KAPITEL 32
Lily lauschte, wie der Mann die Straßennamen nannte. Zu langsam. Viel zu langsam. Ihr Blick wanderte immer wieder zur Akkuanzeige. Noch zwei Prozent.
»Huck … Hudson … Huguelet …«
Sie wollte ihm zurufen, dass er sich beeilen sollte, dass der Anruf jeden Moment unterbrochen werden könnte. Aber das konnte sie nicht. Sie war gerade mal in der Lage zu grunzen.
»Hull … Humboldt … Hunt …«
Gleich hatte er es. Und dann mussten sie noch die Hausnummer klären. War es 3202 oder 3204? Sie war sich nicht sicher. Es war auf jeden Fall eine sehr hohe Zahl. Wie sollte sie ihm die vermitteln? Vor Verzweiflung schnürte es ihr die Kehle zu.
Ihr wurde klar, dass sie sie Ziffer für Ziffer durchgehen mussten. Vier Ziffern. Das war machbar. Der Polizist schien intelligent zu sein; er würde es schon herausfinden. Und dann musste sie ihm noch die Nummer der Wohnung mitteilen. Aber wenn sie die Hausnummer kannten, konnten sie wenigstens schon mal ein paar Streifenwagen herschicken … Hoffnung keimte in ihr auf.
Die Akkuanzeige veränderte sich. Noch ein Prozent.
»Hunter … Hunting …«
Sie verspannte sich. Gleich würde er den Straßennamen nennen. Wenn sie ihren Einsatz verpasste, würde man sie niemals finden.
In diesem Augenblick fiel ihr auf, dass sie das Radio im Nebenraum nicht mehr hören konnte. Stattdessen näherten sich Schritte der Tür.
»Huntington … Hurlbut … Huron … Hussum …«
Die Tür wurde aufgerissen, Licht strömte in den Raum und ließ die Silhouette eines Mannes im Türrahmen erkennen. Lily bekam kaum mit, dass Martinez den richtigen Namen nannte und mit ruhiger Stimme weitersprach. Sie kreischte hysterisch in ihren Knebel.
»Ist es die Hussum Street? Hallo? Lily? Hält man Sie in der Hussum Street fest?«
Der Mann kam auf sie zu, hob das Handy vom Boden auf und trennte die Verbindung. Dann sah er sie zitternd an. Er hockte sich hin, streckte eine Hand aus und packte sie an der Kehle.
Seine Finger drückten zu. Da ihre Hände auf dem Rücken gefesselt waren, konnte sie nichts weiter tun, als sich winden und nach Luft zu schnappen.