Nachwort

Von 1669 bis 1898 stand Kreta unter türkischer Besatzung. Die Bewohner der Insel mussten Grausamkeiten und Unterjochung ertragen. Unter anderem wurde die sogenannte Kopfsteuer auf Christen eingeführt: Wer nicht zum muslimischen Glauben konvertierte, der wurde enthauptet. Viele Menschen verließen die Insel oder wurden zu Freiheitskämpfern – den sogenannten Andarten –, die sich in den zahlreichen Höhlen der kretischen Gebirge verbargen oder sich in den Klöstern sammelten, um von dort aus ihre Aktionen zu planen.

Um 1770 wurden die Widerständler von dem Freiheitskämpfer Daskalogiannis angeführt, der dann die Russen – die sich im Krieg gegen die Türken befanden – um Hilfe gegen die Besatzer bat. Doch der türkische Sultan lockte den Anführer heimtückisch zu Verhandlungen nach Irakleio und ließ ihn dann dort öffentlich bei lebendigem Leib häuten.

Im Oktober 1823 suchten rund dreihundertsiebzig Frauen und Kinder und dreißig Freiheitskämpfer in der Gerontospilios-Höhle in Melidoni Schutz vor den osmanischen Besatzern. Im Januar 1824 entzündeten die Türken rauchhaltiges Feuer am Höhleneingang und töteten die Menschen durch Ersticken.

Betritt man die historische Höhle mit einem der ältesten Tropfsteinvorkommen Europas heute, kommt man in die sogenannte Halle der Helden, in der sich in einer Grabstätte Gebeine der Getöteten befinden.

Doch diese Tragödie war nicht die einzige des furchtbaren Krieges, der mehr als zweihundert Jahre andauerte.

Am 8. November 1866 kam es zur Katastrophe von Arkadi: Freiheitskämpfer, der Abt, Mönche sowie Frauen und Kinder starben, weil die Menschen die Entscheidung getroffen hatten, sich lieber selbst in die Luft zu sprengen, als in die Hände der zahlenmäßig überlegenen Türken zu fallen. Der 8. November wurde daher zum Nationalfeiertag erklärt. Noch heute kann man Einschusslöcher in der Mauer des Klosters sehen.

Die Andarten haben eine lange Tradition auf Kreta und spielten auch im Zweiten Weltkrieg eine große Rolle im Widerstand gegen die deutsche Wehrmacht. Die Geschichte von Elonidas Dalaras und Ioannis Miserakis ist daher genau so denkbar.

 

Noch zwei interessante Anmerkungen seien mir gestattet: Es ist in Griechenland – und vor allem auf Kreta – Tradition, die Kinder nach den Großeltern zu benennen, was nicht selten dazu führt, dass es in einer Familie mehrere Michalis, Manolis, Giorgos oder Garyfallias gibt. Im Buch habe ich manchen Charakteren daher Spitznamen gegeben, wie Litsa bei der ersten Garyfallia oder bei Heras Mutter Aelia die Verkleinerungsform Aeliaki für »kleine Aelia«.

So komme ich auch zur zweiten Anmerkung. Auf Kreta enden fast alle Nachnamen bei den Männern auf -akis und bei den Frauen auf -aki. Dies ist ein Überbleibsel der türkischen Besatzung, denn die Osmanen nutzten die Verkleinerungsform bewusst, um den Bewohnern der Insel ihre Machtlosigkeit zu verdeutlichen. Auch nach dem Abzug der Besatzer blieb die Namensgebung erhalten. Tatsächlich ist es auch eher üblich, dass Frauen ihren Nachnamen behalten. Hier im Buch ist das bei Katharina und Maria so, Hera und Olympia heißen Dalara – wie ihre Männer.

Der Fall rund um den Personalchef der Oneiro-Hotelanlage wird in Unerbittliches Kreta umfassend behandelt und aufgeklärt. Daher gehe ich hier nicht intensiver auf die Einzelheiten ein. Kommissar Hyeronimos Galavakis ermittelt auf der Insel und taucht auch im Gespräch mit Olympia Dalara auf.