Der Schlüssel der Träume

Meine Freundinnen waren alle zu gelähmt gewesen, um sich zu treffen, aber am Montagabend ging ich endlich zu Katrin, die am Union Square arbeitete.

»Es sah so dicht dran aus am Dienstag«, sagte sie. »Wir hatten alle solche Angst.«

Ihr taten die Arme weh: Sie hatte am Abend vorher sieben Stunden lang freiwillig bei der Heilsarmee geholfen. »Wendy und ich haben Kartons geschleppt und Pakete für die Feuerwehrleute zusammengestellt. Ich hab gestern Nacht mehr Minimuffins eingepackt, als ich je in meinem Leben sehen wollte. Aber es war schön, die müden Knochen zu spüren, weil man irgendwas tut, anstatt sich nur so hilflos und schlafwandlerisch zu fühlen.«

»Verstehe ich sehr gut. Wie hast du denn in den letzten Tagen geträumt?«

»Ich kann mich an keine Träume erinnern«, sagte sie. »Ich hatte ja nur ab und zu ein paar Stündchen Schlaf. Ist auch wahrscheinlich ganz gut, dass ich mich an nichts erinnere. Und was ist mit dir?«

»Totaler Eskapismus: ein Haus voller schlafender Kätzchen. Und Träume im National-Geographic-Stil: ›Wunderschöner Kontinent Afrika‹. ›Wunderschöne Inselwelt der Aleuten‹. Und dann wache ich auf und befinde mich in einem Alptraum.«

»Ja. Diese Träume sollte mal jemand katalogisieren.«

Wir gingen mit ihrer Mitbewohnerin Wendy und Wendys Freund Todd ins Benny’s Burritos im West Village. Die Bedienung war hier – wie überall in dieser Woche – gespenstisch nett.

»Könnten Sie irgendetwas wegen dieses Gemäldes unternehmen?«, fragten wir. Genau über unserem Tisch hing eine riesige Leinwand mit einer nächtlichen Stadt darauf und einem dicht über sie hinwegfliegenden Flugzeug, das mit seiner stumpfen Nase direkt aufs Publikum zielte.

Der Kellner machte ein betretenes Gesicht. »Wir haben darüber gestern schon mit dem Geschäftsführer gesprochen.«