Eines Vormittags klingelt es an der Tür, mein Vater öffnet. Meine Mutter hat einen toten Fuchs um den Hals, sie hängt ihn an einen Haken. Jetzt werden hier andere Saiten aufgezogen, sagt meine Mutter und umarmt mich. Ich habe Kopfweh. Hast du schon wieder zu viel getrunken, fragt meine Mutter. Das war Mulle, sage ich, die Frau ist einfach maßlos. Wir setzen uns an den Tisch, und ich bitte meinen Vater, Pizza zu bestellen. Nummer sechzehn mit Extrakäse und Bacon, sagt er mit einem Blick auf mich. Ich nicke. Mein Vater geht zum Telefon, aber meine Mutter hält ihn zurück. Ich habe etwas Rohkost dabei, sagt sie, mit geriebenen Äpfeln und Rosinen. Warum denn das, sagt mein Vater. Hier muss das Denken in neue Bahnen gebracht werden, sagt meine Mutter, hier geht es um den Lebensstil. Sie deutet auf ihn. Jetzt müssen wir als Eltern zusammenstehen, das ist auch deine Tochter, sagt meine Mutter, du musst Charakter beweisen. Mein Vater räuspert sich. Na ja, na gut, probieren wir eben ein bisschen Salat, sagt mein Vater und holt aus der Küche Teller und Gabeln. Meine Mutter hat die Telefonnummer einer Studienberatung rausgesucht. Wie steht es mit deiner Masterarbeit, sagt meine Mutter. Du bist so ergebnisorientiert, sage ich, was wird da aus dem Prozess. Ich rede ein wenig über die Sorte Eltern, die ihre Kinder zu sehr antreiben. We don’t need no education, we don’t need no thought control, singe ich. Mein Vater schlägt den Rhythmus mit der Gabel auf dem Tisch. Meine Mutter sagt, ich soll zusehen, dass ich die Arbeit fertig geschrieben kriege. Was hast du eigentlich im letzten halben Jahr konkret mit deiner Zeit angefangen, fragt meine Mutter. Ich schaue in die Ecke des Wohnzimmers, da steht ein Miniaturmodell des Frühstücksrestaurants, die Frau meines Vaters und ich haben es gebaut. Ein altes Puppenhaus vom Flohmarkt, und dann haben wir Spielzeugmöbel für unser Café gekauft. Ich sehe zu meinem Vater. Er räuspert sich. Ich habe ein paar von Vaters Predigten durchgeblättert, sage ich. Erst schaut mein Vater verwirrt drein, dann nickt er eifrig. Das ist durchaus relevant fürs Studium, sagt er. Vielleicht wirst du ja Sprachberaterin, mein Vater lächelt mir zu. Garantiert habt ihr die ganze Zeit nur Fünfhundert gespielt und Giro 413 gehört, sagt meine Mutter. Man muss immer so schnell zurück in den Sattel, wie es geht, murmelt mein Vater, aber alles braucht seine Zeit. Meine Tochter soll nicht eine von diesen ewigen Studierenden werden, die ihre Ausbildung niemals fertig kriegen, sagt meine Mutter. Sie blickt meinen Vater an, danach mich. Ich habe eine Wohnung gefunden, sagt sie dann, ich habe erzählt, eine Kollegin von mir ist die Mieterin, aber in Wirklichkeit ist sie für dich. Okay, sage ich. Das Fest ist vorbei, sagt meine Mutter. Mein Vater sieht etwas traurig aus. Meine Mutter verdreht die Augen und legt ihm die Hand auf den Arm. Sie kann ja nicht für den Rest ihres Lebens bei dir wohnen bleiben, sagt meine Mutter, sie ist erwachsen. Könnte aber schon nett sein, sagt mein Vater. Nur ein Katzensprung von der Fußgängerzone entfernt, du wirst sie lieben, lächelt meine Mutter.