Seepferdchenmonologe II

Drinnen im Ohr befindet sich ein Schneckenhaus, das eine lang gezogene Sinfonie spielt. Eine Liste von Melodien, auf Repeat gestellt, die als lautes Konzert in meinen Nervenbahnen ablaufen. Ihr seid die Stimmen in meinem Kopf, verschiedene Dialekte und Sprachen verflechten sich ineinander und sprechen zu mir. Aarhusisch, Nordjütländisch, Fynisch, Kopenhagerisch, Hindi, Norwegisch, Italienisch und Arabisch. Eine heisere Stimme, Töne von einem Saxophon, das nicht ihres ist, oder Töne eines klassischen Konzerts in einem hell erleuchteten Saal, in dem du hättest sein sollen. Das Rauschen des Meeres, das Platschen deiner bloßen Füße, die dort im Wasser tanzen, wo Kattegat und Skagerrak einander begegnen. Deine Finger, wenn sie auf die Tastatur treffen, das leise Geräusch von Pinselstrichen auf einer Leinwand, das Stakkato der Stilettos, wenn du über Kopfsteinpflaster gehst, es klingt wie Maschinengewehr. Du mit deiner Geräuschlosigkeit, du bist eine Kette von Ausrufezeichen, das denke ich, wenn ich an dich denke, Augen und Hände und Ausrufezeichen und Geräuschlosigkeit. All eure Lieblingsworte und festen Wendungen, eure Metaphern und nach hinten losgehenden Pointen, eure Pausen und das kurze Innehalten, eure Rhetorik und eure Wahrheiten, eure Atemzüge und eure Stummheit. Die Art und Weise, wie Menschen Geräusche verursachen, indem sie einen Stuhl über den Boden ziehen, durch eine Tür kommen, einen Schrank zumachen. Wenn deine Stille durch lange Monologe unterbrochen wird und von Worten, die von deinen im Raum herumfliegenden Händen zusammengebunden werden. Du mit deinem rückhaltlosen Lachen. Die lauten rhythmischen Klänge werden zu einem Bild und breiten sich über deinen ganzen Körper aus. Du lehnst den Kopf zurück, deine Lippen öffnen sich, deine Augen verschwinden in kleinen Spalten. Ich bin so abhängig von diesem Lachen, erzähle dir die irrsinnigsten Geschichten, lüge und übertreibe, um deine Klänge hervorzurufen. Kitzele dich, beiße dir ins Ohr, zeige dir lustige Clips aus alten Filmen, lese dir lange Passagen aus Büchern vor, all das, damit dieses Lachen unendlich weitergeht. Deine Finger trommeln ungeduldig auf die Tischplatte, Glöckchen sind in die hundert Flechten deines Haars geknüpft, Klang deiner Stimme, wenn du im Schlaf aufschreist, in einer fremden Sprache. Metallbecher mit Whisky klirren aneinander, deine Stimme bricht in der Sekunde, bevor du hysterisch wirst. Deine langen, pointenlosen Geschichten, dieser plötzliche Aufmarsch von Wortketten und den farbenfrohen Lügen, die ebenso schnell entstehen, wie du die Worte aussprichst. Du redest ununterbrochen, die Geschichten entfalten sich, deine Stimme hebt und senkt sich, und das Funkeln deiner Augen, das Blitzen deiner Pupillen spiegelt jeden Stimmungsumschwung wider. Das Geräusch, wenn du dein Lachen unterdrückst, du kannst lautlos lachen. Eure Stimmen, wenn ihr nach mir ruft, meinen Namen sagt, meinen Namen schreit, meinen Namen flüstert.