Endlich kommen wir zum letzten Haus in der Straße. Auf dem Briefkasten steht der Name meines Arztes. Meine Mutter klingelt. Zweimal kurz und einmal lang. Ich drücke den Rücken ein wenig durch, und als mein Arzt die Tür öffnet, versuche ich überrascht zu schauen. Er sieht mich an, ich halte ihm lächelnd die Sammelbüchse hin. Meine Mutter sagt, wir sind für die Krebshilfe hier. Mein Arzt starrt mich an. Nein, so eine Überraschung, sage ich, hier wohnst du also. Mein Arzt nickt. Wie klein die Welt ist, sage ich. So klein nun auch wieder nicht, flüstert meiner Mutter, als er sein Portemonnaie holen geht. Meine Mutter stellt den Fuß in die Tür, damit sie nicht zuschlägt. Sie steckt den Kopf durch den Türspalt. Sehr geschmackvoll, flüstert sie, schlicht, aber absolut geschmackvoll. Die Frau meines Arztes kommt zur Tür und lächelt uns an. Meine Mutter lobt die Wandfarbe und fragt, ob das da im Wohnzimmer ein echter Arne Jacobsen ist. Ich schaue mich ein wenig um. Auf dem Boden liegen Teddybären, an den Wänden hängen Porträts von verschiedenen Kleinkindern. Ach, sind die niedlich, sagt meine Mutter. Mein Arzt kommt zurück an die Tür und steckt einhundert Kronen in die Dose. Er sagt, er hofft, dass wir viel Geld für den guten Zweck zusammen kriegen, und er lächelt mich an. Ich erwidere das Lächeln und sage, wir sehen uns sicher bald. Ich glaube, bei mir ist eine Halsentzündung im Anflug, sage ich und huste ein wenig. Das sind wahrscheinlich die Zigaretten, sagt meine Mutter, kannst du sie nicht dazu bringen, dass sie das Rauchen aufgibt, sagt sie zu meinem Arzt. Er sagt, das ist immer eine persönliche Entscheidung. Ich nicke. Ich hoffe, sie benimmt sich einigermaßen, sagt meine Mutter, Einzelkinder sind ja manchmal ein bisschen schwierig. Mein Arzt nickt und schüttelt den Kopf zugleich. Du hast eine sehr nette Tochter, sagt er. Ganz sicher, sagt meine Mutter, wir sind uns sowieso ziemlich ähnlich. Er blickt von meiner Mutter zu mir. Wir lächeln ihn beide an. Na, das läuft ja ganz gut, lacht meine Mutter laut. Mein Arzt lächelt erschrocken. Vergiss es, sagt meine Mutter, nachdem mein Arzt die Tür geschlossen hat. Ich murmele, ich hätte keine Ahnung, wovon sie redet. Er ist dein Arzt, sagt sie, und verheiratet, da ist nichts zu machen. Vielleicht ist das mit ihr eine vorübergehende Sache, wie mit William und Kate, sage ich. Da gibt mir meine Mutter recht und sagt, die Frau sei wirklich unscheinbar. Ich nicke. Manchmal fürchte ich aber trotzdem um deine geistige Gesundheit, sagt meine Mutter und streicht mir übers Haar. Ja, ich sollte mal einen Termin bei meinem Arzt machen, murmele ich. Außerdem dachte ich, du stehst auf Frauen, sagt meine Mutter. Ich sage, jetzt halte sie sich mit Details auf, und die Frauen hätten mir bislang nichts als Probleme bereitet. Die Sammelbüchse ist richtig schwer geworden. Da werden sich die Krebspatienten aber freuen, lächelt meine Mutter.