Kapitel 17

 

Lelani

 

Ich wache auf und fühle mich warm. Als wäre ich in einen Kokon gehüllt, nur dass dieser Kokon Austins Arme sind, in denen ich liege, seit er letzte Nacht zu mir ins Bett gekrochen ist. Ich weiß, was neulich mit meinem Bruder passiert ist, hat ihn getroffen. Um genau zu sein, hat es ihn wütend gemacht. Ich habe nicht mehr nach meinem Bruder gefragt, seit ich mich das erste Mal erkundigt habe. Es würde auch nichts nützen, wenn ich es versuchte. Als er schließlich ins Clubhaus zurückkehrte, spürte ich, dass er einfach bei mir sein wollte. Um ehrlich zu sein, brauchte ich das auch, und so verbrachten wir eine weitere Nacht eng umschlungen in den Armen des jeweils anderen.

Jetzt bin ich hellwach. Nach der stählernen Erektion zu urteilen, die sich gerade gegen meinen Hintern presst, und der Hand zwischen meinen Schenkeln, ist es Austin auch. Und obwohl zwischen uns noch ein Stück Stoff ist, bin ich mir sicher, dass er weiß, wie feucht ich für ihn bin. Während seine Finger über den dünnen Baumwollstoff streichen, der die Stelle bedeckt, die verzweifelt nach Aufmerksamkeit verlangt, beginne ich mich zu bewegen. „Austin“, keuche ich. Seine breite Brust ist fest an meinen Rücken geschmiegt, Austin schiebt seinen anderen Arm unter meinen Nacken und dann zu meinen Brüsten, wo er mit seiner großen Hand eine davon umschließt. Er knabbert an meinem Hals, wiegt seine Hüften und drückt seinen Schwanz noch fester an mich heran. „Austin, ich brauche mehr“, stöhne ich. Er antwortet, indem er seinen Finger seitlich in mein Höschen schiebt und an meiner Spalte entlangfährt, bevor er ihn gegen meinen Kitzler drückt, so dass mir ein erstickter Laut entweicht. Es ist beinahe überwältigend und einen Augenblick später stehe ich kurz vor der Explosion, doch da hält er inne.

„Nicht bewegen“, befiehlt er. „Jedes Mal, wenn du dich bewegst, werde ich aufhören.“

„Aber …“, will ich sagen, doch Austin unterbricht mich, indem er mit seiner Zunge meinen Nacken entlangfährt. „Ich will, dass du für mich still hältst, Mäuschen“, raunt er mir ins Ohr. Er nimmt mein Bein, zieht es zurück und legt es über seinen eigenen Oberschenkel, dann zieht er mein Höschen beiseite, um sich den ersehnten Zugang zu verschaffen. „Fühl mich einfach, Babe“, murmelt Austin. Mit dem nächsten Atemzug spüre ich, wie die Spitze seines Schwanzes meinen Eingang küsst. Nach einer kurzen Pause beginnt Austin, sich vorzuschieben. Ganz langsam, Zentimeter für Zentimeter dringt er in mich ein.

„Braves Mädchen,“ lobt er und neigt meinen Kopf nach hinten, damit er mich küssen kann. Dann beginnt er langsam, seinen Schwanz in mich hinein und wieder heraus zu bewegen. Es kostet mich all meine Willenskraft, mich nicht zu rühren. Stattdessen entspanne ich jeden Muskel und überlasse ihm meinen Körper. Ich lasse mich mit dem Rücken gegen seine Brust sinken, befreie meinen Kopf von allen Gedanken und konzentriere mich nur auf den Augenblick. In diesem Moment gibt es nichts außer ihm und mir. Dadurch werde ich mir der Lust, die Austin mir bereitet, übermäßig bewusst. Jedes sinnliche Streicheln seines steifen Glieds, die Art und Weise, wie seine Nippelpiercings bei jedem seiner Hüftstöße gegen meinen Rücken prallen, die große Hand, die sich um meine Kehle legt, und der Daumen, der auf meinen Puls drückt oder wie Austins Stöße jetzt im Einklang mit meinem Herzschlag verlaufen. „Ich liebe dich verdammt noch mal“, haucht er, sein Mund an meiner Ohrmuschel.

„Ich liebe dich auch.“ Ich greife nach hinten und fahre mit meinen Fingern durch sein Haar. Es dauert nicht lange, bis sich wieder ein Orgasmus anbahnt.

„Ich möchte in dieser Pussy bleiben. So feucht und eng. Und ganz mein. Ist es nicht so? Sag es, Lelani“, befiehlt Austin.

„Ja“, hauche ich.

„Ja was?“

„Sie gehört dir.“

„Komm“, knurrt Austin und kneift mir in die Klit. Das ist alles, was nötig ist, um mich zum Äußersten zu treiben.

„Austin!“ Ich schreie auf, als mein Körper in einer Eruption der Lust erbebt. Mit einem letzten Ruck schiebt er sich tief in mich hinein und stöhnt leise und sexy, als auch er seine Erlösung findet.

 

Später am Morgen frühstücken Austin und ich mit Gabriel und Alba. Ich will mir eine Tasse Kaffee einschenken, zucke aber bei dem stechenden Schmerz zusammen, der von meinem Handgelenk bis in meinen Arm ausstrahlt.

„Macht dir dein Handgelenk immer noch zu schaffen, Babe?“, fragt Austin besorgt.

„Ja. Die Schmerzmittel und das Eis haben nicht viel geholfen. Ich weiß nicht, ob ich mir das nur einbilde, aber ich schwöre, die Schmerzen sind schlimmer geworden.“

„Ich frage mich, ob es mehr als eine Verstauchung ist“, wirft Alba ein.

„Ich werde Emerson anrufen und fragen, ob sie dich heute noch untersuchen kann“, sagt Austin.

„Nein. Bitte störe Emerson nicht. Sie ist bestimmt zu beschäftigt. Ich werde die Medikamente weiter nehmen und den Eisbeutel wieder drauflegen. Ich bin sicher, es ist nicht schlimm.“

„Babe, das stimmt doch nicht. Alba hat recht. Es könnte mehr als nur eine Verstauchung sein. Außerdem, wenn Emerson herausfindet, dass du verletzt bist, und ich es ihr nicht sage oder dich nicht zu ihr bringe, würde sie mir den Arsch aufreißen.“

„Na schön“, brumme ich. „Du kannst anrufen und fragen, ob sie mich empfangen kann.“

Eine Sekunde später ist Austin am Telefon. „Hey, Em. Hast du Zeit, dich mit Lelani zu treffen?“ Es entsteht eine Pause. „Nein, es geht um ihr Handgelenk. Sie sagt, die Schmerzen sind schlimmer geworden.“ Wieder eine Pause. „Danke, Em. Wir sind in dreißig Minuten da.“ Austin legt den Hörer auf. „Emerson sagt, du sollst in die Klinik kommen, denn sie will dein Handgelenk röntgen lassen. Sie meint, es hört sich an, als ob du es dir gebrochen hättest.“

„Na toll“, seufze ich.

„Es tut mir leid, Baby.“ Austin legt seinen Arm um mich und küsst meine Schläfe. „Warum machst du dich nicht fertig und ich schenke dir etwas Kaffee ein.“

„Danke. Ich muss nur noch meine Handtasche von oben holen, dann können wir los.“

Als wir bei Emersons Klinik ankommen, will ich die Tür öffnen. Austin hält mich auf. „Lass deinen hübschen, kleinen Hintern wo er ist. Ich werde dir helfen.“

„Austin, ich kann allein aus dem Wagen aussteigen“, erwidere ich.

„Ich werde nicht riskieren, dass du dich noch mehr am Handgelenk oder an den Rippen verletzt. Tu jetzt, was man dir sagt, und bleib sitzen.“

Ich komme nicht dazu, zu antworten, bevor Austin aus dem Wagen steigt, zu mir kommt und die Tür öffnet. „Du bist so verdammt herrisch“, sage ich zu ihm, als er mich an der Taille packt und aus dem Wagen bugsiert.

„Hey, Bruder. Was macht ihr zwei denn hier?“, höre ich Quinn über Austins Schulter fragen, gerade als meine Füße den Boden berühren.

„Ich bringe Lelani zu Em.“

„Geht es ihr gut?“

„Ja, Mann. Nur ihr Handgelenk. Em hielt es für das Beste, eine Röntgenaufnahme davon zu machen.“

Mit Quinn im Schlepptau machen wir uns auf den Weg in die Klinik, wo uns die Empfangsdame begrüßt. „Kann ich Ihnen helfen?“

„Ich übernehme das, Zara“, ruft Emerson, als sie auf uns zukommt. „Lelani, du kannst mit mir nach hinten kommen.“

Als Austin den Versuch unternimmt, mir zu folgen, halte ich ihn auf. „Ich komme schon allein zurecht. Du hast gesagt, du müsstest sowieso etwas mit Quinn besprechen. Das kannst du tun, während Emerson mich untersucht,“ schlage ich vor. Es gibt etwas, das ich mit Emerson bereden möchte, aber es wäre mir lieber, wenn Austin dabei nicht im Raum wäre.

„Bist du sicher, Babe?“

„Natürlich.“ Ich lächle.

Mit einem Kuss lässt Austin mich mit Emerson allein und sie führt mich in den hinteren Teil der Klinik und in einen Raum, wo sie ein kurzes Röntgenbild von meinem Handgelenk erstellt, bevor sie mich in ein weiteres Zimmer führt. „Setz dich ruhig hin. Das Bett steht zu deiner Linken. Ich bin gleich mit dem Röntgenbild zurück.“

Ich tue, worum sie mich bittet, steige auf das Bett und warte auf den Befund. „Nun, es scheint eine Fraktur vorzuliegen“, sagt Emerson und kehrt ins Untersuchungszimmer zurück. „Es tut mir leid, Lelani. Ich hätte dich vorher hierher kommen lassen sollen.“

„Es ist nicht deine Schuld, Emerson. Nach meinem Angriff hat es gar nicht mehr so weh getan. Das konntest du nicht wissen.“

Emerson stößt einen schweren Seufzer aus. „Ich kann mir vorstellen, was für Schmerzen du hattest. Die gute Nachricht ist, dass wir dir einen Gips anlegen werden und du damit schon auf dem Weg der Besserung bist. Ich werde dir auch ein Rezept gegen die Schmerzen geben. Nichts allzu Heftiges, nur etwas Stärkeres als das rezeptfreie Zeug.“

„Ähm … wo wir gerade von Rezepten sprechen, könntest du mir vielleicht auch ein Verhütungsmittel verschreiben?“, frage ich unbeholfen.

„Brauchst du ein neues? Nimmst du schon etwas?“

Ich schüttele den Kopf. „Nein. Ich habe noch nie etwas genommen. Ich, äh … hatte noch nie einen Grund dazu.“

„Okay, das ist schon in Ordnung. Ich kann dir auf jeden Fall ein Rezept für etwas ausstellen. Ich kann mit dir die verschiedenen Möglichkeiten der Empfängnisverhütung durchgehen und du entscheidest, welches für dich am ehesten in Frage kommt. Ich werde dir auch einen Termin bei einem guten Gynäkologen vermitteln. Warst du schon mal bei einem?“

Wieder schüttle ich den Kopf: „Nein.“

„Das ist kein Problem. Ich kann dich zu Doktor Spears schicken. Sie wird dir gefallen. Sie ist nämlich auch meine Ärztin.“

„Danke, Emerson. Ich weiß das zu schätzen.“

„Kein Problem. Bevor ich dir das Rezept ausstelle, muss ich dich fragen, ob es möglich ist, dass du schwanger bist?“

Ich atme erstaunt auf. „Es ist eine Möglichkeit. Austin und ich … wir haben … wir haben nichts benutzt.“

„Okay.“ Emersons Stimme wird leise. „Möchtest du, dass ich dir einen schnellen Schwangerschaftstest mache? Vorher kann ich dir keine Verhütungsmethode verschreiben.“

„Ja, bitte, ich würde den Test gerne machen.“

Zehn Minuten nachdem ich in einen Becher gepinkelt habe, kommt Emerson zurück ins Untersuchungszimmer. Ich sitze auf dem Bett und wackle mit dem Knie, während ich nervös auf das Ergebnis warte.

„Lelani“, sagt Emerson meinen Namen auf eine vielsagende Weise.

„Er war positiv, oder?“

„Ja, der Test ist positiv ausgefallen. Du, Liebes, bist schwanger.“ Bei diesen Worten verschlägt es mir die Sprache und ich beginne am ganzen Körper zu zittern. Ich habe Austin gesagt, dass so etwas passieren würde. Wir sind noch zu frisch zusammen. Es geht alles viel zu schnell. Panisch springen meine Gedanken von der Schwangerschaft zur Möglichkeit, dass etwas mit dem Baby nicht stimmt, und plötzlich kann ich nicht mehr atmen.

„Lelani.“ Emerson legt ihre Hand auf meinen Arm. „Es wird alles wieder gut. Du musst dich beruhigen.“ An diesem Punkt beginne ich zu hyperventilieren. Die Gedanken an meinen Angriff schießen mir durch den Kopf, wie mein Bruder auf mich eintritt, während ich am Boden liege. Geht es dem Baby gut? „Atme für mich tief ein, Lelani. Durch die Nase ein und durch den Mund aus“, befiehlt sie.

Ich tue, was Emerson sagt und konzentriere mich auf meine Atmung. Es dauert einige Minuten, aber schließlich habe ich mich unter Kontrolle. „Tut mir leid“, entschuldige ich mich mit zittriger Stimme. „Ich wollte nicht so ausflippen.“

„Es gibt nichts, wofür du dich entschuldigen müsstest. Zu erfahren, dass man schwanger ist, kann sehr aufwühlend sein.“

„Das ist es nicht wirklich. Ich meine, es ist schon ein wenig beängstigend. Austin und ich sind noch nicht lange zusammen. Das geht alles viel zu schnell.“

„Schnell bedeutet nicht unbedingt schlecht, Lelani. Das Einzige, was zählt, ist, dass ihr euch liebt.“

„Du hast recht.“ Ich nehme mehrere tiefe, befreiende Atemzüge. „Ich meine, wir haben darüber gesprochen, dass ich schwanger werden könnte, und es schien ihn nicht einmal zu stören.“

Emerson lacht. „Das hört sich ganz nach einem dieser Männer an.“ Etwas ernster fragt sie: „Hast du noch weitere Bedenken?“

„Glaubst du, dass es dem Baby gut geht?“ Bei dem Gedanken, dass meinem ungeborenen Kind etwas zustoßen könnte, läuft mir eine Träne über die Wange. „Wegen des Angriffs, meine ich. Mein Bruder hat mich ziemlich hart getreten. Ich habe blaue Flecken. Meinst du …?“ Ich kriege die Worte nicht über die Lippen.

„Ich bin sicher, dass dein Baby gesund ist. Du würdest dich wundern, wie viel der Körper einer Frau aushalten kann. Wie wäre es, wenn ich zur Sicherheit eine Ultraschalluntersuchung mache?“

Ich nicke. „Danke.“

„Kein Problem. Bevor wir weitermachen, legen wir dir noch einen Gips an.“

Fünfzehn Minuten später liege ich wieder auf dem Untersuchungsbett, während Emerson den Ultraschall durchführt. „Ich kann nicht garantieren, dass ich einen Herzschlag erkennen kann.“ Emerson fährt fort, dann hält sie inne. „Warte eine Sekunde.“ Wieder eine Pause. „So, bitte sehr.“ Als Emerson auf einen Gegenstand klopft, ertönt ein rauschendes Geräusch.

„Ist das?“

„Ja. Das, Lelani, ist der Herzschlag deines Babys. Und wie du hören kannst, ist er sehr stark.“

„Oh mein Gott“, hauche ich erstaunt aus. „Und alles sieht gut aus?“

„Alles sieht perfekt aus. Es ist noch sehr früh, aber soweit ich das beurteilen kann, ist dein Baby wohlauf.“

Endlich kann ich aufatmen.

„Ich werde dir ein paar Bilder ausdrucken, damit du sie behalten und Austin zeigen kannst, wenn du das möchtest.“

„Danke. Ich denke, ich werde es ihm heute Abend erzählen. Im Club ist eine Menge los. Meinst du, ich sollte es ihm vielleicht noch nicht sagen? Warten, bis sich die Dinge ein wenig beruhigt haben?“

„Ich denke, Austin würde es wissen wollen. Aber auch diese Entscheidung kannst nur du treffen. Machst du dir Sorgen, wie er die Nachricht aufnehmen wird? Ich weiß, dass ihr beide noch nicht lange zusammen seid, aber ich glaube, er wird sich freuen. Austin betet dich an.“

„Ich bin ein wenig nervös. Ich mache mir vor allem Gedanken wegen des zusätzlichen Stresses.“

„Ich denke, eine positive Nachricht inmitten des ganzen Chaos wird willkommen sein. Was denkst du?“, fragt Emerson.

„Du hast recht. Ich glaube sowieso nicht, dass ich so etwas zurückhalten könnte.“ Ich lächle. „Ich werde es ihm heute Abend sagen.“

Als Emerson mich zurück zum Eingang der Klinik bringt, wartet Austin dort auf mich. „Es war richtig, sie herzubringen“, sagt sie zu Austin. „Es war ein kleiner Bruch. Sie kann in sechs Wochen wiederkommen, um den Gips abzunehmen.“

„Danke, Em“, erwidert Austin.

„Gern geschehen.“ Dann berührt Emerson leicht meine Schulter, als sie sich an mich wendet. „Du kannst mit allen Fragen zu mir kommen, die du hast.“

„Das werde ich. Nochmals vielen Dank.“

Auf dem Weg zurück zum Clubhaus muss ich immer wieder daran denken, dass ich Austins Baby in mir trage. Der Gedanke zaubert ein Lächeln auf mein Gesicht und instinktiv lege ich meine Handfläche auf meinen Bauch.

„Worüber lächelst du denn so, Mäuschen?“

„Ich bin einfach nur glücklich. Ich meine, ich weiß, dass die Dinge in letzter Zeit beschissen waren, mit meiner Familie und so, aber hier mit dir zu sein, macht mich glücklich.“

Austin hat seine Hand auf meinen Oberschenkel gelegt und drückt mich nun fester. „Du weißt gar nicht, wie sehr ich mich freue, das zu hören, Babe.“

„Du …“, will ich sagen, aber der Rest meiner Worte wird unterbrochen, als Austin flucht: „Fuck!“ Dann überrollen die Reifen des Trucks etwas auf der Straße und verursachen einen lauten Knall. Ich habe keine Zeit zu fragen, was passiert ist, oder zu reagieren. Plötzlich verliert Austin die Kontrolle über den Wagen. Ich stoße einen schrillen Schrei aus, als sich der Sicherheitsgurt über meiner Brust strafft und der Truck gegen etwas prallt. Beim Aufprall schlägt mein Kopf gegen die Beifahrerscheibe, die dadurch zerbricht und um mich herum fliegen Glassplitter. „Lelani!“, schreit Austin, aber seine Stimme klingt durch das Knirschen von Metall auf Metall verzerrt.

Als der Wagen zum Stehen kommt, bin ich verwirrt. Schnell merke ich, dass mein Körper im Sicherheitsgurt baumelt, als würde der Truck nicht aufrecht stehen. „Austin!“, rufe ich. „Austin!“ Ich versuche es noch einmal. Da ich immer noch keine Antwort erhalte, gerate ich in Panik. Mit zittrigen Händen versuche ich, meinen Sicherheitsgurt zu lösen. Nach mehreren Versuchen löst sich der Gurt endlich, und ich falle seitlich auf die Konsole zwischen Beifahrer- und Fahrersitz. „Austin.“ Ich strecke die Hand aus und taste umher, bis meine Hand sein Gesicht berührt und ich die Nässe spüre. Als ich meine Hand wegziehe, reibe ich meine Fingerspitzen aneinander. Blut? „Austin, bitte“, flehe ich, fahre mit meinen Händen über seine Brust und seinen Oberkörper, um nach mehr Blut zu suchen, und atme erleichtert auf, als ich keins finde. Mein nächster Gedanke ist, Hilfe zu holen. Denk nach Lelani. Telefon! Ich brauche mein Telefon. Da ich weiß, dass Austin sein Handy immer bei sich hat, öffne ich seine Kutte und durchsuche die Taschen. Ich finde kein Handy, aber etwas anderes: seine Pistole. „Wo ist es?!“, rufe ich, dann suche ich in der Vordertasche seiner Jeans. Auch hier finde ich sein Telefon nicht. Vielleicht kann ich mich zur Straße vorwagen, in der Hoffnung, jemanden zu finden. Bei diesem Gedanken drehe ich mich um und manövriere mich aus dem Beifahrerfenster. In diesem Moment höre ich zwei Männerstimmen, die sich nähern.

„Du solltest beten, dass sie noch am Leben ist. De Burca wird uns beiden die Kehle aufschlitzen, wenn wir es vermasseln.“

Ein Schauer läuft mir über den Rücken, als ich die Männer den Namen De Burca erwähnen höre. Cillian steckt dahinter. Mein Herz fühlt sich an, als würde es mir gleich aus der Brust springen, und ich tue das Einzige, was mir einfällt. Ich tauche über die Mittelkonsole zurück, greife in Austins Kutte und ziehe seine Waffe aus dem Holster. Kaum habe ich den kalten Stahl umklammert, legt sich eine Hand um meinen Knöchel. „Hab ich dich.“

Ich fange an zu strampeln und zu schreien, wobei ich mit dem Fuß gegen etwas oder jemanden stoße. „Lass mich los!“

„Halt’s Maul“, höhnt der Kerl und gibt meinem Bein einen weiteren kräftigen Ruck, während er mich durch das zerbrochene Fenster des Wagens zerrt. Mit der Waffe in der Hand schwenke ich meinen Arm vor mir. Der Mann, mit dem ich gerade kämpfe, hört auf, an mir zu zerren. „Lass mich los“, befehle ich.

„Oder was, Schlampe. Weißt du eigentlich, was du mit dem Ding da anstellst? Du kannst ja nicht mal dein Ziel sehen.“

„Das Risiko gehe ich ein“, sage ich und drücke den Abzug. Ich rechne damit, dass etwas passiert, aber es geschieht nichts.

„Blödes Scheißweib. Du bist zu nichts zu gebrauchen“, gackert der Typ und zerrt mich den Rest des Weges aus dem Fahrzeug, ohne sich darum zu kümmern, dass ich die Waffe noch in der Hand halte.

„Nein, aber Männer wie du sind so dumm, Frauen zu unterschätzen“, sage ich mit zusammengebissenen Zähnen, kurz bevor ich ziele und ein zweites Mal abdrücke.

„Verfluchte Scheiße!“, spuckt der Kerl und löst seinen Griff um mich. Ich nutze die Gelegenheit und versuche, auf die Beine zu kommen. „Austin!“, schreie ich. „Hilfe!“ Ich beginne zu rennen, ohne zu wissen, in welche Richtung ich laufe. Ich komme nicht weit, als ich von hinten gepackt werde und mir die Waffe aus der Hand gerissen wird. „Hör auf dich zu wehren, verflucht.“ Ich höre auf zu kämpfen, als ich etwas Kaltes und Hartes an meiner Schläfe spüre.

„Ricky, beweg deinen Arsch hierher und kümmere dich um sie, damit ich den verdammten Job zu Ende bringen kann.“

„Die Schlampe hat auf mich geschossen, Martin.“

„Ja, aber die Kugel hat dich nur gestreift, du verdammtes Weichei. Hör auf mit dem Rumgeheule, komm her und hol den Arsch aus dem Auto.“

„Komm schon.“ Ich werde an den Kerl weitergereicht, auf den ich geschossen und den ich gegen das Fahrzeug geschubst habe. Mir werden Handschellen angelegt. „Austin!“, schreie ich wieder.

„Du verschwendest deinen Atem. Dein geliebter Freund ist erledigt.“

„Was hast du mit ihm vor?“ Kaum ist die Frage ausgesprochen, ertönt in der Ferne ein Schuss. Die Erkenntnis dämmert mir und ein markerschütternder Schrei entweicht aus meinem Mund. „Nein!“

Ich weigere mich zu glauben, dass es wahr ist. Austin kann nicht tot sein. Er wird bald Vater. Wir werden eine Familie gründen. Wir sind dazu bestimmt, zusammen und glücklich zu sein. Gott würde mir Austin nicht schenken, nur um ihn mir dann wieder zu entreißen.

Ich weiß nicht, wie lange wir schon unterwegs sind oder wohin wir fahren, aber als wir zum Stehen kommen, bin ich völlig aufgelöst. Schluchzer schütteln mich heftig und die Verzweiflung, die ich empfinde, zerreißt mir das Herz.

„Lass uns gehen.“ Ricky, der Mann, auf den ich geschossen habe, nimmt mir die Handschellen ab und schiebt mich nicht gerade sanft aus dem Fahrzeug. Dann werde ich eine Treppe hinauf und durch eine Tür geführt, wo ein kühler Luftzug auf mein erhitztes und tränenüberströmtes Gesicht trifft.

„Was zum Teufel ist mit ihr passiert?“, fragt eine neue Stimme, die nicht gerade erfreut klingt.

„Martin hat die Streifen benutzt. Der Truck von dem Arschloch hat sich überschlagen. Keine große Sache.“

„Keine große Sache.“ Der Ton des neuen Mannes wird aggressiv.

„Beruhige dich, verdammt. Sie lebt doch noch, oder? Das kann man von ihrem Freund allerdings nicht behaupten“, lacht Ricky.

„Sieh mal nach, ob Martin draußen Hilfe braucht“, poltert der neue Typ. „Ich kümmere mich von hier an um den Scheiß.“

„Wie du willst. Die Schlampe macht sowieso nur Ärger. Ich weiß nicht, warum der Boss sich so viel Mühe für sie gibt.“

„Tu einfach, was man dir sagt, Ricky.“

Einen Moment später öffnet sich eine Tür und knallt zu, sodass ich mit dem Neuen allein bin. Ich schlucke gegen den Kloß in meiner Kehle an und warte auf das, was als Nächstes kommen wird. Doch auf das, was folgt, war ich nicht vorbereitet. Der Typ rückt näher an mich heran und ich zucke zusammen.

„Ich werde dir nicht wehtun, Lelani. Und auch sonst niemandem. Du hast mein Wort. Das hier wird bald vorbei sei und du kannst wieder nach Hause zu den Kings.“