Meine Mutter hat eine Flasche Rosé in einer Tüte dabei. In der anderen Hand schwenkt sie die Sammelbüchse hin und her. Jetzt wollen wir den Kranken mal tüchtig helfen, sagt meine Mutter. Wir setzen uns auf eine Bank am Yachthafen, meine Mutter nimmt zwei Thermosbecher aus ihrer Tasche. Ein Prosit auf die Krebspatienten, sagt meine Mutter, jetzt wollen wir hoffen, dass sie schnell wieder gesund werden. Ich zünde mir eine Zigarette an. Ach, scheiß drauf, sagt meine Mutter und nimmt sich auch eine aus dem Päckchen, dieses eine Mal im ganzen Jahr. Wir schauen über den Hafen, eine Möwe landet vor der Bank und betrachtet uns. Sie hat einen toten Fisch im Schnabel. Unglaublich, dass die es fertig bringen, so was zu fressen, sagt meine Mutter. Ich erzähle von der Familie meiner Ex und deren Vorliebe für Fisch. Gut, dass du da raus bist, sagt meine Mutter, das klingt ja ganz krank. Meine Mutter fragt, ob ich sie immer noch sehr vermisse. Ich nicke. Mein liebes Kind, ganz sicher, sagt meine Mutter, überhaupt kein Zweifel, aber was war an der schon dran. Sie hat unglaublich viel über Tiere geredet, sagt meine Mutter, das war mehr oder weniger ihr einziges Thema. Ich blicke über das Wasser. Meine Mutter nimmt meine Hand. Tiere hier, Tiere da, nichts als Tiere überall, mault meine Mutter. Nun ist sie aber auch Tierpflegerin, sage ich. Meine Mutter sagt, sie rede auch nicht die ganze Zeit über Häuser, nur weil sie Immobilienmaklerin ist. Ich sage, ich habe einfach nur gehofft, dass wir glücklich werden. Seid ihr aber nicht, fertig aus, sagt meine Mutter, du träumst von einem Märchen, doch die Wirklichkeit sieht anders aus. Und dieser Traum, er bringt mich nie nach Haus, sage ich. Shu-bi-dua, sagt meine Mutter. Ich nicke. Du immer mit diesen Schlagern, wo bleibt da die Hochkultur, sagt meine Mutter, ein Glück, dass du jetzt Kingo hast.