842. Henri Laurens, 1885-1954, Franzose.

Flachrelief, 1928. Terrakotta bemalt, Höhe: 93 cm.

Lille métropole musée dArt moderne, dArt contemporain

et dArt brut, Villeneuve d Ascq. Kubismus.

 

 

Henri Laurens

(Paris, 1885-1954)

 

Henri Laurens war einer der ersten Bildhauer, der die Innovationen des Kubismus nutzte und entwickelte. Wie so viele bildhauerische Werke Anfang des 20. Jahrhunderts standen seine frühen Werke ganz unter dem Einfluss von Rodin. Er wandte sich ursprünglich der französisch-romanischen und gotischen Skulptur zu, um dem allgegenwärtigen Pathos von Rodin zu entfliehen. Im Jahr 1911, als der analytische Kubismus dem synthetischen Kubismus und somit der Einführung der Collage Platz machte, entwickelte sich jedoch eine enge Freundschaft mit Georges Braque, die ihm einen effektiveren Weg nach vorn bot. Da eines seiner Beine 1909 amputiert werden musste, war Laurens vom Militärdienst, der Braques Karriere unterbrach, befreit. Während des Ersten Weltkriegs drückte er seine neu entdeckten kubistischen Ideen in einer Serie von Skulpturen mit dem Titel Konstruktionen aus, die aus Holz und mehrfarbigem Gips bestanden und in denen er typisch kubistische Themen wie fragmentierte Akte und Stillleben der Atelier-Unordnung (Flasche und Glas, 1917 und Gitarre, 1917/1918) erforschte. Zu jenem Zeitpunkt wurde Laurens neben Picasso, Braque, Gris und Léger von dem Kunsthändler Léonce Rosenberg präsentiert. Wie die meisten dieser Künstler, setzte er sich bei Kriegsende von Rosenberg ab und wechselte für eine Weile zum Kunsthändler Daniel-Henry Kahnweiler. Ein Zeichen von Laurens Erfolg und Anerkennung war ein Auftrag vom russischen Impresario Serge Diaghilev im Jahr 1924, die Bühnenbilder für das Ballett Le Train bleu zu entwerfen. Das Ballett, das sich an einem Strand in Südfrankreich abspielte, kombinierte die Musik von Darius Milhaud mit Kostümen von Coco Chanel und einem Vorhang von Picasso. Um die Mitte der 20er Jahre bewegte sich Laurens von der Eckigkeit seines kubistischen Stils ab und eignete sich einen weicheren, sinnlicheren und organischeren Stil an, dessen Thema der weibliche Akt war.