Maria, Gegenwart
Je mehr sie sich in die Vergangenheit ziehen ließ, umso mehr wurde ihr bewusst, dass auch sie es zugelassen hatte, dass sie einander fremd geworden waren. Nach Athanasios’ Geburt 1979 war ihre Schwiegermutter Hera aus Deutschland zurück nach Kreta gekommen, und sie hatte wirklich damit zu kämpfen gehabt, mit der knorrigen Frau zurechtzukommen. Ihre Mutter Panagiota war sicherlich auch kein Sonnenschein, doch das war normal. Schon allein, dass Hera darauf bestanden hatte, dass der kleine Junge nicht ihren Namen bekam, war vollkommen verwirrend für sie und auch Giorgos gewesen. Giorgos hatte noch nicht einmal ein Wort des Widerspruchs formuliert, denn nach ihrer Rückkehr und der sonderbaren Begegnung, die ihn so wütend hatte werden lassen, war er ihr verändert erschienen. Auch sie hatte seiner Mutter nicht vehement widersprochen, und das hatte dazu geführt, dass sich ein gewisses Machtgefüge im Hause Dalaras etablierte. Natürlich war es gut, die Jungen bei der Yaya zu lassen, um den Aufbau des Unternehmens, für das sie alle so hart arbeiteten, voranzutreiben, aber sie war nie so recht warm mit Hera geworden. Giorgos hatte mehr mit ihr gezankt, als dass er froh zu sein schien, seine Mutter wieder um sich zu haben. Er hatte ihr nie verziehen, dass sie damals das Land verlassen und eines ihrer Kinder zurückgelassen hatte. Sie hatte ihre Entscheidung getroffen, und nur darauf war es ihr angekommen.
Maria stand am Fenster im Wohnzimmer und konnte von dort aus das Meer glitzern sehen. Sie war weit genug weg von den Dalaras, aber ihre Söhne trugen nun eben diesen Nachnamen, und auch ihr Enkel, also war es für immer unmöglich für sie, dem zu entfliehen.
Alle Fäden des Schicksals waren zerrissen, an jenem Tag, als Giorgos beschlossen hatte, Dinge vor ihr geheim zu halten. Dabei wäre es so wichtig gewesen, gemeinsam nach Lösungen zu suchen. War jedoch erst einmal ein Keil zwischen zwei Liebende getrieben, dann blieben Splitter zurück, egal, wie sehr man sich auch bemühte, einander wieder nahezukommen. Sie hatte nie aufgehört, ihn zu lieben. Er war ein außergewöhnlicher Mann gewesen, und Maria war sich sicher, dass niemand seine sensible Seite wirklich gekannt hatte, denn die hatte er nur ihr offenbart.
Nicht selten lagen sie eng aneinandergekuschelt nach dem Liebesspiel im Bett und versuchten herauszufinden, wo der Körper des einen aufhörte und der des anderen begann, denn sie empfanden sich so sehr als Einheit. Haut schien in Haut überzugehen, und das Blut pulsierte im Gleichklang durch ihre Adern. Mit seiner dunklen Stimme flüsterte er ihr leise Weisen ins Ohr, und sie fühlte sich so, als könnte sie das, was er beschrieb, mit all ihren Sinnen erleben: Bilder zeichneten sich vor ihrem inneren Auge ab, Melodien und Geräusche summten in ihren Ohren, sie roch ihn, das Salz des Meeres und die gehaltvolle Luft der Berge, den Mut, die Liebe und die Kraft. Ihre Zunge schmeckte die Süße und Würze, und sie schwebte in seinen Geschichten und Gedichten davon und gelangte in einen Raum, der nur von ihnen beiden betreten werden konnte und ihnen allein gehörte. Hier kam kein Hotel hin, keine Familie, keine Investoren und auch kein greinendes Kind. Hier waren sie Giorgaria – so nannten sie sich spaßeshalber: ein gemeinsamer Name für das, was sie einander waren.
Doch sie schafften es nicht, diese Augenblicke festzuhalten, und verloren sich in den Querelen des Alltags, bis sie sich fremd wurden. Sie sah immer weniger den brennend feurigen Zorro in ihm, sondern einen ewig aggressiven Gockel, der darauf aus war, angehimmelt, geachtet und gefürchtet zu werden. Je nachdem, was situativ passte, oder auch alles auf einmal. Irgendwann war es ihr unmöglich, mit ihm an einem Tisch zu sitzen, denn bereits seine Essgeräusche und die Bewegung seines Kiefers beim Kauen lösten in ihr das Bedürfnis aus, ihn mit einer Pfanne zu erschlagen. Mit ein wenig Glück wäre er dann einfach mit dem Oberkörper auf den Tisch gesackt, und es hätte weder Flecken noch Krümel auf dem hübschen Fliesenboden gegeben. Nichts, was man wegräumen oder putzen musste. Doch natürlich tat sie das nicht. Ihr war nur jede Motivation abhandengekommen, nach ihrem Giorgos zu suchen und den Mann in ihm wiederzufinden, der er damals am Morosini-Brunnen gewesen war und in all den zärtlichen Nächten. Sie wartete nur noch auf den Tag, an dem Panagiotis im Jahr 2000 zum Studieren das Haus verließ, und war danach selbst weg. Irgendwie hoffte sie, Giorgos würde sich durch ihr Handeln besinnen und sich zurückverwandeln von dem bösen, geldgierigen Zwerg, der er geworden war, in den feurigen Helden ihrer jungen Jahre.
Aber weit gefehlt! Er zwängte sich in noch teurere Klamotten, kaufte ein Angeber-Auto nach dem anderen und begann, sich mit Frauen zu umgeben, die kaum älter als seine Söhne waren und nur aus Beinen zu bestehen schienen. Er war bei ihrer Trennung siebenundfünfzig und wirkte mit dem grauschwarzen Haar und seinem gepflegten Oberlippenbart wie ein mondäner Schauspieler. Zudem war er reich – wirklich reich! Das machte es ihm leicht, sich als Lebemann zu inszenieren.
Athanasios – ihr älterer Sohn – kam einmal extra während der Semesterferien von Amerika nach Kreta, um mit ihnen beiden zu reden. »Komm zur Besinnung, Mama«, flehte er, »du weißt doch, dass Papa dich braucht!«
Sie hörte ihm zu. Er glich seinem Vater so sehr. Doch es war zu spät für sie. Giorgos hatte sie schon überall blamiert, denn dass er auf sämtlichen Festen nun mit einer Frau auftauchte, die halb so alt war wie sie und auch nur halb so viel wog, war demütigend. »Glaubst du, er entschuldigt sich bei mir für all das«, sagte sie provokativ und hielt seine Augen mit ihrem Blick fest, als er ausweichen wollte. »Nein! Du glaubst es auch nicht.« Sie legte ihm die Hand auf die Schulter. »Du bist ein guter Junge, und ich rechne dir diesen Versuch wirklich hoch an, doch ich habe bereits mit allem abgeschlossen und die Scheidung beantragt.«
»Mama, bitte tu das nicht.« Athanasios’ Stimme hörte sich nun flehend an. So, als wäre die nur noch durch Papiere zusammengehaltene Ehe auch mit solchen wieder zu kitten, und sollte sie dieses Band tatsächlich durchschneiden, wären all seine Hoffnungen verloren.
»Ich habe es entschieden, mein Kind, und es gibt kein Zurück mehr.«
»Man kann immer umkehren, wenn man sich verirrt hat. Das hast du selbst gesagt.«
Sie erinnerte sich an ihre Worte, die als erzieherische Maßnahme gedient hatten, um die Söhne in ihren Teenagerjahren immer wieder auf den rechten Weg zu bringen. »Alles hat seine Grenzen. Dein Vater und ich … das … das war eben einmal, und nun … nun sind andere Zeiten.« Sie wollte ihm nicht erklären, wie sehr ihr Giorgos’ Verhalten in der Öffentlichkeit Schmerzen bereitete und dass sie sich am liebsten irgendwo in den Bergen in einer einsamen Hütte verkrochen hätte, um den hämischen Blicken zu entgehen.
Ihr Sohn war unverrichteter Dinge nach Harvard zurückgekehrt, denn auch sein Vater war nicht bereit gewesen, nur ein winziges Stück von seinem Standpunkt zu weichen. Nach ihrem Auszug hatte sich die gesamte Sippe berufen gefühlt, familientherapeutische Maßnahmen zu ergreifen – nur Olympia war normal geblieben, denn sie hatte jeden Entwicklungsschritt mitbekommen und hatte daher verstanden, wie Maria empfand.
Sie führte die Kaffeetasse in ihrer Hand zum Mund, nahm einen Schluck und kehrte zurück in die Gegenwart. Sie hatte wie jeden Morgen kurz mit Panagiotis telefoniert, und er hatte ihr in einem Nebensatz berichtet, dass Katharina dabei war, den Glaspalast zu räumen.
Wie es ihrer Nichte wohl damit ging? Maria hatte den Kontakt zum Rest der Familie in den vergangenen Jahren reduziert, denn bevor die Männer gestorben waren, hatte jedes Gespräch zu Giorgos und ihr geführt: »Früher, als du noch an seiner Seite warst, war das so, hat er das so gemacht, war das einfacher oder das besser …« Sie hatte dem nicht standhalten können, denn sie hatte immer den Appell herausgehört, ihm zu vergeben und wieder an seine Seite zurückzukehren. Das Schlimmste daran war gewesen, dass es sie oft an einer empfindlichen Stelle ihrer Seele erwischt hatte und sie irgendwie bereit erschienen war, daran zu glauben, sie selbst sei seine einzige Rettung.
Sie seufzte kellertief, denn genau das hatte sie so oft mit ihren Söhnen durchgekaut, und ihre selbst auferlegte Schuld ließ sich durch nichts vollkommen entfernen. Auch Olympias Tod hätte sie vielleicht aufhalten können. Denn gewiss war die Schwägerin dem Stress erlegen, ein immer erfolgreicheres Unternehmen nun ohne Marias Hilfe zu verwalten und sich gegen den immer verrückter werdenden Giorgos zur Wehr setzen zu müssen. Es war verstörend, sich mit alldem auseinanderzusetzen, und wenn sie es einmal zuließ, verrannte sie sich nur allzu gern darin. Sie war nicht verantwortlich für das, was Giorgos getan hatte. Vielleicht hätte sie ihn durch ihre Liebe bremsen können, doch sie war nicht mehr dazu in der Lage gewesen, dieser Liebe Ausdruck zu verleihen.
Als sie sich im Anschluss an die unschöne Trennung damit befasst hatte, wie sich ein Konflikt entwickelte, war sie auf das Wort »Verhärtung« gestoßen, und genau so war es gewesen: Sie waren wie zwei steinerne Giganten, die immer wieder aneinanderprallten, doch nichts half, um die harte Außenseite aufzubrechen und erneut den weichen Kern zu offenbaren. Das war nicht nur seine Schuld gewesen – auch sie war erstarrt, und wenn die Liebe so verschüttet wurde, lag sie eben bald brach. Liebe war wie eine Pflanze, die man hegen und pflegen musste. Dazu gehörten Gespräche, Momente des gemeinsamen Entspannens und der Freude, die Fähigkeit, Sorgen zu teilen und bei der Wahrheit zu bleiben. Lügen waren Gift für die Liebe und griffen sie an ihren Wurzeln an.
Abrupt drehte sie sich um, und der Kaffee in der Tasse schwappte auf ihre Hand. Sie ging langsam in die Küche, um nichts auf den Boden tropfen zu lassen. Das war ihr schon immer wichtig gewesen: ein sauberes und ordentliches Umfeld. Wie war sie erschrocken, als Giorgos das erste Mal während eines Wutanfalls einen gebrauchten Teller vom Tisch gefegt hatte. Doch auch das hatten sie gemeinsam gemeistert und hatten es als Paar geschafft, Lösungen zu finden. Wenn sie von heute aus ihren Blick rückwärtsgleiten ließ – und das hatte sie schon unfassbar oft getan –, um den Knackpunkt zu finden, dann kam ihr oft jener Moment in den Sinn, als sie mit Athanasios schwanger gewesen war und er diesen Besuch aus der Vergangenheit bekommen hatte, über den er nicht sprechen wollte.
Mittlerweile war sie sich sicher, dass es Nikos Brokalakis gewesen war – sein späterer Komplize. Denn wie sich zu allem Übel herausgestellt hatte, hatte dieser Mann seinen eigenen Vater getötet. Ebenfalls in der Samaria-Schlucht. Sein Vater war einer jener verbrecherischen Verräter des Zweiten Weltkriegs gewesen, und er hatte für seine Taten im Gefängnis gesessen. Warum solche Menschen im Rahmen einer Amnestie wieder auf freien Fuß gesetzt wurden, war Maria noch immer schleierhaft. Der verurteilte Verräter war auf Rache aus gewesen, und wie auf Kreta üblich galt das nach dem Omerta-Prinzip für die ganze Familie.
Giorgos war zu diesem Zeitpunkt bereits allein auf der Insel gewesen. Wie es sich wohl für ihn angefühlt hatte, in Gefahr zu schweben, weil der Vater versucht hatte, seine Landsleute zu schützen, danach unsägliches Leid in einem deutschen KZ hatte ertragen müssen, dann aber in Deutschland lebte? Und Mutter und Bruder waren ebenfalls dorthin gegangen – so als gäbe es die Gräueltaten und die dauernde Schuld der Deutschen nicht mehr.
Jedes Mal, wenn Giorgos davon gesprochen hatte, war das Feuer in seinen Augen entflammt, und sie hatte irgendwann begonnen, das Thema zu meiden, und gewiss lag da der Knackpunkt: Dort, wo man anfing, sein Herz zu verschließen, begann ebenjene Verhärtung und damit der Anfang vom Ende. Hörte das denn nie auf, dass Böses Böses gebar?
Es war müßig, darüber zu sinnieren, denn er war tot, und dieser Tod hatte alles schlimmer gemacht. Sie fühlte sich gefangener denn je in dem Geflecht der Dalaras, und das war schlecht für ihre Psyche. Das sah man an den Situationen in ihrem Alltag, denn mit ihrer Freundin Eirini hatte sie seit dem Eklat in dem Restaurant am Rimondi-Brunnen in der Stadt kein Wort mehr gewechselt. Irgendwie hatte sie das Gefühl, dass niemand so recht begriff, wie sie empfand, und vielleicht bedeutete das, dass sie falschlag und die anderen richtig?
Sie stellte die Tasse auf der hellen Arbeitsfläche ihrer schönen Küche ab und wischte mehrfach mit dem Lappen über die bereits strahlend saubere Oberfläche. Es war eine Übersprungshandlung, dessen war sie sich vollkommen bewusst.
Vielleicht sollte sie mit Katharina reden, sie war schließlich kein Kind mehr und hatte selbst eine gescheiterte Ehe zu verarbeiten, der zwei Söhne entsprungen waren. Zudem war die junge Frau gerade damit beschäftigt, in Giorgos’ Leben zu wühlen. Okay, das klang negativer, als es war, denn Maria wusste, dass ihre eigenen Sprösslinge Katharina die Aufgabe aufgebürdet hatten. Ihre Nichte hatte sich nicht zur Wehr gesetzt, sondern war hinauf ins Gebirge gefahren, um die Sachen ihres Onkels – der irgendwie für den Tod ihres Vaters mit verantwortlich war – auszuräumen. Maria liebte ihre Kinder wirklich sehr, doch das war typisch Mann. Niemand interessierte sich für Katharinas Verfassung. Sie hatte das Haus eingerichtet, und damit war es in ihrer Verantwortung, es zu leeren – damit Athanasios und Panagiotis es gewinnbringend verkaufen konnten. Ein weibliches Familienmitglied bekam die unliebsame Aufgabe übertragen. Sie hoffte, dass ihre Jungs die Frau wenigstens großzügig dafür entlohnen würden, aber es konnte schon sein, dass das anders lief. Sie nahm sich vor, auch hier nachzuhaken und zu verdeutlichen, dass Katharina echt einen Scheiß tun musste! Sie wusste schon, welcher ihrer Jungs bei einer solchen Wortwahl das Gesicht verziehen würde … Ausgerechnet Athanasios hatte da eine empfindliche Seite. Dabei war er selbst gern provokativ, und es machte ihm nichts aus, dass er immer mal wieder andere vor den Kopf stieß. Seine Frau Eva erregte auch gern Aufmerksamkeit, und da sie durch ihr Aussehen, das diverse Operationen auffällig gestaltet hatten, immer wieder Blicke auf sich zog, hatte sie sich eine recht schnoddrige Art zugelegt, mit der sie Kommentaren begegnete. Doch bei seiner Partnerin akzeptierte er, was er bei seiner Mutter kritisierte. Wahrscheinlich musste man sich in seinen Augen mit siebzig distinguierter benehmen.
Die Gesellschaft verlangte viel von den Frauen. Sie mussten sich für die Familie aufopfern, gleichzeitig natürlich auch dafür sorgen, dass genügend Geld da war, und fleißig mitarbeiten. Aber im Ernstfall hatten sie eben auch die Klappe zu halten und den Männern den Vortritt zu überlassen.
Sie spürte schon seit Langem, dass sie müde war. Olympia war für sie wie eine Schwester gewesen – irgendwie sogar noch mehr. Es ließ sich nicht so recht erklären. Die Festlandgriechin hatte frischen Wind in Marias Denken gepustet und ihr geholfen, selbstständiger zu werden und auch ein bisschen freier. In den ersten Jahren nach der Trennung von Giorgos hatte Maria sich schwergetan, den Kontakt zu Olympia so eng zu halten, wie sie es eigentlich gebraucht hätte, denn sie hatte die Frau nicht in einen Loyalitätskonflikt bringen wollen. Sie hatte für Olympia gedacht und es nicht in Erwägung gezogen, ihre Schwägerin selbst entscheiden zu lassen, was für sie möglich war. War das ein allgemeines Frauenthema oder eher ein spezifisches Maria-Problem? Sie waren sich eine viel zu lange Zeit noch nicht einmal begegnet, und Maria wusste heute, dass Olympia sich ihr nicht hatte aufdrängen wollen, da sie eben weiterhin Teil der Familie war. Sie waren beide dumm gewesen und hatten Jahre verschwendet und verloren, doch dann hatten sie es geschafft, den Graben zu überwinden, und sich regelmäßig zum Essen getroffen.
Olympias Tod hatte Maria aus ihrer Umlaufbahn geworfen, und sie hatte sich von dem Verlust ihrer Herzensschwester noch nicht erholt gehabt, als das nächste Unglück über die Familie gekommen war. Sie blickte auf ihre Hand, die noch immer den Lappen sinnlos hin und her bewegte.
Ich fahre hinauf zum Glaspalast und rede dort mit Katharina. Ihr war sofort bewusst, wie übergriffig dies war. Sie hatte seit Jahren keinen Kontakt zu ihrer Nichte gehabt, da war es wohl wenig ratsam, unangekündigt vor der Tür zu stehen – und das noch nicht einmal im eigenen Zuhause.
Sie ging zum Sideboard im Flur, denn dort vermutete sie ihr Mobiltelefon, fand es auf der Ablage und scrollte im Kontaktverzeichnis nach Katharinas Nummer. »Jetzt oder nie«, murmelte sie und tippte auf das Anrufen-Zeichen.