656. Alphonse Mucha, 1860-1939, Tscheche.

Plakat zur Unterstützung der Ausstellung des

Salon des Cents in der Hall de la Plume, 1896.

Lithographie mit Farbpartien, 64 x 43 cm.

Mucha Museum, Prag. Jugendstil.

 

 

Alfons Mucha

(Ivancice, 1860 - Prag, 1939)

 

Alfons Mucha wurde am 14. Juli 1860 in Ivancice geboren. Während Mucha für seinen Lebensunterhalt in einem Büro arbeitete, ließ er seiner Zeichenleidenschaft freien Lauf. Im Jahr 1879 bekam er eine Anstellung als Bühnendekorateur bei der Firma Kautsky-Brioschi-Burghardt. Mucha ging daraufhin in die Kleinstadt Mikulov, wo er dem ersten der beiden für seine Karriere sehr wichtigen Gönner begegnete. Graf Karl Khuen war ein reicher Landbesitzer, der Mucha damit beauftragte, Fresken für den Speisesaal des Schlosses Emmahof zu entwerfen. Muchas (niemals aufgegebener) Ehrgeiz, großformatige dekorative Bilder zu malen, entsprang dieser ersten Erfahrung der Arbeit an Wandgemälden.

Nach seiner Ankunft in Paris im Jahr 1888 schrieb sich Mucha in der Académie Julian ein, wo er Bekanntschaft mit Sérusier, Vuillard, Bonnard, Denis und anderen Künstlern der Nabis-Gruppe machte. Muchas Stil wurde vom Symbolismus und dem in der zweiten Hälfte der 1880er Jahre in Pariser Literaten- und Künstlerkreisen verbreiteten Mystizismus stark beeinflusst. Der Jugendstil explodierte geradezu in Paris im Jahr 1895. Das Jahr, in dem Guimard Castel Béranger erbaute und Siegfried Bing sein Geschäft eröffnete, hatte mit Muchas Plakat von Sarah Bernhardt in der Rolle der Gismonda in den Straßen von Paris begonnen. Die enorme Beliebtheit dieses Theaterplakats beförderte Mucha umgehend an die Spitze der Pariser Kunstwelt und brachte ihm in Form eines sechsjährigen Vertrags mit Sarah Bernhardt auch finanzielle Sicherheit. Mucha produzierte im Verlauf der folgenden vier Jahre eine ganze Reihe Aufmerksamkeit heischender Plakate (La Dame aux Camélias, Médée, La Tosca und Hamlet).

Seine erfolgreiche Arbeit für Sarah Bernhardt verschaffte Mucha zahlreiche weitere Aufträge für Plakate. Er kreierte einen sofort identifizierbaren und idealisierten Frauentypus, den er in Anzeigen für Bier, Seife, Fahrräder und Zigarettenpapier einsetzte. Diese Figur hatte etwas von der fleischlichen Fröhlichkeit der hedonistischen Blondinen und Rothaarigen von Chérets, deren üppige Silhouetten aus strengen Korsetts erscheinen. Darüber hinaus verarbeitete Mucha die morbide Melancholie und Vornehmheit der präraffaelitischen Musen sowie die gefährliche Anziehungskraft der Femme Fatale des Fin de Siecle. Gegen Ende der 1890er Jahre wandte Mucha seinen außerordentlichen Einfallsreichtum auf die angewandte Kunst an. Er konnte Möbel und Innenausstattung ebenso kompetent entwerfen wie Schmuck, Keksdosen und Ladenfenster.

Seine Pariser Karriere erlebte mit den hektischen Vorbereitungen auf die Weltausstellung des Jahres 1900 ihren Höhepunkt.

Im Jahr 1906 reiste Mucha in der Hoffnung auf neue, lukrative Porträtaufträge in die Vereinigten Staaten. Mucha starb 1939.