»Buy less, choose well, make it last«, ruft die Modedesignerin und Umweltaktivistin Vivienne Westwood in die Welt. »Weniger kaufen« – das ist leicht gesagt. Es ist einfach, auf Dinge zu verzichten, die uns sowieso nicht wirklich glücklich machen. Aber auf Dinge zu verzichten, die uns wirklich etwas bedeuten, das ist verdammt schwer. Mode zum Beispiel scheint den meisten Menschen wirklich etwas zu bedeuten. Sonst wäre sie nicht das nach Pornografie am zweithäufigsten gesuchte Thema im Netz. Der Kauf neuer Kleidung beschert vielen von uns ganz besondere Hochgefühle. Und ein solches Verhalten zu ändern, das mit ganz besonderen Hochgefühlen verbunden ist, ist nicht ohne.
Vor allem weil wir immer wieder den Fehler machen, die Macht solcher Gewohnheiten und Verhaltenssüchte zu unterschätzen. »Weniger kaufen« – das ist genauso leicht gesagt wie »weniger rauchen« und »weniger essen«. Und genauso schwer getan. Fast jeder scheitert daran – selbst sehr disziplinierte und willensstarke erwachsene Menschen. Dabei fehlt es weder an der Einsicht, dass es in jeder Hinsicht besser wäre, weniger zu rauchen oder weniger zu essen oder weniger zu kaufen, noch an dem ernst gemeinten Vorsatz, es zu tun. Zu Beginn jeden neuen Jahres nehmen sich unzählige Menschen vor, mit dem Rauchen aufzuhören, und werden dann doch wieder rückfällig. Jedes Frühjahr sind die Zeitschriften voll mit Diättipps. Und am Ende des Jahres ist man trotzdem ein bisschen dicker als vorher.
Genauso ist es mit unserem Konsum: Wir wissen schon lange, dass unser Überkonsum fatale Folgen hat – nicht nur für unser Portemonnaie, sondern auch für die Menschen, die ihn möglich machen müssen, und für die globalen Ressourcen, die dafür aufgebraucht werden. Wir wissen das alles. Und trotzdem kaufen wir jedes Jahr ein bisschen mehr. Eine vorübergehende Einsicht gibt uns eben noch nicht die Kraft, den kalten Entzug durchzustehen. Der gute Vorsatz allein reicht nicht aus, um die seelische Abhängigkeit zu überwinden.
Wenn man sich anguckt, wer am Ende tatsächlich mit dem Rauchen aufhört, dann sind das oft diejenigen, die das Ganze wie eine medizinische Therapie angehen. Und wenn man sich anguckt, wem es tatsächlich gelingt, abzunehmen und schlank zu bleiben, dann sind das meist diejenigen, die das Ganze mit System betreiben. Genauso wird auch unser Konsumverzicht – das, was die Franzosen »Déconsommation« nennen – nur gelingen, wenn wir ihn systematisch angehen. Es gibt bewährte Strategien und Tricks, mit denen man Verhaltenssüchte besiegen kann. Solche Methoden können uns auch dabei helfen, unsere guten Konsumvorsätze in die Tat umzusetzen. Wir brauchen ein System für unsere Konsumdiät.