifellos ein weiterer Schock für ihren Körper war.
Meine Bestie machte einen Schritt nach vorne. Seine Masse überragte sie.
„Gott“, hauchte sie, als sie ihren Kopf zurücklegte, um mich anzuschauen. „Du bist so riesig.“
Mein Wolf ließ sich auf seine Hinterbeine fallen, so dass wir mehr auf Augenhöhe waren, damit sie sich von seiner Größe nicht so eingeschüchtert fühlte.
Ihr Puls schlug heftig an der Basis ihrer Kehle. Sie leckte sich über die Lippen und streckte ihre Hand aus.
Dir gehört jeder Teil von uns, unser beider Gefährtin.
„Das ist alles so … unwirklich.“
Meine Bestie gab tief in seiner Kehle einen Laut von sich, ein leises Grollen, um sie zu ermutigen, uns zu berühren. Und dann berührte sie die Kreatur, und er schloss die Augen und stieß einen tiefen Atemzug aus, als hätte er ihn zurückgehalten.
Ja, das ist richtig. Sie ist wirklich hier bei uns. Sie gehört tatsächlich uns.
Sie erforschte den Wolf für lange Momente, berührte seine Ohren, seine Pfoten, fuhr mit den Fingern über seine Schnauze, entlang seines Kiefers. Wenn er hätte schnurren können wie eine Katze, ich wusste, er hätte es getan, weil sich ihre Berührung so gut anfühlte.
Darauf hatte auch er über dreihundert Jahre gewartet.
Zu spüren, dass sie mich und mein Tier akzeptierte, war ein Schock für mich , da ich das nie als selbstverständlich ansehen würde.
„Ich liebe dich … alles an dir. Jeden einzelnen seltsamen und magischen Teil von dir, Ren.“ Sie lächelte und verblüffte mich unendlich, indem sie die Schnauzenspitze des großen Biests küsste. Und der Bastard schmolz auf der Stelle für sie dahin.
Er war Wachs in ihren Händen, eine potentiell gewalttätige, aggressive Tötungsmaschine, die ihre Dominanz immer nur dieser einen Frau unterwerfen würde.
„So etwas Schönes habe ich noch nie gesehen“, murmelte sie meinem Tier zu, und im Gegenzug knurrte es leise, doch nicht aus Aggression, sondern aus unermesslicher Liebe. „So groß und stark. Ich wette, du wirst nicht zulassen, dass mich irgendjemand oder irgendetwas jemals verletzt, ist es nicht so?“
Das Tier stieß seinen Kopf gegen ihre Hand, und sie gab einen leisen Laut von sich.
Mein Lykaner rieb seinen massiven Schädel an ihr, wollte seinen Duft überall auf ihr haben. Und sie ließ ihn. Sie schloss die Augen und seufzte, schlang ihre Arme um seinen Hals. Obwohl er sich niemals von irgendetwas auf diese Art dominieren lassen würde, waren wir bei ihr wie Wachs in ihren Händen, bereit, alles zu tun, was sie wollte, solange sie uns mit Liebe im Blick ansah.
Er war genauso besitzergreifend ihr gegenüber, wie ich.
Wir verharrten lange Zeit so. Sie hielt mein Tier, und es beruhigte sich, fühlte sich in ihrer Gegenwart zum ersten Mal in seinem Leben wohl.
Wir beide wussten eines ganz genau, mein Wolf und ich.
Sie gehörte uns.