Am nächsten Morgen lagen die beiden Katzen immer noch auf dem Tresen. Patricia hatte beschlossen, das Experiment zu wiederholen, diesmal mit einem Buch von Louise Penny. Das Ergebnis war dasselbe. Nur dass, anders als am Vortag, der Titel bereits nach drei Stunden ausverkauft war.

Da die beiden »Gäste« keinerlei Anstalten machten, sich zu verziehen, war Montecristo in ein Geschäft für Tierbedarf gegangen und hatte zwei Körbchen, zwei Katzentoiletten und einen Sack Trockenfutter besorgt.

Mit der Zeit waren die »Katzenliteraturtipps« zu einer festen Rubrik geworden: Patricia postete täglich die Empfehlungen von Miss Marple und Poirot, und diese Buchtipps waren ein voller Erfolg. Bald waren die beiden schwarzen Katzen berühmter als die Buchhandlung selbst, und Montecristo beschloss, sich die Popularität der »Buchhändlerassistenten« zunutze zu machen, und änderte den etwas pompösen Namen Libreria del Mistero in Les Chats Noirs um, als Reminiszenz an das berühmte Pariser Etablissement auf dem Montmartre. Dieser kleine Geistesblitz trug zur wachsenden Bekanntheit der Buchhandlung bei und brachte ihm noch ein paar mehr Kunden ein, sodass Montecristo es sich erlauben konnte, Patricia zu behalten, wieder in einem normalen Bett zu schlafen und sich nicht mehr nur aus Dosen zu ernähren.

»Meinst du, ich muss ihnen ein Gehalt zahlen?«, hatte er eines Tages mit Patricia gescherzt, während er eine Gruppe

»Verzeih mir meine offenen Worte, aber diese zwei Katzen haben dir den Arsch gerettet. Ich an deiner Stelle würde alles tun, um sie nicht zu verärgern. Und wenn du ihnen morgens, mittags und abends Räucherlachs servierst.«

»Also jetzt wollen wir mal nicht übertreiben. Das mit dem Lachs können sie vergessen … Aber vielleicht die eine oder andere Sardine …«

Dank dieser unerwarteten Berühmtheit kamen jeden Tag mindestens fünf oder sechs mit Selfiestick ausgestattete Personen und fragten, ob sie ein Foto mit den beiden Katzenbuchhändlern machen dürften. Viele dieser Kunden brachten Futter und Geschenke für die Katzen vorbei – und manchmal auch für die menschlichen Buchhändler –, und Miss Marple und Poirot hatten angefangen, sich wie VIPs aufzuspielen und ihren ohnehin schon sehr ausgeprägten Hochmut auf ein bislang unbekanntes Niveau hochgeschraubt.

Widerwillig hatte Montecristo ihre Starallüren ertragen und sich jeglicher Kommentare enthalten. Patricia hatte recht: Die zwei Katzen waren seine Rettung gewesen.