Einer alten Glasvitrine links neben der Pendeluhr an der Wand entnahm Montecristo fünf Gläser und stellte sie auf das Tischchen. In den letzten Jahren hatte er versucht, diesen Raum in ein authentisches Abbild von Sherlock Holmes’ Arbeitszimmer zu verwandeln: Die Wände waren mit dunklem Holz getäfelt, die Ledersofas und -sessel waren im spitzen Winkel vor dem Kamin positioniert, so wie Montecristo es sich immer bei den Büchern von Conan Doyle vorgestellt hatte; er hatte die ursprüngliche Beleuchtung gegen alte Kugelleuchter ausgetauscht, und daneben sorgten Spotlights für ein ähnliches Licht wie die typischen alten Londoner Straßenlaternen; eine verschwenderische Menge an Brokat- und Perserteppichen lagen herum, und es gab eine umfangreiche Sammlung an Gläsern und Pfeifen und Lupen. Dieser Raum war eine Augenweide für alle Liebhaber von Kriminalliteratur.

»Pace e sangue – Blut und Frieden!«, ertönte eine kräftige Stimme von oben, gefolgt von dröhnendem Gelächter.

Montecristo schüttelte den Kopf über diese Variante des franziskanischen Grußes »Pace e Bene«, also »Heil und Frieden«, und empfing mit offenen Armen den letzten Gast: Fra Raimondo, seines Zeichens Mönch des Kapuzinerordens von Cagliari. Mit seiner stets gebräunten Haut – die er sich durch sein Leben im Freien erworben hatte, da er den Garten seiner Glaubensgemeinschaft pflegte –, den ultramarinblauen Augen und dem langen Bart, der früher einmal blond gewesen war und nun eher

»Gott segne euch, meine geliebten Schwestern und Brüder, die ihr euch für Tote und Geheimnisse begeistert«, grüßte er sie. »›Nehmet und esset alle davon‹, sprach der Herr«, zitierte er mit Blick auf den Wein und die Pastiera auf dem Tischchen. »Wer wären wir, unserem Herrn Jesus Christus zu widersprechen?«

»Heilige Worte.« Montecristo entkorkte die Flasche und schenkte den Cannonau aus.

Als sie sich alle ein Glas genommen hatten, stießen sie wie immer auf die große, schmerzlich vermisste Abwesende an: »Auf die Präsidentin!«, riefen sie im Chor.

Montecristo nahm sein Exemplar von Agatha Christies Roman zur Hand, und die anderen taten es ihm gleich. Nun, da die »Dienstagsdetektive« vollzählig waren, konnte die Diskussion endlich beginnen.