Drinnen in der Kehle ist eine Kathedrale, und in ihr sind die Worte versteckt. Meine Stimmbänder sind mit einer Schleife zugebunden, aber ich will sie finden, die Wörter, nach denen ich immer suche. Ich liebe dich, flüsterte ich eines Nachts, als ich sechzehn war, und zweifelte doch immer, ob es vielleicht nur ein Gedanke war. Aber das Gesagte hallte von den Wänden wider, es klang wie Donner, bis du es wiederholtest. Und auf einmal war es nur umso wahrer, denn der Gedanke wurde laut und wurde dieser Satz, der für einen kurzen, neonbunten Augenblick vibrierte. Du saßest mit deiner Gitarre auf dem Rasen unter der Kastanie, die Glöckchen in deinen Zöpfen klingelten, du wolltest die Welt verändern, ich glaube, du versuchst das heute immer noch. Darum sind Löcher in allen Gitarren auf der Welt, sagtest du, Resonanzraum, der Ton wird von der Luft verstärkt. Diese drei Wörter verbinden euch alle, euch, die stets zurückgekehrt sind, diejenigen, die ich nur kurz gekannt habe, dich, die du langsam verschwunden bist, und dich, die nach einem Augenblick schon weg war. Sie sitzen in meiner Kehle fest, sie hallen in einer Kathedrale, diese drei Wörter, sie sind Spielzeug und Überraschungen und Schokolade, sie sind die Dreieinigkeit, an die wir glauben. Drei kleine, zu einem Satz versammelte Wörter, diese Töne binden zwei Menschen unlösbar aneinander, sie sind Anfang und Ende und lange, langweilige Zeiten, sie sind Vorwort, Erzählung und Nachschrift, sie sind die erste schiefe Note, die angeschlagen wird, und der letzte, verhallende Nachklang, sie sind Free Jazz und Refrain eines Popsongs, unendlich moduliert, sie sind die kürzeste Sinfonie der Welt, sie sind ein gigantischer Gospelchor, der in einer Kathedrale steht und seine Freude in die Welt hinausposaunt.