Als Silvana Atzori die beiden Polizeibeamten in ihr Zimmer kommen sah, erkannte sie gleich an deren Blicken, dass etwas vorgefallen war.

Angela Dimase ging zum Fenster, lehnte sich wortlos mit dem Rücken an die Wand daneben und musterte sie scharf.

Caruso holte aus der Akte eine Fotografie und schleuderte sie der Frau auf den Schoß. »Das ist direkt von Emanuele Cogonis Social-Media-Profil«, begann er barsch. »Ich weiß, dass ihr auf Facebook nicht befreundet wart. Aber das da bist du, oder?«

Silvana wurde aschfahl und betrachtete das Bild, das sie draußen vor einer Bar zusammen mit Nicola Vincis, Elena und Riccardo Patteri, Emanuele Cogoni und zwei anderen jungen Männern zeigte, mit denen sie zu ihrer Uni-Zeit befreundet gewesen war. Sie hatte dieses Foto komplett vergessen und keine Ahnung gehabt, dass dieser Idiot Emanuele es auf seiner Pinnwand gepostet hatte.

»Du hast gewusst, dass er sich umgebracht hat?«, fragte Caruso.

Die Frau nickte.

»Und ich wette, dass du auch weißt, warum …«

Schweigen.

»Du hast uns angelogen, Silvana«, knurrte Dimase, stieß sich von der Wand ab und kam dem Krankenhausbett bedrohlich nahe. »Du und deine Kommilitonen vom Jurastudium habt jemandem etwas angetan. Und dieser

»Wir haben keine Zeit mehr zu verlieren. Also?«, hakte Caruso nach und kam ebenfalls näher, als wollten sie sie in eine Falle drängen. »Wegen dieses Geheimnisses sind schon zu viele Menschen gestorben. Pack jetzt aus.«

Silvana schaute zwischen den beiden Polizeibeamten hin und her, dann murmelte sie: »Ich mache von meinem Aussageverweigerungsrecht Gebrauch. Ich will mit meinem Anwalt sprechen.«

Dimase und Caruso wechselten einen finsteren Blick.

Die Angelegenheit war noch schlimmer, als sie gedacht hatten.